Titel: | Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LV., S. 249 |
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LV.
Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen
Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867.
Nach einem Berichte des GrafenTh. du Moncel in den
Études sur l'exposition de
1867 par M.Eug. Lacroix (4. fascicule p. 364) im Auszuge frei bearbeitet.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen
Industrie-Ausstellung zu Paris.
I. Allgemeines.
Die äußerst rasche Entwickelung, welche der elektrischen Telegraphie vom Jahre 1837
an bis zu dem Beginn des gegenwärtigen Jahrzehntes zu Theil wurde, läßt uns
erkennen, daß die eigentlichen Fortschritte auf diesem Gebiete in der neuesten Zeit
nur auf Verbesserungen und Vervollkommnungen der bekannten Systeme und der zu diesen
gehörenden Organe sich beziehen können. Der uns vorliegende Bericht zeigt auch in
der That – was wir auch aus anderen Mittheilungen über den in Rede stehenden
Gegenstand theilweise bereits schon ersehen konnten –, daß nur Weniges auf
der gegenwärtigen Ausstellung vorgeführt wurde, was nicht schon die vorausgegangenen
Ausstellungen der Jahre 1851, 1854, 1855 und 1862 zur Kenntniß gebracht haben, und
daß selbst jenes, in soweit dasselbe lediglich der Telegraphie angehört, bloß die
Verbesserung bekannter Constructionen zum Gegenstande hat.
Um die Uebersicht zu erleichtern, betrachten wir die Hauptbestandtheile eines jeden
Telegraphen gesondert von einander; wir gehen daher in der folgenden Ordnung die
vorliegenden Verbesserungen durch, und zwar:
1) eigentliche Telegraphensysteme;
2) Anordnung der Leitung nebst den zugehörigen Organen;
3) Rheomotoren oder Stromquellen.
Hieran reihen sich sodann die für die Einrichtung von Telegraphenstationen noch
besonders nothwendigen Nebenbestandtheile, sowie endlich die Betrachtung einiger
Anwendungen der Telegraphie für besondere Zwecke. Auf diese verschiedenen Fragen
gehen wir jedoch nicht weiter ein, als sich bei den vorliegenden Besprechungen
hierfür Gelegenheit darbietet.
II. Telegraphen-Systeme.
Bekanntlich unterscheiden wir gegenwärtig ohne Rücksicht auf die dabei benutzte
Stromquelle die folgenden Systeme elektrischer Telegraphen: 1) Nadel-Telegraphen (télégraphes
à aiguilles, needles telegraphs); 2) Zeiger-Telegraphen (télégraphes à cadran, dial
telegraphs); 3) Zeichen-, Schreib- oder
Druck-Telegraphen (télégraphes
écrivants, telegraphs marking); 4) elektrochemische Druck-,
Zeichen- oder Schreib-Telegraphen (télégraphes électro-chimiques,
electro-chemical telegraphs); 5) Typendruck-Telegraphen (télégraphes imprimeurs, printing
telegraphs); 6) Copir- oder autographische Telegraphen (télégraphes autographiques, telegraphs
copying); 7) akustische Telegraphen und telephonische Apparate (télégraphes auditifs, acoustic
telegraphs). – Daß die sogen. Schreib- oder
Zeichen-Telegraphen sich einmal hinsichtlich der Beschaffenheit der Marken,
welche sie reproduciren (nämlich farblose oder schwarze Schrift), dann bezüglich der
Operationen des Telegraphirens (mittelst des gewöhnlichen Tasters oder auf
automatischem Wege) von einander unterscheiden können, ist ohnehin bekannt; es
erscheint aber deßhalb nicht nothwendig, eigene Classen von Schreibapparaten zu
unterscheiden, da der Grundtypus bei allen diesen Systemen der amerikanische oder
Morse'sche Telegraph ist. Eben so wenig halten wir es
für nothwendig, die submarinen oder Untersee-Telegraphen einer eigenen Classe
zuzutheilen, da bei diesen die Anordnung der Leitung, sowie die des Zeichengebers
den wesentlichen Unterschied den gewöhnlichen Telegraphen gegenüber ausmachen.
– Von den eben genannten Telegraphen-Systemen haben die
elektrochemischen (im eigentlichen Sinne dieses Ausdruckes) keine weitere
Aufmerksamkeit erregt; das bei denselben zu Grunde gelegte Princip findet jedoch bei
den Copir-Telegraphen wieder zum Theile seine Anwendung. Die akustischen
Telegraphen im engeren Sinne scheinen nach den uns vorliegenden Berichten eine
weitere Fortbildung in den letzten Jahren nicht gefunden zu haben.Man vergl. Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1013.
Nadel-Telegraphen. – Dieses System (dessen
Ursprung wir füglich auf das Jahr 1820 zurückversetzen dürfen, wenn gleich dasselbe
erst später durch Schilling, Gauß, Steinheil und Wheatstone seine eigentliche Ausbildung erlangt hat)Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 834., ist überall bereits schon aufgegeben und findet nur noch auf einigen
englischen Linien für Eisenbahnzwecke u. dgl. seine Anwendung. In der gegenwärtigen
Ausstellung ist dasselbe
trotzdem durch zwei Apparate, von denen der eine von Naple in Namur, der andere von Leopolder in
Wien herrührt, dann durch einen Signalapparat vertreten, wie solche zur Sicherung
gegen Gefahr auf englischen Eisenbahnen zur Anwendung kommen. „Neues
enthalten diese Apparate in ihrer Construction nicht.“ –
Obgleich die Nadel-Telegraphen manche wesentliche Uebelstände an sich tragen,
so können dieselben dennoch, namentlich ihrer großen Einfachheit wegen, nicht ganz
verworfen werden; nach den Untersuchungen von Bright
beträgt im Mittel die Signalisirungsgeschwindigkeit mittelst des
Doppelnadel-Telegraphen 24,3 Worte per Minute,
während unter den gleichen Umständen mittelst des Morse'schen Telegraphen 26,5 Worte per Minute
befördert werden konnten. Daß dieses System bei dem transatlantischen Telegraphen
(unseres Wissens) auch bis jetzt noch nicht entbehrlich geworden ist, muß besonders
hervorgehoben werden.
Zeiger-Telegraphen. – Von den sehr
zahlreichen Apparaten dieses Systemes, welche in der Ausstellung figuriren, und von
denen manche, wie der magneto-elektrische Zeiger-Telegraph von Siemens und Halske, dann der
Apparat von Bréguet, ohnehin schon bekannt sind,
andere aber, wie der Apparat von Hipp, eine nähere
Einsicht nicht gestatten, werden in unserer Quelle bloß einige hervorgehoben, die
jedoch in ihren Constructionsprincipien auch wenig Neues darbieten. Hierher gehören
zunächst die Apparate von Guillot und Gatget (in der Ausstellung von Bréguet), deren Anordnung an den neuesten Zeiger-Telegraphen
von Wheatstone
Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1365; polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 117. erinnern soll. Die Kurbel ist wie bei diesem Apparate an einer verticalen
Achse angebracht, welche eine aus zwei Sectoren gebildete, sehr breite Armatur
trägt; letztere kann über die Polflächen von vier geraden Elektromagneten, welche zu
je zwei an den Polflächen eines permanenten Hufeisen-Elektromagnetes in der
Art angeschraubt sind, daß ihre oberen Enden eine quadratische Fläche bilden,
abwechslungsweise in zwei rechtwinkelig zu einander stehenden Lagen gedreht werden,
so daß also bei fortgesetzter Drehung discontinuirliche Ströme von wechselnder
Richtung (und Stärke) in andauernder Weise zu Stande kommen. Die vier Ströme wirken
daher (also wie bei schon bekannten Apparaten) in continuirlicher Weise auf den
Elektromagneten des Recepteurs, ohne daß hierfür ein Commutator oder ein
Stromunterbrecher nöthig wäre. Mittelst eines eigenthümlichen Ausschalters kann die
Communication mit der Linie unterbrochen oder hergestellt werden. Bei dem Recepteur, dessen Mechanismus
von dem des Bréguet'schen
Eisenbahn-Telegraphen nicht verschieden seyn soll, wird die Zeigerwelle
mittelst eines magnetisch polarisirten Ankers in Drehung versetzt, der zwischen den
Polflächen zweier Elektromagnete oscilliren muß. – Dieser
Zeiger-Telegraph, von der Compagnie der Orleans-Bahn adoptirt, soll
bezüglich der Sicherheit und Geschwindigkeit der Transmission der Depeschen sich
sehr vortheilhaft von den bekannten Zeiger-Telegraphen auszeichnen.
Bei dem (in der Ausstellung von Digney befindlichen)
Apparate von Chambrier ist die Art und Weise, wie durch
die Anordnung des Manipulators die Unsicherheit des Signalisirens beseitigt werden
kann, besonders hervorzuheben; die Kurbel kann hier ohne Störung nach Bedürfniß
vor- oder rückwärts gedreht werden, um auf dem kürzesten Wege zu dem einen
oder dem anderen Buchstaben zu gelangen. Zu diesem Zwecke trägt das Zifferblatt des
Manipulators vor jeder einem Buchstaben correspondirenden Kerbe einen isolirten
Doppelcontact, mit welchem zwei an der Kurbel angebrachte Federn in Verbindung
gebracht werden, wenn die Kurbel in die eine oder die andere Kerbe eingesetzt wird.
In Folge dieses Contactes wird eine Localkette geschlossen, welche auf
elektromagnetischem Wege die Auslösung eines Uhrwerkes bewirkt, das ein Kammrad
sodann in Bewegung versetzt; dieses Kammrad stellt mittelst eines Stiftes die
Contacte für den Telegraphirstrom her, wodurch sodann der Recepteur in Thätigkeit
versetzt werden kann, und wenn dann ein an der Achse der Kurbel angebrachter Zeiger
mit dem Griffe der letzteren coincidirt, so kann das Signalisiren fortgesetzt
werden. – Neben den Apparaten von Chambrier,
welche auf den Linien der französischen Ostbahnen eingeführt seyn sollen, werden
noch die belgischen Zeigerapparate von Naple in Namur
besonders hervorgehoben, bei welchen der Manipulator in einem Tasterwerke besteht,
und wobei bei der einen Art durch ein Triebwerk, bei der anderen auf directem
elektromagnetischem Wege der Zeiger in Thätigkeit gesetzt wird; letztere sollen
durch ihre große Einfachheit sich auszeichnen.
Schreib-Apparate. – Unter den
Schreib-Apparaten der Ausstellung befinden sich sowohl solche der älteren
Anordnung mit trockener Spitze, als auch Morse'sche
Telegraphen mit schwarzer Schrift; da jene gegenwärtig wohl ganz und gar außer
Gebrauch gesetzt sind, so kann nur das letztere System bei dieser Gelegenheit in
soweit einiges Interesse darbieten, als wir hierin die neuesten Verbesserungen
repräsentirt sehen. Zu diesen gehört zunächst das von Thomas John verbesserte System,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 952.
von welchem Bréguet einen Apparat ausgestellt hat; bei diesem
ist das kleine Rädchen, welches statt der Spitze die Eindrücke in das Papier zu
machen hat, wie bei der John'schen Anordnung, an dem Ende
des Ankerhebels des Elektromagnetes angebracht, jedoch wird dasselbe von einer mit
Flanell überzogenen Farbenwalze während der Thätigkeit des Apparates beständig mit
Tinte versehen. – Der von Digney, Baudoin und Siemens seiner Zeit angeordnete Schwarzschreiber für
continentale Stationen, transportable Zwecke und unterseeische TelegraphenAllgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 953. findet sich in verbesserter Form in verschiedenen Exemplaren und von
verschiedenen Ausstellern vor.
Die von Digney vorgenommenen Verbesserungen sind in Fig. 1 und 2 dargestellt,
und lassen nur sehr geringe Abänderungen des (a. a. O. beschriebenen) früheren
Apparates erkennen. Da die Functionen der einzelnen Organe, nämlich 1) die des
Elektromagnetes B, B mit der zugehörigen Armatur, welche
in dem um O drehbaren Ankerhebel besteht, 2) die des
Uhrwerkes mit den Räderumsetzungen R, R', r etc. bekannt
sind, und ebenso der Zweck aller einzelnen Bestandtheile nach den schon vielfach
beschriebenen Morse'schen Schreib-Telegraphen
leicht verständlich gemacht werden kann, so mag es ausreichen, die Beschreibung des
in Rede stehenden Digney'schen Schwarzschreibers nur in
Kürze zu geben. Es bedeutet nämlich a das eigentliche
Markirrädchen (la molette), welches die trockene
Stahlspitze der alten Apparate ersetzt, und das – nebenbei gesagt – um
eine eigene Achse drehbar ist und eine solche Drehung nur dann annimmt, wenn der
mittelst des Triebwerkes vorübergezogene Papierstreifen g, i,
e der dasselbe berührt, diese Bewegung veranlaßt; hierbei wird dieses
Rädchen a gegen die mit Druckerschwärze bestrichene
Walze t gedrückt, wenn der Anker V, V' gegen die Polflächen des Elektromagnetes B,
B angezogen, also der um O drehbare Ankerhebel
Y, O, v in seine Arbeitslage versetzt wird;
nothwendig muß also hierbei das mit Schwärze benetzte Markirrädchen a während seiner Umdrehung auf den Papierstreifen, durch
welchen es selbst in Drehung versetzt wird, schwarze Marken eindrücken, welche
bekanntlich entweder in Punkten oder Strichen bestehen, je nachdem der Ankerhebel
O, v während eines Momentes oder während längerer
Dauer in seiner Arbeitstage erhalten wird. Hierin liegt nun der wesentliche
Unterschied zwischen dem John-Digney'schen
Schwarzschreiber mit Markirrädchen und dem früheren Morse'schen Schreibapparate. Da ein sehr schwacher Druck des Hebelendes v von unten nach oben ausreicht, um das Markirrädchen
a mit der Imprägnirwalze in Berührung zu bringen, und da
die von dem Rädchen auf dem Papier hinterlassenen Marken nicht in dieses eingedrückt
zu werden brauchen, um deutlich zu erscheinen, so reicht unter den meisten Umständen
die Stärke des Telegraphirstromes aus, der bei den früheren Morse'schen Apparaten bloß das Relais in Thätigkeit zu versetzen hatte, um
unmittelbar mit dem Schreibapparate ohne Localbatterie sicher signalisiren zu
können. Es muß daher hier besonders hervorgehoben werden, daß die neuen
Schwarzschreiber – und vermuthlich alle Morse'schen Schreibapparate mit farbiger Schrift – nicht bloß den Zweck
haben, deutliche und unveränderbare telegraphische Schriftlichen in sicherer Weise
hervorzubringen, sondern auch das Relais und mithin auch die Localbatterie ganz
überflüssig zu machen. Bei den uns bekannt gewordenen Telegraphenstationen ist das
Relais etc. seit mehreren Jahren deßhalb auch nicht mehr in Anwendung. Die
Druckwalze t befindet sich an dem um die Achse x drehbaren Hebel, mittelst welchem sie verschoben und
adjustirt werden kann, und die selbst, wie aus Fig. 2 ersichtlich ist,
mittelst des Triebwerkes gedreht wird; der Papierstreifen e geht, nach, dem er die Papierrolle G
verlassen und seine Führung bei g und an der Walze i erhalten hat, zwischen den Rollen q und P, von welchen die
eine durch das Uhrwerk in Drehung versetzt wird, vorwärts, um in regelmäßiger Weise
abgewickelt zu werden; mittelst der Schraube Z, die auf
eine Feder der oberen Rolle drückt, wird diese in ihrer sicheren Lage erhalten,
während in dem Falle, wo der Apparat als Translator zu wirken hat, mittelst des um
Q drehbaren Hebels Q, Q',
q' die obere Papierwalze gehoben werden kann. Daß mittelst der Schraube F die Gegenfeder E des
Ankerhebels O, v regulirt werden kann, daß ferner
mittelst des Armes J, J' das Uhrwerk arretirt oder
ausgelöst, und daß endlich letzteres, das mittelst einer starken Feder in Bewegung
versetzt wird, mittelst des Schlüssels d, d' aufgezogen
werden kann, ist ohnehin aus den Abbildungen ersichtlich. Bemerkt mag noch werden,
daß mittelst der rückwärtigen Verlängerung Y des
Ankerhebels und der beiden Contactschrauben m, n, welche
isolirt von einander an der metallenen Säule I', p'
angebracht sind, der Schreibapparat an Haupt- und Endstationen als Translator
benutzt werden kann.
Aehnliche, nämlich Schreibapparate nach dem Systeme von John,
Digney u.s.w. sind mit einigen Abänderungen von Sacco in Turin, Poggioli in Florenz, Vinay u.a. ausgestellt.
Unter den Apparaten, bei welchen der trockene Schreibstift durch ein anderes Organ
für gefärbte oder schwarze Schrift ersetzt ist, hebt unsere Quelle bloß den
Schreib-Telegraphen von Cacheleux mit Reißfedern
und den Hermann'schen Telegraphen mit Capillarröhre zum Ersatze
des Schreibstiftes und zwar diesen als eine wesentliche Vervollkommnung hervor; den
Schreib-Telegraphen von Hermann haben wir bereits
schon früher vorgeführt,Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
469. während jener in unseren Quellen nicht näher beschrieben wird.
Zu den besonderen Anordnungen, welche sich in der Ausstellung von
Schreib-Telegraphen befinden, gehören unter den bekannten Systemen noch jene,
bei denen die elektrodynamischen Spiralen aus verschiedenen Spulen zusammengesetzt
sind, so daß man nach Bedürfniß durch verschiedenartige Kombination der einzelnen
Spulen den Widerstand in der Spirale vergrößern oder verkleinern kann, oder wie der
Verfasser sich ausdrückt, die Spirale nach Intensität oder nach Quantität zu ändern
im Stande ist: Anordnungen, deren Zweckmäßigkeit für den telegraphischen Gebrauch
man wohl in Frage stellen darf.
Unter den automatischen Schreibtelegraphen, welche in der Ausstellung sich vorfinden,
werden in unserer Quelle die von Siemens und Halske,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 365; ausführlich im polytechn.
Journal Bd. CLXXI S. 48.
Wheatstone
Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 959; polytechn. Journal Bd. CLI S. 418. und Digney als besonders interessant
hervorgehoben. Der Apparat von Digney zeichnet sich
besonders durch seine Einfachheit aus; durch den Perforator werden auf dem
Papierstreifen die langen und kurzen Löcher ausgeschnitten, welche den
telegraphischen Schriftlichen entsprechen, der automatisch wirkende Manipulator oder
Transmetteur wird durch ein Uhrwerk in Thätigkeit versetzt, das zugleich für den
Recepteur – dem schon beschriebenen Schwarzschreiber – den
Papierstreifen beim Empfange von Depeschen abzuwickeln hat. Diese Anordnung soll
keine besonderen Schwierigkeiten veranlassen, weil es ausreiche, den durchbohrten
Papierstreifen durch eine Feder anzudrücken und durch die Stöße dieser Feder einen
Stromunterbrecher in Thätigkeit zu versetzen, der harmonirend mit den Strichen und
Punkten, die unter dem Transmetteur vorübergehen, die längeren oder kürzeren
Schließungen des Telegraphirstromes zu bewirken hat.
Unter den weiteren Ausstellungsobjecten dieser Art seyen noch erwähnt die Apparate
von Siemens und Halske für
Unterseeleitungen,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1065. die Schreibapparate mit doppelten Marken von Glösener und Morénès, der Morse'sche Schlüssel mit Quecksilbercontact von Siemens
in der englischen
Ausstellung, ein Morse'scher Schlüssel von Lacoine zum Entladen der Linie nach jedem Signale,
endlich die Einrichtung von Sortais zum automatischen
Auslösen und Arretiren des Uhrwerkes an dem Morse'schen
Recepteur.
Auch die militärischen Zwecke sind bezüglich der elektrischen Telegraphie auf der
Ausstellung vertreten. Daß für diese Zwecke unter den bekannten Telegraphensystemen
aus wohl erwogenen Gründen vorläufig nur der Morse'sche Apparat mit farbiger Schrift vorgeschlagen
werden kann, wird wohl jeder Sachkundige als gerechtfertigt ansehen. Für
Feldtelegraphen hat man, wegen der schwierigen Umstände, unter denen dieselben
benutzt werden müssen, unter Anderen besonders darauf
Bedacht zu nehmen, daß der Rheomotor auf die möglich einfachste Form zurückgeführt
werde. Ein ganz compendiöser und leicht tragbarer magneto-elektrischer
Manipulator reicht aus, um das bekannte polarisirte Relais von Siemens und Halske
Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 923. in gesicherte Thätigkeit zu bringen und mittelst derselben Stromquelle die
Localbatterie am Recepteur zu ersetzen, wenn man die Functionen des letzteren nicht
schon von vornherein durch das Relais verrichten lassen will. Will man das System
ganz wie bei den Morse'schen Apparaten beibehalten, so
kann man eine kleine Batterie, aus etwa vier Elementen der Marié-Davy'schen Kette oder dgl. zusammengesetzt, wählen;
nur ist es dann nothwendig, entweder den ganzen Inductionstelegraphen von Siemens und Halske, dessen
Einrichtung übrigens äußerst einfach ist, für die Ingangsetzung des Morse'schen Schreibapparates in Anwendung zu bringen,
oder einen Commutator als Taster zu wählen, der die Transmission von Strömen mit
wechselnder Richtung gestattet; auch hier kann das Relais sogleich als Recepteur
benutzt werden.
Die Militärtelegraphen der gegenwärtigen Ausstellung
gehören auch, in so weit dieß unsere vorliegenden Quellen erkennen lassen,
ausschließlich den eben genannten Systemen an. So findet sich in der
österreichischen Abtheilung ein von Marcus construirter,
äußerst einfacher und sinnreich ausgestatteter magneto-elektrischer Morse'scher Telegraph. Bei dem von der französischen
Administration ausgestellten Militärtelegraphen ist der Morse'sche Schwarzschreiber in seiner gewöhnlichen Einrichtung
beibehalten, nur bestehen der Compendiosität wegen alle nicht magnetischen
metallenen Constructionstheile aus Aluminium. – Digney wählte bei seinem Apparate direct das Siemens'sche Relais, welches hierbei zugleich so angeordnet ist, daß es
die Stelle des Recepteurs unmittelbar vertritt; man kann bei demselben entweder eine Volta'sche Batterie mit geeignetem Taster etc. oder einen
magneto-elektrischen Manipulator benutzen. Aehnliche Apparate für
militärische Zwecke sollen auch in der preußischen und englischen Abtheilung der
Firma Siemens etc. sich befinden.
Typendruck-Telegraphen. – Dieses
Telegraphensystem hat sich wohl neben dem später zu erwähnenden die ganz besondere
Aufmerksamkeit erworben; 7 Apparate dieses Systemes befinden sich in der
französischen, 1 in der spanischen und 1 in der preußischen Ausstellung, von denen
zwei, nämlich die Apparate von Hughes und d'Arlincourt bereits in größerem Maaßstabe in der Praxis
eingeführt sind.
Seit der Erfindung dieses Telegraphensystemes, welcheAllgemein Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 965. auf das Jahr 1837 zurückdatirt werden darf, und von der bis jetzt noch nicht
mit Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, ob sie amerikanischen (Morse und A. Vail) oder
englischen (Wheatstone) Ursprungs sey, sind bekanntlich
die mannichfachsten Anordnungen und Verbesserungen vorgeführt worden, ohne daß es
möglich war, einem oder dem anderen der so sinnreichen Vorschläge auf längere Dauer
in der Praxis den Eingang zu verschaffen; die verhältnißmäßig geringe die
Complicirtheit der Anordnung selbst, namentlich aber die Unsicherheit, in den
gewöhnlichen Leitungen einen vollkommen synchronistischen Gang für zwei
correspondirende Stationen mittelst derselben herzustellen, waren nächst anderen
Umständen, welche sich auf die Translation der Depeschen auf große Entfernungen
beziehen u.s.w., die Hauptursachen, die dem in Rede stehenden Systeme das Vertrauen
durch lange Zeit entzogen hatten. Eine neue Epoche für die Anwendbarkeit der
Typendruck-Telegraphen wurde durch den amerikanischen Physiker Hughes herbeigeführt; seine schon im Jahre 1860
vorgenommenen Untersuchungen über die Verbesserung dieses Systemes wurden in
Frankreich wesentlich unterstützt, und es gelang ihm unter thätiger Beihülfe des
bekannten (im vergangenen Jahre verstorbenen) Constructeurs Froment in Paris seiner neuen Erfindung eine derartige Vollkommenheit zu
verschaffen, daß man von den wesentlichen Voltheilen, welche die
Typendruck-Telegraphen darbieten, in gelungener Weise wenigstens auf nicht zu
langen Linien gegenwärtig Gebrauch machen kann. Die wesentlichen Unterschiede des
Hughes'schen Systemes den anderweitig bekannten
Vorschlägen gegenüber, sowie die Einrichtung desselben haben wir bei einer früheren
GelegenheitPolytechn. Journal Bd. CLXXXIV S.
1. in ausführlicher Weise erörtert, weßhalb wir bezüglich des Hughes'schen Apparates, der, wie unsere Quelle zeigt, in
der Ausstellung den ersten Rang unter den Apparaten des in Rede stehenden Systemes
einnimmt, auf jene Darlegungen hinweisen.
Neben dem Apparate von Hughes ist der Telegraph von d'Arlincourt besonders hervorzuheben, welcher ebenfalls in
der Praxis zum Gebrauche gekommen ist. Die Transmissionsgeschwindigkeit der
Depeschen ist zwar bei diesem geringer wie bei jenem Apparate; die Einfachheit
seiner Ausstattung aber, seine Compendiosität und die leichte Handhabung desselben
läßt seine Brauchbarkeit, namentlich für Eisenbahnzwecke, Bezirks-,
Stadt- und Privattelegraphen außer Zweifel. Bei diesem Systeme, dessen
Einrichtung ohne detaillirte Abbildungen nicht verständlich genug gemacht werden
kann, findet die Bewegung der Apparate an beiden correspondirenden Stationen in
continuirlicher Weise statt; jedoch ist diese Bewegung, die durch ein Uhrwerk
unterhalten wird, durch eine elektromagnetische Thätigkeit bestimmt, welche beim
Durchgange des Signales mittelst eines continuirlichen Stromunterbrechers eine
Auslösung und beziehungsweise Arretirung des Uhrwerkes zu bewirken hat. Bei jeder
Stromunterbrechung wird durch den Rheotom ein zweiter Effect bewirkt, nämlich nach
der ersten Bewegung des Typenrades eine zweite Auslösung zu bewerkstelligen, der
sodann in unmittelbarer Aufeinanderfolge eine dritte, vierte u.s.w. nachfolgt. Auf
diese Weise wird der synchronistische Gang der Apparate beider Stationen gesichert,
so daß immer die gleichen Buchstaben des Typenrades an dem Druckhammer beider
Stationen gleichzeitig vorübergeführt werden. Der Abdruck der Lettern geschieht bei
diesem Apparate durch Einwirkung eines Localstromes und eines besonderen Uhrwerkes
durch elektromagnetische Wirkung eines Rheotomes; dieser Rheotom, aus zwei
Elektromagneten zusammengesetzt, steht unter dem alleinigen Einflusse des
Elektromagnetes des Recepteurs und ist so angeordnet, daß die Anker seiner beiden
Elektromagnete continuirlich oscilliren müssen. Hierbei stoßen die Ankerhebel gegen
Contacte und schließen so den Localstrom des Druckapparates; jedoch muß dabei der
Gang beider Anker in entgegengesetztem Sinne erfolgen, so daß der eine angezogen,
während der andere abgestoßen wird, und diese Wirkung tritt nur in den Augenblicken
ein, in welchen eine Unterbrechung der Bewegung des Typenrades stattfindet. Daß für
eine derartige Functionirung andauernd der Telegraphircontact hergestellt, also der
Telegraphirstrom gleichsam continuirlich bleiben muß, ist selbstverständlich. Der
Manipulator ist
hierbei ein Taster-Apparat und scheint ähnlich dem von Hughes angeordnet zu seyn; das Nähere hierüber läßt sich aus unseren
Quellen nicht ersehen. Ein kleiner an dem Apparate angebrachter Mechanismus soll
dazu dienen, um in einfacher Weise das eine der beiden Typenräder (Lettern-
und Ziffern-Rad) durch das andere je nach Erforderniß zu ersetzen. In Fig. 3 finden
wir den Apparat von d'Arlincourt im Grundrisse –
jedoch nur in schematicher Weise – dargestellt. A,
A ist der Elektromagnet, welcher das Echappement dirigirt; G, H ist der Arm des Ankerhebels, welcher bei e und g die Contacte für das
Doppelrelais S, S' herstellt, um durch dieses die
Localkette für den Druckapparat in Thätigkeit zu versetzen; B, B stellt den Elektromagneten des Druckapparates dar, durch welchen die
Auslösung und Arretirung des Uhrwerkes bei Y bewirkt
wird; D ist der Rheotom (Rad-Unterbrecher),
welcher mittelst der schleifenden Federn I, I' den
synchronistischen Gang beider Apparate zu unterhalten hat; M,
M', M'', N, N' ist das eigenthümlich gestaltete Hebelsystem, durch welches
das Anhalten der Mechanismen bewirkt wird, während durch die schleifenden Federn m, m' und n, n' die
elektrischen Contacte für den Telegraphirstrom bewerkstelligt werden; F ist das unter dem Einflusse des Ankerhebels G, H, H' stehende Echappementrad, E' das Typenrad und Q das Excentric, welches
den Typendruck ausführt. In C und Z sind die Polenden der Telegraphirbatterie, in L ist die Einmündungsstelle der Leitung, in T
der Erdcontact, in C' und Z'
sind die Polenden der Localbatterie angedeutet, deren leitende Verbindung mit den
Contactfedern, Enden der Spiralen der Elektromagnete, dem Rheotom D etc. durch punktirte Linien angezeigt ist. Der Apparat
von d'Arlincourt figurirt sowohl in der Ausstellung der
Administration der französischen Telegraphen, als auch in der von Bréguet.Ueber die erste Einrichtung des Apparates von d'Arlincourt hat du Moncel in seinem Exposé des applications de
l'électricité (t. V p.
402) eine beiläufige Beschreibung gegeben; die vorliegende Construction ist
aber jener ursprünglichen Anordnung gegenüber wesentlich abgeändert, so daß
wir von den dort gegebenen schematischen Abbildungen keinen weiteren
Gebrauch zu machen für zweckmäßig halten müssen.
Unter den weiteren Verbesserungen erwähnt unsere Quelle auch einen
Typendruck-Telegraphen von Alphonse Joly, dessen
äußere Form den neuen Morse'schen Telegraphen sich
annähert. Bei diesem Apparate, welcher, wie die Zeigertelegraphen, durch
Echappements functionirt, trägt die Achse des Typenrades ein zweites Echappementrad
mit zugespitzten Zähnen, das auf einen zum Druckmechanismus gehörenden Unterbrecher
zu wirken hat und ein zweites Typenrad, das mit den Ziffern besetzt ist. Der genannte
Unterbrecher ist aus zwei von einander isolirten federnden Lamellen Zusammengesetzt,
von denen die eine, nämlich die längere, mit ihrem unteren schwach gekrümmten Ende
gegen die Zähne des Spitzenrades stößt. Von beiden Lamellen trägt jede ein
platinirtes Contactstück, welches einen Localstrom für den Druckmechanismus
schließt, wenn die längere Feder nicht durch das Spitzenrad gehoben wird. Der
Manipulator ist nicht anders eingerichtet als der bei einem Zeigertelegraphen mit
Kurbelvorrichtung, und der Druckmechanismus besteht in einem Uhrwerke, welches die
Annäherung des Papierstreifens an das Typenrad zu besorgen hat. Ist der Apparat mit
hinreichender Geschwindigkeit in Thätigkeit versetzt, so daß ohne wahrnehmbare
Unterbrechung das Typenrad rotirt, so wird durch die zugespitzten Zähne die
gekrümmte Feder bloß zum Vibriren gebracht, ohne daß hierbei ein Contact zu Stande
kommen kann; in dem Augenblicke aber, in welchem eine Arretirung des Typenrades
stattfindet, legt sich der gekrümmte Theil der längeren Feder in eine Zahnlücke des
Spitzenrades, stellt dadurch den Contact mit der anderen Feder her, und das
Abdrucken der entsprechenden Type kann sodann erfolgen. Soll das Letternrad durch
das Typenrad, welches mit Ziffern besetzt ist, ersetzt werden, so wird der Strom
mittelst eines Commutators umgekehrt, und der magnetisch polarisirte Anker des zum
Recepteur gehörenden Elektromagnetes führt dann mittelst seines Hebelsystemes den
Papierstreifen gegen das verlangte Typenrad. – An der dem Druckmechanismus
abgewendeten Seite ist an der Achse des Typenrades ein Zeiger angebracht, der
oberhalb eines Zifferblattes gleichzeitig mit dem Typenrade rotirt, so daß man die
zum Abdrucken gekommenen Buchstaben oder Ziffern zugleich ablesen kann, wodurch also
mit dem Apparate auch ein Zeigertelegraph verbunden ist. Ein vor dem Zifferblatte
angebrachter Spiegel gestattet die Signale beider Telegraphen gleichzeitig
abzulesen. – Es muß hier nachträglich bemerkt werden, daß der Telegraph von
d'Arlincourt gleichfalls, wie der eben beschriebene
von Joly, die abgedruckten Chiffern durch einen
Zeigerapparat zur Wahrnehmung bringt; daß jener seine praktische Brauchbarkeit
bewährt hat, ist bekannt. Eine weitere Anwendung des Apparates von Joly hingegen in der Telegraphenpraxis wird in unserer
Quelle nicht erwähnt.
Der Apparat von Desgoffe
Die ursprüngliche Anordnung des Telegraphen von Desgoffe und Digney ist in du Moncel's Exposé
des applications de l'électricité, t. V p. 414 im Allgemeinen beschrieben., welcher in der Ausstellung von Digney sich
befindet, gehört zur Classe jener Typendruck-Telegraphen, welche den synchronistischen
Gang der Apparate beider Stationen als Bedingung voraussetzen; die Anordnung des
Recepteurs, sowie des Druck-Mechanismus erfordert aber bei diesem Apparate
für den sicheren Gang so viele automatische Regulirungen, daß die praktische
Anwendung desselben wohl in Frage gestellt werden dürfte. Immerhin sind einzelne
Anordnungen interessant genug, um einige Erwähnung zu verdienen. Dem Aeußeren nach
gleicht die vorliegende Anordnung einem Morse'schen
Recepteur; jedoch ist derselbe mit zwei übereinstimmend ausgerüsteten
Elektromagneten versehen, deren Spiralen in der Linie sich befinden, deren Armaturen
übereinstimmenden Gang haben müssen, und von welchen der eine zum Reguliren, nämlich
zur Herstellung des synchronistischen Ganges an beiden Stationen dienen soll. Für
letzteren Zweck wird ein Rheotom aus einer Elfenbeinscheibe, die mit einem den
Contact herstellenden Daumen versehen ist, benutzt, welche mit dem Typenrade rotirt.
Gegen die Scheibe drücken zwei Contactfedern, welche beständig in der Linie
eingeschaltet sind, und wobei der Strom unterbrochen wird, wenn der Daumen mit einer
an dem zusammengesetzten Ankerhebel des Elektromagnetes angebrachten Sperrklinke zum
Eingriffe kommt. Das Typenrad wird sodann festgehalten und zwar so lange bis ein
Auslösen des genannten Daumens stattfindet; letztere Function wird immer von dem
Apparate verrichtet, wenn die Recepteure beider Stationen einen nicht
übereinstimmenden Gang haben. So lange dieser nicht gestört ist, geht der
Telegraphirstrom mittelst der an der Scheibe angebrachten Contacte, die sämmtliche
Elektromagnetspiralen passiren, von einer der Federn zur anderen über, und das
Abdrucken des Signales erfolgt, und zwar, wie aus einer uns vorliegenden
schematischen Abbildung hervorzugehen scheint, wie bei dem Morse'schen Schreibapparate. Der wesentliche Theil der Verbesserung soll
also darin bestehen, daß, wenn ein Voreilen einer der Recepteure eintreten würde,
derselbe nach einem kurzen Intervalle mittelst des erwähnten Unterbrechers so lange
angehalten wird, bis die Unterbrechungsscheibe und das Typenrad des Recepteurs der
anderen Station in dieselbe Lage gekommen ist; bei jenem kann der Linienstrom von
einer Linie zur anderen dabei übergehen, ohne daß die Armatur des Elektromagnetes
eine Wirkung hervorbringen kann, bis nach Herstellung des Synchronismus der Daumen
die Sperrklinke des Ankerhebels verläßt, und das Typenrad wieder seine freie
Bewegung annehmen kann.
Unsere Quelle erwähnt außerdem einen Typendruck-Telegraphen von Digney, dann von Vinay in der
spanischen und einen anderen Apparat von Levin in Berlin
in der preußischen Ausstellung; von letzterem wird gesagt, daß er zu complicirt sey,
um seine Anordnung von vornherein verstehen zu können, und von jenem wird bloß erwähnt, daß
seine Einrichtung den älteren von Bain, Brett u.s.w.
gegenüber nicht viel verschieden sey; hingegen finden sich wieder einige
Erläuterungen über Apparate der französischen Ausstellung, die nach ihrer
principiellen Construction theilweise schon von du Moncel
in seinem Exposé (t.
V p. 385) zur Erläuterung gekommen sind. Es sind dieß
zwei Apparate von Dujardin in Lille, welche von dem im
Jahre 1862 ausgestellten Typendruck-Telegraphen desselben Constructeurs
wesentlich verschieden seyn sollen. Die neuen Modelle von Dujardin gehören zu einer Classe von Typendruck Telegraphen, welche
zwischen jene mit einfachem Echappement und die mit synchronistisch ausgestatteten
Uhrwerken eingeschaltet werden können. Soviel wir aus den kurzen Erläuterungen
unserer Quelle ersehen können, besteht das Wesen der Verbesserungen von Dujardin darin, daß bei dem Recepteur die beiden
Polflächen des Elektromagnetes thätig sind; einer der Anker ist mit einem verticalen
Stiele versehen, woran Sperrklinken angebracht sind, um auf das eine oder das andere
der beiden Typenräder auf mittelbarem Wege einzuwirken; der zur abgewendeten Seite
des Elektromagnetes gehörende Ankerhebel dient als Relais zum Schließen einer
Localkette für den Elektromagneten, welcher das Abdrucken der Lettern oder Ziffern
zu besorgen hat. Bei dem einen der beiden Modelle ist der Manipulator ein
Tasterapparat, beim anderen eine Kurbel, wie bei vielen Zeigertelegraphen; bei
jenem, der seit zwei Jahren auf verschiedenen englischen Linien, unter anderen
zwischen London und Edinburg (bei einer Distanz von 700 Kilometern, etwa 94
deutschen Meilen), sicher functioniren soll, ist die Anordnung so, daß je nachdem
die eine oder die andere der beiden weißen Tasten angeschlagen wird, durch
elektromagnetische Wirkung das Letternrad in eine verticale und das Ziffernrad in
eine schiefe Lage gebracht wird, oder umgekehrt, je nachdem Buchstaben oder Ziffern
signalisirt werden sollen.
Copir- oder autographische Telegraphen. –
Der erste Apparat dieses Systemes, welcher in unserer Quelle erläutert wird, ist der
bekannte Pantelegraph von Caselli, dessen Anordnung wir
bereits früherPolytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
1. eingehend erläutert haben. Der Caselli'sche
Telegraph functionirt bekanntlich auf der Linie zwischen Paris und Lyon, und
obgleich seine Leistungen im Allgemeinen befriedigend sind, so wird er doch weniger
benutzt als der Typendruck-Telegraph von Hughes,
weil die Signalisirungsgeschwindigkeit geringer und die Kosten der Depeschen bei demselben größer sind
als die im gewöhnlichen telegraphischen Verkehre. Der Verfasser unserer Quelle
meint, daß diese Uebelstände zum Theile gehoben werden können, wenn die Zeilen auf
dem Papierblatte enger aneinander gewählt werden.
Als eine besondere Verbesserung der Copirtelegraphen finden wir die Einrichtung von
Lenoir's Apparaten hervorgehoben, bei welcher
– ähnlich wie bei den elektromagnetischen Chronographen für astronomische
Zwecke – die telegraphische Schrift ohne elektrochemische, sondern nur durch
die mechanische Wirkung auf elektromagnetischem Wege vermittelt, welche ein
Copirstift gegen gewöhnliches Druckpapier ausübt, hervorgebracht wird; einigermaßen
kann die Druckanordnung an die elektromagnetische Gravirmaschine von Gaiffe und Iglinicki
Polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
24. erinnern. Hauptsächlich ist bei der Anordnung von Lenoir die Art, wie der synchronistische Gang der Apparate beider
Stationen unterhalten wird, ohne den Mechanismus zu complicirt zu machen, und
dennoch die erforderliche Kraft hierfür zu erhalten, erwähnenswerth. Es kann
allerdings nur im Allgemeinen eine Idee hierüber mitgetheilt werden, da die ganze
Anordnung des Lenoir'schen Telegraphen bloß durch eine
schematische Abbildung (Fig. 4) repräsentirt ist,
welche die Verbindung der wesentlichsten Theile des Apparates darstellt. In dieser
Abbildung ist die Anordnung der Apparate an den beiden correspondirenden Stationen
so dargestellt, daß Stat. I die gebende, Stat. II die
empfangende vorstellt. Die beiden Schreibcylinder R und
R' aus Buchsbaumholz werden jeder durch ein starkes
Triebwerk A und A' während
der Thätigkeit des Apparates beständig in Drehung erhalten. An diesen gleiten die
metallenen Copirstifte, welche sich an einer Schraube ohne Ende befinden, die
ebenfalls durch das zugehörige Uhrwerk in Bewegung versetzt wird, und nehmen dabei,
wie bei den bekannten Apparaten dieser Art, eine fortschreitende Bewegung an. Die
Walze R ist mit Metallfolie umwickelt, auf welcher die
Depesche mit einer isolirenden Tinte geschrieben ist, und der Stift R bleibt während der Thätigkeit des Apparates beständig
mit der Schrift und der Metallfolie – ohne Benutzung elektrischer Wirkungen
– in Berührung. Die Walze R' des Recepteurs ist
wie eine lithographische Druckwalze angeordnet und beim Abdrucken beständig mit
fetter Tinte imprägnirt. Der Schreibstift B' befindet
sich an einem Rahmen E, mit welchem er an der
zugehörigen Schraube ohne Ende mittelst eines Schlittens angebracht ist; dieser
Schreibstift ist an dem Ankerhebel eines an dem genannten Schlitten mittelst des Rahmens E angebrachten Elektromagnetes und wird theils durch
sein eigenes Gewicht, theils durch eine Abreißfeder gegen das Druckpapier, mit
welchem die Druckwalze R' umwickelt ist, beständig und
so lange angedrückt, als durch die Spirale des Elektromagnetes bei E kein Strom geht, also so lange dieser Elektromagnet
außer Thätigkeit ist; hierbei werden von dieser Spitze, die eine Art stumpfe
Schneide zu bilden scheint, die Marken als schwarze oder gefärbte Striche auf dem
Druckpapier hervorgebracht. Wenn wir uns also nach der in der Figur angedeuteten
Weise den Stromlauf von der Telegraphirbatterie P aus
angeordnet denken, so wird, wenn beide Uhrwerke gleichzeitig in Thätigkeit versetzt
werden und übereinstimmend gehen, der Copirstift B' so
lange schreiben als der Schreibstift B mit der
isolirenden Schrift der Metallfolie in Berührung bleibt, da hierbei der
Telegraphirstrom immer unterbrochen ist; hingegen wird jedesmal, wenn der
Schreibstift B die Metallfolie der Walze R berührt, der Telegraphirstrom hergestellt und in Folge
dessen der Copirstift B' durch elektromagnetische
Wirkung gegen die Polflächen des Elektromagnetes bei E
angezogen und mithin von seiner Papierwalze R' dabei
abgehoben. – Was die Anordnung des Apparates zur Herstellung des
synchronistischen Ganges der Apparate beider Stationen betrifft, so muß vor Allem
erwähnt werden, daß bei jedem der beiden Uhrwerke als Regulator eine Art conisches
Pendel verwendet wird, das an der verticalen Achse des Flügelrades v (beziehungsweise v')
angebracht ist und mittelst des letzteren die Regulirung zu bewirken hat. An der
Achse des Flügelrades v der gebenden Station sind nun
diametral die drei Arme aus weichem Eisen f, f, f
horizontal und so angebracht, daß sie während der Thätigkeit des Manipulators
beständig über die Polflächen des Elektromagnetes e, e
und sehr nahe an diesen vorübergehen müssen; die Welle des Flügelrades v' ist nach Art des Commutators bei
magneto-elektrischen Apparaten etc. mit isolirten Contacten (also mit einem
Stromunterbrecher) I versehen, gegen welche die sechs
Contactfedern i, i'... beständig während der Rotation
dieser Flügelachse streifen. Während nun der von Stat. I
ausgehende Telegraphirstrom durch die Spirale des an der gebenden Station
befindlichen Relaiselektromagnetes T geht, kann vermöge
der Anordnung der Armatur dieses Relais und seiner Spirale bei letzterem keine
Ankeranziehung eintreten; hingegen wird diese Anziehung bewirkt, sobald der von der
Kette P' der Empfangsstation ausgehende und mittelst der
Contactfedern i, i'... in derselben Leitung hergestellte
Strom etwa anderthalbmal so stark ist (!) wie der Telegraphirstrom. Der Schluß
dieser Kette wird bei jeder Umdrehung des Flügelrades sechsmal vermöge der genannten
Anordnung erfolgen;
jedesmal wird also hierbei mittelst des Ankers des Relais T die Localbatterie p der gebenden Station
geschlossen und so der Elektromagnet e, e des
Manipulators angeregt, wodurch also auch, da nach und nach die diesem
Elektromagneten als Anker dienenden diametralen Eisenarme f,
f, f zur Anziehung gelangen, ein Beschleunigen und hierauf ein kleines
Verzögern des Flügelrades v eintreten kann. Vermöge der
von Lenoir getroffenen Anordnung soll nun diese
Regulirung nur dann auftreten, wenn das Flügelrad v'
schneller oder langsamer sich dreht als dasjenige des Manipulators, d.h. wenn beide
Uhrwerke keinen vollkommen übereinstimmenden Gang haben. Ist letzterer aber
hergestellt, so soll der compensirende Linienstrom, welcher von der Empfangsstation
kommt, keine wesentliche Einwirkung auf das Ankersystem bei v, welches dieselbe gleichförmige Bewegung mitmachen muß, ausüben können.
– Der Lenoir'sche Telegraph functionirt
gegenwärtig im Ausstellungspalais am Marsfelde an einer sehr kurzen Leitungskette
und soll bezüglich der Geschwindigkeit der Transmission, sowie der Deutlichkeit der
graphischen Darstellungen des Recepteurs ausgezeichnete Resultate ergeben haben;
auch bei Einschaltung in eine Telegraphenleitung von 150 bis 200 Kilometer sollen
die Resultate der Versuche sehr befriedigend gewesen seyn. Da aber der sichere Gang
dieses Apparates von der Wirkung eines Differentialstromes abhängig gemacht ist, so
kann über die Anwendbarkeit dieses Systemes in der Praxis wohl schwerlich früher ein
Urtheil abgegeben werden, bis durch Versuche im Großen auf langen Linien bei
mangelhafter Isolation der Leitung nachgewiesen worden ist, daß den Bedingungen,
welche für die sichere Functionirung der Apparate von Lenoir vorausgesetzt werden, und die unter so günstigen Umständen wie bei
einer localen Leitung leicht erfüllt werden können, auch unter allen Umständen
entsprochen zu werden vermag. Zu befürchten steht, daß wenn bei schlechter Isolirung
der Telegraphirstrom eine zu geringe Stärke erlangt hat, um den Elektromagneten des
Recepteurs in Thätigkeit zu versetzen, der compensirende Strom der Empfangsstation
den Elektromagneten des Copirstiftes bleibend anregen und letzteren außer Thätigkeit
setzen könnte, und daß andererseits mittelst des Telegraphirstromes der Anker des
Relaiselektromagnetes zur bleibenden Anziehung und dadurch der Manipulator selbst
zum Stillstande gebracht würde. Es läßt sich übrigens erwarten, daß diesen
vermutheten Uebelständen durch anderweitige Anordnungen Rechnung getragen werden
könne; durch Benutzung einer zweiten Telegraphenleitung kann dem angestrebten Zwecke
wohl sicher entsprochen werden.
Unterseeische Telegraphie. – Insoweit wir aus
unserer vorliegenden
Quelle dieß ersehen können, sind in der Ausstellung die Anordnungen für die
Einrichtung des transatlantischen Telegraphen und die für die Untersuchungen der bei
demselben angewendeten Apparate von W. Thomson, Varley
etc. vertreten. Da wir aber hierüber bereits berichtet habenPolytechn. Journal Bd. CLXXV S. 19;
Bd. CLXXXI S. 217 und 423; Bd. CLXXXIII S. 450; Bd. CLXXXV S. 1., so mag es ausreichen, auf jene sinnreichen Anordnungen hier nochmals
aufmerksam gemacht zu haben.
Verschiedenes Zubehör für Telegraphenstationen. –
Zu den Nebenbestandtheilen der Telegraphen, welche auf der Ausstellung vertreten
sind, gehören die Allarm- und Läutewerke verschiedener Systeme von Bréguet, Siemens, Leopolder in Wien, Drivers, Stanislas Fournier
aus den Vereinigten Staaten, de Vos (Belgien), Colombet, de Lafollye, Bardonnault u. s. w., die Relais
von Wanckeback, Froment, Boivin, Siemens, Digney,
Bréguet, d'Arlincourt u.s.w., Modelle der Blitzableiter, wie sie auf
den Telegraphenlinien der verschiedenen Staaten benutzt werden, dann Ausschalter und
Wechsel der französischen und schweizerischen Telegraphenstationen, Boussolen
verschiedener Art und Rheostaten von Siemens, Becquerel
u.s.w. Wir müssen uns auf die bloße Andeutung dieser Apparate beschränken, da die
kurzen Umrisse, welche der Verfasser unserer Quelle diesem Abschnitte seines
Berichtes widmet, größtentheils nur Bekanntes enthalten.
III. Telegraphische
Leitungen.
Von dem, was in der vorliegenden Quelle, sowie aus anderenMechanics' Magazine, September 1866, S. 161; Engineering, Mai 1867 S. 553; the Telegrapher vol. IV Nr. 1 und Nr. 2. uns zugänglich gewordenen zur Erwähnung kommt, mag Einiges über die
Isolatoren für oberirdische Leitungen und über die Anordnung von Unterseekabeln hier
besonders hervorgehoben werden.
Wenn man die verschiedenen Bedingungen in's Auge faßt, welche die Träger der
oberirdischen Leitungen mit den zugehörigen Isolatoren zu erfüllen haben, damit
keinerlei Störungen auf der Telegraphenstrecke vorkommen, so muß man, mögen die
Anordnungen auch noch so sorgfältig zur Ausführung kommen und überwacht werden
– wie bei einer früheren Gelegenheit in diesem JournalePolytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
336. ausführlich erörtert wurde – zu dem Schlusse gelangen, daß eine
vollständige Vermeidung der meisten bei den oberirdischen Leitungen vorkommenden
Uebelstände nicht möglich gemacht werden kann. Eine wichtige Rolle nehmen hierbei bekanntlich die Isolatoren
selbst ein; ihre Brauchbarkeit hängt von dem Isolationswiderstande des Materials,
aus dem sie gefertigt sind, von ihrer Unfähigkeit Wasserdampf an ihrer Oberfläche zu
verdichten und meteorische Niederschläge aufzunehmen und zu behalten, sowie nicht
minder von ihrer Verbindungsweise mit ihrem Träger selbst ab. Die –
namentlich in Preußen – hierüber angestellten Versuche haben bekanntlich zu
folgenden Resultaten geführt: 1) die Isolatoren aus Porzellan sollen in geeigneter
Weise und ausreichend gebrannt, es soll nämlich schon bei der Anfertigung des
Materiales dafür gesorgt werden, daß sie keine wahrnehmbare specifische
Zeitungsfähigkeit besitzen oder daß ihr specifischer Leitungswiderstand so groß ist,
daß eine Stromabzweigung durch dieselben nicht möglich werde; 2) die Isolatoren
sollen auf ihrer ganzen Oberfläche und namentlich an den Höhlungen des Verschlusses
gefirnißt werden; 3) der Eisenstab, mit welchem der Isolator an den Träger befestigt
wird, soll in jenen eingeschraubt, und zwar soll bei der hierbei vorzunehmenden
Verbindung des Isolators mit dem Eisenstabe getheertes Werg verwendet werden. (Diese
in Preußen und Rußland vorgenommene Anordnung sey dem Verschlusse mittelst Gyps,
Schwefelkitt, Paraffin u. dgl. vorzuziehen.) 4) Die Gestalt der Isolatoren als
Doppelglocken mit ringförmigen Höhlungen von großer Tiefe und geringer Dicke der
Isolirglocken sey anderen Anordnungen vorzuziehen. – Die übrigen
Anforderungen beziehen sich auf die Art der Befestigung des Isolators an den Träger,
sowie auf die Anbringung des Drahtes.
Der Hauptsache nach sind die verschiedenen Systeme von Isolatoren, wie sie auf der
Ausstellung vertreten sind, in Fig. 5 bis 10 dargestellt, wobei
jedoch ein System (Fig. 11) einer Verbesserung der letzten Zeit angehört, das in der
Ausstellung nicht vorkommt. Daß bei allen, vielleicht mit Ausnahme des in Frankreich
üblichen Isolators, die Anordnung so beabsichtigt ist, daß bei einer möglichst
großen Tiefe der Isolirglocke die Querschnitte der letzteren möglichst klein
ausfallen, damit die äußere Oberfläche gering werde, und überhaupt die äußere
Gestalt so zu wählen angestrebt wird, um das Ansammeln etc. der meteorischen
Niederschläge zu verhindern, ist aus den Abbildungen ersichtlich.
Fig. 5 stellt
den von Varley construirten, in England häufig
vorkommenden Isolator dar. Er besteht aus zwei von einander getrennten Glocken aus
brauner Töpfermasse, welche unter sich mit Schwefelkitt oder Gyps (dem sogen.
Pariserkitt) vereinigt sind. Die äußere Glocke enthält eine Rinne, in welche der
Liniendraht eingelegt wird. Das ganze System wird vor dem Gebrauche in geschmolzenem
Paraffin getränkt, und selbst bei der Befestigung des den Isolator tragenden Eisenstabes
wird ein Isolationsmittel angewendet, da die Bolzen, mittelst welchen der Stab an
den Träger angeschraubt wird, mit einer Unterlage aus Hartkautschuk u. dgl. versehen
sind.
Fig. 6 stellt
den bekannten Isolator von Siemens und Halske dar, bei welchem der Drahtträger d mit einer Porzellanglocke in eigenthümlicher Weise
verbunden und letztere selbst von einer gußeisernen Hülle umgeben ist. Die
gegenseitigen Verbindungen werden durch einen Kitt aus Schwefel und Eisenfeile
hergestellt. Daß die Siemens'schen Isolatoren in
verschiedener Anordnung vorkommen, und zuweilen auch Hartkautschuk statt des
Porzellans verwendet worden ist, mag als bekannt vorausgesetzt werden.
In Fig. 7 und
8 finden
wir die in Preußen hauptsächlich eingeführten IsolatorenMan s. Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 805., von welchen jener von Chauvin – bei
Benutzung von lebenden Bäumen als Träger – herrührt, dieser den verbesserten
Clark'schen Doppelglocken-Isolator
repräsentirt.
In Fig. 9 ist
der von der Verwaltung der französischen Telegraphen ausgestellte Isolator
abgebildet, der bloß aus einer einfachen Porzellanglocke besteht, mit welcher der
Eisenhaken mittelst Schwefelkitt verbunden ist.
Der bisher zwischen New-York und Pittsburg, dann auf verschiedenen Linien in
Pennsylvanien angewendete Isolator von Brooks (Fig. 10), bei
welchem die den Drahthalter einschließende Glasglocke mit einer eisernen Umhüllung
versehen, und wobei die gegenseitige Verbindung durch eine eingegossene Masse aus
Schwefelkitt hergestellt und hierauf der ganze Isolator in geschmolzenem Paraffin
getränkt wurde, ist von Brooks in letzterer Zeit dahin
abgeändert worden, daß (Fig. 11) an den
Drahthalter ein umgekehrter Glastrichter, dicht an denselben anschließend,
angeblasen, diese geblasene und eigenthümlich geformte Glasglocke selbst wieder mit
einer zweiten gläsernen Hülle versehen und nach dem vollständigen Auskitten der
Zwischenräume mittelst Schwefel, das Ganze mit einer – nach unten etwas
conisch zulaufenden – eisernen Glocke mittelst vorsichtiger Verkittung
umgeben wird; nach Herstellung der ganzen Verbindung wird der Isolator in
geschmolzenem Paraffin getränkt, um eine vollständig isolirende Masse zu bilden und
jeden nachtheiligen Zwischenraum zu beseitigen.
Unter den für Unterseeleitungen in der Ausstellung vorkommenden Mustern von Kabeln können wir nur die Anordnung von William Hooper und der London
India-rubber Works hervorheben, da die von den übrigen Ausstellern
herrührenden Fabricate (Henley in London, Siemens in London, Rattier in
Paris, Trevisani, Detti und Balestrini in Italien, Machabée in
Paris) in unseren Quellen bezüglich der fraglichen neuesten Verbesserungen nicht
näher berührt worden sind. Hooper verwendet nebst einem
isolirenden Materiale, das bis jetzt noch nicht bekannt geworden istEine der uns vorliegenden Quellen behauptet, daß bei dem Hooper'schen Kabel der Drahtkern zuerst mit einer
Lage vom reinsten Para-Kautschuk (Para-rubber) umpreßt, dann als
„Separator“ eine aus Kautschuk und Zinkoxyd
bestehende Masse verwendet und als äußere Isolationsschichte vulcanisirter
Kautschuk angewendet werde., die Kautschukumhüllungen aus gewöhnlichem und vulcanisirtem Kautschuk;
beide Umhüllungen sind aber durch ein isolirendes Zwischenmaterial – separator – von einander getrennt. Das mit diesen
drei verschiedenen Isolationshüllen versehene Kabel wird bei der Anfertigung bis zu
einer Temperatur von etwa 140° C. erhitzt, und hierdurch wird die ganze
Umhüllung in eine homogene Masse verwandelt, deren äußere Lage die Eigenschaften des
vulcanisirten Kautschuks oder Vulcanits annehmen soll. Die Eigenschaften dieser
Combination sollen dabei ganz andere seyn, als jene der gewöhnlich zur Anwendung
kommenden Kabelsorten; weit bedeutendere Dauerhaftigkeit, großer Widerstand gegen
mechanische Beschädigungen und gegen Erwärmung, fast vollständige
Undurchdringlichkeit der Isolationshüllen beim Versenken in die Tiefsee, sehr hoher
Isolationszustand, bedeutender specifischer Leitungswiderstand, ein sehr geringes
specifisches Vertheilungsvermögen etc. sollen dem Kabel von Hooper große Vorzüge den bekannten Anordnungen gegenüber verleihen. Der
Isolationswiderstand soll mehr als 40mal größer als der des früheren persischen
Golf- und mehr als 20 mal so groß als der des letzten atlantischen Kabels
seyn; dabei soll nach den Beobachtungen von Charles Bright mit der Zeit jener Widerstand, der bei 24° C. nach der
Vollendung des Kabels zu 6000 Millionen Ohmad's geschätzt wird, um 33 Procent sich
erhöhen können. Bei einer Versuchsreihe, bei welcher ein Druck von 2 Tonnen auf den
englischen Quadratzoll angewendet wurde, hat sich herausgestellt, daß der
Isolationswiderstand des untersuchten Kabelstückes nach 140 Stunden um 66 Procent
zugenommen hatte.
Ueber das Fabricat von Machabée wird von du Moncel erwähnt, daß bei der Anfertigung desselben ein
eigenthümliches – in unserer Quelle nicht näher bezeichnetes –
Material verwendet werde, welches einen weit größeren Isolationswiderstand als die
Gutta-percha darbieten und bei welchem unter sonst gleichen Umständen eine
Kostenersparniß von 25 Procent erwachsen soll.
Auch für unterirdische Drahtleitungen finden sich Vorschläge, die einigermaßen den
Versuchen bei der alten Pariser StadtleitungAllgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 751. sich anreihen dürften, und denen die Absicht von Nicoll in London am nächsten kommt. In der holländischen Abtheilung
befindet sich eine Probe von Holtzmann in Amsterdam, bei
welcher die Drähte parallel neben einander und durch Glas von einander getrennt in
einem gußeisernen Kasten angeordnet sind, der mit flüssigem Theer bei der
Anfertigung ausgefüllt worden ist. Die Theermasse soll beim Abkühlen einen festen
unveränderlich bleibenden Isolator für die sämmtlichen Drähte darbieten.
IV. Rheomotoren.
Unsere Quelle führt verschiedene Volta'sche Ketten auf,
von denen die meisten (Zaliwski, Prudhomme,
Marié-Davy, Secchi etc.) in diesem Journale schon früher ihre
Besprechung gefunden haben. Als ein besonderer Fortschritt wird die Combination von
Leclanché bezeichnet, die jeder Abnutzung (?)
bei geschlossener Kette widerstehen soll. Es ist dieß eine Kohlenzinkkette, welche
in der einen Zelle eine Art Teig enthält, der durch Mischung eines groben Pulvers
aus Mangansuperoxyd (Braunstein) und Kohle erhalten wird, während in der anderen
Zelle eine Salmiaklösung sich befindet; in diese taucht ein amalgamirtes
Zinkstäbchen, angeblich deßhalb, um den inneren Widerstand der Kette zu vergrößern.
Die Brauchbarkeit dieser Combination soll sich auf den verschiedenen
Telegraphenlinien Frankreichs, wo sie zum Versuche benutzt worden sey, bewährt
haben. Die elektromotorische Kraft der Combination von Leclanché soll nahe dieselbe seyn, wie die derjenigen von Marié-Davy; 28 Elemente derselben sollen
– natürlich unter sonst gleichen Umständen – 40 Daniell'sche ersetzen;
bei der von Leclanché gewählten Anordnung soll der
innere Widerstand dieser Kette 600 Meter (welcher Widerstandseinheit?) betragen.
– Bei der Combination, welche die österreichische Artillerie ausgestellt hat,
soll die Anordnung der Smee'schen Kette ähnlich seyn; sie
soll sich von dieser einmal dadurch unterscheiden, daß (wie bei der Callan'schen Kette) platinirtes Blei als ein Anreger
benutzt wird, während statt der Zinkplatte eine Reihe von Zinkstücken angewendet
wird, welche in einem an seinem Boden mit einer Quecksilberschichte versehenen und
an seinen Seiten mehrfach durchbohrten Diaphragma sich befinden; das Diaphragma ist
an dem oberen Theile des Apparates angebracht, so daß es die Anregungsflüssigkeit
bloß berührt. Diese
Kette soll mancherlei Vortheile darbieten; Neues enthält
aber diese Combination nicht.
Die magneto-elektrischen Rheomotoren der neueren Art, welche in unserer Quelle
zur Besprechung kommen (Wilde, Wheatstone etc.) sind in
diesem Journale bereits schon ausführlich, in so weit deren Construction zur
öffentlichen Kenntniß gekommen ist, erörtert worden, weßhalb wir in dieser Beziehung
auf die betreffenden Bearbeitungen hinweisen.Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
177; Bd. CLXXXIV S. 151 und
S. 133; Bd. CLXXXV S. 160. Als neu mag hier hinzugefügt werden, daß die Grundidee für die in Rede
stehenden magneto-elektrischen Apparate schon von dem rühmlichst bekannten
Petersburger Physiker Jacobi, bei dessen seinerzeitigen
Untersuchungen über die elektromagnetischen Kraftmaschinen, erkannt worden seyn
soll.
Zum Schlusse erwähnen wir, daß als besondere Hülfsmittel der elektrischen Telegraphie
auch die Modelle jener Apparate auf der Ausstellung figuriren, welche zum
Depeschentransporte in Berlin und in Paris dienenPolytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 176
und Bd. CLXXXIV S. 276. und die auf pneumatischem Wege functioniren. Bekanntlich wurde das erste
System dieser Art von Latimer Clark im J. 1852 ausgedacht
und im Jahre 1853 zur Herstellung der pneumatisch-telegraphischen Verbindung
zwischen der Centralstation der Electric Company und der
Stock Exchange zur wirklichen Ausführung
gebracht.
Auf die Einrichtung eines Telegraphensystemes für öffentliche Zwecke in großen
Städten von Ritter A. v. Bergmüller machen wir, da
dasselbe bloß seinen allgemeinen Umrissen nach in unserer Quelle erwähnt ist, hier
noch aufmerksam.
C. K.