Titel: | Speisepumpe von Brown und Wilson, Ingenieure in London. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XCVIII., S. 438 |
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XCVIII.
Speisepumpe von Brown und Wilson, Ingenieure in London.
Aus Armengaud's Génie industriel, October 1867, S.
213.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Brown und Wilson's Speisepumpe.
Diese Dampfpumpe, welche wegen ihrer einfachen Construction viele Vortheile in sich
vereinigt, ist in den Figuren 12 und 13 abgebildet.
Sie besteht aus
zwei, durch ein angegossenes Verbindungsstück C² verbundenen Cylindern C und C', deren oberer C als Dampfcylinder benutzt ist, während der andere C' als Pumpencylinder dient. Diese beiden Cylinder
werden mittelst einer Bohrstange gleichzeitig ausgebohrt, weßhalb ihre Wände genau
parallel und concentrisch sind. Die Kolben der beiden Cylinder werden durch eine
Stange A gebildet, welche sich in dem Dampfcylinder bei
A' etwas erweitert und in ihrer Mitte bei a eine Oeffnung zur Aufnahme der Treibstange D hat.
An dem oberen Ende des Dampfcylinders ist der Schieberkasten B angegossen. Die Schieberfläche steht senkrecht auf der Cylinderachse,
und liegt mit der Oberkante des Dampfcylinders in einer Flucht, so daß beide Flächen
gleichzeitig abgerichtet und bearbeitet werden können. Die Ein- und
Ausströmungsrohre d und d'
sind mit dem Dampfcylinder aus einem Stücke gegossen, so daß man den
Schieberkastendeckel abnehmen und den Schieber nachsehen kann, ohne ein Rohr lösen
zu müssen.
Der Schieber t, welcher aus dem härtesten Kanonenmetall
gegossen ist, wird durch die Welle b in Bewegung
gesetzt, welche zu diesem Zwecke an ihrem im Schieberkasten selbst ausmündenden Ende
eine Scheibe trägt, auf welcher, einem Krummzapfen ähnlich, eine kleine um einen
Stift drehbare gehärtete und polirte Stahlrolle angebracht ist, die in eine an dem
Schieber angegossene Nuth (oder Führung) t' paßt und die
Uebertragung der Bewegung der Welle b auf den Schieber
t vermittelt.
Durch die Verwendung der erwähnten harten und gut polirten Metalle fällt die
Anwendung von Oel fast vollkommen weg. Einzelne Theile einer solchen Pumpe, welche
vier Monate lang in ununterbrochenem Betriebe waren, zeigten nach dieser Zeit nicht
die geringste Spur einer Abnutzung.
Das Schwungrad V, welches auf dem vorderen Ende der Welle
b festsitzt, wird durch die früher erwähnte
Treibstange D in Bewegung gesetzt, welche an ihrem
unteren Ende in einen runden Bolzen ausläuft, womit sie in der Oeffnung a der Stange A befestigt
wird.
Die bei dieser Pumpe verwendeten Ventile c und c' sind Kugelventile, welche recht leicht bei der
Geschwindigkeit von 200 Umdrehungen per Minute
functioniren können, und zwar ohne viel Geräusch zu verursachen. Diese Ventile sind
so construirt, daß sie dem Wasser einen weiten Durchlaßraum gewähren. – Das
Spiel der Kugeln ist so berechnet, daß keine weitere Regulirung der Hubhöhe
erforderlich ist. Die Kugeln werden aus Bronze hergestellt, welche etwas härter ist
als das zu den
Ventilsitzen verwendete Metall, wodurch verhütet wird daß die Kugeln Eindrücke oder
sonstige Form-Veränderungen erleiden.
Die Dichtung des Dampfkolbens bewirkt Hr. Brown in eigenthümlicher Weise mittelst dreier in den Dampfkolben
eingedrehten flachen Rinnen von vierkantigem Querschnitt, welche sich mit
Condensationswasser anfüllen und einen hermetischen und dampfdichten Verschluß
bilden. Das Princip, auf welchem diese Erscheinung beruht, ist bis jetzt nicht
erklärt, es ist aber Thatsache, daß die kleinen Rinnenkolben des Hrn. Brown, hauptsächlich bei einer nicht
zu geringen Kolbengeschwindigkeit, vollkommen dicht halten. Für größere Kolben
lassen sich, den gemachten Erfahrungen zufolge, diese Rinnenkolben nicht anwenden;
bei diesen werden federnde Stahlringe in die Rinnen eingelegt, welche ohne zu große
Reibung einen vollkommen dichten Verschluß liefern.
Die Achse b läuft einerseits in einer Stopfbüchse e, andererseits in einem Rothgußlager. Der Krummzapfen
des Schwungrades V ist aus Stahl.
Die Erfinder dieser Pumpe behaupten, daß dieselbe mit dem Giffard'schen Injector nicht nur im Preise, sondern auch in der Leistung
concurriren könne. Die bei den Dampfpumpen zu überwindende Reibung wird durch den
Umstand vollkommen aufgewogen, daß man bei den Injectoren nur solches Wasser speisen
resp. heben kann, welches einen gewissen niedrigen Temperaturgrad nicht
überschritten hat, während man mit einer guten Pumpe ziemlich heißes Wasser
verwenden und so die Wärme des abgehenden Dampfes noch mit gutem Erfolge nutzbar
machen kann.
Wir bemerken noch, daß in England eine große Anzahl solcher Pumpen zum Speisen von
Dampfkesseln in Gebrauch ist, und daß sich dieselben überhaupt verwenden lassen, wo
man Wasser oder sonstige Flüssigkeiten zu heben hat.
Der Preis solcher Pumpen ist für die verschiedenen Größen nach den Angaben der
nachstehenden Tabelle festgesetzt.
Größe.
DurchmesserdesPumpenkolbens.
Hub.
Pfedrekräftedes Dampfkessels,welcher
durchdie Pumpegespeistwerden kann.
Liter Wasser welche die
Pumpeper Stunde liefert bei:
Preis.
100UmdrehungenperMinute.
150UmdrehungenperMinute.
200UmdrehungenperMinute.
Nro.
Meter.
Meter.
Liter.
Liter.
Liter.
Frcs.
4
0,37
0,75
15
517,5
774,0
1035,0
262,50
5
0,46
0,75
22
810,0
1215,0
1620,0
315,00
6
0,46
0,100
30
1080,0
1620,0
2160,0
367,50
7
0,56
0,100
40
1452,5
2326,5
2905,0
425,00
8
0,56
0,135
55
2137,5
3204,0
4275,0
487,50
9
0,62
0,135
75
2632,5
3946,5
5265,0
562,50
10
0,62
0,170
90
3240,0
4860,0
6480,0
637,50
11
0,68
0,170
110
3915,0
5872,5
7830,0
712,50
12
0,68
0,20
120
4635,0
6958,5
9270,0
787,50