Titel: | Verfahren zur ökonomischen Darstellung des Wasserstoffgases im Großen; von Heurtebise. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXXIX., S. 393 |
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LXXXIX.
Verfahren zur ökonomischen Darstellung des
Wasserstoffgases im Großen; von Heurtebise.
Aus Les Mondes, September 1867, S.
147.
Heurtebise's Verfahren zur Fabrication von
Wasserstoffgas.
Aus folgenden Rohmaterialien: Kohlensäure, Holzkohle und Wasserdampf stelle ich
Wasserstoffgas in nachstehender Weise dar. Die Holzkohle wird in einer Retorte zum
Rothglühen erhitzt, und dann wird ein Strom von Kohlensäure durch das Gefäß
geleitet. Jedes Kohlensäuremolecül absorbirt ein Kohlemolecül und bildet mit
demselben zwei Molecüle Kohlenoxydgas, welches aus der Retorte entweicht (CO²
+ C = 2CO) und in eine zweite, ebenfalls rothglühende Retorte geführt wird, in der
es mit eingeleitetem überhitztem Wasserdampf zusammentrifft. In Folge der bei diesem
Contacte stattfindenden Reaction entstehen Kohlensäure und Wasserstoffgas –
entsprechend der Formelgleichung 2CO + 2HO = 2CO² + 2H – welche aus
der Retorte entweichen. Demnach ist zur Darstellung von 2 Aequivalenten Wasserstoff
erforderlich: 1) ein Aequiv. Kohlenstoff, welcher von der in die erste Retorte
eingeleiteten Kohlensaure herrührt, und 2) ein Aequiv. Kohlenstoff aus der zweiten
Retorte. Diese Reactionen sind zwar längst und allgemein bekannt; doch sind
bezüglich meines Verfahrens zwei neue Momente hervorzuheben, welche in Hinsicht auf
die sichere, zuverlässige und leichte Ausführbarkeit der Operationen im Großen und
für industrielle Zwecke von Wichtigkeit sind, nämlich: 1) das Einleiten eines
Kohlensäurestromes in eine Retorte und 2) die Localisirung der beiden zu dem in Rede
stehenden Zwecke erforderlichen Umsetzungen – nämlich der des
Kohlensäuregases zu Kohlenoxydgas und der des letzteren zu Kohlensäure – in
zwei besondere Retorten. In Folge dieser Theilung erlangt die Operation eine
Zuverlässigkeit, welche die zur Darstellung des Wasserstoffgases bisher üblichen
Methoden keineswegs besitzen.
Da die Kohlensäure Beginn und Ende der hier in's Spiel tretenden Reactionen, sowie
das Rohmaterial und den Rückstand dieses Fabricationsprocesses bildet, so gründe ich
auf diese Thatsache eine als ein „rotirendes“ Verfahren zu
bezeichnende Methode, indem ich die als Rückstand aus der einen Retorte
heraustretende Kohlensäure als Rohmaterial in eine andere Retorte leite und in
derselben zu einer neuen Operation verwerthe. Bei diesem Verfahren wird von den zur
Entwicklung von zwei Aequivalenten Wasserstoff erforderlichen zwei Aequivalenten Kohlenstoff das eine,
als Rückstand in Form von Kohlensäure vorhandene Aequivalent erspart.
Bezüglich der Feuerung ist zu bemerken, daß der Rost, anstatt ein einziges Ganzes zu
bilden, in zwei Theilen construirt wird, welche beide abwechselnd geheizt werden
können, so daß ein geringerer Wärmeverlust stattfindet. Jeder dieser einzelnen Roste
ist wieder mit einem anderen Roste versehen, d.h. der eigentliche Herd wird von dem
ersten Roste gebildet, und der zweite mit umgekehrter (unterschlächtiger) Flamme
betrieben, während unter jedem dieser Roste ein anderer liegt, auf welchen die
Cinders und Schlacken von dem über ihm liegenden hinabfallen, so daß in Folge eines
gehörig regulirten Luftzutrittes von unten her die Heizfläche vergrößert und der
Verbrennungsproceß ein vollkommenerer wird; die von dem Doppelroste und
Doppelgegenroste abwärts und aufwärts steigenden heißen Gase vermischen sich in der
diese beiden Roste trennenden Kammer und entzünden sich bei ihrem Eintritte in den
Ofen.