Titel: | Ueber die fabrikmäßige Darstellung von Krappextracten für den Zeugdruck; von E. Kopp in Zabern. |
Autor: | Emil Kopp [GND] |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. XCIX., S. 409 |
Download: | XML |
XCIX.
Ueber die fabrikmäßige Darstellung von
Krappextracten für den Zeugdruck; von E.
Kopp in Zabern.
(Fortsetzung und Schluß von S. 345 des vorhergehenden Heftes.)
Kopp über Darstellung von Krappextracten für den
Zeugdruck.
Behandlung der zuckerhaltigen
Einweichflüssigkeit.
Diese zuckerhaltige Flüssigkeit wird mit 2 bis 5 Tausendtheilen concentrirter
Schwefelsäure versetzt und auf 60 bis 70° C. erhitzt. Bei diesem schwach
sauren Zustande der Flüssigkeit kann die Temperatur derselben hinreichend erhöht
werden, ohne daß Alizarin und grüne Substanz gefällt wird, während sich das Purpurin
nahezu vollständig mit schön rother Nüance abscheidet. Letzteres setzt sich leicht
und schnell ab; man sammelt es in gewöhnlicher Weise.
Die vom Purpurin decantirte Flüssigkeit kann wegen ihres Schwefligsäuregehaltes nicht
in Gährung versetzt werden; man muß daher die Säure verjagen oder noch besser durch
Oxydation zersetzen. Zu diesem Behufe wird die heiße Flüssigkeit in einen
Oxydationsapparat gepumpt, welchen sie in der Richtung von oben nach unten
durchläuft. Derselbe besteht in einer ziemlich hohen Colonne aus Holz-, oder
aus durch Cement mit einander verbundenen Sandsteinplatten; sie ist mit
durchlöcherten und entgegengesetzt angeordneten Bretchen versehen, über welche die
Flüssigkeit sich ausbreitet und in sehr dünnen Schichten fließt, die eine sehr große
Oberfläche darbieten.
Durch diese Colonne zieht von unten nach oben ein kräftiger und rascher Luftstrom,
welcher durch einen Dampfstrahl erzeugt wird, oder dadurch, daß man den oberen Theil
des Apparates mit der Esse verbindet. Die noch heiße Flüssigkeit verliert, indem sie
allenthalben von dem Luftstrom getroffen wird, einen Theil ihres
Schwefligsäuregehaltes durch Verdunstung, wobei sie sich auch concentrirt; die noch
in Lösung bleibende Schwefligsäure oxydirt sich in Berührung mit dem Sauerstoffe der
Luft zu Schwefelsäure.
Man geht so zu Werke, daß die Flüssigkeit, sobald sie in oxydirtem Zustande im
unteren Theile des Apparates ankommt, nur noch eine Temperatur von 18 bis 20°
C. hat, welche für den Eintritt der Gährung die günstigste ist. Während ihres
Hindurchlaufens durch die Colonne entsteht eine geringe Menge eines braun gefärbten,
unlöslichen Körpers, welchen man durch Absetzenlassen und Decantiren abscheiden
könnte; es ist aber
einfacher, diese Substanz nicht zu berücksichtigen und sie in der Flüssigkeit
suspendirt zu lassen, da sie die Umsetzung des Zuckers nicht hindert. Dann leitet
man mittelst etwas Bierhefe (oder einer Quantität von bereits fermentirender
Flüssigkeit) die Gährung der nunmehr von ihrem Schwefligsäuregehalte befreiten
Flüssigkeit ein.
Ist die Schwefligsäure durch das angegebene Verfahren nicht vollständig entfernt
worden, so kann man der Flüssigkeit eine geringe Menge von feingepulvertem
Braunstein, oder von mangansaurem Natron zusetzen, wodurch die Schwefligsäure
gänzlich oxydirt wird; es ist aber weit besser, wenn man dieser Zusätze nicht
bedarf.
Bei dem Gährungsprocesse müssen die bei derartigen Operationen üblichen
Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden. Flüssigkeiten, welche vor der Gährung eine
Stärke von 6 bis 8° Baumé besitzen, zeigen nach Beendigung derselben
nur 1 bis 1 1/2° Baumé.
Die vergohrene und alkoholhaltige Flüssigkeit wird vierundzwanzig Stunden lang sich
selbst überlassen, damit die in ihr enthaltenen unlöslichen Substanzen, Trümmer von
Hefezellen etc., sich absetzen können; darauf zapft man die Flüssigkeit, nachdem sie
ganz klar geworden, ab und unterwirft sie der Destillation, welche nichts Besonderes
darbietet.
Es ist zu bemerken, daß der Bestandtheil, aus welchem das grüne Alizarin entsteht,
weder durch die Alkoholgährung noch durch die Destillation verändert wird. Wir
halten es auch für wahrscheinlich, daß dieser Körper (Schunck's Rubian) durch die Einwirkung von Säuren in Alizarin, grüne
Substanz und Kohlensäure umgesetzt wird.
Der flüssige Destillationsrückstand wird in Bottiche geschöpft, welche zur
Darstellung von grünem Alizarin bestimmt sind; man versetzt ihn in denselben mit 3
Proc. concentrirter Schwefelsäure und läßt ihn einige Stunden lang kochen. Dabei
schlägt sich sehr schönes, sattes und reines grünes Alizarin nieder, welches in der
gewöhnlichen Weise gesammelt wird. Die saure Mutterlauge wird ebenso verwerthet, wie
die übrigen von der Darstellung des grünen Alizarins herrührenden Mutterlaugen.
Die zuckerhaltige Einweichflüssigkeit, welcher mittelst der bei 60° C. unter
Zusatz einer ganz geringen Säuremenge erfolgten Concentration der Gehalt an Purpurin
und durch die Gährung der Zuckergehalt entzogen worden ist, verdient ein besonderes
Studium. Dampft man sie im Wasserbade sehr stark ein, so bleibt eine syrupartige
Flüssigkeit zurück, welche, sich selbst überlassen, mehrere krystallinische
Substanzen absetzt.
Diese Substanzen können durch successive Behandlung mit Aether, Alkohol und flüssigen
Hydrocarbüren von einander getrennt werden. Die eine derselben krystallisirt in
rechtwinkeligen, farblosen, glänzenden Blättchen; eine andere in feinen, gleichfalls farblosen
und durchsichtigen Nadeln. Durch Alkalien werden sie intensiv roth gefärbt. Versetzt
man die concentrirte wässerige Flüssigkeit mit Chlorwasserstoffsäure, so nimmt sie
allmählich eine sehr schöne und reine grüne Färbung an, ohne daß unmittelbar ein
Niederschlag entsteht, welcher sich erst nach längerer Zeit bildet und dann aus
dunkel gefärbtem grünen Alizarin besteht.
Dieselbe (von der ihres Purpurins und Zuckers beraubten und im Wasserbade
concentrirten Einweichflüssigkeit herrührende) Flüssigkeit färbt sich auf Zusatz von
Aetznatron sehr intensiv bräunlichroth, ohne daß bei gewöhnlicher Temperatur ein
Niederschlag entsteht. Erhitzt man aber zum Kochen, so bildet sich während des
Erkaltens ein körniger dunkelrother Absatz. Verdünnt man die Flüssigkeit mit ein
wenig kaltem Wasser und setzt eine verdünnte Säure zu, so entsteht ein Niederschlag
von orangebraunem Farbstoff, welcher beim Kochen des Ganzen schwärzlich grün wird
und dann bloß aus grünem Alizarin besteht.
Versetzt man die in Rede stehende purpurin- und zuckerfreie concentrirte
Flüssigkeit mit etwas Kalkmilch, so entsteht ein braunrother Niederschlag, über
welchem eine ebenso gefärbte, aber durchsichtige Flüssigkeit steht und dessen Menge
sich beim Kochen vermehrt, wobei er eine größere Dichtigkeit annimmt. Sammelt man
diesen Niederschlag auf einem Filter und wäscht ihn aus, so erhält man einen
Kalkerdelack, welcher, mit Chlorwasserstoffsäure behandelt, ziemlich reines
bräunlichgelbes Alizarin liefert. Die rothen, braunen und alkalischen Mutterlaugen
enthalten einen in Wasser, Alkalien und Säuren löslichen Farbstoff (die saure Lösung
ist gelb), welcher dagegen in neutralen concentrirten Salzlösungen weit schwieriger
löslich ist, so daß er sich auf diese Weise isoliren läßt. Sicherlich ist dieser
Farbstoff mit demjenigen, welcher das Waschwasser des Garancins gelb färbt,
identisch.
Wir werden uns mit diesen verschiedenen Substanzen in unserer nächsten Mittheilung
„über die chemische Constitution der Krappextracte“ näher
beschäftigen.
Die Reaction der Kalkmilch auf die vergohrene und destillirte Flüssigkeit läßt sich
für die Praxis verwerthen. Denn anstatt diese Flüssigkeit auf grünes Alizarin zu
verarbeiten, kann man sie durch Kochen mit Kalkmilch, von der man so viel zusetzt,
daß deutlich alkalische Reaction eintritt, zur Darstellung von Kalkerdelack
benutzen. Das Kochen muß 40 bis 60 Minuten lang fortgesetzt werden. Der entstandene
Kalklack setzt sich sehr rasch ab; man wäscht ihn mit lauwarmem Wasser aus und
braucht ihn dann nur bei höherer Temperatur mit Chlorwasserstoffsäure zu behandeln,
um Alizarin zu erhalten, welches zwar noch unrein, aber von grüner Substanz frei ist und nach
gehörigem Auswaschen zu verschiedenen Zwecken benutzt werden kann.
Wir haben uns nunmehr noch mit den verschiedenen unlöslichen Niederschlägen zu
beschäftigen, welche sich sowohl in den Gährbottichen (Hefezellentrümmer etc.), als
auch in den Gefäßen, in denen die Destillationsrückstände aufbewahrt werden,
gebildet haben. Diese Absätze enthalten eine gewisse Menge von Farbstoffen. Man
bringt sie auf ein Filter, läßt abtropfen, wäscht mit lauwarmem Wasser aus und läßt
wiederum abtropfen. Trocknet man die so behandelten Rückstände, so kann man sie nach
dem Zermahlen mit Schieferöl behandeln; es ist aber besser, sie vorher mit
säurehaltigem Wasser (Mutterlauge von der Darstellung des grünen Alizarins) zu
kochen, um die Farbstoffe frei zu machen.
Man kann auch diese Absätze bei höherer Temperatur mit schwacher Aetznatronlauge
behandeln; dadurch erhält man eine dunkel braunrothe Flüssigkeit, welche man einige
Zeit stehen läßt, worauf man die klare Flüssigkeit von dem ungelösten Rückstande,
der als werthlos wegzuwerfen ist, decantirt und mit einer Säure versetzt. Es bildet
sich dann ein bei gewöhnlicher Temperatur gelblichbrauner, beim Kochen aber
schwärzlich grün werdender Niederschlag, welcher auf einem Filter gesammelt,
ausgewaschen, und wie die pektinhaltigen Extracte behandelt und mittelst derselben
Verfahrungsarten erschöpft wird.
Nachdem wir nun das Verfahren zur Gewinnung des gesammten nutzbaren Farbstoffgehaltes
des Krapps in Form von Purpurin, grünem Alizarin und pektinhaltigen Extracten
beschrieben haben, gehen wir auf die Verarbeitung dieser Substanzen zu Extracten für
den Zeugdruck über.
1. Benutzung des grünen Alizarins
zur Darstellung des Alizarinextractes für violette und lila
Druckfarben.
Das zur Darstellung des Alizarinextractes für lila und violette Druckfarben
bestimmte grüne Alizarin muß durch Decantiren oder auf einem Filtrum mit Wasser,
welches durch Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure angesäuert worden, so
lange ausgewaschen werden, als das Wasser noch mit merklich gelber Farbe
abläuft, um die vom grünen Alizarin bei seiner Fällung mit niedergerissenen
Antheile von fahlem Farbstoff zu beseitigen.
Sobald das Waschwasser farblos wird, gießt man reines, anstatt des säurehaltigen
Wassers auf, läßt abtropfen, indem man ein zu starkes Zusammenbacken des grünen
Alizarins möglichst zu vermeiden sucht, und trocknet dasselbe
schließlich bei 60 bis 80° C. Die trockene, poröse und zerreibliche Masse
wird so zerkleinert, daß sie eher kleine Körnchen als ein feines Pulver bildet,
namentlich wenn die Extraction in dem (von uns vor mehreren Jahren
beschriebenen) Apparate mit ununterbrochener Circulation ausgeführt werden
soll.
Dieser Apparat leistet treffliche Dienste zur Extraction des grünen Alizarins aus
sehr flüchtigen Flüssigkeiten, z.B. Alkohol, Aether, Holzgeist,
Schwefelkohlenstoff, Benzol oder überhaupt aus Hydrocarbüren, deren Siedepunkt
unter 100° C. liegt, und wenn man das Alizarinextract in trockenem
Zustande gewinnen will. Das grüne Alizarin wird auf ein dicht gewebtes
Filtrirtuch gelegt, mit demselben in den Extractionscylinder gebracht und in
diesem mit der zur Extraction dienenden Flüssigkeit stark angefeuchtet. Mit den
ersten unten ablaufenden Antheilen geht oft eine geringe Menge von grünem
Alizarin fort, so daß sie schwärzlichgrün gefärbt sind; man cohobirt sie, bis
die Flüssigkeit klar und durchsichtig abläuft. Erst wenn dieser Zeitpunkt
eingetreten ist, beginnt man zu erhitzen und stellt die continuirliche
Circulation her.
Die Operation ist erst dann beendigt, wenn die ablaufende Extractionsflüssigkeit
fast ganz farblos erscheint. Der größere Theil des gelben Alizarins setzt sich
in dem Kochgefäße in Form von dicken, bräunlichgelben Krusten ab, welche zum
Theil den Wandungen anhaften, zum Theil in der mit dieser Substanz gesättigt
bleibenden Flüssigkeit schwimmen; letztere wird nach vollständigem Erkalten
decantirt und filtrirt. Die auf dem Filter gesammelten Krusten werden mit Wasser
zerrieben, dann auf ein zweites Filtrum gebracht, mit wenig Wasser ausgewaschen
und schließlich bei einer mäßigen Temperatur getrocknet. Die auf diese Weise
erhaltene, zum größeren Theile aus fast reinem Alizarin bestehende pulverförmige
Masse bildet das zur Darstellung von lila und violetten
Druckfarben dienende Alizarinextract.
Die filtrirte Extractionsflüssigkeit, welche bei gewöhnlicher Temperatur mit
Alizarin gesättigt ist, wird zum Beginne einer zweiten Operation benutzt; man
kann sie aber auch im Wasserbade bis zur Trockne abdestilliren und die in der
Retorte oder Blase zurückbleibende geringe Menge von gelbem Alizarin
sammeln.
In den meisten Fällen dürfte es indessen vorzuziehen seyn, zur Extraction des
grünen Alizarins flüssige Kohlenwasserstoffe mit höher (bei 150 bis 170°
C.) liegendem Siedepunkte anzuwenden, und zwar nach dem bereits von uns
beschriebenen Verfahren, mittelst dessen man das gelbe Alizarin in Form eines
feuchten Teiges erhält. Man benutzt in diesem Falle Schieferöl,
Petroleumspiritus, Solaröl etc.
Letzteres Verfahren ist allerdings mit einem großen Uebelstande behaftet, der
sich aber ohne Schwierigkeit beseitigen läßt.
Alle diese Kohlenwasserstoffe nämlich absorbiren, namentlich wenn sie etwas stark
erhitzt werden, in Berührung mit atmosphärischer Luft Sauerstoff aus derselben,
wodurch eine harzige Substanz entsteht, welche sich zwar in dem Hydrocarbüre
löst und es gelb färbt, aber beim Schütteln desselben mit einer Alkalilösung
sich ausscheidet.
Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur ein vor einiger Zeit destillirtes
Schieferöl mit concentrirter Aetznatronlauge zu schütteln und dann das Ganze
ruhig stehen zu lassen. Nach Verlauf einer sehr kurzen Zeit ist die Ausscheidung
jenes harzigen Körpers erfolgt. – Die klare, durchsichtige und fast stets
farblose Alkalilösung sammelt sich am Boden des Gefäßes an und auf ihr schwimmt
das gleichfalls klare und durchsichtige Schieferöl; aber an der Grenze der
beiden Flüssigkeiten zeigt sich eine dünne, schwärzlichbraun gefärbte,
schleimige Schicht, welche sich leicht an die Gefäßwandungen ansetzt. Decantirt
man nun das Schieferöl und schüttelt dieselbe Natronlauge mit neuen Portionen
Schieferöl, so nimmt jene braune, schleimigzähe Schicht rasch an Dicke zu.
Wenn das Schieferöl Alizarin in Lösung enthält und man ihm dasselbe durch
Schütteln mit Aetznatronlauge zu entziehen sucht, so ist es fast unmöglich, zu
verhindern daß eine gewisse Menge dieses braunen harzigen Körpers der
blauvioletten alkalischen Alizarinlösung beigemengt bleibt; wird dann das
Alizarin durch Zusatz einer Säure niedergeschlagen, so bleibt die ebenfalls
unlöslich gewordene Harzsubstanz den Alizarinflocken hartnäckig anhaftend und
wird mit denselben gesammelt. Selbstverständlich trägt ihre Gegenwart zur
Erhöhung des Glanzes und der Reinheit der mit dem teigförmigen Alizarinextracte
dargestellten Farben keineswegs bei.
Zur Darstellung eines von diesem braunen Harze freien gelben Alizarins in
Teigform verfährt man in nachstehender Weise:
Ein zum Destilliren des Schieferöles (oder jedes anderen Kohlenwasserstoffes
dessen Siedepunkt zwischen 150 und 170° C. liegt) geeigneter Apparat wird
in einiger Höhe über dem Boden so aufgestellt, daß der gebogene Hals des Helmes
durch den Deckel eines Kühlcylinders hindurchtreten und den Dampf des
Kohlenwasserstoffes in letzteren hineinleiten kann. Dieser Cylinder, dessen
Boden conisch zuläuft und an seiner Spitze in ein mit Hahn versehenes Abflußrohr
endigt, hat einen durchbrochenen falschen Boden, auf den ein aus einem dicht
gewebten Stoffe angefertigtes Colirtuch gelegt wird. Auf letzteres werden
möglichst lockere Schichten von porösem, zu kleinen Stücken zerstoßenem grünem Alizarin ganz
gleichmäßig ausgebreitet. Der Cylinder ist von einem kreisförmigen Mantel
umgeben, welcher zur Aufnahme des Kühlwassers dient.
Der hermetisch verschließbare Deckel des Cylinders hat zwei Oeffnungen. Durch die
eine tritt der gebogene Hals der Destillirblase, durch die andere eine
verticale, an beiden Enden offene Röhre. Das untere Ende dieser Röhre, deren
Hals die Oeffnung des Deckels genau schließt, ragt um mehrere Centimeter in das
Innere des Cylinders hinein. Nachdem letzterer zur Hälfte mit trockenem grünen
Alizarin gefüllt worden, gießt man Schieferöl in die Destillirblase und erhitzt
dieselbe, worauf ihr Inhalt sehr bald in's Kochen kommt.
Die Hydrocarbürdämpfe treten in den Cylinder und condensiren sich darin theils an
den abgekühlten Wänden, theils an dem grünen Alizarin. Letzteres wird also stark
erhitzt und die Extraction erfolgt bei einer hinlänglich hohen Temperatur.
Wenn Dämpfe in zu reichlicher Menge in den Cylinder gelangen, treten sie in das
verticale Rohr, condensiren sich in demselben und fallen als beinahe siedende
Flüssigkeit auf das grüne Alizarin zurück. Erforderlichen Falles läßt sich die
Condensirung der Kohlenwasserstoffdämpfe durch Einführen von Wasser in den
Mantel befördern, es ist aber besser die Destillation so zu leiten, daß das
Erkalten des Cylinders durch Ausstrahlung und durch die Berührung der äußeren
Luft zur Condensation der Kohlenwasserstoffdämpfe hinreicht.
Das viel gelbes Alizarin in Lösung enthaltende Schieferöl wird mittelst des im
Boden des Cylinders angebrachten Abflußrohres in besondere Behälter abgelassen,
in denen ihm durch Schütteln mit verdünnter Aetznatronlauge der genannte
Farbstoff entzogen wird.
Die prachtvoll blauviolett gefärbte alkalische Lösung wird abgezogen und mit
einer Säure übersättigt; der entstandene Niederschlag von gelbem Alizarin wird
auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen, und bildet, nachdem er gehörig
abgetropft ist, das für lila und violette Druckfarben dienende teigförmige Alizarinextract.
Das von der alkalischen Farbstofflösung durch Decantiren getrennte Schieferöl
gießt man in den Destillirapparat, um es von Neuem in Dampf zu verwandeln, wobei
es seine Beimischungen zurückläßt; dieser Dampf tritt nochmals in den Cylinder
und bewirkt, indem er sich auf dem grünen Alizarin condensirt, dessen weitere
Extraction.
2. Benutzung des pektinhaltigen
Extractes zur Darstellung des orangegelben Krappextractes für rothe,
rosenrothe und braune Krapp-Tafelfarben.
a) Behandlung des
teigförmigen pektinhaltigen Extractes.
Zur Darstellung des reinen orangegelben Krappextractes, mit welchem die
Druckfarben für Roth und Rosenroth bereitet werden, dienen, wie bereits
früher bemerkt wurde, die pektinösen Extracte.
Das einen feuchten Teig bildende pektinhaltige Extract gestattet
gewissermaßen nur eine einzige Behandlungsweise zur Erzielung vortheilhafter
Resultate, nämlich das Ausziehen des Farbstoffes mittelst einer freie Säure enthaltenden Thonerdelösung.
Allerdings läßt sich das pektinöse Extract durch Behandlung mit Thonerdenatron-Lösung in ein reineres Product verwandeln; in diesem Falle
verbindet sich die Thonerde mit den nutzbaren Farbstoffen zu unlöslichen
Lacken, während das Natron mit den pektinösen, fetten und harzigen Körpern
lösliche Verbindungen eingeht.
Gießt man die schmutzigbraunrothe Lösung ab, filtrirt sie, wäscht die
unlöslichen Lacke aus und behandelt dann die letzteren, um sie zu zersetzen,
mit verdünnter kochender Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure, so
scheiden sich die Farbstoffe aus. Diese werden auf einem Filtrum gesammelt,
hierauf zunächst mit angesäuertem, dann mit reinem Wasser ausgewaschen und
stellen nun ein gereinigtes Product dar. Allein diese Operationen lassen
sich nicht genau genug ausführen; denn einerseits löst auch das Natron eine
freilich nur geringe Menge von nutzbarem Farbstoffe auf; andererseits sind
die aus den Lacken abgeschiedenen Farbstoffe von dem Pektin- und
Harzkörper noch nicht hinlänglich befreit, um ein Extract zu liefern,
welches so reine und so lebhafte Farben zu geben vermag, wie man sie zu
fordern berechtigt ist.
Die Reinigungsmethode mittelst Thonerdenatrons oder eines analogen Salzes
erfüllt demnach den beabsichtigten Zweck nicht genügend und steht somit dem
im Nachstehenden beschriebenen Verfahren nach.
b) Behandlung des teigförmigen pektinösen Extractes mit einer 5 bis 6
Proc. freier Säure enthaltenden Lösung von schwefelsaurer Thonerde oder
Chloraluminium.
Zahlreiche und mannichfaltig abgeänderte Versuche über das Lösungsvermögen
einer Reihe von theils neutralen, theils sauren Salzen (mit Chrom-,
Thonerde-, Eisen-, Zink-, Magnesia-,
Kupfer- etc. Salzen) haben den Beweis geliefert, daß sowohl in Bezug
auf Wirksamkeit, als auf Wohlfeilheit des Verfahrens für den angestrebten
Zweck die vortheilhaftesten Salze die der Thonerde
sind, und daß unter diesen das Chloraluminium und die schwefelsaure Thonerde
allen anderen vorgezogen zu werden verdienen.
Versetzt man diese Thonerdesalze mit 4 bis 8 Proc. freier Säure, so wird
dadurch ihr Lösungsvermögen bei der Temperatur des Siedens nicht vermindert;
im Gegentheil, die im pektinösen Extracte enthaltenen Farbstoffe werden
durch die vorhandene freie Säure der auflösenden Wirkung des Salzes
zugänglich gemacht, so daß sich aus den in der Siedehitze mit den nutzbaren
Farbstoffen gesättigten Lösungen beim Erkalten jene fast vollständig
ausscheiden, während bei gewöhnlicher Temperatur die Ausscheidung der Lacke
durch die freie Säure verhindert und die Löslichkeit der Farbstoffe in der
Salzlösung in bedeutendem Grade verringert wird.
Eine angesäuerte, 4 bis 6° Baumé starke Lösung von
Chloraluminium oder von schwefelsaurer Thonerde ist zum Ausziehen des
pektinhaltigen Extractes sehr geeignet. Dieselbe Lösung kann zu diesem
Zwecke immer von Neuem angewendet werden; bei von mir angestellten Versuchen
wurde dieselbe Flüssigkeit mehr als dreißigmal benutzt, und doch hatte sie
nur eine sehr geringe Menge fremdartiger Stoffe aufgenommen, so daß sie sich
noch zu neuen Extractionen tauglich erwies. Die im Handel vorkommende
gegossene schwefelsaure Thonerde enthält oft so viel freie Schwefelsäure,
daß es unnöthig ist, der Lösung dieses Salzes noch mehr davon zuzusetzen.
Die Anwendung von krystallisirtem Alaun hat sich als weit weniger
vortheilhaft erwiesen, als die Benutzung von schwefelsaurer Thonerde oder
von Chloraluminium, weil jenes Salz den Zusatz der oben angegebenen
Quantität freier Säure erheischt.
Da die metallenen Gefäße und Röhren der Apparate von der schwefelsauren
Thonerde weniger stark angegriffen werden, als von Chloraluminium, überdieß
jenes Salz wohlfeiler ist als das letztere, so dürfte in der Praxis die
schwefelsaure Thonerde vorzugsweise verwendet werden.
Man verfährt in folgender Weise:
Das pektinöse teigförmige Extract wird in einem hölzernen Bottich, in welchem
ein zum Erhitzen mit gespanntem Dampfe dienendes, kupfernes Schlangenrohr
liegt, mit ungefähr der zehn- bis fünfzehnfachen Gewichtsmenge
angesäuerter Lösung von schwefelsaurer Thonerde angerührt; dann wird das
Ganze zum Kochen erhitzt und zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten lang im
Sieden erhalten, indem man mit hölzernen Krücken umrührt. Hierauf wird das
Kochen durch Absperren des Dampfes unterbrochen, der Bottich bedeckt und
sein Inhalt fünfzehn bis zwanzig Minuten lang sich selbst überlassen.
Da das pektinöse Extract leicht und voluminös ist, so setzt es sich nur
schwierig ab. Deßhalb muß man vor den sämmtlichen an dem Extractionsbottiche
in verschiedenen Höhen angebrachten Ausflußhähnen Filtrirsäcke von dicht
gewebter Leinwand befestigen, durch welche die von der Flüssigkeit
mitgerissenen Theile des ungelösten Rückstandes zurückgehalten werden.
Zuerst wird der oberste Hahn geöffnet, dann folgen die weiter unten
befindlichen. Die noch kochend heiße Flüssigkeit filtrirt sehr rasch durch
die Leinwandsäcke hindurch; man gibt letzteren am besten eine längliche
Gestalt, damit der Druck der Flüssigkeit das Filtriren darin befördert.
Nachdem der Bottich entleert worden, schließt man die Hähne und preßt die
Filtersäcke zwischen je zwei Preßbretern aus, was sich leicht dadurch
bewerkstelligen läßt, daß man, ohne die Säcke von den Hähnen abzunehmen, die
beiden Breter mit starker Schnur umwickelt und diese zusammendreht. Der
Druck braucht hierbei nicht stark zu seyn, da man die Flüssigkeit nur in
solchem Maaße entfernen muß, daß der Inhalt der Säcke sich leicht aus
denselben herausnehmen läßt. Wird zu stark gepreßt, so läßt sich der
Preßrückstand weit weniger leicht in der Lösung von schwefelsaurer Thonerde
vertheilen.
Die filtrirte, kochend heiße, mit Farbstoffen gesättigte Flüssigkeit hat eine
schöne Orangefarbe; sie wird beim Erkalten trübe und setzt die Farbstoffe in
voluminösen Flocken ab, welche nach und nach dichter werden.
Zur Beschleunigung des Erkaltens und um zugleich die Wärme der Flüssigkeit zu
benutzen, wird in dem zur Aufnahme der filtrirten Thonerdelösung dienenden
Bottiche (welcher unterhalb des Extractionsgefäßes, etwas vor demselben,
stehen muß) ein kupfernes Schlangenrohr mit zahlreichen Windungen
angebracht, welches erst spiralig, dann senkrecht aufsteigt und mit einer
Biegung in den Extractionsbottich mündet.
Die erkaltete saure Lösung von schwefelsaurer Thonerde, welche ihren
Farbstoff bereits abgesetzt hat und nachdem sie decantirt und filtrirt
worden, zu einer neuen Extraction verwendet werden soll, läßt man durch
dieses Schlangenrohr von unten nach oben strömen. Auf diesem Wege erwärmt
sie sich allmählich und tritt heiß in den Extractionsbottich, während die
ursprünglich siedende Flüssigkeit sich in entsprechendem Verhältniß abkühlt
und ihren Farbstoff absetzt.
Die erkaltete Thonerdelösung wird hernach in Holzbottiche abgezapft, deren
Höhe mindestens das Dreifache des Durchmessers betragen muß, und achtzehn
bis vierundzwanzig Stunden lang der Ruhe überlassen, damit der Farbstoff
sich vollständig absetzen kann. Ist dieß geschehen, so wird die klare, etwas
gelblich gefärbte Flüssigkeit vermittelst der in verschiedener Höhe am Bottiche
angebrachten Abflußhähne decantirt und mittelst Pumpen in höher stehende
Behälter gehoben. Aus diesen fließt sie in das Schlangenrohr und erwärmt
sich in demselben in dem Zeitpunkt, wo sie zu einer neuen Extraction benutzt
werden soll.
Der orangefarbene Niederschlag wird auf Filtern gesammelt; man läßt ihn gut
abtropfen, übergießt ihn dann mit kaltem Wasser, um den größeren Theil der
von ihm zurückgehaltenen Thonerdelösung zu verdünnen, und läßt ihn hierauf
nochmals abtropfen.
Das auf diese Weise dargestellte orangegelbe Extract enthält noch zu viel
Thonerde, um direct zu allen Zwecken verwendet werden zu können. Es muß
daher einer nochmaligen, letzten Reinigung unterworfen werden. Hierzu
übergießt man den orangefarbigen Teig mit seinem zwölf- bis
fünfzehnfachen Volum Wasser, welches mit 5 bis 8 Proc. concentrirter
Schwefelsäure versetzt ist, und erhitzt den verrührten Brei im
Wasser- oder Dampfbade etwa eine Stunde lang auf 90 bis 100°
C., worauf man erkalten läßt und filtrirt. Nachdem der Rückstand abgetropft
ist, wäscht man ihn erst mit säurehaltigem, dann mit reinem Wasser aus. Das
erste Waschwasser dient zur Fällung von pektinösem Extracte; das letzte wird
mit Schwefelsäure versetzt und zur Behandlung einer neuen Portion des noch
thonerdehaltigen orangefarbigen Extractteiges benutzt. Schließlich läßt man
abtropfen. Das schön orangegelbe Magma wird von den Filtern entfernt und bildet das für rothe, rosenrothe und braune
Druckfarben zu verwendende orangegelbe Krappextract.
Um den ganzen Farbstoffgehalt des Pektinöfen Extractes zu gewinnen, bedarf es
wiederholten Kochens mit der sauren Lösung von schwefelsaurer Thonerde. Zu
den letzten Kochungen benutzt man Lösungen, welche um die Hälfte schwächer
sind als die zu den ersten angewendeten.
Unter manchen Umständen kann es vortheilhafter seyn, eine gewisse Menge
Farbstoff in dem von der Behandlung des pektinhaltigen Extractes
herrührenden Rückstande zu lassen, und diesen nur zwei- oder dreimal
mit Thonerdelösung zu kochen. In diesem Falle verwerthet man den Rückstand
dadurch, daß man ihn in eine Art Garancin verwandelt.
Hierzu wäscht man ihn mit kochendem Wasser aus, um die von ihm
zurückgehaltene schwefelsaure Thonerde größeren Theiles zu entfernen (dieses
Waschwasser wird mit der zum Extrahiren bestimmten Lösung von schwefelsaurer
Thonerde vereinigt); darauf preßt man den Rückstand aus, rührt ihn mit
Mutterlauge vom grünen Alizarin oder mit schwefelsäurehaltigem Wasser an und
läßt das Gemisch zwei bis drei Stunden kochen – man verfährt also wie
bei der Darstellung von Garancin. Die so erhaltene Substanz wird
hernach ausgewaschen, ausgepreßt, getrocknet und in Pulver verwandelt.
Dieses Product läßt sich in zwei andere zerlegen, indem man die Substanz nach
dem Kochen mit Säure und bloßem Auswaschen, mit einer sehr schwachen Lösung
von kohlensaurem Natron behandelt. Ein Theil des Rückstandes löst sich in
dieser Lauge und wird durch Decantiren von dem ungelöst gebliebenen Antheile
getrennt. Dann wird aus der stark schwärzlich violettbraun gefärbten
alkalischen Flüssigkeit der Farbstoff mit einer Säure niedergeschlagen; der
gesammelte Niederschlag, mit säurehaltigem Wasser gekocht, ausgewaschen,
gepreßt, getrocknet und pulverisirt, bildet ein Product, welches in der
Färberei sowohl, als auch in der Zeugdruckerei besondere Anwendungen finden
kann.
Der von der Sodalauge nicht gelöste Rückstand wird ebenfalls mit verdünnter
Schwefelsäure zum Kochen erhitzt und gibt dann eine andere Sorte von
Garancin.
Es ist bemerkenswerth, daß das Färbevermögen dieser beiden Producte
zusammengenommen, gemeiniglich bedeutender ist, als dasjenige des zu ihrer
Darstellung verwendeten Rohmateriales.
Obgleich diese Verfahrungsarten sehr complicirt zu seyn scheinen, so lassen
sie sich doch recht gut praktisch ausführen, da man es nicht mit sehr
bedeutenden Materialmassen zu thun hat, indem der Krapp durchschnittlich nur
etwa 7 Proc. pektinöses Extract liefert.
Auf die chemische Constitution dieser Rückstände von der Verarbeitung des
pektinhaltigen Extractes, welche in wissenschaftlicher Beziehung sehr
interessante Substanzen enthalten, werden wir in einer späteren Arbeit
zurückkommen.
Verfahren zur Reinigung des getrockneten
und pulverisirten pektinösen Extractes.
Das trockene pektinhaltige Extract läßt sich nach verschiedenen Methoden behandeln,
welche sämmtlich darauf hinauslaufen, es in ein reineres, für den Tafeldruck direct
verwendbares Product umzuwandeln.
a) Behandlung mit angesäuerter Lösung von schwefelsaurer Thonerde.
Diese Behandlungsweise ist die praktisch vortheilhafteste und liefert das reinste
Extract.
Man verfährt wie wir es für das teigförmige Extract beschrieben haben. Der
unlösliche Rückstand setzt sich jedoch in Folge seiner Zusammenziehung während
des Trocknens so leicht ab, daß das Filtriren wegfallen kann. Nachdem das
pektinhaltige Extract 3/4 bis 1 Stunde lang mit der Lösung von schwefelsaurer
Thonerde gekocht worden, läßt man das Ganze 10–15 Minuten ruhig stehen
und erhält dann eine vollkommen klare und durchsichtige Flüssigkeit, welche sich
vom Rückstand leicht decantiren läßt.
Diesen ungelösten Rückstand sammelt man erst nach der letzten Extraction auf
einem Filter, wäscht ihn mit kochendem Wasser aus und preßt ihn.
Uebrigens werden sowohl die Flüssigkeiten als der Rückstand auf dieselbe Weise
behandelt, wie bezüglich des teigförmigen pektinösen Extractes angegeben worden.
Man erhält einerseits das orangefarbige Krappextract für rothe und rosenrothe
Druckfarben, andererseits garancinartige Rückstände.
b) Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure.
Vermischt man das trockene und fein gepulverte pektinöse Extract mit
concentrirter Schwefelsäure, so erfolgt eine kräftige Einwirkung; das Gemisch
erhitzt sich stark, bläht sich auf und verkohlt sich unter Entwickelung von
Schwefligsäure. Behandelt man in dieser Weise mehrere Kilogramme Extract auf
einmal, indem man dasselbe rasch in die Säure einrührt, so kann die Temperatur
leicht über 100° C. steigen, wodurch ein bedeutender Verlust an Farbstoff
herbeigeführt werden würde. Am besten verfährt man folgendermaßen: Die genau
abgemessene Menge Schwefelsäure, welche mindestens 63 bis 64°
Baumé stark seyn muß, wird in eine Steingutschale gegossen, welche in
einem Zuber steht, worin ein Strom kalten Wassers circulirt. (Man könnte auch
Bleigefäße benutzen.) Dann setzt man so viele Kilogramme pektinhaltiges Extract,
als man Liter Schwefelsäure genommen hat, nach und nach, in kleinen Portionen
auf einmal, zu, indem man ununterbrochen und kräftig umrührt; die Temperatur des
Gemisches soll bei der andauernden Abkühlung der Gefäßwandungen nicht über 60
bis 80° C. steigen. Mit dem Vorschreiten der Reaction wird der Inhalt der
Schale immer dicker und verwandelt sich zuletzt in eine schwärzliche, poröse,
aufgeblähte, beinahe feste Masse, welche einen starken Geruch nach
Schwefligsäure von sich gibt.
Nachdem in dieser Weise alles pektinöse Extract mit der Säure vermischt worden
ist, setzt man das Umrühren immer noch fort, um eine möglichst gleichmäßige
Reaction der Schwefelsäure zu vermitteln. Dann läßt man das Ganze einige Stunden
ruhig stehen. Es findet eine reichliche Entwicklung von Schwefligsäure statt und
gleichzeitig zieht die Masse rasch Feuchtigkeit aus der Atmosphäre an.
Nach Verlauf der angegebenen Zeit wird die schwarze kohlige Substanz nach und
nach mit der zwanzigfachen Gewichtsmenge von kaltem oder lauwarmem Wasser
versetzt, wobei man die etwa entstandenen Klümpchen mit größter Sorgfalt
zerreibt, weil dieselben das Auswaschen bedeutend erschweren würden. Sobald das
Gemisch recht gleichförmig geworden ist, versetzt man es nochmals mit seinem
mehrfachen Volumen Wasser, rührt gut um, läßt das kohlige, unlösliche Product
absitzen und decantirt das saure Wasser. Dieses Auswaschen durch Decantiren wird
mehrere Male wiederholt, bis das Waschwasser nur noch schwach sauer ist; dann
bringt man den Rückstand auf ein Filter und wäscht ihn mit reinem Wasser bis zum
Verschwinden der sauren Reaction aus Darauf läßt man abtropfen und hat nach dem
Trocknen eine Art Schwefelsäurekohle, welche ein bedeutendes Färbevermögen
besitzt. Das saure Waschwasser wird entweder zur Darstellung von Garancin oder
zur Fällung des pektinösen Extractes aus seiner alkalischen Lösung benutzt.
Die Schwefelsäurekohle kann nun durch Alkohole oder durch Hydrocarbüre erschöpft
werden und liefert ein sehr reines gelbes Extract.
c) Behandlung mit Alkoholen, Schwefelkohlenstoff, und flüssigen
Kohlenwasserstoffen (Leichtölen), deren Siedepunkt unter 100°
C. liegt.
Das Extrahiren mit diesen Lösungsmitteln wird in dem bereits erwähnten Apparate
mit ununterbrochener Circulation und zwar auf dieselbe Weise ausgeführt, wie bei
der Extraction des grünen Alizarins; das zu behandelnde trockene pektinöse
Extract darf aber nicht in Pulverform, sondern muß in Körnchen von der Größe
eines Stecknadelkopfes angewendet werden, damit die Flüssigkeiten dasselbe
gehörig durchdringen und durch die im Extractionscylinder in gleichmäßiger
Schicht ausgebreitete Substanz rasch filtriren, gleichzeitig aber dieselbe
vollständig extrahiren können.
Man erhält auf diese Weise ein braungelbes, sehr farbstoffreiches Extract,
welches aber für die unmittelbare Anwendung zum Zeugdruck noch nicht rein genug
ist. Der Alkohol, der Holzgeist, der Schwefelkohlenstoff und die Hydrocarbüre
lösen nämlich nicht nur die im pektinösen Extracte vorhandenen Farbstoffe,
sondern auch Fette und Harze auf, welche also den Farbstoffen beigemengt
bleiben.
Dieses braungelbe Extract muß daher noch einem Reinigungsprocesse unterworfen
werden, wozu man die Eigenschaft der Fette und Harze benutzt, selbst bei
gewöhnlicher Temperatur in Hydrocarbüren leicht löslich zu seyn, wohingegen die
Farbstoffe in der Kälte darin weniger löslich sind. Man reibt es demnach
mit seinem zwei- bis dreifachen Gewichte eines nicht zu flüchtigen
Kohlenwasserstoffes (z.B. Schieferöl) zusammen, bringt die halbflüssige Masse
auf ein dichtgewobenes leinenes Colirtuch, läßt abtropfen, schlägt die Masse in
Leinwand und unterwirft das Ganze einem sehr allmählichen Drucke, der indessen
zuletzt ziemlich kräftig seyn darf. Der Kohlenwasserstoff nimmt fast alles Fett
und Harz mit sich, so daß der Preßkuchen nur noch sehr geringe Mengen derselben
enthält. Um die Farbstoffe in einer für ihre Anwendung vortheilhaften Form zu
erhalten, zerbricht man den Kuchen in kleine Stücke, die man in schwacher
Alkalilauge in der Wärme auflöst.
Die intensiv röthlichviolett gefärbte Lösung läßt man vierundzwanzig Stunden lang
ruhig stehen, damit einige fremdartige Beimengungen sich absetzen können. Dann
gießt man die klare Lösung ab und fällt aus derselben durch Uebersättigung mit
einer Säure die Farbstoffe. Letztere bringt man auf ein Filter, wäscht sie aus
und läßt sie gut abtropfen; sie bilden alsdann ein teigförmiges gelbes Extract,
welches für den Druck von Roth, Rosenroth und Braun vollkommen geeignet ist.
Zur Gewinnung des Farbstoffes, welcher mit den fetten und harzigen Substanzen vom
Schieferöle fortgenommen wurde, unterwirft man letzteres nebst den Colirtüchern
dem Kochen in einer ganz schwach sauren Lösung von schwefelsaurer Thonerde;
dabei verflüchtigt sich das Schieferöl mit den Wasserdämpfen und kann durch
Condensiren in einem Schlangenkühlrohre wieder gewonnen werden. Die
Thonerdelösung nimmt die Farbstoffe auf und diese scheiden sich beim Erkalten
der kochend heiß filtrirten Flüssigkeit in orangefarbenen Flocken aus. Die
Unreinigkeiten nebst den Colirtüchern bleiben auf den Filtern zurück und werden
auf denselben mit kochendem Wasser ausgewaschen.
d) Behandlung mit Schieferöl oder anderen Hydrocarbüren, deren Siedepunkt
über 100° C. liegt.
Das Verfahren und die Apparate sind im Allgemeinen die von uns zur Extraction des
grünen Alizarins mittelst Schieferöl empfohlenen.
Wollte man aber das in gesättigtem Zustande aus dem Extractionsapparate
ablaufende Schieferöl mit der gewöhnlichen, zur Gewinnung des grünen Alizarins
angewendeten Aetznatronlösung zusammenrühren, um dem Schieferöle die von ihm
gelösten Farbstoffe zu entziehen, so würde die Trennung desselben von der
Natronlauge eine fast unüberwindliche Schwierigkeit darbieten, weil die
vorhandenen Harz- und Fettkörper mit dem Aetznatron seifenartige
Verbindungen eingehen, so daß das Ganze eine Emulsion bildet.
Bessere Resultate erhält man bei Anwendung einer Aetznatronlauge von solchem
Concentrationsgrade, daß dieselbe in Folge der Verbindung des Natrons mit den
Farbstoffen, den Harzen und Fetten fast gänzlich zu einem festen Körper
erstarrt. Diese sehr dunkel gefärbte Verbindung sinkt zu Boden; die röthlich
violette Färbung des Schieferöles verwandelt sich in Gelblichbraun, und das Oel
selbst läßt sich dann fast vollständig decantiren.
Hat man auf diese Weise eine gehörige Menge der erwähnten Natronverbindung
erhalten, so bringt man sie auf ein Filter, um den größeren Theil des ihr
mechanisch anhaftenden Schieferöles abtropfen zu lassen. Dann löst man sie in
heißem Wasser, filtrirt und übersättigt sie mit einer Säure, wodurch die
Farbstoffe, zugleich aber auch die Harze und Fette unlöslich werden; da es aber
unmöglich ist, alles Schieferöl vollständig zu entfernen, so hält der
Niederschlag stets eine gewisse Menge desselben zurück. Man bringt das Ganze auf
ein Filter und wäscht es wiederholt mit kaltem Wasser aus, um den größeren Theil
der Säure zu beseitigen; dann läßt man abtropfen, trocknet bei mäßiger Wärme,
schlägt die Masse in dicht gewebte Leinwand und bringt sie unter die Presse.
Durch das Auspressen wird das vom Niederschlage zurückgehaltene Schieferöl und
das in letzterem gelöste Harz und Fett beinahe vollständig entfernt. Der
Preßrückstand wird zerkleinert und in heißer Natronlauge gelöst; diese wird
wieder mit Säure übersättigt, der entstandene Niederschlag abfiltrirt und
ausgewaschen, worauf man ihn gut abtropfen läßt. In diesem Zustande bildet er
das zum Zeugdruck unmittelbar verwendbare teigförmige, gelbe Extract.
Für viele Anwendungen im Zeugdruck kann es von Vortheil seyn, wenn man die von
Fett- und Harzsubstanz befreiten Krappextracte nochmals in kochendem
Schieferöl löst, die Farbstoffe durch Natronlauge aus dem Oele auszieht und
durch Uebersättigung mit einer Säure wieder niederschlägt. Dieses Verfahren ist
namentlich zur Darstellung der Farbstoffe aus pektinösem Extracte zu empfehlen;
durch das Kochen mit Schieferöl erleiden dieselben eine sehr bemerkenswerthe
Veränderung, in Folge deren sie Farben von größerer Dauerhaftigkeit bei größerer
Lebhaftigkeit und Reinheit liefern. Diese Veränderung ist keineswegs das bloße
Resultat der höheren Temperatur, welcher der Farbstoff bei jener Behandlung
ausgesetzt wird; denn das Extract kann für sich allein eine oder mehrere Stunden
hindurch auf 150 bis 160° C. erhitzt werden, ohne daß diese vortheilhafte
Modificirung seiner Eigenschaften in so auffallender Weise eintritt. Demnach
scheint die Gegenwart des Hydrocarbürs eine für die Hervorrufung jener merkwürdigen
Veränderung wesentliche Bedingung zu seyn.
Möglicherweise könnte sich bei dieser Operation das Pseudopurpurin in Purpurin,
vielleicht selbst in Alizarin verwandeln. Jedenfalls verdient diese interessante
Thatsache gründlich untersucht zu werden.
Aus den mitgetheilten Untersuchungen ergibt sich, daß unter allen Methoden zum
Extrahiren und Reinigen des pektinhaltigen Krappextractes die Behandlung mit
einer angesäuerten Lösung von schwefelsaurer Thonerde und darnach mit kochendem
Schieferöle diejenige ist, welche das von fremdartigen Bestandtheilen –
schleimigen, fetten und harzigen Substanzen – freieste und für den Druck
rother, rosenrother und brauner Krappfarben geeignetste orangefarbige Extract
liefert.