Titel: | Sugg's Apparat zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen mit Gas. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XLVIII., S. 216 |
Download: | XML |
XLVIII.
Sugg's Apparat zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen mit Gas.
Nach dem Mechanics' Magazine aus dem Journal für
Gasbeleuchtung, 1867 S. 517.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Sugg's Apparat zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen mit
Gas.
Die Hauptursache, warum Gas zur Beleuchtung von Eisenbahnwagen nicht gewöhnlich
angewendet wird, liegt in dem Mangel eines wirksamen Apparates, mittelst dessen man
den Zug mit Gas so geschwind versorgen kann, daß auf den Stationen kein bedeutender
Aufenthalt stattfindet; ferner muß der Zug einen passenden Behälter für Gas haben
und müssen die Hähne und Ventile zweckmäßig eingerichtet seyn, um das Gas in den
einzelnen Abtheilungen der Wagen auszulassen. An den Lampen oder Laternen dürfen die
Gläser keine Bewegung zulassen und die Flammen von den Passagieren nicht berührt
werden können, während die Einfachheit ihrer Construction doch gestatten soll, die
bestehenden Oellampen in ihren Haupttheilen für Gas umändern zu können.
Um allen diesen Anforderungen zu entsprechen, sind durch Hrn. W. T. Sugg, dem wohlbekannten Ingenieur von Vincent Anstalt,
Westminster, folgende Verbesserungen getroffen worden.
In erster Reihe gehört hierher die Verbesserung der Ventile zur Füllung der
Gasbehälter, welche aus hohlen Gummiringen oder gut gearbeitetem Leder bestehen und
in Paaren von zwei getrennten Theilen gebraucht werden. Der eine Theil des Ventiles
wird an einem biegsamen Gaszuleitungsrohre festgemacht, der andere an dem
Gasbehälter des Zuges. Jeder Theil besteht aus einer cylindrischen Kammer von Metall, von etwas
weiterem Durchmesser als das biegsame Gasrohr und enthält die hohle ringförmige
Gummi- oder Lederklappe, welche in ihrer Mitte an einer, in einer Führung
laufenden Achse festsitzt. Um diese Achse ist eine Spiralfeder gewickelt, welche im
Zustand der Ruhe das Ventil geschlossen hält. Die beiden Theile mit ihren Klappen
sind fast ganz gleich construirt, nur ist der eine mit einem conischen Muffe
versehen, so daß das conische Ende des anderen in ihn eingefügt werden kann. Die
Achsen sind von solcher Länge und so eingerichtet, daß sobald die Theile in einander
gesteckt sind, die beiden Enden miteinander in Berührung kommen und somit die
Klappen zurückdrücken, daß beide geöffnet werden und dem Gase einen freien Durchgang
lassen.
Sobald der Gasbehälter gefüllt ist, nimmt man die beiden Theile einfach auseinander,
die Achsen berühren sich nicht mehr, die Spiralfedern drücken die Klappen an ihren
Platz und ein Ausströmen von Gas ist unmöglich gemacht.
Das Princip des hohlen Gummiringes kann auch für andere Zwecke angewandt werden, für
Pumpen und für Wasserclosets. Werden sie bei Pumpen als Saugklappen angewendet, so
ist der Ring an einer Metallplatte befestigt, deren Achse durch den Mittelpunkt
geht, und hinauf oder hinab oder beide Bewegungen in einer Führung zuläßt. Eine
Metallplatte mit einer kreisförmigen Oeffnung von etwas weniger Durchmesser als der
Ring, dient zu dem Gefäß bei Wasserclosets und ist es nur nöthig, einen dieser Ringe
von gewissem Umfange, entweder an die Metallplatte zu befestigen, welche gewöhnlich
als Klappe dient, oder an das Gefäß selbst, an welches die Platte anstoßt, um einen
wasserdichten Verschluß herzustellen.
Am Gasbehälter bestehen Sugg's Verbesserungen darin, daß
der Boden und die Decke von Holz oder Metall construirt sind, während die Seiten aus
gutem Leder bestehen. Die vorzüglichste Verbesserung liegt in der Methode, die Nähte
am Leder gasdicht zu machen. Die Säume werden eingeschlagen und genietet, dann wird
noch ein Band von Leder über den Saum der inneren Seite genäht, doch so, daß die
Stiche nicht ganz, sondern nur theilweise durch das Leder gehen und das Ganze
schließlich mit gut gearbeiteter Gutta-percha überzogen. Der Gasbehälter wird
durch einen geschlossenen Kasten gedeckt, welcher an den Seiten Oeffnungen hat, die
mit durchbrochenem Metall versehen sind. Die Abschlußhähne oder Ventile für die
einzelnen Abtheilungen der Wagen sind so eingerichtet, daß sie sich sehr leicht
herstellen lassen. Das Kücken ist von gewöhnlichem Messing- oder Zapfenmetall
und von bekannter Construction, die Hülse dagegen besteht aus einer Mischung von
Zink, Antimon und Blei
oder einer anderen passenden Legirung und ist in eine polirte Eisen- oder
Stahlform gegossen, so daß es nur nöthig ist das Kücken in die Hülse einzuschleifen,
um den Hahn zum Gebrauche fertig zu machen. Solche Hähne und Ventile sind auch sonst
für Gas überall anwendbar. Außerdem hat Hr. Sugg noch
passende Lampen oder Laternen construirt, in welchen er das Gas verbrennt. Der Boden
der Laterne besteht aus einem gekrümmten Glas mit einer Flantsche an seinem Rande;
diese ist gehalten durch einen Metallring, welcher die Flantsche des Glases faßt.
Ein besonders angepaßtes Gummi verhindert den Lärm bei der Bewegung und die
Möglichkeit des Zerbrechens. Die Lampe ist mit einer Kuppel überdeckt, welche sich
in einem Scharnier bewegt, und dadurch Zutritt zum Inneren der Lampe gestattet;
durch sie wird auch das Gas in die Laterne eingeführt. Ein Reflector ist in der
Kuppel angebracht, um so viel als möglich die ganze Leuchtkraft zur Wirkung zu
bringen. Das Ganze ist durch einen breiten Rand getragen, welcher an dem oben
beschriebenen Metallring befestigt ist, und welcher auf dem Rand der Oeffnung im
Dach des Wagens aufliegt.
Fig. 41 und
42
stellen den Längenschnitt des Ventiles, dessen beide Theile zusammen angewandt
werden, dar. Fig.
43 ist eine Oberansicht zu Fig. 42. A, A zeigt das äußere Metallgehäuse, B die Gummiklappe, C ihre
Sitze; D sind die Achsen, an welchen sie befestigt sind,
und E die Führungen, durch welche die Achsen laufen. F, F sind die Spiralfedern, welche die Klappen, wenn sie
still stehen, an ihren Platz c zurückdrücken. Die
Klappen sind, obwohl die Achsen nicht in Berührung sind, so gezeichnet, als ob sie
zurückgedrückt wären; der Durchgang des Gases ist durch die Richtung der Pfeile
angegeben. Die Achse des einen Metallgehäuses hat an ihrem einen Ende einen
schüsselartigen Ansatz, so daß bei der Zusammenfügung beider Gehäuse die Berührung
der Achsen keine Unsicherheit zuläßt. g ist die
Flantsche, durch welche das eine Gehäuse an dem Gasbehälter des Wagens festgemacht
wird, während die andere an dem Gaszuleitungsrohr der Station befestigt wird.
Fig. 44
stellt den Grundriß der Scharnierverbindung für die Kuppel der Lampe dar, welche
auch für die Zuführung des Gases zum Brenner dient. Ein Verticalschnitt der Lamps
ist in Fig.
45 gezeigt; das Gasrohr, Brenner und Gelenk sind nicht geschnitten
gezeichnet. H ist der Haupttheil der Lamps, I die Kuppel oder der Ventilator, welche aus einem
doppelten Gehäuse gemacht ist und zum Schutze gegen den Wind dient. Auch H hat ein doppeltes Gehäuse, deren jedes mit Löchern für
den Zutritt der Luft versehen ist, so daß die Flamme J
nicht flackern kann. K ist der gekrümmte Glasboden,
durch welchen das Licht in das Innere des Wagens fällt; bei L,
L ist der besprochene Gummiring eingefügt. M
ist ein kleiner Hahn und N das vorher beschriebene
Gelenk. O ist das Dach des Wagens und P die Flantsche, mittelst deren die Lampe aufliegt. Q ist der Reflector, welcher in dem unteren Theile der
Kuppel angebracht ist.
Mit diesen Verbesserungen dürften die hauptsächlichsten Schwierigkeiten, welche die
Anwendung des Gases in den Eisenbahnwagen bisher geboten hat, beseitigt seyn.