Titel: | Verfahren zur Versilberung des Glases, von Justus v. Liebig. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LIV., S. 236 |
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LIV.
Verfahren zur Versilberung des Glases, von
Justus v.
Liebig.
v. Liebig, Verfahren zur Glasversilberung.
In den Annalen der Chemie und Pharmacie, V.
Supplementband S. 257, theilt Justus v. Liebig die
Mischungsverhältnisse mit, welche er nach einer längeren Reihe von Versuchen für die
Darstellung von Silberspiegeln als die besten beibehalten
hat. – Silberlösung: Man löst 1 Thl. geschmolzenes
salpetersaures Silber in 10 Thln. destillirtem Wasser. Ammoniaklösung: a. Käufliche chlorfreie
Salpetersäure wird mit Ammoniak-Sesquicarbonat neutralisirt und die Lösung
bis zum specifischen Gewicht 1,115 verdünnt. Zu 37 Thln. Salpetersäure von 1,290 hat
man 14 Thle. Sesquicarbonat nöthig; doch ist dieses Verhältniß wegen des nicht immer
gleichen Ammoniakgehaltes des Sesquicarbonats nicht bestimmt. Das salpetersaure
Ammoniak läßt sich vortheilhaft durch schwefelsaures Ammoniak ersetzen. – b. Man löst 242 Grm. schwefelsaures Ammoniak in Wasser
und verdünnt bis zum Volumen von 1200 Kubikcentimetern; das specifische Gewicht der
letzteren Lösung ist 1,105 bis 1,106. – Natronlauge: Die Natronlauge muß aus chlorfreiem kohlensaurem Natron
bereitet werden und ein specifisches Gewicht von 1,050 haben; 3 Volume einer Lauge
von 1,035 specifischem Gewicht, so wie man sie bei ihrer Darstellung gewinnt, geben
abgedampft auf 2 Volume eine Lauge von 1,050.
A. Versilberungsmischung:
100
Volume Ammoniaklösung (der Lösung a oder b),
140
„
Silberlösung,
750
„
Natronlauge,
––––––––––––
990
Volume.
Wendet man schwefelsaures Ammoniak an, so muß in die Silberlösung die Lösung des
schwefelsauren Ammoniaks eingegossen und sodann erst die Natronlauge in kleinen
Portionen zugefügt werden; die Flüssigkeit ist nach der Mischung trübe und muß zur
Klärung mindestens drei Tage lang ruhig stehen bleiben, ehe sie verwendet werden
kann. Die klare Lösung wird mit einem Heber abgezogen.
Reductionsflüssigkeit: a. 50
Grm. weißer Candiszucker werden in Wasser zu einem dünnen Syrup aufgelöst, sodann
3,1 Grm. Weinsäure zugesetzt und eine Stunde im Sieden gehalten; die Flüssigkeit
wird sodann mit Wasser bis zum Volumen von 500 Kub.-Centim. verdünnt. b. Man übergießt 2,857 Grm. trockenes weinsaures
Kupferoxyd mit Wasser
und setzt sodann tropfenweise so viel Natronlauge zu, bis das blaue Pulver sich
gelöst hat. Man verdünnt die Lösung bis zum Volumen von 500 K. C.
B. Reductionsmischung:
1 Volum der Zuckerlösung (a)
mischt man mit
1 „
der Kupferlösung (b)
und setzt
8 „
Wasser zu
–––––––––––––
10 Volume.
C. Versilberungsflüssigkeit:
50
Volume Versilberungsmischung (A),
10
„ Reductionsmischung
(B),
250–300
„ Wasser.
Bei der Versilberung werden die Gläser in die Kästen reihenweise zwei zusammen
vertical eingesetzt, die Versilberungsflüssigkeit (A)
mit dem Wasser in einem besonderen Gefäße verdünnt, sodann die Reductionsflüssigkeit
zugemischt und die Kästen damit gefüllt; im Winter ist es zweckmäßig, warmes Wasser
zu nehmen, so daß die Temperatur 20 bis 28° C. erreicht. – Gläser zu
optischen Zwecken müssen in horizontaler Lage versilbert werden, so daß sie die
Oberfläche der Flüssigkeit berühren; die Silberfläche muß durchsichtig mit blauer
Farbe und glänzend seyn und so fest halten, daß sie beim Poliren nicht abgerieben
wird.
Diese Versilberung ist für die Fabrication von Spiegeln
berechnet, deren Herstellungskosten die der gemeinsten Spiegelsorten (Nürnberger
Judenmaaßspiegel) nicht übersteigen. Besondere Bestimmungen ergaben, daß man mit
diesen Mischungen vollkommene Spiegel herstellen kann mit einer Silbermenge, die auf
1 Quadratmeter nicht mehr wie 3 bis 3 1/2 Grm. Silber beträgt. Ohne den Kupferzusatz
läßt sich dich nicht bewerkstelligen, wofür Liebig keine
Erklärung zu geben vermag. Die Wirkung des Kupfers gibt sich leicht zu erkennen,
wenn man eine sehr verdünnte kupferfreie Lösung in einer Glasröhre mit der
Zuckerlösung versetzt und ruhig stehen läßt; der Silberabsatz ist alsdann weiß
gefleckt und löcherig; ist eine Spur Kupfer dabei, so ist der Absatz spiegelglänzend
und fehlerfrei; bei mehr Kupfer setzt sich gar kein Silber ab. Es sind hier
Adhäsionswirkungen im Spiel, die sich theoretischen Betrachtungen entziehen; es
kommt darauf an, der Flüssigkeit eine solche Beschaffenheit zu geben, daß die
Flüssigkeitstheilchen weniger Adhäsion zum Silber als die Glastheilchen haben, deren
Oberfläche von der Flüssigkeit benetzt wird; ist die Adhäsion der
Flüssigkeitstheilchen größer, so belegt sich das Glas nicht.
Mit der oben beschriebenen Methode der Versilberung hat eine Fabrik in der Nähe
NürnbergsDie HHrn. Crämer und Comp. in Doos; man s. den betreffenden Bericht im polytechn.
Journal, 1860, Bd. CLVII S. 205. über ein Jahr lang gearbeitet und sehr schöne Spiegel geliefert; dieselben
fanden jedoch keinen Absatz. Es ist aber zu erwarten, daß mit der Zeit die
Vorurtheile gegen die Silberspiegel schwinden werden.