Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Empfehlenswerthe Combinationen Volta'scher Elemente; von Prof.
Böttger.
Folgende, schon vor längerer Zeit von mir construirte Batterie ohne Thonzellen, zum Betriebe von elektrischen Hausschellen, von
elektromagnetischen Schlittenapparaten für physiologische Zwecke u.s.w., überhaupt
für alle diejenigen Zwecke geeignet, bei welchen es nicht
darauf ankommt, die Batterie perpetuirlich geschlossen zu halten, vereinigt
alle Vorzüge, die man von einem möglichst lange constant bleibenden Apparate der Art
nur verlangen kann. Zu dem Ende stelle man in Glas- oder Steingutgefäße dicke
cylindrisch gebogene amalgamirte Zinkbleche, in's Centrum dieser Zinkbleche
senkrecht einen massiven 1 bis 2 Zoll dicken Stab gut
leitender Retorten- oder sogenannter Gaskohle, fülle hierauf den ganzen Zwischenraum zwischen Retortenkohle und
Zinkblechcylinder, die sich nirgends berühren dürfen, mit einem Gemisch von gleichen
Raumtheilen fein gepulverten Kochsalzes und schwefelsaurer Magnesia (Bittersalz) an,
befeuchte das etwas fest gestampfte Salzgemisch mit einer concentrirten Lösung der
genannten Salze und verbinde dann auf bekannte Weise die Retortenkohle des einen
Elementes mit dem Zinkbleche des nächstfolgenden. Besonders lasse man sich hierbei
die sorgfältigste Verbindung des als Leiter dienenden Kupferdrahtes mit der
Retortenkohle angelegen seyn. Eine so construirte, aus nur wenigen Elementen
bestehende Batterie erweist sich zu den vorhin genannten Zwecken außerordentlich
lange vollkommen wirksam, vorausgesetzt, daß das Salzgemisch erforderlichen Falles
von Zeit zu Zeit angefeuchtet wird.
Zu Vorlesungsversuchen, sey es in Hörsälen auf Universitäten oder in Schulen,
empfehle ich folgende von mir vielfach erprobte außerordentlich kräftig wirkende Batterie, die sich durch ihre große
Einfachheit, durch leichte Instandsetzung, durch Unzerbrechlichkeit ihrer einzelnen
Theile, und besonders dadurch auszeichnet, daß sich selbst bei ihrem
Geschlossensein, resp. während ihres Gebrauches, kein Gas entwickelt, bei der man
ferner der zerbrechlichen Thonzellen überhoben ist und man außerdem mit keinem
Säuregemisch dabei zu thun hat. Man lasse sich zu dem Ende aus guter, nicht zu
poröser Retortenkohle cylinderförmige dickwandige Gefäße (Becher) drehen von circa 8 Zoll Höhe, 1/2 Zoll Wandstärke und 2 l/2 bis 3
Zoll innerer Weite, die an ihrem oberen Ende rings herum mit einer circa. 1 Linie tiefen Rinne versehen sind, um welche ein
starker Kupferdraht als Leiter fest geschlungen wird. Diese Kohlenbecher (welche ich
an der Außenseite mit einem aus Asphalt und Benzol bereiteten Firniß anzustreichen
Pflege) füllt man bis etwa zu 3/4 mit einem gleichen Volumen
schwefelsaurem Eisenoxyd und gewöhnlichem Wasser, rührt beides ein wenig
durcheinander und verschließt die Becher dann mittelst eines gewöhnlichen, im
Centrum durchbohrten Korkes, durch dessen Oeffnung man einen gut amalgamirten
massiven, circa 1 Zoll dicken, oben mit einer
Klemmschraube versehenen Zinkcylinder möglichst tief in den Becher hinabschiebt,
jedoch so, daß er weder mit dem Boden, noch mit den Seitenwänden des Kohlenbechers
in Berührung kommt, was sehr leicht dadurch erzielt wird, daß man den Zinkblock an
seinem oberen Ende mit Siegellack ein für allemal im Centrum des Korkes passend
festkittet. Eine concentrirte wässerige Lösung von schwefelsaurem Eisenoxyd hat sich mir als eine so
außerordentlich wirksame stromerregende Flüssigkeit zu erkennen gegeben, daß 3 damit
gefüllte Becher von der angegebenen Größe und mit je einem Zinkblock von nur 6
Quadratzoll wirksamer Oberfläche hinreichen, einen Ruhmkorff'schen Inductionsapparat mittlerer Größe kräftig zu erregen. Die Wirksamkeit dieser Elemente dauert so lange an,
bis das Oxydsalz zersetzt, resp. in schwefelsaures Eisenoxydul verwandelt ist. Man
hat, um eine derartige Batterie stets zur Disposition, zu haben, nur nöthig, nach
jedesmaligem Collegienversuche die massiven Zinkblöcke aus den Kohlenbechern
herauszuheben, mit Wasser abzuspülen und aufzubewahren, während die Kohlenbecher mit
der Salzsolution stets gefüllt bleiben.
Füllt man die Kohlenbecher statt mit dem genannten Eisenoxydsalze, vielmehr mit durch
etwas Wasser angerührtem schwefelsaurem Quecksilberoxydul
(nicht schwefelsaurem Quecksilberoxyd) an, so erhält man Elemente, zwar von etwas
schwächerer – aber von weit andauernderer
Wirksamkeit.Diese Combination ist die gegenwärtig häufig in Gebrauch stehende Marié-Davy'sche (s. polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 170).A. d. Red. Bei Elementen dieser letzteren Art braucht der Zinkblock selbstverständlich
nicht amalgamirt und auch niemals aus dem Quecksilberoxydulsalze entfernt zu werden,
indem nur beim jedesmaligen Geschlossenwerden, dagegen niemals im geöffneten
Zustande eine Kette der Art an Erregungsmaterial einbüßt. Aus diesem Grunde dürften
solche Elemente besonders zur Inbetriebsetzung von elektrischen Hausschellen und von
elektrischen Läutewerken aller Art sehr zu empfehlen und wohl geeignet seyn, alle
seither zu solchen Zwecken in Anwendung gebrachten Elemente zu verdrängen.
(Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. für
1865–1866)
Gewinnung von Kohks aus Steinkohlenasche.
Die Steinkohlenaschen von den verschiedensten Feuerungen, z.B. von Dampfkesseln,
Puddel-, Schweiß-, Gas-, Glas- etc. Oefen, enthalten
bekanntlich stets einen verhältnißmäßig sehr hohen Procentsatz von Kohks, der oft
bis 2/3 und mehr der ganzen Masse beträgt und bei größeren Werken einen gar nicht
unbedeutenden Werth repräsentirt.
Man wird auf gut verwalteten Werken sich stets bemühen, aus den Aschen möglichst viel
des werthvollen Brennmaterials wiederzugewinnen; doch sind die dazu angewendeten
Einrichtungen nicht immer die zweckmäßigsten. Es darf daher wohl darauf hingewiesen
werden, daß die bekannte Maschinenfabrik von Sievers und
Comp. in Kalk bei Deutz a. Rh. die Fabrication von
Apparaten zum Auswaschen der Kohks aus Steinkohlenaschen als eine ihrer
Specialitäten betreibt und daß ihre Apparate, von denen jetzt gegen 100, namentlich
in den großen Etablissements Rheinlands und Westphalens im Betrieb sind, ein
überraschend großes Ausbringen bei sehr niedrigen Kosten ergeben. Selbstverständlich
werden diese Apparate in sehr verschiedenen Größen gebaut. Der kleinste Waschapparat
besteht aus einer Sortirtrommel, welche den Staub und die ganz groben Schlacken
ausscheidet und den Rest zum Waschen vorbereitet. Letzterer wird dann auf den
Waschkasten gebracht und von diesem in Schlacke und Kohks getrennt, von denen
erstere unten aus dem Kasten fällt, während die ganz reinen Kohks oben ausgetragen
werden. Der Waschkasten hebt sich die nöthigen Wasser selbst aus einem Behälter, in
welchen auch die gebrauchten Wasser zur Wiederverwendung geführt werden. Der Apparat
kann durch Menschenkraft oder mechanisch bewegt werden: er verarbeitet per Stunde bis 15 Scheffel Asche, bedarf dazu bei
Maschinenbetrieb 2, bei Menschenbetrieb 4 Arbeiter und kostet 425 Thlr. Ein größerer
Waschapparat mit 2 Sortirtrommeln, der stündlich 30 Scheffel Asche verarbeitet und
zu seiner Bedienung 4 Arbeiter bedarf, kostet 750 Thlr., ein noch größerer, bei dem
besonders auf möglichste Ersparniß von Handarbeit Rücksicht genommen ist, der
stündlich 40 Scheffel Asche verarbeitet und dazu nur 2 Arbeiter bedarf, kostet 1275
Thlr.; ein Becherwerk hebt bei ihm die Asche in die hochliegende Sortirtrommel, aus
welcher die seine Staubasche und die groben Schlacken direct in untergestellte
Fördergeschirre, die zum Waschen bestimmten Sorten aber in zwei untergestellte Waschkasten
fallen, denen eine Pumpe die Waschwasser zuhebt. Ein noch größerer Waschapparat
endlich, bei dem noch mehr Rücksicht auf Lohnersparniß genommen ist und der mit nur
3 Arbeitern stündlich 60 Scheffel Asche verarbeitet, kostet 1750 Thlr. (Deutsche
Industriezeitung, 1867, Nro. 5.)
Ueber sogenannte sensitive Flammen.
In England erregt unter dem Namen der sensitiven Flamme
folgendes neue Experiment großes Interesse: Eine schmale Gasflamme aus einem
gewöhnlichen Stahlbrenner zeigt ein höchst überraschendes Verhalten, wenn sie durch
gesteigerten Gasdruck zu einer Höhe von 14 bis 16 Zoll emporgetrieben wird. Sie
äußert dann für hohe Töne und scharfe Geräusche eine so subtile Empfindlichkeit, wie
man sie bei anderen, Wärme, Elektricität u.s.w. anzeigenden Instrumenten nur immer
wünschen könnte. Läßt man in ihrer Nähe oder auch aus ziemlicher Ferne eine schrille
Pfeife ertönen, so verkürzt sich die Flamme augenblicklich auf die Hälfte ihrer
Länge und steigt, sobald der Ton aufhört, ebenso augenblicklich zur früheren Höhe
empor. Ganz in gleicher Weise wirken Hammerschläge, besonders auf eine metallene
Unterlage, Glockentöne u.s.w. Die Geige afficirt in der Tief- und Mittellage
die Flamme nicht, desto energischer aber durch die Töne der Quinte, bei denen der
Strahl urplötzlich zu einer kurzen, buschigen, höchst unruhigen Flamme
zusammensinkt. Eine andere Flamme von 20 Zoll Höhe zeigte sich noch weit sensitiver;
sie markirte deutlich durch Einschrumpfen bis zur halben Höhe und darunter, in
einzelnen Fällen auch nur durch heftige Unruhe, jedes kleine Geräusch, wie das
Rauschen eines Seidenkleides, das Knarren von Stiefeln, das Fallen einer kleinen
Münze, das Anschlagen eines Regentropfens an das Fenster u.s.w. Von dem Vocal U der
menschlichen Stimme nimmt die Flamme keine Notiz, das O
bringt sie zum Schwanken, das J zum heftigen Schwanken,
vor dem S-Laut aber bricht sie sofort in einen wirr bewegten Feuerklumpen
zusammen. (Industrie-Blätter, 1867 S. 92.)
Ueber die Nachweisung organischer Verunreinigungen im Wasser
der Städte; von J. A. Wanklyn.
Der Verfasser zeigt, daß die in neuerer Zeit häufig angewandte Methode zur Bestimmung
der organischen Bestandtheile im Wasser – Verdunsten des Wassers und
Ausführung einer Elementaranalyse mit dem Rückstande – vollständig unrichtige
Resultate gibt, weil ein großer Theil dieser organischen Bestandtheile beim
Verdunsten zersetzt und verflüchtigt wird. Die schädlichen organischen
Verunreinigungen sind stickstoffhaltig und diese geben beim Verdunsten des Wassers
den Stickstoff in Form von Ammoniak ab. Der Verfasser glaubt deßhalb, daß man ein
richtiges Maaß für die schädlichen Bestandtheile des Wassers erhält, wenn man ein
bestimmtes Volum desselben aus einer Retorte destillirt und im Destillate das
Ammoniak bestimmt. (Aus the Laboratory, durch die
Zeitschrift für Chemie, Jahrg. X S. 413.)
Ueber das Verhalten des Chloroforms gegen das Licht; von J. M.
Maisch.
Das zu diesen Untersuchungen angewendete Chloroform hatte ein specifisches Gewicht
von 1,492 bei + 21°C., war absolut säurefrei und färbte Schwefelsäure nicht
im geringsten. Zur Darstellung des verdünnten Chloroforms wurden 8 Unzen von diesem
Präparate mit 1 Drachmenmaaß starken Alkohols versetzt. Die benutzten Gefäße
bestanden aus Flintglas und hatten gleiche Form und Größe; sie wurden mit genau
gleichen Gewichtsmengen von Chloroform gefüllt. Die Versuche dauerten eine Woche
lang und wurden in den heißen Tagen des August v. J. angestellt; sie führten zu
nachstehenden Resultaten: 1) Reines Chloroform vom spec. Gewicht 1,492 muß bei
seiner Aufbewahrung vor dem Zutritte von Licht gänzlich geschützt werden. 2) Um Chloroform bei
Lichtzutritt aufbewahren zu können, ohne daß es sich zersetzt, muß sein spec.
Gewicht verringert werden, was am besten durch Zusatz von etwa 2 Drachmenmaaßen
95proc. Alkohol zu 1 Pfd. Chloroform von der Dichtigkeit 1,492 geschieht.
Bei der Wiederholung einiger dieser Versuche wurde dem Vorhandenseyn von Feuchtigkeit
in mehreren der Flaschen und der Einwirkung derselben auf das Chloroform besondere
Aufmerksamkeit gewidmet. Chloroform von 1,492 spec. Gew., welches durch längeres
Stehen über Chlorcalcium vollständig ausgetrocknet worden, ward sowohl in absolut
trockene, als auch in etwas feuchte Flaschen gebracht und beiderlei Gefäße wurden
der Einwirkung des zerstreuten Tages- und des directen Sonnenlichtes
ausgesetzt. In den feucht gewesenen Flaschen ließ sich die Gegenwart von freiem
Chlor viel früher nachweisen als in den im trockenen Zustande angewendeten, obgleich
auch das in den letzteren enthaltene Präparat ohne alle
Zersetzung sich nicht aufbewahren ließ. War dagegen das Chloroform bis zu dem spec.
Gewichte von 1,475 und darunter verdünnt worden, so wurde selbst nach
vierzehntägiger Belichtung durch das directe Sonnenlicht bei Gegenwart einiger
Tropfen Wasser in der Flasche kein Chlor frei. – Der hier näher bezeichnete
Alkoholgehalt des Präparates steht der Anwendung desselben zu medicinischem Zwecke
– d.h. zur Inhalation – nicht entgegen, da derselbe per Unzenmaaß nur ungefähr 40 Tropfen beträgt. (Aus den
Proceedings of the American Pharmaceutical
Association, durch die Chemical News vom 7.
Juni 1867.)
Verfahren zur Abrindung von Baumstämmen, von Jos. Maitre in Chatillons sur Seine.
Seit längerer Zeit benutzt Jos. Maitre in Chatillons sur
Seine, um Baumstämme, namentlich Eichen, zum Abrinden vorzubereiten, ein Verfahren,
das auf die Einwirkung von Dampf auf die Rinde gegründet und in Frankreich, England,
verschiedenen deutschen Staaten etc. patentirt ist. Dasselbe hat stets die besten
Resultate ergeben, wenn nur das Holz sich in dem Alter und den
Vegetationsverhältnissen befand, welche verkäufliche Rinde liefern; es läßt sich auf
Holz anwenden, das außer der Saftzeit geschlagen ist, auch auf solches, das schon
seit längerer Zeit geschlagen ist. Die Versuche ergaben, daß seine Verwendbarkeit
erst bei Holz aufhörte, das bereits über 1/4 Jahr geschlagen war. Wie vorauszusehen
war und wie die Erfahrung auf das Vollständigste bestätigt hat, leidet die Qualität
der Rinde in keiner Beziehung durch Einwirkung des Dampfes.
Der angewendete Apparat besteht in seiner einfachsten Form aus einem verticalen
Blechcylinder, in dem sich unten die Feuerung und darüber der Wasserbehälter, der
eigentliche Kessel, befindet; von dem Deckel des Cylinders gehen zwei Rohre aus,
durch welche der Dampf in zwei Behälter gelangt, in denen sich das zu entrindende
Holz befindet. Wenn der Apparat in voller Thätigkeit ist, so genügen höchstens
40–50 Minuten, um die Entrindung von 1/2 Kubikmeter Brennholz vorzubereiten.
Mit zwei solchen Apparaten arbeitet z.B. Amyot in Grancey
jeden Winter seit zwei Jahren und liefert jährlich 1000–1200 Ctr. Rinde.
Vollkommener, aber nach gleichem Princip construirt, ist ein während der Pariser
Ausstellung in Billancourt ausgestellter Apparat, der von Gagey, Seguin und Comp. in Dijon ausgeführt
worden ist. Im unteren Theil desselben befindet sich die Feuerung mit rückkehrender
Flamme, darüber der Wasserbehälter und darüber endlich ein hölzerner, mit Blech
gefütterter Kasten mit 2 Abtheilungen, deren jede 1/2 Kubikmeter Holz faßt. Der
Kasten ist von dem Wasserbehälter nur durch einen durchbrochenen Rahmen getrennt;
doch ist im unteren Theil des Kastens ein Schieber von verzinktem Eisenblech
angebracht, durch den die Verbindung zwischen dem Kessel und der einen oder andern
Kammer beliebig unterbrochen werden kann. Das Speisewasser gelangt zuerst in einen
Hohlcylinder, der den Schornstein umgibt, und wird hier vorgewärmt.
Maitre selbst hat in Billancourt einen Apparat
aufgestellt, bei dem er den Dampf aus einer 8pferd. Locomobile entnimmt; aus dem
Kessel derselben wird der Dampf durch 6 Röhren in 3 Kästen geleitet, deren jeder in
2 Abtheilungen geschieden ist. Zwei dieser Kästen sind von Holz und mit Blech
ausgefüttert, und jede Abtheilung faßt 1/2 Kubikmeter; das Holz wird darin durch
Dampf von 4–5 Atmosphären binnen 15 Minuten zum Entrinden zubereitet und würde sich die
Operation noch in weit weniger Zeit ausführen lassen. Ein dritter Kasten, ebenfalls
von Holz und mit Blech ausgefüttert, ist 4,2 Met. lang, 0,5 Met. hoch und 0,6 breit;
er wird mit gleich langen Ruthen von Linden-, Buchen- und Eichenholz
und einigen Scheiten Kastanienholz gefüllt. Nachdem 17 Minuten lang durch ein Rohr
von 20 Millimet. Durchmesser Dampf eingeleitet worden ist, läßt sich die Rinde von
sämmtlichem Holz ganz leicht abschälen. In 15 Minuten entrinden 3 Arbeiter mit
größter Leichtigkeit sämmtliches Holz, das in einer Kastenabtheilung von 1/2
Kubikmeter Inhalt zubereitet worden ist. Die Zubereitung läßt sich mit
Niederdruckdampf ganz gut in 15 Minuten, mit Hochdruckdampf in der halben Zeit
ausführen. Das Abrinden scheint am vortheilhaftesten während der ersten 8–10
Minuten, nachdem das Holz aus dem Kasten genommen worden ist, ausgeführt werden zu
können.
Das Verfahren dürfte sich am besten für gewöhnliches Brennholz eignen, das am
häufigsten außer der Saftzeit geschlagen wird und in der größten Menge in den Handel
kommt. Wir erwähnen schließlich, daß sämmtliche Patente Maitre's, außer dem französischen, von einer französisch-belgischen
Gesellschaft angekauft worden sind, an welche sich u.a. bereits sächsische
Papierfabrikanten wegen Benutzung des Verfahrens gewendet haben sollen. (Deutsche
Industriezeitung, 1867, Nr, 37.)
Ueber die Rübenzucker-Industrie Rußlands; von Louis Walkhoff.
In der „Nordischen Post“ erschien über die
Rübenzucker-Industrie Rußlands folgende Zusammenstellung:
im Jahre
1861/62
existirten
in Rußland
450
Zuckerfabriken
„ „
1863/64
„
„
399
„
„ „
1864/65
„
„
335
„
„ „
1865/66
„
„
323
„
von welchen letzteren nur 249 arbeiteten, so daß 74 außer
Thätigkeit waren.
Im Jahre 1865/66 vertheilten sich die Zuckerfabriken auf die verschiedenen Provinzen
(Gouvernements) folgendermaßen:
Gouvernement:
Mit DampfbetriebeneFabriken.
Zur Hälfte mitDampf
betriebeneFabriken.
Mit directerHeizung
arbeitendeFabriken.
FabrikenaußerThätigkeit
1. Kief 2.
Podolien 3. Charkof 4.
Tschernigof 5. Kursk 6.
Tula 7. Tambow 8.
Poltava 9. Woronesch10. Wolhynien11.
Orlofs12. Mohileff13. Rasan14. Bessarabien15.
Pensa16. Minsk17. Saratof18. Kaluga19. Nowgorod
61 28 19 16 7771845221–121–
1––2–––––––––––––––
54425 911 2711222–51–––
84512 692821223141–11
172
3
81
70
Gouvernement:
Anzahlder Berkovetz1 Berkovetz = 10 Pud; 1 Pud = 40 Pfund russisch.Rüben, verarbeitetnach der Normder Apparate.
Menge des producirtenRohzuckers nach
derAccise.
Pud.
Pfund.
KiefPodolienCharkofTschernigofKurskTulaTambowPoltavaWoroneschWolhynienOrloffMohileffRasanBessarabienPensaMinskSaratofKaluga
1,575,245 454,794316,595388,050280,437195,944180,365 71,000151,708128,760 84,077 32,154 44,108 7,680 14,947 20,385 9,760 3,241
933,887270,917184,505213,936157,164111,508106,323
37,854 89,386 76,482
43,875 16,826 25,808
4,608 6,726
11,765 4,688
1,944
10
13 16 9 33
1/2 22 4/5
32
16 32
30
30 3/5
3,949,250
2,298,208
5
Ich bemerke hierzu, daß im Jahre 1866/67, wegen der vorzüglichen Rübenernte, die
Production von Rüben und Zucker in den drei vielfach von mir bereisten Provinzen
wenigstens folgenden Betrag erreichen dürfte:
Gouvernement:
BebauteBodenflächein
MagdeburgerMorgen.
Rübenerntein Zollcentnern.
ProducirterZuckerin Zollcentnern.
KiefPodolienWolhynien
148,800
38,000 9,000
11,924,000 3,560,000 1,000,000
824,680259,200 70,000
195,800
16,484,000
1,153,880
Wenn man von diesen drei Provinzen auf eine ähnliche Erhöhung der Production in den
übrigen Landestheilen schließt, dürfte man eine ungefähre Idee von der
achtunggebietenden Höhe der russischen Rübenzuckerproduction dieses Jahres
haben.
Indem ich nach dieser Abschweisung wieder zu meiner Quelle, der „Nordischen
Post“, zurückkehre, füge ich noch die dort mitgetheilte Tabelle
an:
In den Zuckerfabrikenim
Gouvernement
ist die Zahl der beschäftigten
Arbeiter:
Manner.
Frauen.
Kinder.
Kief
11,800
5,010
1,600
Tschernigof
4,000
2,700
300
Podolien
4,600
2,010
650
Tula
3,600
500
300
Charkof
3,700
1,870
350
Kursk
2,600
1,400
200
Poltava
1,200
600
150
Tambow
1,800
350
140
Woronesch
1,400
450
180
Pensa
600
120
(?)
Orlof
1,076
300
80
Mohilef
410
115
90
Rasan
460
90
30
Wolhynien
650
270
200
Kaluga
70(?)
60(?)
(?)
Minsk
120
80
40
Saratow
180
60
25
Bessarabien
360
100
90
Kief, 3. August 1867.
Trocknen der Lohe mittelst der Centrifugalkraft.
Der Gerber-Courier von 1867, Nro. 9, enthält folgenden Bericht des
Glacélederfabrikanten D. A. Schöle in Berlin über
die von ihm angestellten Versuche, die verbrauchte Lohe mittelst der Centrifuge zu
trocknen:
Meine durch Hrn. Maschinenfabrikanten A. Roller in Berlin
erbaute Centrifuge hat 2 Fuß Durchmesser, 1 Fuß Höhe und wird gewöhnlich zum
Wollevortrocknen benutzt; wir brachten in dieselbe ganz feuchte Gerberlohe hinein
und setzten sie in eine Bewegung von circa 600
Umdrehungen per Minute; nach 7 Minuten war die Lohe
derart welk geschleudert, daß wir sie ganz allein unter
dem Dampfkessel zur Feuerung brachten, was auch vollständig gelang.
Die Lohbrühe, welche wir gewannen, war noch gut brauchbar, und kann man mit einer
solchen ganz gut Schaffelle gar machen. Es wurde bei dieser Manipulation mir erst
recht klar, welche Summen die Gerber jährlich auf den Lohberg wegwerfen.
Zur Füllung meiner Centrifuge gehören drei Minuten Zeit und zu deren Entleerung
wieder drei Minuten.
Der Inhalt einer jedesmaligen Füllung beträgt zwei Handkarren oder zwei Scheffel lose
Lohe.
Ich muß bemerken, daß, wenn Jemand eine Centrifuge sich zu seiner Dampfmaschine
zulegt, er wohl thut, solche nicht nach dem Fescasystem, nach welchem die meine ist,
sondern nach dem Bukausystem zu nehmen, bei welchem das Getriebe nach unten zu sich
befindet; auch ist es nothwendig, dieselbe größer, von mindestens 4 Fuß Durchmesser
und 2 Fuß Höhe zu wählen, worauf jedesmal mindestens 10 bis 12 Scheffel Lohe
welkgeschleudert werden; noch besser ist eine Centrifuge von 6 Fuß Durchmesser. In
einer derartigen Centrifuge bekommt die Lohe in noch kürzerer Zeit einen höheren
Grad von Trockenheit, auch geht alsdann die Füllung und Entleerung weit schneller
von statten.
Eine durch Dampf betriebene Centrifuge kann jeder Gerber zu noch verschiedenen
anderen Zwecken benutzen, z.B. zum Vortrocknen der Haare u.s.w.