Titel: | Neues Rübenbrei-Preßsystem von Du Rieux und Röttger. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXXIII., S. 375 |
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LXXXIII.
Neues Rübenbrei-Preßsystem von Du Rieux und Röttger.
Nach dem Journal des fabricants de sucre, 1867, No.
28.
Du Rieux und Röttger's Rübenbrei-Preßsystem.
Ueber dieses, jedenfalls sehr eigenthümliche System zum Auspressen des Rübenbreies
liegt bisher nur ein Bericht vor, welcher nach der Ausführung von Versuchen mit
schon alterirtem Rübenbrei abgefaßt worden ist. Da aber das Wesen des neuen
Apparates daraus auch ohne Zeichnung hervorgeht, so glauben wir einen Auszug dieses
Berichtes mittheilen zu müssen, während natürlich ein definitives Urtheil erst nach
zahlreicheren und maßgebenderen Proben erwartet werden kann.
Der Apparat hat im Aeußeren die Gestalt der Filterpresse von Du
Rieux und Röttger.Polytechn. Journal Bd. CLXXXV S.
189. In demselben wirkt eine hydraulische Presse in einer auf mechanische Weise
so zertheilten Form, daß sie direct jeden Kuchen nach Art der
Filterpressen-Schlammkuchen herstellt. Dieß geschieht dadurch, daß der
hydraulische in einem getrennten Apparate entwickelte Druck auf besondere Rahmen mit
je zwei beweglichen Böden übertragen wird, welche sich unter der Wirkung dieses
Druckes gegen einen gewöhnlichen Filterpresse-Rahmen hinbewegen. Die zwischen
je einem hydraulischen und einem einfachen Nahmen gebildeten Brei-Kuchen
werden dadurch von anfänglich 20 Millimeter Dicke auf 5–6 Millimeter
zusammengedrückt und dann herausgenommen.
Das Nähere ergibt sich noch aus folgenden Angaben:
Der wie gewöhnlich zerriebene Brei fällt in einen Behälter, über dem sich ein
directer verticaler Motor mit einer Schieber-Breipumpe befindet. Dieselbe
Maschine treibt eine hydraulische DifferentialpumpeBeschrieben S. 359 in diesem Heft. welche die alten Pumpwerke ersetzt. Die Schieberpumpe nimmt den Brei aus dem
Kasten, und schafft ihn direct in die Presse, wo derselbe bis zu deren Anfüllung mit
7 bis 8 Atmosphären Druck comprimirt wird, wie dieß an dem Manometer zu erkennen
ist; die Kuchen haben dann eine Dicke von 20 Millimeter erlangt. Nun wird der
Eintrittshahn für den Brei geschlossen und der Hahn für das von der hydraulischen
Differentialpumpe gelieferte Wasser geöffnet. Dieses Wasser tritt, nach dem
Durchgang durch einen Compensator, direct in die hydraulischen Rahmen, welche in
Folge dessen die Kuchen bis auf eine Dicke von 5–6 Millimeter zusammenpressen. Das Manometer
steigt dabei bis auf 25 Atmosphären, wobei nach dem Erfinder die Wirkung derjenigen
von 100 Atm. bei den gewöhnlichen hydraulischen Pressen gleichkommen soll. Ist
dieser Punkt erreicht, so wird die Presse ebenso wie eine gewöhnliche Filterpresse
geöffnet, die Kuchen fallen heraus, und die Presse kommt alsbald wieder in Gang.
Dabei bringt der Druck, welcher den Brei in die Rahmen befördert, die hydraulischen
Kolben oder Rahmen wieder zum Rückgang auf den Zwischenraum von 20 Millimeter.
Eine Presse kann in 24 Stunden 400 Hektoliter Saft geben; drei Mann reichen zur
Bedienung zweier Pressen aus, die nur wenig Platz einnehmen; doch müssen die Kuchen
zur vollkommenen Saftgewinnung auch ausgewaschen werden, was bei jenem Versuch nicht
geschehen konnte. Als Tücher dienen Hanfgewebe, welche dauerhafter als die
Wollentücher seyn und nur wenig Abnutzung haben sollen.
Der Augenschein bei dem Versuche zeigte, daß trotz des schon sehr alterirten, weil
vortägigen Breies, der Saft sehr gut ausgepreßt war, und die Absicht, die
Ausführbarkeit dieses Saftgewinnungsprincipes mittelst Filterpressen und
hydraulischer Pumpen darzuthun, schien völlig erreicht worden zu seyn.