Titel: | Beschreibung eines Sicherheitsschlosses; von G. Wimmer, Ingenieur in Oschersleben. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. LXXXIX., S. 377 |
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LXXXIX.
Beschreibung eines Sicherheitsschlosses; von
G. Wimmer, Ingenieur in
Oschersleben.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Wimmer's Sicherheitsschloß.
Es war mir die Aufgabe gestellt, zu einem feuerfesten Geldschranke ein
Sicherheitsschloß zu construiren. Dasselbe sollte natürlich vollkommen sicher und
dabei auch in allen seinen Theilen solid seyn. Mit Anwendung der Schraube gelang es
mir denn auch ein Schloß herzustellen, welches den gestellten Anforderungen
vollkommen Genüge leistete und ich suchte nun bei dem königl. preußischen
Ministerium um Ertheilung eines Patentes nach, welches mir auch am 22. December 1854 auf fünf Jahre ertheilt
wurde.
Ich habe diese Schlösser in allen Größen zu den verschiedensten Zwecken anfertigen
lassen, z.B. zu Geldschränken, gewöhnlichen Schränken, Commoden, Reisekoffern,
Pulten und als Vorhängeschloß.
Ein solches Schloß ist im Gebrauche sehr solid; so ist ein Pultschloß in meiner
nächsten Nähe seit fünf Jahren im Gebrauch, welches täglich 30 bis 40 mal
auf- und zugeschlossen wird und trotz dieser starken Benutzung noch in ganz
gutem Zustande ist.
Mein Schloß ist durch künstliche Mittel nicht zu öffnen, da an die beweglichen Theile
nicht zu gelangen ist, und wenn man selbst sich das Schraubengewinde des Schlüssels
verschaffen könnte, so sind an demselben noch zwei Bedingungen zu erfüllen, nämlich
das rechte Anbringen zweier Stiftlöcher und einer Nase, welches durch Probiren nicht
zu erreichen ist. Die Schlüssel können sehr verschieden angefertigt werden, da eine
geringe Veränderung im Durchmesser und in der Steigung der Schraube ein weites Feld
darbietet.
Fig. 30
stellt den Verticalschnitt des Schlosses dar; Fig. 31 die innere
Ansicht und den Schnitt AB.
Fig. 32 zeigt
den Schlüssel.
Man schraubt den Schlüssel a in die Mutter b der Hülse e. Dabei trifft
die Nase d des Schlüssels a
einen kleinen Ansatz (welcher in der Zeichnung, des Durchschnittes wegen, nicht
sichtbar ist) der Hülse e und drückt letztere also
nieder. Hierdurch wird nun bewirkt, daß eine Nase f der
Hülse e die Hülse c verläßt,
daß ferner ein Stift g an einem Flügel der Hülse e, der die Stelle der Zuhaltung vertritt, außer Eingriff
mit dem Schlußriegel h gebracht wird, daß drittens der
Stift i des kleinen Hebelwerkes an der Hülse c durch die Feder k in den Schlüssel und daß
endlich der untere Theil des Hebels l hinter den Stift
m gedrückt wird.
Der Schlüssel steht nun fest in der Hülse c; letztere ist
außer Eingriff mit der Hülse e, welche sich nicht drehen
kann und auf dem unteren viereckigen Theil des Schlüsseldornes nur auf und nieder
geht, und ferner ist der Schlußriegel h ebenfalls außer
Eingriff mit der Hülse e.
Jetzt kann geschlossen werden, und zwar indem die Hülse c
mit dem Schlüssel a gedreht wird, so daß das Zahnsegment
an letzterer im Eingriff mit der Zahnstange am Schlußriegel h denselben fortbewegt. Ist nun auf diese Weise der Schluß vollendet, so
werden sämmtliche beweglichen Theile wieder arretirt, da die Hülse e durch eine Spiralfeder, wie aus der Zeichnung
ersichtlich, stets in die Höhe gedrückt wird; der Schlüsselstift i verläßt den Schlüssel, derselbe ist wieder frei, wird
herausgedreht und der Schluß, entweder auf oder zu, kann von Neuem beginnen.
Fig. 33
veranschaulicht wie ein solches Schloß an einer hölzernen Schrankthür etc. befestigt
wird.
Fig. 34 zeigt
ein Vorhängeschloß.