Titel: | Pneumatischer Signalisirungs-Apparat zur Herstellung des Verkehres innerhalb eines Eisenbahnzuges, von Latimer Clark. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LXXXIII., S. 361 |
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LXXXIII.
Pneumatischer Signalisirungs-Apparat zur
Herstellung des Verkehres innerhalb eines Eisenbahnzuges, von Latimer Clark.
Im Auszuge aus dem Mechanics' Magazine, Januar 1868, S.
51.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Clark's pneumatischer Signalisirungs-Apparat für
Eisenbahnzüge.
Zur Sicherung des Verkehres innerhalb eines Eisenbahnzuges hat man, da es von der
äußersten Wichtigkeit erscheint, in einfacher Weise zu jeder beliebigen Zeit die
Communication zwischen den Passagieren und dem Zugführer oder den Bediensteten des
Trains herzustellen, eine Menge Mittel bereits vorgeschlagen, über welche wir früher
bei mehrfachen Gelegenheiten berichtet haben, und unter denen das in Frankreich
bereits eingeführte System von Prud'homme
Polytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
166. eine wichtige Rolle einnimmt. In neuester Zeit hat die französische Ostbahn
einen pneumatischen Apparat nach dem Systeme des französischen Ingenieurs Joly in Anwendung gebracht, der eine sicherere Wirkung
als die elektrischen Apparate darbieten soll. Bei diesem SystemeOesterreichischer Ausstellungsbericht 1867, 2. Lieferung, S. 206. ist unter jedem Wagen ein eisernes Rohr angebracht, und die Röhren der
einzelnen Wagen sind mittelst Kautschukröhren unter sich verbunden. In jeden Wagen
oder in jede Wagenabtheilung führt von der Röhrenleitung aus eine Zweigleitung aus
Blei, und diese Zweigleitungen sind mit kleinen Luftpumpen in Verbindung gebracht.
„Durch Anziehen an einem Knopfe der letzteren wird die Luft in dem
Rohre verdünnt und dadurch ein Läutewerk im Wagen des Dienstpersonales zum
Anschlagen gebracht.“ Ueber das Detail, wie diese Luftpumpen das
Signalisiren bewirken, ist uns bis jetzt Näheres nicht bekannt geworden. Ein
derartiges System nun ist von dem rühmlichst bekannten englischen Ingenieur Clark für die London-Chatham und
London-Dover Eisenbahn-Compagnie in eigenthümlicher Weise eingerichtet
worden und befindet sich bereits in praktischer Verwendung.
Das Princip, auf welches Clark seinen
Signalisirungs-Apparat basirt, ist beiläufig folgendes: Ein System von
Luftröhren ist mit jedem Wagen verbunden, und die Röhrenleitungen der einzelnen
Wagen werden unter sich mittelst Kautschukschläuchen in eigener Weise verkuppelt; in
die Röhrenleitungen sind Luftbehälter eingeschaltet, die mit Ausströmungsöffnungen
versehen sind, und bei welchen die Communication zwischen den Röhren sowohl, als
auch mit der äußeren Luft mittelst Klappenventilen bewerkstelligt wird. Solche
Luftbehälter sind in den Abtheilungen der Zug-Bediensteten und Zugführer
angebracht, und jeder Ausströmungsöffnung steht eine kleine Glocke gegenüber nach
Art der Dampfpfeifen. Mittelst Gebläse-Vorrichtungen, die entweder in
Kastengebläsen, Luftpumpen oder Blasbälgen bestehen können, und deren Thätigkeit von
den Achsen der mit Bremsvorrichtungen versehenen Räder unterhalten wird, kann die
Luft in dem ganzen Röhrensystem bis zu einem gewissen Grade verdünnt und in diesem
Zustande erhalten bleiben, und zwar so lange bis ein Signal gegeben werden soll. In
dem Augenblicke nun, in welchem man ein Signal geben will, wird durch eine an der
betreffenden Stelle hierfür befindliche Vorrichtung die Röhrenleitung geöffnet, und
es wird dann die äußere Luft in letztere eindringen müssen. Durch die Thätigkeit der
Pumpen oder Blasbälge wird sogleich wieder das ganze System evacuirt und die an
jedem Behälter aus der Pfeife herausgedrückte Luft bringt das verlangte Signal
hervor. Es kommen dann gleichzeitig alle Pfeifen zum Tönen und der verlangte Zweck
ist auf diese Weise erreicht. Solche Signale kommen daher auch sogleich zu Stande,
wenn einer der Wagen vom Train sich ablösen sollte. Dieselbe Anordnung gestattet
auch, daß die Mitglieder des Dienstpersonales unter sich und mit dem Zugführer in
telegraphischen Verkehr treten können, ohne daß anderweitige Störungen hierdurch
hervorgebracht werden. Mit demselben Systeme hat Clark
auch ein anderes Signalisirungs-Verfahren verbunden, um Glockensignale
hervorzubringen oder Läutewerke in Thätigkeit versetzen zu können.
Einer der Luftbehälter mit einem Theile des Röhrensystemes ist in Fig. 14 schematisch
dargestellt. An der Welle des Rades B befindet sich die
excentrische Scheibe A, welche das Gestänge c während der Bewegung des Zuges zu treiben hat, so daß
durch letzteres der Blasbalg d in Thätigkeit versetzt
wird; dieses Gebläse selbst steht mit dem Luftbehälter E
in Communication, während vom letzteren das Röhrensystem f ausgeht, das, wie in Fig. 16 gezeigt ist, zu
den einzelnen Wagen führt. Die Klappe g gestattet wohl
den Eintritt der Luft in den Behälter E, aber nicht den
Rücktritt in das Röhrensystem; denn sobald der Blasbalg die Luft zu comprimiren beginnt, muß
letztere durch die Klappe i entweichen und wird dabei,
wenn die Menge der hier ausströmenden Luft groß genug ist, am Rande der Glocke H den verlangten Ton als Signal hervorbringen. Da die
Klappe i sich nur von innen nach außen öffnet, so wird
auch durch diese beim Saugen des Blasbalges von außen her keine Luft in den Behälter
E gelangen können. Vermöge dieser Anordnung werden
daher, da in allen Luftbehältern des ganzen Wagenzuges derselbe Vorgang stattfindet,
in dem Augenblicke, in welchem der Zug in Bewegung versetzt wird, die sämmtlichen
Pfeifen zum Tönen kommen; diese Erscheinungen hören aber nach wenigen Augenblicken
auf, da der zu erlangende Verdünnungsgrad der Luft nach kurzer Zeit eintritt. Die
Anordnung ist so getroffen, daß der Druck der verdünnten Luft in dem ganzen Systeme
noch etwa 5 bis 6 Unzen für den englischen Quadratzoll betragen darf. An einem jeden
Wagen geht von dem Hauptrohre f aus (welches etwa 3/4
engl. Zoll im Durchmesser hat und in einer gußeisernen Gasleitungsröhre besteht) ein
Zweigrohr p (Fig. 16) in die
Abtheilungen des Wagens und endigt hier in einem senkrecht umgebogenen Stücke (Fig. 18); in
dieses Ende wird ein Pfropf eingesetzt, der die Leitung luftdicht verschließt. Die
Passagiere können dann das Signalisiren veranlassen, wenn dieser Pfropf gewaltsam
herausgerissen wird; das Einsetzen des Pfropfes aber kann erst wieder von einem der
hierfür beauftragten Wärter ausgeführt werden. Die Verbindung der Röhren von je zwei
Wagen wird (Fig.
16) mittelst der Kautschukschläuche n, n
vorgenommen, die unter sich (Fig. 17) mittelst eines
Rohres o, das an einen der Wagen angehängt wird,
vereinigt werden. Während nach der eben beschriebenen Methode von jeder
Wagenabtheilung aus das Röhrensystem mittelst eines der genannten Pfropfen geöffnet
und der Zutritt der äußeren Luft in das Röhrensystem bewerkstelligt werden kann,
damit die Passagiere die Nothsignale zu geben im Stande sind, so kann jeder der
Wärter mittelst einer eigenen Vorrichtung eine der Klappen i oder g an einem der Behälter zeitweise
lüften, um dem Zugführer telegraphische Mittheilungen machen zu können.
In Fig. 15 ist
ein System angedeutet, um mittelst eines Stempels s, der
in einem cylindrischen Stiefel sich bewegt, Glockensignale hervorbringen zu können.
Die mittelst des Gebläses aus dem Röhrensysteme f
ausgetriebene Luft bewegt nämlich den Stempel s bis
gegen das Ende des Stiefels t, wo sodann die Luft in's
Freie entweichen kann; die durch das Ende des Stiefels gehende Kolbenstange u steht nun mit dem Hammerstiele v in Verbindung, und letzterem steht eine Glocke gegenüber. Unter
gewöhnlichen Umständen wird mittelst der Feder K der Hammerstiel
zurückgedrückt und mithin der Kolben s in der Lage
erhalten, wie dieß in Fig. 15 angedeutet ist;
wird aber durch das Einblasen der Luft von f aus der
Kolben s vorwärts bewegt, so drückt die Kolbenstange den
Hammer v vibrirend gegen die Glocke, und diese kommt zum
Tönen. Ist der Druck der im Stiefel t verdünnten Luft
weit genug verringert, so drückt die Feder K das System
zurück, und der Kolben nimmt wieder seine frühere Lage an.