Titel: | Verbesserter Bessemer-Apparat von Sharp und Webb. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LXXVII., S. 325 |
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LXXVII.
Verbesserter Bessemer-Apparat von
Sharp und Webb.
Aus dem Mechanics' Magazine December 1867, S.
408.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Sharp und Webb's verbesserte Bessemer-Apparat.
Die den HHrn. Sharp und Webb
von der Bolton Eisen- und Stahlcompagnie patentirte Erfindung besteht
zunächst in einer Verbesserung der allgemeinen Einrichtung und der Stellung der
Umwandlungsgefäße (Birnen) und des zum Manipuliren mit denselben bestimmten
Apparates; dann in einer vollkommeneren Einrichtung des zur Bewegung dieser Gefäße
um ihre Achse dienenden Mechanismus; ferner in einer verbesserten Handhabung der
Gießpfannen, und schließlich in der Anwendung eines Sperrhebels an der zum Drehen
der Umwandlungsgefäße bestimmten Vorrichtung.
Fig. 7 stellt
einen Aufriß des verbesserten Apparates dar; Fig. 8 einen Grundriß;
Fig. 9 und
10 sind
Ansichten der Sperrvorrichtung in etwas größerem Maaßstabe.
a, a sind die nach der gewöhnlichen Art construirten
Birnen; b, b die in den Ecken der den Gießraum
einschließenden Mauern aufgeführten Essen; c ist die in
den Armen des Krahnes d hängende Gießpfanne; e die Säule des Krahnes; f
eine auf dem von den Pfeilern h, h getragenen Gerüste
g ruhende Bühne.
Wenden wir uns zunächst zu der verbesserten Einrichtung der Umwandlungsgefäße und des
zum Arbeiten mit denselben dienenden Apparates. Bei der bisherigen Einrichtung
liegen die Mündungen der Birnen in entgegengesetzter Richtung; bei dem patentirten
Apparate hingegen machen dieselben, wie aus Fig. 8 ersichtlich ist,
einen Winkel mit einander, so daß die Nothwendigkeit wegfällt, die Essen von der
Sohle des Gußraumes aus aufzuführen; auch werden dadurch beim Umdrehen der Birnen
die Flammen und Funken in einer von den die Maschine bedienenden Arbeitern
abgewendeten Richtung abgeleitet, und die letzteren können auf der Bühne f stehen, so daß sie die Handgriffe der verschiedenen
Hebel in ihrem
Bereiche haben. Durch die von den Essen b vorspringenden
Hauben b¹ werden die Funken und feinen
Schlackentheile im Umherfliegen gehindert; die unteren Theile der Essen selbst ruhen
auf diagonalen, von den Mauern des Gießraumes getragenen Balken.
Die Bewegung der Birnen um ihre Achse betreffend, war es bis jetzt üblich, zu diesem
Zwecke hydraulische Kraft zu benutzen, und wenn während des Processes ein Rohr zu
Bruche gieng, war es nicht zu vermeiden, daß die Birnen in gewissen Stellungen
umschlagen, so daß ihr Inhalt verschüttet und dadurch Verlust herbeigeführt wird.
Nach der patentirten Einrichtung werden die Birnen mittelst Dampfkraft durch eine
geeignete Treibvorrichtung um ihre Zapfen bewegt. Zu diesem Zwecke dient ein Paar
Dampfmaschinen i, i, Fig. 8, welche diagonal
gestellt und mit einer an einer Welle j befestigten
Kurbel verkuppelt sind; an letzterer sitzt ein Trieb, welcher in das auf der Welle
k' befestigte Rad k
greift; ein auf dieser Welle sitzender Trieb greift in ein Zahnrad a', welches an einem der Zapfen der Birne befestigt ist.
Die Maschinen sind unter einem solchen Winkel zu einander gestellt, daß ihre
Bewegung mittelst zweier Excentrics umgekehrt werden kann, und da die Kurbel niemals
mit beiden Cylindern gleichzeitig an einen todten Punkt kommt, so ist ein Schwungrad
nicht erforderlich, und die Maschine kann fast augenblicklich zum Stehen gebracht
werden. Die Bewegungsübertragung kann, sobald die Birne die erforderliche Stellung
eingenommen hat, durch eine selbstwirkende Hemmung ausgerückt werden. Sobald an den
Maschinen ein Unfall vorkommt, kann man der Birne von Hand durch einen zweiten Trieb
mit Zahnrad eine theilweise Umdrehung ertheilen.
Der dritte Theil der Erfindung besteht in einer verbesserten Einrichtung des
Gießpfannenkrahnes, welche ein Gegengewicht für die Pfanne und ihren Inhalt unnöthig
macht; ein solches stellt sich nämlich, sobald man mit großen Zaingüssen zu thun
hat, als unzweckmäßig heraus. Die Säule des Krahnes e
besteht aus Eisen oder Stahl, und tritt durch den die Bühne f tragenden Balken oder das Gitterwerk g
hindurch. Um den Krahn heben und senken zu können, ist der obere Theil der Säule e mit einem Gewinde versehen, das durch eine Mutter
hindurchgeht, welche in die Büchse des auf dem Balken g
auf Frictionsrollen ruhenden Rades geschnitten ist. Ein durch Dampf bewegter Trieb
greift in das Rad l und hebt oder senkt den Krahn nach
Erforderniß. Das untere Ende der Säule e ruht in einem
Lager und ist mit einem Vorstecker versehen, um ihr Herumdrehen zu verhindern.
Der letzte Theil der Erfindung besteht in der Anwendung eines, den jetzt bei Eisenbahnsignalen
üblichen ähnlichen Hebels zum Drehen der Birnen und zum Zulassen von Wind in die
Düsen derselben, um zu verhindern daß die Birne, nachdem sie beschickt worden,
früher in die für das Blasen erforderliche Stellung gelangt als das Luftventil
geöffnet ist. In Fig. 9 und 10 ist o der Reversionshebel für die Dampfmaschine i, und p der Hebel für das
Luftventil. Ist das letztere geschlossen, so befindet sich der Sperrhebel q in der durch die vollen Linien oberhalb des Hebels o angegebenen Stellung; dieser Hebel q ist mittelst der Stange r
mit dem am unteren Ende des Hebels p befestigten
Hebelarm s verkuppelt. Sobald der Hebel p in die durch punktirte Linien angedeutete Stellung
kommt, wird der Sperrhebel q gehoben und der
Steuerungshebel o wird frei.