Titel: | Wulverick's Verbesserungen in der Kammwollindustrie. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXII., S. 289 |
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LXII.
Wulverick's Verbesserungen in der Kammwollindustrie.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Wulverick's Verbesserungen in der Kammwollindustrie.
Nach der Einführung der Heilmann'schen Kämmmaschine hat
sich im Allgemeinen die der Verarbeitung der Kammwolle günstigste Methode
festgestellt, es bleibt aber immer noch eine Anzahl anscheinend secundärer, im
Ganzen aber wichtiger Fragen zu lösen, und gerade hierin hat Wulverick durch mannichfache kleine Abänderungen einzelner Processe und
Maschinen sich ein Verdienst erworben.
Was zuerst die Reinigung der Wollen anlangt, so wurde Wulverick durch die Unreinheit und Härte des seinem Etablissement zu
Gebote stehenden Wassers veranlaßt, seine Aufmerksamkeit hierauf zu lenken, und es
ist ihm gelungen, die Reinigung großer Wassermassen auf dem gewöhnlichen chemischen
Wege sehr sicher und einfach zu bewirken; die alsdann erzielten Resultate zeigen
darauf hin, daß jeder Fabrikant gut daran thut, sein Wasser ebenfalls zu reinigen.
Um die Wolle zu trocknen, bringt sie Wulverick, lose auf
Tafeln gelegt, in einen geschlossenen Raum, der einerseits durch eine Oeffnung mit
den Arbeitssälen in Verbindung steht, auf der anderen Seite aber mit einen
Ventilator versehen ist. Es werden nun hierdurch gleichzeitig die Arbeitssäle
ventilirt und die Wolle durch bloßen Luftwechsel getrocknet, sie unterliegt also
nicht der Einwirkung einer höheren Temperatur, welche die Fasern so leicht hart
macht.
Die Heilmann'schen Kämmmaschinen sind zwar schon vielfach
verbessert worden, namentlich hat man die absetzenden Bewegungen derselben
weggeschafft und ein mehr continuirlich wirkendes Arbeiten derselben bewirkt,
immerhin leiden alle diese alten sowohl, wie neue Maschinen an manchen Mängeln in
den Details. So löst sich z.B. von der in Arbeit befindlichen Wolle ein Abfall oder
Flaum ab, der mehr oder weniger mit fremdartigen Körpern gemengt ist. Dieser Flaum
oder Wollstaub verunreinigt den Fußboden und die Maschinen, und veranlaßt häufig ein
mangelhaftes Arbeiten der letzteren. Wulverick hat
deßhalb (s. Figur
42) an dem Theile, wo sich der Staub ablöst, d.h. an der unteren Seite der
Bürstenwalze C einen geschlossenen Kasten D angebracht, der die Bürstenwalze theilweise umfaßt und
den entstehenden Wollstaub nach dem Gefäß E abführt. Um
aber auch die fremdartigen, der Wolle anhängenden, meist schwereren Unreinigkeiten,
wie Stroh u.s.w. zu
entfernen, ist über dem Canal E noch ein zweiter F angelegt; durch die bei der schnellen Umdrehung der
Bürstenwalze C erzeugte Centrifugalkraft werden die
schwereren Unreinigkeiten weiter fortgeschleudert als der Wollstaub und gelangen in
den zweiten Kasten F, aus welchem sie in den
Sammelbehälter G fallen. Alle diese Theile sind
natürlich etwas verstellbar eingerichtet, um sie stets in die günstigste Lage
bringen zu können. Der Vortheil der Einrichtung liegt nicht nur in der erzielten
größeren Reinlichkeit überhaupt, sondern auch darin, daß der von den fremdartigen
Unreinigkeiten befreite Wollabfall einen viel höheren Verkaufswerth erhält.
Außer dieser Verbesserung der Kämmmaschine hat Wulverick
in seinen Spinnproceß noch eine Conditionirungsanstalt eingeschaltet, um den
Feuchtigkeitsgehalt der Wolle zu ermitteln, und zwar weniger aus commerciellen
Gründen, sondern vielmehr aus technischen, um zu bestimmen, ob die Wolle im
gehörigen Grade trocken sey, damit sie bei dem Spinnproceß sich auf's Beste
verarbeite. Namentlich ist hierbei, um richtige Vergleiche zulassende Resultate zu
erlangen, darauf aufmerksam zu machen, daß alle Conditionirungen einer gleichen,
nicht zu kurzen Zeitdauer unterliegen müssen.
Bei den Zettelmaschinen hat Wulverick die
Einführungswalzen mit Baumwollsammet bezogen, um ein Gleiten der Kettfäden zu
verhindern und das Aufsuchen abgerissener zu erleichtern. Für die Schäfte oder
Geschirre der Webstühle hat er einen neuen Firniß oder Lack angegeben, um sie
haltbarer zu machen; der Lade gibt er eine solche Anordnung, daß sie von der
Verticalen durch ihren Drehpunkt nach rechts und links gleich viel ausschwingt,
wodurch größere Leichtigkeit der Bewegung und eine mögliche
Geschwindigkeitsvermehrung erzielt wird.
Um die ungebleichten Gewebe für den Verkauf durch ein besseres Aussehen geschickter
zu machen, appretirt er sie im feuchten Zustande ausgespannt durch einen
selbstthätigen Bürstapparat, der sie von Falten befreit und ihnen die nöthige Glätte
und Nettigkeit gibt.
Noch zu erwähnen ist eine kleine Verbesserung, die sich auf's Zwirnen bezieht;
bekanntlich müssen hierbei die Fäden einer mäßigen, aber sich gleichbleibenden
Feuchtigkeit ausgesetzt werden, und Wulverick benutzt zu
diesem Zweck Schwämme von besonderer Gestalt, über welche die Fäden hinweglaufen.
(Bulletin de la Société
d'Encouragement, December 1866, S. 715; polytechnisches Centralblatt, 1867
S. 959.)