Titel: | Ueber die Quecksilber-Luftpumpe von Kravogl in Innsbruck. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XCII., S. 381 |
Download: | XML |
XCII.
Ueber die Quecksilber-Luftpumpe von
Kravogl in
Innsbruck.
Nach der Beschreibung des Prof. Dr. Pisko in dem Ausstellungsberichte des k. k.
österreichischen Comité, 1ste Lieferung S.
100.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Ueber Kravogl's Quecksilber-Luftpumpe.
Ueber diesen interessanten Apparat wurde im polytechnischen Journale schon mehrmals
berichtet, und die außerordentlichen Leistungen desselben namentlich erst in der
letzten Zeit (in diesem Bande, S. 144; zweites Januarheft
1868) besonders hervorgehoben. Es mag daher als zweckmäßig erscheinen, die
Einrichtung der Quecksilber-Luftpumpe, insoweit diese aus der vorliegenden
Quelle zu erkennen ist, hier mitzutheilen.
Bei den eigentlichen Quecksilber-Luftpumpen soll die Anwendung eines Kolbens
vermieden werden; Kravogl hat den Kolben beibehalten,
bedeckt denselben jedoch und umgibt ihn zum Theile mit Quecksilber, um so durch
diese Flüssigkeit in den schädlichen Raum einzudringen und diesen fast zu
beseitigen. Er läßt bei seiner Luftpumpe einen Stahlcylinder (Kolben) von unten her
in einen gläsernen Stiefel treten, und treibt ihn mittelst eines trefflich
gearbeiteten Mechanismus in die Höhe, so daß dieser Kolben zuletzt fast den ganzen
Stiefel erfüllt. Ein kleiner Raum, der sich am Stiefel oben verjüngt, und dessen
Form nahezu derjenigen des Halses einer gewöhnlichen Glasflasche gleicht, ist dann
mit jenem Quecksilber gefüllt, welches vorher auf den Stahlcylinder gebracht wurde.
Jener Stahlkolben bewegt sich sehr leicht im Stiefel, da er an letzteren nicht genau
schließt und nur in der Eintrittsstelle luftdicht lidert. Den kleinen Raum zwischen
dem Stahlstempel und dem Glasstiefel erfüllt ebenfalls das Quecksilber. Beim
Hinaufgange jenes vom Quecksilber umspülten Stahlkolbens entweicht die Luft durch
die Oeffnung im Halse des Stiefels. Der Druck der Luft hebt nämlich hier ein
stählernes Zapfenventil, welches sonst diesen Hals des Stiefels schließt. Beim
Zurücktreiben des Kolbens sperrt das im Halse des Stiefels spielende Ventil die
Mündung, und etwas Quecksilber, welches vorhin durch die Oeffnung in die obere
trichterförmige Erweiterung des Halses getreten war, bleibt oberhalb des Ventiles.
Es entsteht nun im Stiefel ein luftverdünnter Raum so lange, bis der abgerundete
Kopf des Kolbens im unteren Theile des Stiefels an einem Tubulus vorbeigekommen ist.
Sobald dieß geschehen ist, bewirkt eine Selbststeuerung das Oeffnen einer Röhre die
jenen Tubulus mit dem Recipienten verbindet. Die Luft dringt aus letzterem in den
Stiefel, um von hier beim Aufgange des Kolbens wieder durch den Hals des Stiefels
in's Freie getrieben zu werden. In solcher Weise wiederholt sich das Spiel, und es
ist nur noch zu bemerken, daß beim jedesmaligen Aufgange des Kolbens das im oberen,
kleinen Trichter zurückgebliebene Quecksilber durch die vom Ventil gelüftete
Halsöffnung zum anderen Quecksilber niederfällt. Beim Niedergehen des Kolbens tritt
die im Quecksilber und am Glase haftende Luft in den luftverdünnten Raum, um dann
hinausgeschafft zu werden. Die Verdünnung kann in solcher Weise nach Professor v.
Waltenhofen bis unter Ein MillimeterDie Verdünnung hat sich als eine weit höhere, nämlich als eine vierundzwanzigtausendmalige herausgestellt. Man
sehe S. 145 in diesem Bande des polytechn.
Journals (zweites Januarheft 1868).A. d. Red. getrieben werden; ja noch weiter und fast bis an ein Vacuum, welches das
elektrische Licht nicht mehr durchläßt, wenn man zuletzt das Trichterchen ober dem
Zapfenventil in einen vorher ausgepumpten Ballon münden läßt. Durch diesen von Regnault zuerst angewendeten Kunstgriff ist die saugende
Wirkung des zweiten Stiefels bei der Babinet'schen Pumpe
ersetzt. Kravogl's Pumpe hat in Paris, sowohl was die
Idee, als ihre glückliche Verwirklichung betrifft, das Interesse und den
ungetheilten Beifall aller Fachmänner erregt. Es ist zwar nicht das erstemal, daß
man Quecksilber bei Luftpumpen mittelst Kolben hebt und senkt; in so sinnreicher
Form und mit so befriedigendem Erfolge geschah es aber noch nie.
Aus der in Figur
23 gegebenen graphischen Darstellung läßt sich beiläufig die im Vorigen
angegebene Construction erkennen.Diese Abbildung ist aus Carl's Repertorium der
Physik. Technik, Bd. III, Heft V, Jahr 1867 entnommen, wo dieselbe ohne
nähere Erläuterung der nach Pisko mitgetheilten
Beschreibung angefügt ist, von dem sie auch herrührt. Hierin stellt A, B den oben abgerundeten und mit
der Quecksilberschichte q bedeckten, unten mit Fassungen
etc. versehenen Stahlkolben vor, der in der angedeuteten Weise vertical von unten
nach oben und im entgegengesetzten Sinne bewegt werden kann. Beim Aufwärtsgehen
preßt derselbe die im Stiefel S, S befindliche Luft
durch Oeffnen des Zapfenventiles a mit einem Antheil des
Quecksilbers q' in die trichterartige Erweiterung C, C, während gleichzeitig bei seinem Eintritte in den
Stiefel S, S die bei D, E
angezeigte Vorrichtung den Hahn H, welcher zur
Verbindung der Oeffnung b mit dem Stiefel dient,
schließt, hingegen durch dieselbe Vorrichtung, wenn das Kolbenende bei B' angekommen ist, der Hahn H in die vorige Lage gedreht wird, bei welcher mittelst der Oeffnung b und dem Canale J, J die
Communication mit J, K, L und dem auf dem Teller T befindlichen (oder bei L angeschraubten)
Recipienten hergestellt wird. Es wird daher, wenn der Kolben wieder nach abwärts
geführt wird, die im Recipienten etc. befindliche Luft auf dem angedeuteten Wege in
den Stiefel gelangen können, um nun nach mehreren derartigen Kolbenspielen zu einem
gewissen Verdünnungsgrade zu gelangen. Durch den bei K
angedeuteten Haupthahn kann die erwähnte Communication entweder hergestellt oder
nach einer Viertelsdrehung durch denselben der Recipient mit der äußeren Luft
verbunden werden. Der bei N angedeutete Hahn gestattet
die Communication mit der Barometerprobe M herzustellen
oder zu unterbrechen. Als wesentlich finden wir die Verbindungsweise der einzelnen
Theile der Luftpumpe unter sich mittelst einer Art Stopfbüchsen.