Titel: | Beschreibung der Röhrenprobirvorrichtung im k. k. Gußwerk bei Mariazell; von Ludwig Reinhardt, k. k. Ingenieur-Adjunct daselbst. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CVI., S. 461 |
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CVI.
Beschreibung der Röhrenprobirvorrichtung im k. k.
Gußwerk bei Mariazell; von Ludwig
Reinhardt, k. k. Ingenieur-Adjunct daselbst.
Reinhardt, Beschreibung einer Röhrenprobirvorrichtung.
In dem k. k. Gußwerke bei Mariazell waren in den letzten Jahren bedeutende
Bestellungen auf Gas- und Wasserleitungsröhren auszuführen, wobei zur
Bedingung gemacht wurde, daß dieselben bei 10 bis 15 Atmosphären Wasserdruck noch dicht seyn
sollten; es war daher nöthig, die Röhren vor der Ablieferung gehörig zu prüfen, um
die fehlerhaften sogleich auszuscheiden und unverwerthbare Ausschüsse am Orte der
Bestimmung zu vermeiden.
Da nun aber die gewöhnliche Wasserprobe mittelst einer Druckpumpe zu viel Zeit und
Arbeitskräfte in Anspruch nimmt, so wählte man die Methode, wornach die Röhren unter
Wasser versenkt und mit Luft voll gepumpt werden; dieses Verfahren führt viel
schneller und sicherer zum Ziele, da hierbei bei weitem kein so hoher Druck
erforderlich ist, um mangelhafte und undichte Stellen zu erkennen, und weil man von
der Festigkeit und Haltbarkeit der Röhren unter dem verlangten Drucke bei der guten
Qualität des dortigen Eisens ohnehin überzeugt ist.
Daß die Luftprobe viel empfindlicher ist als die Wasserprobe, ist dadurch constatirt
worden, daß eine Röhre von 15 Zoll Durchmesser und 5 Linien Eisenstärke bei 1
Atmosphäre Luftdruck schon kleine Porositäten zeigte, indem die Luftblasen im Wasser
aufstiegen, während dieselbe Röhre, hierauf der Wasserprobe unterzogen, erst nach 30
Atmosphären an den früher bemerkten, porösen Stellen zu schwitzen anfing.
Man hatte nur eine Vorrichtung herzustellen, mit welcher das Zusammenpressen der
atmosphärischen Luft auf ungefähr 2 Atmosphären und zugleich das Heben und Senken
der Röhren sich schnell bewerkstelligen läßt.
Die zu probirenden Röhren werden auf gewöhnlichen kleinen Handwagen zugeführt und auf
Schienen über einen Wassertasten gerollt, wo sie von zwei Armen aufgenommen werden,
die zugleich die auf drei Stangen aufgesteckten, zum luftdichten Verschluß der
Röhren mit Kautschukplatten belegten Gußeisenplatten tragen. Die Arme sind an
Zahnstangen angeschraubt, die in zwei Ständern auf und nieder geführt werden. In
diese Zahnstangen greifen zwei Getriebe ein, an deren Achse ein Schneckenrad sitzt.
In letzteres greift wieder eine Schraube ohne Ende, deren Achse abwechselnd nach der
einen oder anderen Richtung gedreht wird, je nachdem man eine Klauenkuppelung in
eine der beiden treibenden, ebenfalls mit Klauen versehenen Riemenscheiben einrückt;
von diesen letzteren wird die eine durch einen offenen, die andere durch einen
geschränkten Riemen von der Transmission aus getrieben. Die Klauenkuppelung wird
mittelst eines Hebelwerkes von einem Handgriff aus gehandhabt.
Zur Erzeugung des Luftdruckes dient eine einfach-wirkende Luftpumpe, die durch
Einrücken der Klauenkuppelung in Betrieb gesetzt wird. Ein Kautschukschlauch leitet
die Luft durch die Mitte der einen Verschlußplatte in die Röhre. An einer in den
Schlauch eingeschalteten Büchse ist ein Sicherheitsventil angebracht. In einer
kleinen Nische steht ein einfaches Quecksilbermanometer, welches bis zu 2
Atmosphären Druck anzeigt und dem die Luft ebenfalls durch einen Kautschukschlauch
zugeführt wird.
Man hat gefunden, daß geringe Porositäten durch Verrosten ganz dicht werden, weßhalb
man, wenn sich solche zeigen, Wasser in das Rohr füllt und den Luftdruck darauf
wirken läßt, um das Wasser in die Poren hinein zu pressen. Hierbei geht aber das
Wasser leicht durch den Kautschukschlauch in die Pumpe, besonders wenn das
Sicherheitsventil zu früh geöffnet wird, um die Luft entweichen zu lassen. Deßhalb
hat man den Kautschukschlauch über eine in der Höhe angebrachte Latte gelegt.
Diese Vorrichtung ist für alle Röhren von 9 Fuß Länge und 2 bis 24 Zoll Durchmesser
verwendbar. Sollen kürzere probirt werden, so werden nur die Verschlußplatten näher
zusammengeschoben. Von den größten Röhren probirt man sechs Stück, von den kleinen
(mit 2 bis 3 Zoll Durchmesser) 20 bis 24 Stück in einer Stunde. (Erfahrungen im
berg- und hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und
Aufbereitungswesen, 1866 S. 18.)