Titel: | Ueber die zum Auslegen des Telegraphenkabels in das mittelländische Meer angewendete Maschinerie; von C. W. Siemens. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. III., S. 24 |
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III.
Ueber die zum Auslegen des Telegraphenkabels in
das mittelländische Meer angewendete Maschinerie; von C. W. Siemens.
Im Auszuge aus dem Mechanics' Magazine, November 1867, S.
330.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Maschinerie zum Auslegen des Telegraphen-Kabels in das
mittelländische Meer.
In unserer Quelle wird der Apparat beschrieben, welcher am Bord des „Dix Décembre“ benutzt worden ist,
um mit Sicherheit das Kabel des mittelländischen Meeres auf den Boden der See zu
bringen und dasselbe theilweise oder ganz auszuheben, je nachdem dieß durch den
Fortgang der Arbeiten erforderlich war. Von der ganzen Einrichtung bietet die dabei
angewendete hydraulische Bremsvorrichtung, welche nach Belieben in oder außer
Thätigkeit gesetzt werden kann, besonderes Interesse dar, weßhalb wir, da der übrige
Theil ohnehin von unserer Quelle in nicht ganz klarer Weise angegeben wird, unsere
Erörterungen namentlich auf jenen Theil beschränken wollen.
Fig. 17
stellt eine Seitenansicht der ganzen Maschinerie mit Ausschluß des hydraulischen
Zaumes dar, Fig.
18 eine andere, in welcher der hydraulische Zaum mit dem Dynamometer
angegeben ist; Fig.
19 stellt im vergrößerten Maaßstabe den Querschnitt des Regulators des
Zaumes und Fig.
20 den dabei benutzten Vierweg-Hahn im Querschnitte dar. Der
Auslegungsapparat A war auf dem Verdeck unmittelbar an
der Kabeltrommel B am Hintertheil des Schiffes
angebracht. Die Bewegung wurde mittelst Riemen C auf die
Trommel übergetragen, und die Auslösung oder Arretirung konnte mittelst des Hebels
D, D ausgeführt werden, so daß man nach Belieben der
Trommel die Bewegung nach einem oder nach dem anderen Sinne geben und so entweder
das Kabel auslegen oder emporziehen konnte, ohne dadurch einen beträchtlichen
Zeitverlust zu veranlassen. Diese Anordnung der doppelten Bewegung ist bei
derartigen Operationen um so mehr nothwendig, als jeder Fehler in dem
Isolationsvermögen des Kabels während des Auslegens aufgesucht und sogleich wieder
beseitigt werden muß. Einen Hauptbestandtheil des Auslegungsapparates bildete das
Dynamometer, um die Spannkraft des Kabels in jedem Augenblick beobachten zu können;
das dynamometrische System ist bei E, F angedeutet, und
es wird darüber in unserer Quelle bloß erwähnt, daß das Kabel über zwei von einander
getrennte Rollen zu gehen hatte, wobei zwischen beiden mittelst eines Hebels F auf dasselbe eingewirkt wurde, der der Belastung eines
Gewichtes oder dem Druck einer Feder ausgesetzt war.
Als Bremsapparat für die Trommel B wurden zwei sogenannte
hydraulische Cylinder mit Preßkolben angewendet, wobei die Kolbenstangen mittelst
eines Hebelwerkes auf die beiderseits der Trommel B und
an der Welle der letzteren angebrachten Sperrräder R wie
eine Art Zaum einzuwirken hatten. Die Preßcylinder werden beständig durch die
Druckpumpe L, welche selbst wieder (Fig. 18) bei der
Umdrehung der Welle der Trommel B in Thätigkeit versetzt
wird, mit Wasser versehen. Nachdem das Wasser durch die Röhre M in den Preßcylinder gedrückt und den Kolben nach aufwärts bewegt hat,
gelangt dasselbe durch den verstellbaren Vierweg-Hahn I (Fig.
20) in die Röhre N, um durch diese in den
Wasserbehälter P (Fig. 19) unter Einwirkung
des Kolbenventils J zu kommen. Das Wasser geht hierbei
durch die Röhren N, N (Fig. 19) – deren
vier an Vförmigen Ansätzen mit dem Wasserbehälter in
Verbindung stehen – in den inneren Cylinder des Wasserbehälters P, in welchem ein mit Ventil versehener Kolben J verschiebbar ist; das Ventil wird unter einem constanten
Druck mittelst einer Feder erhalten, durch welchen auch der Druck im ganzen System
regulirt wird. Ist der durch das Eindringen des Wassers in den inneren Cylinder
ausgeübte Wasserdruck größer als der constante Druck gegen jene Sicherheitsklappe im
Kolben J, so wird dieses Ventil gelüftet, und das Wasser
gelangt sodann in den Behälter P, von wo aus es unter
gewöhnlichen Umständen theilweise auf die Bremsräder R
abtröpfeln kann, um diese schlüpfrig zu erhalten. Der untere Theil des Preßcylinders
K ist mittelst des Vierweg-Hahnes I und der Abflußrohre S mit
dem Wasserbehälter P in Verbindung, in der Art jedoch,
daß der durch den Kolben J entstehende Gegendruck nicht
auf die untere Seite des Preßcylinders in K sich
fortpflanzen kann. Es ist deßhalb auch, um die Thätigkeit des letzteren nicht zu
alteriren, im Kern des Hahnes I eine kleine Oeffnung bei
i angebracht, durch welche an der Seite, von welcher
her der Druck stattfindet, constant eine Quantität Wasser gegen die Entleerungsröhre
austreten kann. Der Zaum kann von jedem der Sperrräder selbstthätig abgehoben
werden. Soll das Kabel nicht abwärts rollen, sondern im Gegentheil eine Strecke
desselben temporär herausgezogen werden, so wird vor dem Umdrehen der Trommel B in entgegengesetztem Sinne der Vierweg-Hahn
umgestellt. Es wird jetzt durch den erhöhten Wasserdruck von oben nach unten der
Zaum von jedem der Räder R abgehoben, und die Trommel
kann frei nach dem jetzt verlangten Sinne sich drehen. Die weiteren Anordnungen,
welche am Bord des Schiffes getroffen worden waren, um das Kabel G, G mit Sicherheit selbst unter den ungünstigsten
Umständen auf die Trommel B gelangen zu lassen, dürften
bei dieser Gelegenheit unberührt bleiben.
Bemerkt mag noch werden (nach unserer vorliegenden Quelle), daß die Operationen des
Auslegens und Emporziehens von Kabeln im Mittelmeer, da letzteres an allen bis jetzt
für diese Zwecke besuchten Stellen Felsengrund und Korallenbildungen erkennen ließ,
mit weit größeren Schwierigkeiten verbunden sey, als im atlantischen Ocean. Auch der
Umstand erschwere derartige Operationen im Mittelmeer, daß hier durch die Einwirkung
der Seethiere – welche auf dem Grunde des atlantischen Oceans nicht vorkommen
sollen – die Hanfbekleidung nach wenigen Monaten vollkommen zerstört werde
von Thierchen, die sich in die Hanfbekleidung einnisten, so daß die Drahtumhüllung
unmittelbar auf den inneren Theil des Kabels zu liegen komme, ohne diesen mehr
beschützen zu können. Es traten solche Fälle ein bei dem früheren
Candia-Chios-Kabel, ebenso bei dem Kabel zwischen Toulon und Algier,
das im Jahre 1859 gelegt wurde; jenes war schon 6 Monate, dieses beiläufig 8 Monate
nach seiner Auslegung durch die zerstörende Einwirkung der Seethiere untauglich geworden. Hingegen
zeigte das wieder ausgehobene atlantische Kabel des Jahres 1865, nachdem es durch 12
Monate auf dem Grunde des Oceans gelegen war, keine Spur einer derartigen
Verletzung, obgleich seine Construction im Allgemeinen dieselbe war, wie jene bei
dem Toulon-Algier-Kabel.