Titel: | Kolben mit Birkenrindeliderung für Bergwerkspumpen. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXVI., S. 363 |
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LXXVI.
Kolben mit Birkenrindeliderung für
Bergwerkspumpen.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Kolben mit Birkenrindeliderung für Bergwerkspumpen.
Bergingenieur Heberle zu Falun beschreibt in der
Heberleberg- und hüttenmännischen Zeitung (1866, Nr. 36) einen Kolben mit Liderung
aus Birkenrinde für Bergwerkspumpen zum Heben eisenvitriolhaltiger Grubenwässer.
Die Liderung ist eine sogenannte „hydraulische,“ selbstthätige,
indem die über dem Kolben stehende Wassersäule die Liderung gegen die
Pumpenstiefelwandung anpreßt, und somit kein Nachspannen des Liderungsmateriales
nothwendig ist. Der Kolben selbst ist ein durchbrochener (Ventilkolben), bei welchem
aber, entgegen der sonst gewöhnlichen Anordnung, nicht das Ventil, sondern der
Kolben selbst beweglich ist, und also jenes (eine Kugel) an der Stange festsitzt.
Der Kolben verschiebt sich mithin auf der Stange.
Der Kolben, mit Kolbenstange und ohne Liderung, in Fig. 14 halb in Ansicht,
halb im Durchschnitte gezeichnet, ist aus Birkenholz angefertigt; in den 1 3/4 Zoll
schwedisch (52 Millimet.) hohen und 1 1/2 Zoll (45 Millimet.) tiefen Einschnitt am
Umfange wird die Liderung eingelegt. Diese besteht aus acht in einander gesteckten
Theilen, Fig.
17 und 18, welche somit einen Ring bilden, der nach außen hin verschiebbar ist,
sich also durch inneren Wasserdruck ausdehnen kann. Jeder der acht Theile besteht
wieder aus zwei Theilen, Fig. 19, und jeder der
letzteren aus zwölf bis sechzehn Stückchen Birkenrinde, welche mit gepechtem
Hanfzwirn (Schuhdraht) zusammengenäht sind.
Der Kolben ist durchbohrt, und die 3 Zoll (89 Millimet.) weite Oeffnung ist oben auf
2 Zoll (60 Millimet.) Höhe bis auf 4 3/4 Zoll (141 Millimet.) erweitert, so daß sich
derselbe an den kleinen Hölzern k, k, welche mit
hölzernen Nägeln an der Kolbenstange befestigt sind, um 1 1/4 Zoll (37 Millimet.)
auf- und abbewegen kann. Fig. 15 gibt die
Seitenansicht der Kolbenstange ohne Kolben und Fig. 16 einen Querschnitt
derselben.
Beim Niedergange der Kolbenstange tritt das Wasser über die an derselben befestigte
Kugel aus Birkenholz zwischen Kolben und Stange hindurch; ersterer hebt sich bis
unter die Hölzer k, k, setzt sich dann beim
Aufwärtsgehen der Kolbenstange auf die Kugel auf und sperrt dem Wasser den
Rückweg.
Da wo der Einschnitt für die Liderung angebracht ist, ist die schwache Wandung des
Kolbens durch sechs rechteckige Oeffnungen c, c
durchbrochen, welche das Druckwasser hinter die Liderung treten lassen. Die
Ventilkugel ist auf die Kolbenstange von unten her aufgeschoben und festgekeilt.
Ein so aus Birkenrinde angefertigter Liderring hält mindestens ein, oft sogar zwei Jahre und kostet nur etwa
15 bis 20 Sgr. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1867, Bd. XI S.
671.)