Titel: | Ueber die Zucker auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris; von E. Monier. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXII., S. 326 |
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LXXII.
Ueber die Zucker auf der allgemeinen
Industrie-Ausstellung zu Paris; von E. Monier.
Im Auszug aus dem Berichte des Verfassers in den
Études sur l'exposition de 1867 par Eug. Lacroix (4e fascicule p. 327).
Monier, über die Zucker auf der Pariser
Industrie-Ausstellung.
Raffinade. – Bemerkenswerth durch Weiße und
Feinheit des Kornes sind die von Jeanti und Prevost, sowie die von Constant Say ausgestellten Brode. Letzterer hat auch sehr grobkörnige, für den Export bestimmte, den
englischen sehr ähnliche Zucker ausgestellt. Sehr schöne Saftmelis (aus filtrirtem
Dünnsafte und Rohzuckereinwurf) waren von Fiévet
in Sin bei Douai ausgestellt.
Rohzucker. – Vollkommen weiß und von schönen
Krystallen sind die Zucker von Ph. Bouvet. Sie zeigen bei
der Polarisation 99,6 Proc. Zucker und können, als offenbar raffinirte Waare, direct
zum Consum kommen.
Neben diesen Zuckern befinden sich vollkommen gereinigte Melassen von nur schwach
gelblicher Färbung, ein Product, welches namentlich im östlichen Frankreich sehr
gesucht ist.
In der Abtheilung der französischen Colonien sind hervorzuheben die ersten Producte
der Central-Siederei zu Glugny, dem Hrn. de Rancongne gehörend, auf Guadeloupe. Es sind
dieß ohne Zweifel die schönsten Zucker auf der Ausstellung, vollkommen weiß und in
großen Krystallen. Sie polarisiren 99 bis 99,6 Proc., und sind also fast ganz
rein.
Die raffinirten Zucker der HHrn. Guiollet und Quennesson auf Martinique sind grobkörnig und den englischen
ähnlich; die ersten Producte der Gesellschaft „Réunion“ sind etwas gelb, aber von gleichmäßiger
Farbe, reicher an reinem Zucker als ähnliche von Martinique und Guadeloupe (s.
unten).
––––––––––
Wir lassen hier die Resultate einiger unserer Analysen folgen, wobei zu beachten ist,
daß je ein Theil Asche fünf Theile Zucker in der Melasse unkrystallisirbar
macht.Dieses Verhältniß dürfte nicht überall als richtig anerkannt werden; man muß
aber bedenken, daß der Verf., wie aus dem Folgenden, sowie aus seinem
Handbuch (Guide pour l'essai et l'analyse des sucres
indigènes et exotiques, Paris 1866) ersichtlich ist, eine
Methode der Aschenbestimmung anwendet, welche nicht unerhebliche
Aschenverluste bedingt, so daß die Zahlen für den Aschengehalt entschieden
zu gering sind.A. d. Red. Ein Mehrverlust in der Ausbeute würde auf Fabricationsverluste deuten,
welche bis über 1. Proc. des verarbeiteten Rohzuckers steigen können. Nach dem
bezeichneten Verhältniß ist die vorletzte Rubrik der folgenden Tabellen durchweg
berechnet worden.
Zusammensetzung
französischer Zucker (Rübenzucker) von gleicherSchattirung (bonne 4me
oder No
. 12).
Muster-Nummer
KrystallisirbarerZucker
UnkrystallisirbarerZucker(Krümmelzuck.)
Asche
Wasser
TheoretischeAuslieferungbei
derRaffinerie
Bemerkungen.
1
96,0
–
1,00
0,90
91,0 Proc.
Sehr rein.
2
95,0
–
1,70
2,50
86,5 „
3
93,0
–
2,00
2,20
83,0
„
4
94,0
0,30
1,10
1,50
88,5 „
5
96,0
–
1,30
1,50
89,5
„
6
92,0
0,80
2,50
3,60
79,5
„
Haverirt.
7
95,5
–
1,20
1,10
89,5
„
8
95,0
–
1,10
2,00
89,5
„
9
94,5
–
2,00
1,90
84,5
„
10
96,0
–
1,09
1,62
90,5
„
11
95,0
–
1,50
1,30
87,5
„
12
93,5
0,3
1,90
2,40
84,0
„
Börsen-Muster.
13
95,0
–
1,40
1,60
88,0
„
14
94,0
–
1,60
2,10
86,0
„
15
92,0
0,50
2,00
3,80
82
„
Belgische
Zucker (Rübenzucker) von gleicher Schattirung (bonne 4meoderNo. 12).
1
92,5
–
2,23
3,40
81,5 Proc.
2
94,0
–
1,80
2,24
85,0
„
3
96,50
–
1,10
1,60
91,0
„
4
95,0
–
1,50
2,26
87,5
„
5
90,50
0,60
4,40
2,10
68,5
„
Viel Salze.
6
92,50
0,40
2,30
2,40
81,0
„
7
95,50
–
1,60
1,80
87,5
„
8
94,0
–
1,40
1,68
87,0
„
9
95,5
–
1,30
1,50
88,5
„
10
95,5
–
1,20
1,30
89,5
„
Man sieht, daß bei Zuckern von gleicher Qualität nach der Schattirung (No. 12 oder bonne 4me) Differenzen bis zu 4 Proc. im Zuckergehalt und
bis 11 Proc. in der Auslieferung vorkommen. Bei den belgischen Zuckern sind die
Abweichungen noch größer, denn die Auslieferung wechselt zwischen 89,2 und 68,5
Procent. Allerdings ist letztere Zahl eine Ausnahme, da sie einen Zucker von 90
Procent und mit 4,4 Proc. Salzen betrifft; daraus ersieht man, wie wichtig die
Bestimmung des Aschengehaltes der Zucker ist.
Wir lassen nun unsere Analysen der Colonialzucker folgen:
Gleichgefärbte Zucker von Martinique und Guadeloupe(bonne 4meoderNo. 12).
Muster-Nummer
KrystallisirbarerZucker
UnkrystallisirbarerZucker(Krümmelzuck.)
Asche
Wasser
TheoretischeAuslieferungbei
derRaffinerie
Bemerkungen.
1
92,0
3,55
0,35
3,00
84,0 Proc.
2
90,5
3,75
0,75
4,20
81,0
„
3
90,0
5,40
1,00
5,90
80,0
„
4
88,0
5,60
1,10
5,00
76,0
„
5
91,5
3,50
0,80
3,80
83,0
„
6
87,0
7,50
1,00
4,00
74,0
„
Zucker von
den Inseln Bourbon und Mauritius (bonne
4me).
1
95,0
2,50
0,60
1,80
90,0 Proc.
2
93,0
3,10
0,70
3,10
86,0
„
3
92,5
4,00
0,90
2,10
85,0
„
4
92,0
3,00
0,60
2,80
84,0
„
5
91,0
3,50
0,70
3,80
82,0
„
Zucker von
der Havanna, gleiche Schattirung (bonne
4me.).
1
95,0
2,50
0,60
1,35
90,0 Proc.
2
95,5
1,70
0,80
0,90
91,0
„
3
96,0
–
–
–
–
„
4
94,0
2,60
0,70
1,10
88,0
„
5
94,5
2,50
0,60
1,50
91,0
„
Java und Sumatra.
6
93,0
–
–
–
86,0
„
Java und Sumatra.
7
95,0
–
–
–
90,0
„
Java und Sumatra.
Die Auslieferungen für die Colonialzucker sind in anderer Weise als die für die
Rübenzucker berechnet worden, weil die Asche der Colonialzucker nur sehr wenig
Kalisalze, sondern meist unwirksame, in den Filtern zurückbleibende Substanzen, wie
Sand und kohlensauren Kalk enthält. Dagegen enthalten diese Zucker eine bemerkliche
Menge unkrystallisirbaren Zuckers (Krümmelzucker), deren Wirkung auf die
Melassenbildung nicht voraus zu bestimmen ist. Wir wenden daher hier zur Berechnung
eine ganz einfache empirische Methode an, indem wir vom Gehalt an reinem Zucker die
Summe der Procente aller fremden Stoffe in Abzug bringen. So z.B. beträgt bei einem
Martiniquezucker der Zuckergehalt 91, die Summe aller fremden Stoffe 9 Proc., mithin die Auslieferung
91–9 oder 82 Proc. Eine genauere Methode zu dieser Berechnung ist uns
wenigstens nicht bekannt.Des Verfassers Beschreibung der Apparate für die
Zuckeruntersuchung begreift ein Duboscq'sches Polarisationsinstrument, einen Trockenapparat
einfachster Art (von Wiesnegg in Paris), einen
Aschenbestimmungsapparat und einen Muffelofen.Die Einäscherung der Zuckerprobe wird nach dem Verf. durch Verbrennung in
einer Platinschale über einer mit Gebläse
versehenen Gaslampe bei Weißglühhitze ausgeführt.
Es bedarf nur dieses Hinweises, um den oben ausgesprochenen Zweifel an der
Richtigkeit der so erlangten Zahlen zu rechtfertigen.Der ebenfalls zum Einäschern der Proben in Platinschalen dienende Muffelofen
besteht aus einem Halbcylinder von feuerfestem Thon. mit Seitenspalten zur
Erzeugung eines Luftstromes; die Erhitzung geschieht durch vier
Gasflammen.A. d. Red.
Aus den mitgetheilten Zahlen lassen sich etwa folgende Schlüsse ziehen: Von den
Zuckern gleicher Schattirung sind diejenigen der Havanna die zuckerreichsten; bei
helleren Zuckern sind jedoch die französischen (Rübenzucker) besser. Der
Hauptunterschied zwischen Colonial- und Rübenzucker besteht in dem hohen
Gehalt des ersteren an unkrystallisirbarem Zucker; der Rübenzucker ist im
Allgemeinen trockener, seine Lösung ist alkalisch, er enthält in der Sorte bonne 4me zwischen 1
und 2,5 Proc. Salze.
Die belgischen Zucker (Rübenzucker) sind im Allgemeinen geringer als die
französischen und werden eine geringere Auslieferung in Folge ihres höheren
Salzgehaltes geben. Für preußische und österreichische Zucker findet ein noch
größerer Unterschied statt; sie sind feiner von Korn und folglich feuchter, auch
salzhaltiger als im Durchschnitt die französischen Zucker (?).