Titel: | Ueber G. L.Loversidge's Verfahren zum Gerben von Fellen und Häuten. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. CX., S. 480 |
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CX.
Ueber G. L.Loversidge's Verfahren zum Gerben von Fellen und
Häuten.
Aus dem Mechanics' Magazine, October 1867, S.
231.
Loversidge's Verfahren zum Gerben der Häute.
Es sind uns nähere Mittheilungen über ein Gerbverfahren zugegangen, durch welches die
Präparirung und die Zurichtung der Felle und Häute für den Markt wesentlich
erleichtert werden soll. Dieses Verfahren ist die patentirte Erfindung des
praktischen Gerbers G. L. Loversidge zu Greenfield bei
Saddleworth in Yorkshire und besteht in der Anwendung von Valonia und Eichenlohe oder anderen
Gerbmaterialien, in Verbindung mit einer Lösung von kohlensaurem Natron (Soda). Durch Anwendung dieser Mittel wird ein
bedeutender Theil der zum Gerben erforderlichen Zeit erspart und ein Leder von weit
besserer Qualität erzielt. Loversidge hat auch einen
besonderen Apparat zur Erleichterung der Handhabung der im Bade befindlichen Felle
und Häute construirt. Die letzteren müssen die gewöhnlichen Vorbereitungsprocesse,
das Kalken, Schwellen, Abfleischen und Enthaaren, durchmachen. Darauf werden sie
zunächst in ein Bad gebracht, welches aus einer 1° an Baumé's
Aräometer zeigenden Lösung von Valonia, Catechu oder einem anderen Gerbmaterial und
so viel kohlensaurem Natron besteht, daß es nach dem Zusatze des letzteren 1
1/2° Baumé (1010 spec. Gewicht) zeigt. Die Häute oder Felle werden in
diesem Bade drei Tage lang täglich etwa dreimal durchgearbeitet und darnach in ein
zweites, aus einer etwa 2 1/5° Baumé (1015 spec. Gew.) starken Lösung
von Valonia oder anderem Gerbmaterial bestehendes Bad gebracht, welchem vorher so
viel kohlensaures Natron zugesetzt wird, daß die Brühe 3° Baumé (1020
spec. Gew.) zeigt.
In diesem Bade bleiben sie etwa vier Tage und werden in demselben zweimal täglich
durchgearbeitet. Nach Verlauf der angegebenen Zeit bringt man sie in ein drittes
Bad, das aus einer Valonialösung von 5° Baumé (1035 specifisches
Gewicht) besteht, und welches man wiederum mit so viel kohlensaurem Natron versetzt,
daß es nun 6 bis 6 1/2° Baumé wiegt. Diese ursprüngliche Stärke des
Bades wird durch zeitweiligen Zusatz der erforderlichen Menge von Valonia und
kohlensaurem Natron etc. unterhalten, so lange die Häute in ihm bleiben müssen; dazu
sind etwa sieben Tage erforderlich. In gewissen Fällen, bei der Verarbeitung sehr
starker Häute, ist es von Voltheil, dieselben nach Verlauf der angegebenen Zeit noch
in ein viertes, aus einem 7° Baumé starken und durch Zusatz von
kohlensaurem Natron auf 7 1/3° Baumé (1050 spec. Gew.) verstärkten
Extracte von Valonia oder anderen Gerbstoffen bestehendes Bad zu bringen und sie in
demselben ungefähr neun Tage lang liegen zu lassen, während welcher Zeit sie täglich
etwa dreimal durchgearbeitet werden; indessen wird die Zeit des Verweilens in diesem
Bade, sowie auch die öftere oder seltenere Wiederholung des täglichen Durcharbeitend
von der Beschaffenheit, namentlich von der Stärke des Leders bedingt, indem der
Gerber sich von dem Vorschreitendes Processes durch Anschneiden der Häute
unterrichtet. Häute von gewöhnlicher Dicke brauchen in dieses vierte Bad nicht zu
kommen, sondern werden gleich aus ihrem dritten in das letzte Bad gebracht. Dasselbe
besteht aus einem an sich 7° Baums starken, aber durch Zusatz von
kohlensaurem Natron auf 7 1/10° B. gebrachten Auszuge von Valonia oder
anderem Gerbmaterial. Zwischen jede Haut oder jedes Fell wird beim Einlegen eine
Quantität von ungefähr 6 Pfund Eichenrinde oder Valonia, oder von einem Gemenge
beider, gestreut. In diesem Bade bleiben sie ungefähr 14 Tage, worauf sie
herausgenommen und in der gewöhnlichen Weise fertig gemacht werden. Sehr starke
Häute müssen in dem letzten Bade, nachdem sie das vierte passirt haben, gleichfalls
etwa vierzehn Tage lang bleiben.
Ferner beschleunigt Loversidge den Gerbproceß und
vermindert die mit dem Durcharbeiten der Häute in den verschiedenen Bädern
verbundene Mühe in bedeutendem Grade dadurch, daß er über den die letzteren
enthaltenden Gruben eine Walze oder Winde anbringt, welcher durch eine Dampfmaschine
eine langsame Bewegung mitgetheilt wird. Die Häute werden an ihren Enden mit
einander so verbunden, daß sie eine endlose Kette bilden; dann wird die Walze in
Thätigkeit gesetzt, so daß per Minute ungefähr drei bis
fünf Stück Häute durch das betreffende Bad hindurchgehen. Bei Anwendung dieses
Hindurchgehens der Häute und dieses Aufrührens der Bäder können die letzteren gleich
von vorn herein weit stärker genommen werden. So gibt man dem ersten Bade sogleich 1
1/2° Baumé und läßt die Häute dasselbe zwei Tage lang in der
angegebenen regelmäßigen Bewegung ununterbrochen passiren. Dann kommen sie in das
Bad Nr. 3 von 5° B. der gerbstoffhaltigen Flüssigkeit und 6 bis 1/2°
Baumé des fertigen Sodagemisches und bleiben in demselben drei bis fünf Tage
lang, je nachdem ihre Beschaffenheit es erfordert; während dieser Zeit sind sie
unaufhörlich in Bewegung und kommen dann in das letzte Bad, in welchem sie in der
vorhin angegebenen Weise mit Eichenlohe oder Valonia behandelt werden.