Titel: | Galvanische Fällung von Eisen in cohärenter Form; von Dr. Franz Varrentrapp. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XXX., S. 152 |
Download: | XML |
XXX.
Galvanische Fällung von Eisen in cohärenter Form;
von Dr. Franz
Varrentrapp.
Varrentrapp, über galvanische Fällung von Eisen in cohärenter
Form.
Die Darstellung von beliebig dicken Ablagerungen von Eisen aus seinen Lösungen in
cohärenter Form mit Hülfe des galvanischen Stromes bietet kaum mehr Schwierigkeit
als die des Kupfers, wenn man einige Vorsichtsmaßregeln anwendet, die, so viel ich
weiß, bis jetzt noch nicht deutlich veröffentlicht worden sind.
Wenn man Eisenvitriol in Wasser löst und die mit dem Kupfercylinder eines einfachen
Daniell'schen Elementes verbundene Eisenplatte, sowie
die mit dem Zinkcylinder des Elementes leitend verbundene Metallplatte, auf welche
man Eisen in cohärenter Form ablagern will, in die Eisenvitriollösung senkt, so wird
man, wenn beide Platten ungefähr gleich groß sind, zwar einen dünnen Eisenüberzug
erhalten, aber er wird nur sehr dünn bleiben und in der Regel eine starke
Gasentwickelung alsbald eintreten. Senkt man dagegen mit der in die
Eisenvitriollösung eingetauchten Eisenplatte eine damit leitend verbundene Rolle von
Eisendraht ein, vergrößert man auf diese Weise die Eisenfläche im Verhältniß zu der
Fläche, worauf der Eisenniederschlag erfolgen soll, so schreitet dieser Proceß
tagelang ganz regelmäßig fort. Der Eisenniederschlag hat eine starke Neigung, Warzen
an den Kanten zu bilden, ist sehr spröde, so daß er sich selbst dünn wenig biegen
läßt, so hart, daß er selbst mit einer guten englischen Feile sich nur schwieriger
als ungehärteter Stahl feilt, wird aber durch Ausglühen weich und biegsam, so daß
man ihn um einen Glasstab wickeln kann.
Das Gefäß, worin die Eisenlösung enthalten ist, muß groß seyn, damit man die beiden
Platten wenigstens 4 bis 5 Zoll von einander entfernt aufhängen kann. Es ist
zweckmäßig, eine Glasscheibe, welche nicht dicht bis an die Wand des Gefäßes reicht,
vor der Eisenplatte aufzustellen, um zu verhindern, daß sich ablösende Theile gegen
die abzuformende Matrize geführt werden.
Es glückt am leichtesten auf Metallmatrizen genügende Eisenablagerungen zu erhalten;
diese werden so scharf wie Kupferablagerungen und lösen sich leicht ab, wenn man die
Matrize versilbert und durch Aussetzen in einer wenig Schwefelwasserstoff
enthaltenden Atmosphäre eben gelb anlaufen läßt. Ist das Schwefelsilber zu dick
geworden, so löst sich leicht der Eisenniederschlag ab, indem er sich nach rückwärts
krümmt, sobald er
etwa papierdick geworden ist. Dasselbe findet ebenfalls statt, wenn man statt
Metallmatrizen Abdrücke in Wachs oder Gutta-percha anwendet, welche durch
Graphit leitend gemacht wurden, wenn der Niederschlag nicht über die Ränder wachsen
und dadurch festgehalten werden kann.
Man hat ferner sehr darauf zu achten, daß kein Luftbläschen an der Matrize hängen
bleibt, weil eine solche Stelle schwer mit Eisen überwächst, auch wenn die Blase
später entfernt wird. Es gelingt leicht sofort alle Luftbläschen zu vermeiden durch
Uebergießen der Matrize unmittelbar vor dem Einsenken mit Alkohol, der beim
Eintauchen in die Eisenvitriollösung in die Höhe steigt und dadurch die vollständige
Benetzung der Matrize bedingt. Noch sicherer ist es, wenn man die Matrize mit
Alkoholstaub besprengt unter Anwendung der bekannten Verstäubungsröhrchen. Doch ist
dieß nur nöthig bei sehr tiefen steilgeschnittenen Matrizen, wie von
Buchdruckerlettern u. dergl.
Wenn der Apparat in Wirksamkeit gesetzt werden soll, so ist es zweckmäßig, weil die
Eisenvitriollösung selten ganz neutral erhalten wird, da die Krystalle saure
Mutterlauge eingeschlossen zu enthalten pflegen, auch schon mehr oder minder
Oxydation stattgefunden hat, erst eine unreine Kupferplatte einzusenken und den
ersten Niederschlag, der bisweilen dunkelfarbig und nicht genügend cohärent wird,
auf dieser stattfinden zu lassen. Nach etwa einer Stunde vertauscht man dann die
Kupferplatte mit der zu copirenden Matrize.
Wenn das Daniell'sche Element frisch angesetzt werden muß,
ist anzurathen, der concentrirten Kupferlösung etwas Schwefelsäure zuzusetzen. Das
Zink wird amalgamirt und mit Wasser umgeben, dem höchstens 1/36 seines Gewichtes
Schwefelsäure zugesetzt ist.
Wenn der Proceß nicht allzulangsam verlaufen soll, ist es nicht möglich zu
verhindern, daß sich etwas Gasblasen an der Matrize zugleich mit dem
Eisenniederschlag anhängen, dieß ist namentlich anfangs schädlich und zu fürchten.
Man nimmt daher nach fünf Minuten die Matrize heraus, spült sie mit einem kräftigen
Wasserstrom ab und hängt sie sofort wieder ein. Dieß wiederholt man einigemale und
später nur alle Tage ein- oder zweimal. Ist das Gefäß tief, so daß man nicht
zu fürchten braucht, den sich stets bildenden Absatz von basischem Eisenoxyd
aufzurühren, wenn man von Zeit zu Zeit die Matrize durch einen kurzen kräftigen Stoß
erschüttert und dadurch die anhängenden Gasbläschen zum Entweichen bringt, so genügt
diese Manipulation.
Es kommt auf die Concentration der Lösung wenig an. Man erhält gute Niederschläge,
wenn man sie so concentrirt nimmt als möglich, aber auch bei Anwendung von viel Wasser. 4 Pfd.
Eisenvitriol, 3 Pfd. Salmiak, 30 Pfd. Wasser ist eine praktisch bewährte Lösung für
diesen Zweck. Aber auch ohne Zusatz von Salmiak gelingt der Versuch, es kann also
nicht Stickstoffeisen seyn was sich absetzt, sondern nur reines Eisen, aber der
Niederschlag des Eisens erfolgt schneller bei Anwendung von Salmiak.
Das galvanisch regelrecht abgelagerte Eisen ist von sehr hellgrauer Farbe, schließt
sich genau den feinsten Schraffirungen der Matrize an, und zeigt, wenn dieselbe
hochpolirt war, eine ebenso vollendete Politur wie diese. Will man dieß erreichen,
so darf man die Matrize nicht versilbern, sondern nur mit sehr wenig Oel anwischen,
muß dasselbe aber durch vieles Reiben fast vollständig wieder entfernen. Soll der
Eisenniederschlag fest auf der Matrize haften, so muß sie natürlich ganz rein
metallisch seyn. So lange er sehr dünn ist, wie man ihn zu den sogenannt verstählten
Platten für den Kupferdruck benutzt, bleibt er auf der Rückseite blank, aber schon
bevor er Papierdicke erreicht, wird er matt, schön hellgrau, fast weiß,
seidenglänzend; dieß nimmt mit der Dicke zu, so daß er bei einiger Dicke wie
Seidensammet aussieht und glänzt. Dieß Ansehen behält er selbst wenn er zu mehreren
Millimetern Dicke anwächst. Im Verlauf von 14 Tagen erhält man Niederschläge von
mehr als zwei Millimeter Dicke mit Leichtigkeit.
Das abgelagerte Eisen hält sich, rein abgewaschen und in der Wärme getrocknet, gut
gegen Rost; in concentrirte Salzsäure geworfen entwickeln sich erst nach langer Zeit
wenig Bläschen. In der Kälte ist selbst nach 24 Stunden eine dünne Platte von viel
überschüssiger Säure nicht durchfressen. Kalte verdünnte Salzsäure verhält sich
ebenso. Beim Erhitzen tritt rasch Wasserstoffgasentwickelung ein, aber sie läßt
sogleich nach, sobald man das Reagenzglas von der Lampe entfernt. Doch geht die
Auflösung dann langsam fort, bis Alles ohne Rückstand gelöst ist. Dieß Verhalten ist
ziemlich gleich dem von Claviersaitendraht.
Zu mancherlei Zwecken wird dieß leichte Verfahren Eisen galvanisch in beliebiger
Dicke abzulagern von Werth seyn. Es wird zu versuchen seyn, wie vollständig etwa der
Magnetismus aus solchem Eisen verschwindet, wenn man es ausgeglüht und durch einen
elektrischen Strom magnetisch gemacht hat und diesen unterbricht.
Zu fürchten ist, daß die Falschmünzerei Nutzen aus diesem Verfahren ziehen lernt.
(Mittheilungen für
den Gewerbeverein des Herzogthums Braunschweig, 1867.)