Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. , S. 330 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die mikrometrische Theilmaschine von Perreaux in Paris.
Die etwa zwei Decimeter lange Mikrometerschraube wird von einem Uhrwerk umgedreht und
ein Diamantsplitter theilt auf Glas den Millimeter in 3000 Theile, so daß erst die
Beugungserscheinungen einer entfernten Kerzenflamme die Theilung verrathen. Die
Gänge der Schraubenspindel sind nur 0,1 Millimet. weit und das dazu gehörige Rad ist
in 300 Theile getheilt. (Bericht von Pisko im
„Officiellen österreichischen Ausstellungsberichte,“ 1.
Lieferg. S. 95)
Gaiffe's
Nivellir-Verfahren.
Um in annähernder Weise in Fällen, wo es auf eine gewisse Genauigkeit nicht ankommt,
die Höhendifferenz zweier Punkte zu ermitteln, bringt Gaiffe an jedem der letzteren einen Stab genau vertical an, der mit einer
verschiebbaren weißen Pappscheibe versehen ist; eine dieser Scheiben ist mit einem
kleinen Sehloch versehen. Wird in die Mitte des gegenseitigen Abstandes beider Stäbe
ein flaches Gefäß mit Wasser gestellt, so kann man durch Verschieben der Pappscheiben es dahin
bringen, daß man durch das Sehloch der einen derselben das Bild der anderen im
Mittelpunkte der Wasserfläche sieht; die Gerade, welche die beiden Zielpunkte der
Scheiben verbindet, muß dann horizontal seyn u.s.w. (Bericht von Pisko im officiellen österreichischen
Ausstellungs-Berichte, 1. Liefg. S. 130)
Die selbstständige elektromagnetische Uhr von Hipp.
Bei den selbstständigen elektromagnetischen Uhren, die man zum Unterschiede von den
Indicatoren als eigentliche „elektrische Uhren“ zu betrachten
hat, wird bekanntlich durch elektromagnetische Wirkungen das Pendel zeitweise in
Folge eines ihm beigebrachten Impulses angeregt, ohne daß hierbei ein anderweitiger
Motor – Gewicht oder Federkraft – zur Thätigkeit kommt. In
eigenthümlicher Weise geschieht nun jene Anregung bei den von Hipp construirten elektromagnetischen Uhren. Das Pendel ist nämlich an
einem Fuße (oder unteren Ende) mit einem Anker versehen, der dem daneben
befindlichen Elektromagnete angehört. Befindet sich dasselbe in Bewegung, so erlangt
es nur dann einen neuen Anstoß, wenn die treibende Kraft ihm zu fehlen beginnt; es
schließt nämlich sodann mittelst einer eigenen Vorrichtung eine Volta'sche Batterie, wodurch der Elektromagnet in
Thätigkeit versetzt wird und in Folge derselben der Anker einen neuen Impuls
erfährt. „Ein an der einen Schließungslippe der Batterie befestigtes
Stahlplättchen schlüpft (nach geschehener Anregung) leicht über die Erhöhungen
eines mförmigen Ansatzes am Pendel, und dieß
geschieht so lange bis dem Pendel wieder die Kraft fehlt. Jetzt stemmt sich
jenes Plättchen in den Vertiefungen dieser Vorrichtung fest, wodurch die
Schließungslippen der Batterie aneinander gerathen und der unterhalb des Pendels
befindliche Elektromagnet wieder thätig wird. In solcher Weise holt sich das
Pendel vom Elektromagnet immer wieder neue Kraft und dieß unabhängig von den
etwaigen Stromesschwankungen. Denn wenn die Batterie, also auch der
Elektromagnet stärker wird, dann wird auch die Wirkung des letzteren länger
andauern bis der Schluß der Batterie wieder eintritt; es regelt sich mithin das
Pendel selbst.“
Dieser principiellen Erörterung der Anordnung der Hipp'schen elektrischen Uhren, welche wir dem Berichte des Hrn. Prof.
Pisko (Officieller
Ausstellungs-Bericht, herausgegeben durch das k. k. österreichische Central
Comité, 1. Lieferung, Wien 1867, S. 147) verdanken, mag hinzugefügt werden,
daß in Folge der schleifenden Bewegung des oben erwähnten innerhalb der Erhöhungen
und Vertiefungen einer kammartigen Vorrichtung hin- und hergehenden
Stahlplattchens wohl ein wesentlicher Uebelstand der gewöhnlich für jene Zwecke
benutzten Stromunterbrecher vom Constructeur beseitigt werden wollte und zwar in der
Art, daß in Folge des Schließens und Oeffnens der Batterie der hierfür dienende
Stromunterbrecher gleichsam auf automatischem Wege beständig in blankem metallischen
Zustande erhalten bleiben müsse. Die von Hipp benutzte
Anordnung muß daher allerdings als eine wesentliche Verbesserung angesehen werden,
der übrigens eine schon früher von Foucault
Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1170. angegebene zur Seite steht; es können daher allerdings die in Rede stehenden
Uhren bedeutende Vervollkommnungen aufweisen, vorausgesetzt, daß in Folge der
Einwirkungen, welche das Pendel von den verschiedenen Organen erfährt, keinerlei
Aenderungen im Gange der Uhr eintreten können.
Die Minen-Zündapparate des k. k. österreichischen
Genie-Comité auf der dießjährigen Pariser
Industrie-Ausstellung.
Bekanntlich sind durch die sinnreichen Anordnungen des österreichischen Obersten
Frhrn. Ebner von Eschenbach wesentliche Fortschritte für
die Anwendung elektrischer Wirkungen zum Zünden von Sprengladungen angebahnt worden,
und seinen directen und
indirecten Anregungen mögen wohl die weiteren Vervollkommnungen auf diesem Gebiete
zum Theile zu verdanken seyn. Auf der Ausstellung sind nach unserer vorliegenden
Quelle (Bericht von Pisko im „Officiellen
österreichischen Ausstellungsberichte,“ 1. Lieferg. S. 135 und 141)
verschiedene der elektrischen Zündapparate vertreten, wie solche (seit dem Jahre
1853) unter der Leitung des Frhrn. v. Ebner zur Anwendung
gekommen sind. Von den 5 Elektrisirmaschinen, die zur Ausstellung kamen, ist Nr. 1
nicht zum Transporte bestimmt; sie besteht aus zwei Glasscheiben von 63 Centimet.
Durchmesser und einem entsprechend großen Glascondensator. Nr. 2, kleiner als die
vorige, mit Glascondensator, ist zum Transport und für's Feld geeignet; jede der
Scheiben mißt 26 Centimet. Durchmesser. Bei Nr. 3 und Nr. 4 sind die beiden Scheiben
aus Hartkautschuk; statt der Flasche wird hier ein Kautschuk-Condensator
verwendet; bei der einen haben die Scheiben einen Durchmesser von 32 Centimet., bei
der anderen 26 Centimet. Durchmesser.Näheres hierüber im polytechn. Journal Bd.
CXLV S. 192 u. Bd. CXLVI S. 195 u. 202; ferner in der Allgemeinen
Encyklopädie der Physik, Bd. XX Abschn. II. Die Maschine Nr. 5 hat statt der Scheiben einen Cylinder von Hartkautschuk,
bei dem die Reibzeuge durch Pelzwerk ersetzt sind, und der ganze Apparat in einem
vollkommen lustdicht eingeschlossenen eisernen Cylinder sich befindet, um den
Einfluß der Feuchtigkeit auf die Wirksamkeit desselben zu beseitigen.
Seit mehreren Jahren werden von Frhrn. v. Ebner die
magneto-elektrischen Apparate für den in Rede stehenden Zweck vorzugsweise
verwendet. Es sind 5 Exemplare dieser Art, von Marcus
construirt, auf der Ausstellung vertreten. Die Haupteinrichtung der patentirten
Apparate ist folgende: „In einem kleinen parallelopipedischen Kasten sind
zwei aufsteigende kräftige Stahlplattenmagnete eingeschlossen. Den
entgegengesetzten Polen derselben wird durch Auslösung einer Sperre ein zwischen
denselben waagrecht liegender, weicher Eisenanker mittelst mächtiger Federkraft
rasch genähert. Hierdurch wird in den dem Anker angehörigen Inductionsrollen ein
inducirter Strom erweckt, der viel mächtiger ist als bei gewöhnlichen
magneto-elektrischen Maschinen. Bei letzteren erreichen nämlich die
Eisenkerne wegen der raschen Bewegung nicht ihren Sättigungspunkt, während hier
der Anker nahezu magnetisch gesättigt die Bewegung beginnt, indem er vorher nur
um ein Weniges verschoben in der Nähe der permanenten Pole ruhte. Ueberdieß wird
noch die Wirkung durch eine eigenthümliche, vom Erfinder geheimgehaltene
Vorrichtung bedeutend erhöht. Die Spannung und Hemmung der später
loszuschnellenden, den Anker und die Inductionsrolle rasch bewegenden Feder
geschieht mittelst eines einfachen Griffes und einer Schnappe.“ Zur
Füllung der Zünder wird der bekannte Zündsatz, aus gleichen Gewichtstheilen
chlorsauren Kalis und Schwefelantimons gemischt, verwendet, jedoch muß dieser
Substanz eine andere von größerem Leitungsvermögen in geringer Quantität, z.B.
Schwefelblei, Schwefelkupfer, Kohlenpulver u. dgl., zugesetzt werden, wenn zwischen
den Enden der Elektroden des Zünders der Funke des Inductionsstromes zu Stande
kommen soll. Diese – zum Theile nach den von Abel
und Wheatstone aufgefundenen Bedingungen construirten
– Patronen werden aus gepreßter Gutta-percha gefertigt, und es ist
dabei die wesentliche Anforderung zu erfüllen, daß die Unterbrechungsstelle des
Patronendrahtes äußerst klein – kaum so weit als die Dicke eines
Messerrückens – sey. Dieser Umstand erfordert daher auch, daß der Draht
vorher durch Ausglühen weich gemacht werde, und dürfte übrigens auf die Sicherheit
des Zündens wesentlichen Einfluß haben; kommen nämlich durch einen etwa zu starken
Druck die Enden der Elektroden zur Berührung, so ist die Patrone unbrauchbar, und
wird jene Lücke nur merklich groß, so kann der Inductionsfunke gleichfalls nicht
mehr zu Stande kommen. – Der patentirte magnetoelektrische Apparat von Marcus soll übrigens mächtige Wirkungen hervorzubringen
geeignet seyn; das Wesen dieser Verbesserungen ist jedoch durch die oben gegebene
– unserer Quelle entnommene – Erörterung nicht erklärt, da nur der im
Augenblicke des Annäherns des Ankers gegen die Polflächen influencirte und beim
Entfernen des Ankers zum Verschwinden kommende Magnetismus die Entstehung der
inducirten Ströme veranlassen kann und die Stärke der letzteren unter sonst gleich
bleibenden Umständen bedingt.
Verwerthung von Eisenschlacken.
Crawshay zu Gateshead am Tyne hat ein neues Verfahren zur
Extraction des in den Schlacken noch enthaltenen Eisens erfunden, welches in
Folgendem besteht. Der von ihm zu diesem Zwecke angewendete Ofen ist einem
gewöhnlichen Kupolofen ähnlich, jedoch von etwas kleineren Dimensionen; derselbe
wird zunächst auf eine sehr hohe Temperatur vorgewärmt und mit einer Tonne Roheisen,
einer Tonne Schlacken, 200 Kilogr. Thon, 250 Kilogr. Kalk und 500 Kilogr. Kohks
beschickt. Bei guter Qualität und erheblichem Eisengehalte der aufgegebenen
Schlacken – wie dieß z.B. bei den Raffinirschlacken gewöhnlich der Fall ist
– erhält man mit der angegebenen Charge ein Ausbringen von ungefähr 1500
Kilogr. Roheisen, welches sofort verpuddelt werden kann. Auf diese Weise sollen sich
aus reichen Schlacken mit Hülfe des Thons und des Roheisens etwa 50 Proc. ihres
Eisengehaltes extrahiren lassen. (Annales du
Génié civil, August 1867, S. 538).
Zur Mineralstatistik Großbritanniens.
Nach der Angabe von Robert Hunt beträgt der Werth der
gesammten Mineralproduction Großbritanniens i. J. 1866 41712330 Pfd. Sterl., nämlich
an:
Metallen
14954695 Pfd. Sterl.
Kohlen
25407635 „
„
erdigen Mineralproducten
1350000
„ „
Der Werth der vorjährigen Eisenproduction beläuft sich auf 4530051 Tonnen; davon
kommen
auf England
2576928 Tonnen
auf Wales
959123 „
auf Schottland
994000 „
H. H.
Prüfung des Kalisalpeters auf einen Gehalt an Natronsalpeter;
von Dr. Carl Nöllner in
Harburg an der Elbe.
Die Prüfung des Kalisalpeters auf einen Natronsalpeter-Gehalt ist um so mehr
jetzt Bedürfniß geworden, da der meiste Kalisalpeter gegenwärtig aus Natronsalpeter
dargestellt wird, wodurch in Fabriken nicht nur diese Frage im fertigen Präparat,
wie namentlich in den dazu verwendeten Flüssigkeiten, entsteht, sondern wo auch bei
genauester Analyse der Rohwaare, doch immer Ungleichheit in derselben unvermeidlich
ist.
Indem ich in Betreff der bisher gebräuchlichen Methoden auf Knapp's neueste Technologie 1866, sowie das
Handwörterbuch der Chemie etc. verweise, will ich nur der Methode erwähnen, deren
ich mich seit Einführung der Umwandlung des Natronsalpeters in Kalisalpeter dabei
bediente. Dieselbe ist darauf gegründet, daß der Kalisalpeter ein luftbeständiges
leicht krystallisirbares, während der Natronsalpeter ein leicht zerfließliches Salz
ist. Enthält daher ein fraglicher Kalisalpeter in Pulverform auch nur 1/4, ja nur
1/8 Proc. Natronsalpeter, so kann man, wenn derselbe angefeuchtet und mehrere
Stunden stehen gelassen wird, sicher seyn, daß aller Natronsalpeter zerflossen
ist.Die Zerfließlichkeit des Natronsalpeters in feuchter Kellerluft war wie
folgt: 1 Grm. wog in 5 Stunden = 1,2 Grm., in 24 Stunden = 1,5 Grm., in 48
Stunden = 1,87 Grm., in 72 Stunden = 2,387 Grm. und war gänzlich
zerflossen.
Bringt man nun solchen feuchten Salpeter in einen Trichter oder in eine Glasröhre und
wäscht vorsichtig aus, so hat man allen Natronsalpeter in der zuerst durchgehenden
Flüssigkeit; dampft man diese wieder ein und benutzt wiederholt dieses Streben nach
Krystallisation am Kalisalpeter und die Zerfließlichkeit am Natronsalpeter, so
concentrirt sich der
ganze Natronsalpeter zuletzt in einem kleinsten Quantum Flüssigkeit, woraus mit
Leichtigkeit durch Eindampfen auf einem Glastäfelchen die noch kleinere Menge
Natronsalpeter, durch seine rhomboëdrische Form, namentlich durch sein
verschiedenes optisches Verhalten unter dem Mikroskop mit Polarisationsapparat, von
Kalisalpeter und Kochsalz sich unterscheiden läßt.
Die einzige nicht genug zu empfehlende Vorsicht zum sicheren Gelingen dieser Methode,
namentlich wenn nur Spuren vorhanden sind, wäre nur die, sich vorerst über das
Verhalten der beiden Salze zu unterrichten. Krystallisirt nämlich ein Kalisalpeter
mit etwas Natronsalpeter haltenden Tropfen, so krystallisirt immer zuerst
Kalisalpeter und erst etwas später der Natronsalpeter, die Bildung von
Kalisalpeterkrystallen geschieht aber noch immer fort, wodurch die Flüssigkeit
specifisch leichter und fähig wird, vorher ausgeschiedenen Natronsalpeter wieder
aufzulösen, so daß dem Beobachter die ganze Erscheinung leicht entgehen kann, wenn
er derselben nicht etwa 1/4 Stunde Zeit unausgesetzt schenken will.
In Fabriken genügt nach Obigem meist nur die qualitative Analyse; sollte dieselbe
aber quantitativ verlangt werden, so ist diese auch leicht durch Bestimmung des
Kalium- und Salpetersäuregehaltes der zuletzt erhaltenen Flüssigkeit zu
erhalten. (Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr. 20.)
Ueber angebliche Selbstentzündung der mit Chilisalpeter
gefüllten Säcke; von Dr. Carl Nöllner in Harburg a. d. Elbe.
In neuester Zeit wurde mehrseitig die Behauptung aufgestellt, daß mit Chilisalpeter
gefüllte Säcke sich durch Gährung und die damit verbundene Temperaturerhöhung
zuletzt bis zur Entzündung erhitzt hätten. Dadurch sehen wir uns veranlaßt, den
eigentlichen Sachverhalt wissenschaftlich hier zu erörtern, indem wir annehmen, daß
es sowohl den Besitzern großer Salpeterlager und deren Nachbarn, wie den
betreffenden Assecuranzen, Spediteuren etc. nicht gleichgültig seyn kann, ob sie es
mit einem der Selbstentzündung fähigen oder unfähigen Stoff zu thun haben.
Vorerst müssen wir erwähnen, daß die im Handel vorkommenden mit Chilisalpeter
gefüllten Säcke von einer Größe sind, daß sie durchschnittlich etwa 200 Pfund
enthalten; ein leerer Sack ausgewaschen und getrocknet wiegt 3 bis 4 Pfund. Der
käufliche Rohsalpeter enthält in der Regel 2 Proc. Feuchtigkeit, die nach den
Wärme- und Localverhältnissen bald ab- und zunimmt, aber nie viel mehr
als 3 Proc. übersteigen kann, weil diese eine der Temperatur entsprechende Lösung
bilden, welche alsdann durch die Säcke abfließt.
Wenn und aber Chilisalpeter auf Papier ausgebreitet schon über Nacht in den meisten
Räumlichkeiten zerfließt, so geht daraus doch deutlich hervor, daß die Säcke nicht Wasser, sondern nur eine vollständig gesättigte Salpeterlösung enthalten können, die um so
concentrirter seyn wird, je heißer die umgebende Luft ist, so daß in der Wärme weich
anzufühlende Säcke steinhart werden, wenn sie in kältere Temperatur kommen, weil die
in ihnen enthaltene concentrirte Lösung wieder krystallisirt.
Nun ist aber längst bekannt, daß einer der zersetzbarsten
oder gährungsfähigsten Körper, das Fleisch, vor jeder Zersetzung durch Salpeter geschützt wird, und daß gerade darauf das Einsalzen von Fleisch und
anderen Körpern beruht.
Ebenso sieht der Mineralog, daß Gyps mit 20 Proc. Wasser krystallisirend, wenn er aus
concentrirten Salzlösungen, wie Chlormagnesium, Chlorkalium krystallisirt, wasserleer, als Anhydrit, erscheint.
Der Chemiker, der in der krystallisirten gewöhnlichen Soda circa 63 Proc. Wasser findet, findet in solcher Soda, welche aus
concentrirter Aetzlauge krystallisirt, nur 20 Proc. Ein feuchter voluminöser
Waschschwamm schrumpft zusammen und wird sofort steinhart, sowie er in concentrirte
Salzlauge von Chlorkalium gelegt wird, weil alle derartige concentrirte Salzlösungen
dem feuchten Körper die Feuchtigkeit entziehen und den organischen wie unorganischen
Stoff, gleichsam trocken legen, wobei keine Gährung
stattfindet, so daß bei einem schon in Zersetzung begriffenen Körper, diese wieder
aufhört, sobald anstatt Wasser eine Salpeterlösung würde zugegossen werden.
Außer diesen täglichen Erfahrungen zeigt aber auch jede Schiffsladung, worin Salpeter
in Säcken versendet wird und diese natürlicher Weise in viel größeren Massen, nicht
wenige Tage, sondern Monate lang aufeinanderliegen und sämmtlich die Tropengegend
passiren müssen, daß Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse der Atmosphäre
noch nie eine Gährung oder gar Selbstentzündung jener Säcke veranlaßt haben, welches
der Chemiker einfach dadurch erklärlich findet, daß der Salpeter keiner
Sauerstoffaufnahme aus der Luft mehr fähig ist (die Selbstentzündung fein
zertheilter Metalle und Metalloxyde, organischer Stoffe etc. gehört also gar nicht
hierher), und daß Säcke vor Gährung nicht besser geschützt werden können, als wenn
sie in Salpeter eingesalzen würden; außerdem ist auch noch zu erwähnen, daß, wenn
Chilisalpeter durch Feuchtigkeitsaufnahme zerfließt, also aus dem festen Zustande in
den flüssigen übergeht, nach allbekannten physikalischen Gesetzen nur ein
Verschwinden von Wärme, eine Temperaturerniedrigung,
wahrgenommen werden kann, und nichts weniger als eine bis zur Entzündung sich
steigernde Hitze.
Die Theorie wie Praxis lehren daher auf's Bestimmteste, daß die Selbstentzündung eines mit Salpeter gefüllten Magazins oder
Eisenbahnwagens geradezu unmöglich ist.
Eine Feuersgefahr bei Salpetersäcken, welche noch etwas Salpeter enthalten, ist nur
dann zu befürchten, wenn dieselben Gelegenheit haben, völlig auszutrocknen und in
diesem Zustande dann durch directes Feuer berührt werden.
So brennt z.B. ein mit Salpeterlauge durchdrungener und wieder ausgetrockneter
Rührstab von Holz, wenn er einmal entzündet ist, selbst unter Wasser noch fort und
zwar brennt er darin hohl aus. Eine Feuersgefahr für Eisenbahnzüge bei sehr
trockener Witterung ist bei Salpeterladungen daher sicherlich nicht größer, als bei
Transporten von wirklich brennbaren Stoffen überhaupt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr.
21.)
Explosivkraft des Nitroglycerins.
Vor ganz kurzer Zeit ereignete sich auf den Fort Pitts-Werken zu Pittsburg ein
Unfall, welcher einen merkwürdigen Beweis von den wunderbaren Eigenschaften des
Nitroglycerins gibt. Zwei Mann machten den Versuch, die Nabe eines alten eisernen
Schwungrades mit dieser Substanz zu zersprengen; doch gelang es ihnen nicht,
dieselbe zum Explodiren zu bringen, weßhalb sie die Ladung auszogen und das Rad mit
schweren Hämmern zu zerschlagen suchten. Einer der beiden Arbeiter hielt mit beiden
Händen einen Kaltmeißel an die Radnabe, während sein Gefährte mit einem wuchtigen
Zuschlaghammer auf den Meißel schlug. Plötzlich explodirten zwei oder drei
zurückgebliebene Tropfen des flüssigen Sprengpulvers mit furchtbarer Gewalt und
leider mit beklagenswerthen Folgen. Radkranz und Nabe flogen in Stücken fort und von
einigen derselben wurden die Arbeiter ernstlich verletzt. Es scheint fast
unglaublich, daß solch' eine unbedeutende Menge von Nitroglycerin, welche so gering
war daß sie der sorgfältigen Untersuchung entgehen konnte, bei ihrem Explodiren eine
so ungeheure Gewalt auszuüben im Stande war. (Mechanics'
Magazine vom 23. August 1867).
Der Schaufelwein in Lothringen.
Mit diesem Namen bezeichnet man in Frankreich einen höchst angenehmen und sein
schmeckenden Wein, der in Lothringen, namentlich in der Umgegend von Nancy, bereitet
wird. Die Bereitung geschieht im Wesentlichen durch eine mechanische Bearbeitung des
Mostes mittelst Schaufeln, wodurch man in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit einen
reifen und sehr bouquetreichen Wein erzielt. Das Verfahren dabei ist nach Angabe des
Hrn. Sommer in Edenkoben (im
württembergischen Gewerbeblatt, 1867, Nr. 42) folgendes:
„Nachdem die reifen Trauben wie gewöhnlich vermittelst der bekannten
Traubenmühle zerquetscht worden sind, bringt man dieselben in eine große starke
Weinbütte und läßt den Most während 48 Stunden mittelst großer eiserner
Schaufeln fortwährend tüchtig umrühren oder mit großen Stempeln nach Art des
Butterstoßens durcheinander arbeiten, wozu man in der Regel 4 Arbeiter verwendet,
welche sich, da die Manipulation sehr ermüdend ist, von Zeit zu Zeit unter
einander ablösen. Ist diese Operation beendigt, so läßt man den Most ruhig
stehen, wobei sich sofort eine rasche und stürmische Gährung entwickelt, so daß
die Treber (Traubenkämme und Hülsen) schon nach ungefähr 12 Stunden auf der
Oberfläche des Mostes schwimmen. Sobald dieß erfolgt ist, zapft man den
hierdurch geklärten Most durch eine am Boden der Bütte angebrachte Spundöffnung
ab und füllt denselben in Fässer, in welchen dann die Gährung sich vollendet,
wobei man jedoch die Sorgfalt gebraucht, dieselben nur bis zu drei Viertheilen
voll zu füllen und hierauf den leer gebliebenen Raum gut auszuschwefeln. Die in
der Bütte zurückgebliebenen Treber dagegen werden gekeltert und der ausgepreßte
Most besonders aufbewahrt.“
Die Redaction des württembergischen Gewerbeblattes macht bei Besprechung dieses
Verfahrens die richtige Bemerkung, daß, was hier die Schaufelbearbeitung binnen 48
Stunden angestrengter Arbeit leiste, eine Centrifugalmaschine in eben so vielen Minuten bewerkstelligen dürfte, wie
auch bei schwer gewordenen und anderen des Ablassens bedürftigen kranken Weinen die
Centrifuge von entschiedenstem Nutzen seyn wird, weßhalb sie in keiner rationellen
Kellerei fehlen sollte.Man s. Reihlen's Bemerkungen über Weinbereitung
mit Centrifugalmaschinen statt mit Pressen, im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 237.
Poliren mit Schellackpolitur.
Nach einer in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft gemachten Mittheilung gibt
es beim Poliren mit Schellackpolitur auf Holz ein Verfahren, nach welchem man, wenn
die betreffende Holzfläche zum Auspoliren fertig ist, auf derselben mit der Hand
einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure verreibt. Hierauf
streicht man mit dem Ballen der Hand etwas feinen Tripel oder zerfallenen Wiener
Kalk darauf und polirt nun so lange auf der Fläche mit dem Handballen, bis der
feinste Spiegelglanz erzielt ist, welcher in der That bei der gewöhnlichen Art des
Auspolirens nicht so schön und haltbar zu erreichen ist.
Das Dörren des Saatleins.
Zahlreiche Versuche ergaben die Thatsache, daß ein mit gedörrtem Lein besäetes
Grundstück einen weit höheren, bisweilen sogar den doppelten Ertrag an Flachs
lieferte, als ein mit ungedörrtem Lein in gewöhnlicher Weise besäetes. In Eldena
dörrt man den Leinsamen bei 20 Grad Réaumur und erfreut sich daselbst einer
mehr als dreifachen Ernte. Höher darf die Temperatur nicht steigen, weil sonst zu
befürchten ist, daß der Eiweißstoff des Samens gerinnt und die Keimkraft vernichtet
wird. Durch das Dörren verliert der Lein reines Wasser (deßhalb geht er auch später
auf als der ungedörrte), er kann aber dafür mehr Wasser aus dem Boden aufnehmen,
welches mit löslichen Bestandtheilen geschwängert ist. Dadurch gelangen also mehr
düngende Bestandtheile in den gedörrten als in den ungedörrten Samen. (Zeitschrift
für die Landwirthschaft.)