Titel: | Ueber das Waschhaus von Charles in Paris; von Dr. Otto Buchner in Gießen. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXVI., S. 302 |
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LXVI.
Ueber das Waschhaus von Charles in Paris; von Dr.
Otto Buchner in
Gießen.
Mit Abbildungen.
Buchner, über das Waschhaus von Charles in Paris.
In dem französischen Parktheil des Marsfeldes ist ein Waschhaus in zierlichem
Schweizerstyl erbaut, das besonders von den Damen eifrig besucht wird. Von einer
brückenartigen Gallerie sieht man in den eigentlichen Waschraum, die sehr geräumige
Waschküche herab, während in dem oberen Geschoß die Trocken- und Bügelräume
sind. Die ganze bauliche Anlage ist deßhalb etwas raumverschwenderisch ausgefallen,
weil die schon erwähnte Gallerie für die Zuschauer geschaffen werden mußte; aber mit
geringen Veränderungen wäre dieses zierliche und sonst sehr zweckmäßig eingerichtete
Gebäude eine wahre Zierde als Waschküche neben einem größeren Wohnhaus, während eben
diese unentbehrlichen Bauwerke, wie die Holz- und andere Remisen, Ställe u.
dgl. Nebenbauten, in der Regel sehr stiefmütterlich behandelt werden und sich
schamhaft hinter dem stattlichen Wohnhaus verbergen müssen.
Dieses Musterwaschhaus ist errichtet von Hrn. S. Charles, Quai de
l'Ecole 16 in Paris. Er rühmt sich, 60,000 seiner von ihm fabricirten
Apparate seyen mit allergrößtem Erfolge thätig; schon im Jahre 1850 erhielt er für
seine Waschapparate von der Société
d'Encouragement die große Platinmedaille – die höchste Belohnung;
auf allen größeren und kleineren Ausstellungen, die er beschickte, wurde er mit
Medaillen belohnt, so daß er davon 100 aufweisen kann. Darnach ist man berechtigt, von seinem
System Vorzügliches zu erwarten, und in der That sind die Einrichtungen so einfach,
beanspruchen so wenig Raum, die Arbeit geht so rasch und erfordert so wenig
Menschenkraft, die Wäsche wird dabei so rein, daß man mit Vergnügen den
verschiedenen Manipulationen zusieht.
Es wird die Weißwäsche in eine schwache, warme Lauge von wenig Soda und Seife
eingelegt und bleibt einige Zeit darin, die Lauge ist so schwach, daß sie unmöglich
der Wäsche nachtheilig seyn kann; darauf wird diese mit der Maschine schwach
ausgerungen und kommt dann in einen Kessel, der die Gestalt eines abgestumpften
Kegels hat und mit seiner kleineren Basis entweder auf den Herd oder einen besonders
dazu gebauten kleinen Ofen gesetzt wird.
Fig. 1., Bd. 186, S. 303
Fig. 2., Bd. 186, S. 303
Der Boden des kegelförmigen Kessels aus verzinktem Eisen ist
doppelt, der obere durchbrochen. Ehe die Wäsche eingelegt wird, steckt man in die
Mitte des Kessels einen runden Holzpflock von etwas geringerer Höhe und einem
Durchmesser von 2 bis 3 Zoll, und rings an die Wände werden 10–12 runde
Holzstäbe angelegt, die fast bis an den oberen Rand des Kessels reichen und etwa 1
Zoll Durchmesser haben. Sie werden durch an der Kesselwand festgelöthete
Blechstreifen in ihrer Lage gehalten. Nachdem zwischen die beiden Böden Wasser
gebracht ist, wird die nasse Wäsche eingelegt und zwar Stück für Stück, nicht
zusammengeknäult, sondern gehörig ausgebreitet, und der Innenraum des Kessels
zwischen den Stäben vollkommen und gleichmäßig ausgefüllt. Hat die Wäsche die Höhe
der Pflöcke und Stäbe erreicht, so werden diese herausgezogen und an ihrer Stelle
bleiben nun eben so viele Canäle zwischen der nassen Wäsche. Der Kessel wird nun
ganz in derselben Weise mit den größeren Waschstücken, Tischtüchern u. dgl. gefüllt
und dadurch auch die Canäle gedeckt. Hierauf wird ein Deckel aus verzinktem Eisen aufgesetzt, Feuer
angezündet und die Wäsche etwa 3 Stunden lang sich selbst überlassen. Nach dieser
Zeit entweicht der Dampf an den Ritzen zwischen Deckel und Kessel mit Pfeifen; er
hat, vom Boden aufsteigend, die Wäsche vermittelst der Canäle vollkommen
durchdrungen, hat sie auf die Siedhitze des Wassers gebracht, die Lauge und die
Seife haben den Schmutz, der daran haftete, aufgelöst und es ist nichts weiter
nöthig, als denselben nun durch Auswaschen in reinem, warmem Wasser ganz zu
entfernen. Zeigen sich dabei noch schmutzige Stellen, die während des Dampfbades
nicht vollkommen erweicht wurden, so genügt ein einfaches Bestreichen mit wenig
Seife und ein geringes Nachwaschen, um sie vollkommen zu entfernen. Doch ist dieses
in der Regel nur bei sehr schmutziger Wäsche, Kindertischtüchern, Arbeiterhemden u.
dgl. nöthig.
Dieselbe Fabrik hat auch derartige Waschapparate ausgestellt, welche die längliche
Gestalt einer Badewanne haben und als solche auch benutzt werden können. Der Preis
wird dadurch nicht so wesentlich erhöht, als die Anwendbarkeit und Nützlichkeit für
die Haushaltung vermehrt wird.
Als Anhaltspunkt für die Anschaffungskosten diene der Preiscourant des genannten
Hauses S. Charles.
Waschapparate.
Faßttrockene Wäschein Zollpfund.
Preis.
Verpackung.
Frcs.
Thlr.
Sgr.
Frcs.
Thlr.
Sgr.
Nr.
O
ohne Ofen
10
15
4
–
2
–
16
O
mit „
10
20
5
10
2
–
16
OD
ohne „
20
25
6
20
2
–
16
OD
mit „
20
32
8
16
2
–
16
12
für kleine Haushaltungen
30 60
50 65
13 17
1010
45
11
210
34
für gewöhnl. Haushaltungen
90120
80100
21 26
1020
67
11
1826
56
für große Häuser
160240
125160
33 52
1020
810
22
2020
Wasch-Bad-Apparate.
Nr.
OD
für Kinder
20
45
12
–
3
–
24
A
B
für 2 Kinder
40 60
60 80
16 21
–10
46
11
218
C
für 1 Person
90
110
29
10
7
1
26
D
für 1–2 Personen
120
130
34
20
8
2
4
D²
groß für 2 Personen
160
170
45
10
9
2
12
E
„ „
2 „
200
190
50
20
10
2
20
E² F
für große Häuser
300400
260350
69 93
1010
12 13
33
614
F² G G²
für große Etablissements, Hospitäler,Kasernen etc.
500600900
450550800
120 146 213
–2010
16 18 24
446
82412
Die sorgfältigsten Versuche mit diesen Apparaten in Hospitälern, Kasernen,
Schlössern, Gasthöfen und Waschanstalten haben festgestellt, daß sie gegen die
gewöhnliche Methode des Waschens einen Gewinn von 75 Procent gewähren, so daß durch
die Ersparnisse bei einer geringen Anzahl von Waschen der Apparat sich bezahlt
macht. Sie können in der That mit bestem Gewissen dringend empfohlen werden.
(Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1867, Nr. 34.)