Titel: | Verfahren zur Fabrikation von Stahl und Stabeisen aus Roh- oder Gußeisen, durch Anwendung von Natronsalpeter und anderen oxydirenden Substanzen; von J. Hargreaves. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. CXIV., S. 481 |
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CXIV.
Verfahren zur Fabrikation von Stahl und Stabeisen
aus Roh- oder Gußeisen, durch Anwendung von Natronsalpeter und anderen
oxydirenden Substanzen; von J.
Hargreaves.
Vorgetragen in der Liverpool Polytechnic Society. – Aus der Chemical News, vol.
XVII p. 20; Januar 1868.
Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
Hargreaves, Verfahren
Der Zweck meiner Erfindung ist, Roh- oder Gußeisen auf directem Wege in Stahl
umzuwandeln, so daß die Zwischenprocesse wegfallen, denen das Roheisen nach den
bisher üblichen Methoden unterworfen werden mußte, um zu Stahl zu werden.
Diesen Zweck erreiche ich durch die Anwendung von oxydirenden Salzen und von
Eisen- und Manganoxyden. Am besten dazu geeignet sind die Salpetersäuresalze, namentlich salpetersaures Natron (Natronsalpeter), und zwar letzteres wegen seines
niedrigen Preises, seines höheren Sauerstoffgehaltes und des stark ausgesprochenen
elektrochemischen Charakters seiner Basis, in Folge dessen es als kräftiges Mittel
zur Beseitigung der Metalloide, des Siliciums, Schwefels und Phosphors, sowie des
Arsens wirkt, indem sich Verbindungen dieser Körper mit Natrium bilden. Auf diese
Weise wird es ermöglicht, geringere Roh- oder Gußeisensorten zur
Stahlfabrication zu verwenden, sowie auch die Eigenschaften weniger guter
Stabeisensorten durch Ausscheidung der erwähnten schädlichen Beimengungen zu
verbessern. Dieß wird bewirkt, indem man die Zuschläge unter das flüssige Roheisen bringt, so daß die gasförmigen
Zersetzungsproducte derselben in dem geschmolzenen Metalle aufsteigen und durch
dasselbe hindurchtreten können, wobei sich in Folge ihrer chemischen Wirksamkeit die
Quantität Kohlenstoff, welche über die zur Stahlbildung erforderliche vorhanden ist,
abscheidet, gleichzeitig aber auch die genannten Metalloide entfernt werden, welche,
selbst wenn sie in nur sehr geringer Menge vorhanden sind, den Werth des Productes
beeinträchtigen.
Die wegen Mangel an Holz für die Darstellung von Holzkohle gebräuchliche Anwendung
von Mineralkohle in Großbritannien gestattet allerdings Eisen zu verhältnißmäßig
geringen Selbstkosten zu produciren; dadurch wird aber die Qualität des erzeugten
Metalles verschlechtert, indem dasselbe von den der Steinkohle beigemengten
Verunreinigungen aufnimmt, welche in Verbindung mit den bereits vorhandenen, aus den
Erzen in das Product übergegangenen, letzteres in hohem Grade unrein machen.
Durch den Zuschlagskalk wird ein bedeutender Antheil von Silicium und Schwefel in
Form von Schlacke abgeschieden. Die letzten Spuren dieser Körper aber sind unter den
gegebenen Umständen nur sehr schwierig zu entfernen; während fast die ganze, in den
Erzen ursprünglich vorhandene Phosphormenge mit dem Metalle verbunden
zurückbleibt.
Aus den Untersuchungen von Caron und Fremy über die Umwandlung des Eisens in Stahl ergibt sich, daß das Eisen,
um einen Stahl zu geben, welcher in der Qualität mit dem durch den
Cementationsproceß aus russischem und schwedischem Eisen erzeugten Producte zu
concurriren vermag, ganz oder doch nahezu ganz rein seyn, sowie daß, um die Cementation zu
bewirken, Stickstoff, mit Kohlenstoff verbunden, oder in Berührung mit einer
gasförmigen Kohlenstoffverbindung, zugegen seyn muß. Caron bestreitet die Richtigkeit der Hypothese, nach welcher der
Stickstoff ein im Stahle wesentliches Element ausmacht, gibt dagegen zu, daß
derselbe in den Cementirkästen einen Ueberträger des Kohlenstoffes zwischen der
Holzkohle und dem Eisen, eine Art von „chemischem
Weberschiffchen“ bildet, welches dem Eisen Kohlenstoff zuführt,
denselben in der Substanz des Eisens ablagert, darauf zurückkehrt, eine zweite
Ladung Kohlenstoff einnimmt, diese wieder an das Eisen abgibt, und so fort. In
dieser Weise ist eine sehr geringe Menge Stickstoff hinreichend, um eine
verhältnißmäßig bedeutende Quantität Kohlenstoff an das Eisen zu übertragen;
vorzugsweise empfiehlt Caron das Cyanammonium als
gasförmiges Cementirungsmittel. Fremy dagegen stellt die
Behauptung auf, daß der Stickstoff für die Stahlbildung absolut wesentlich sey und
daß in Abwesenheit dieses Elementes bei der Behandlung von Stabeisen mit reinem
Kohlenstoffe Gußeisen und nicht Stahl erhalten werde,
wenn nicht das Eisen an sich selbst bereits Stickstoff enthalte. Daß Eisen mit
Stickstoff eine Verbindung eingehen kann, ist durch Despretz unzweifelhaft festgestellt worden. Fremy hat die Versuche dieses Chemikers wiederholt und es ist ihm auch
gelungen, ein Eisenammonium, NFe⁴, d.h. eine dem
hypothetischen Metalle „Ammonium“ analoge Verbindung, in
welcher der Wasserstoff durch Eisen ersetzt ist, darzustellen. Fremy empfiehlt, zum Cementiren des Eisens gasförmiges Ammoniak und
Kohlenwasserstoffgas zu benutzen und durch diese Substanzen dem Metalle Stickstoff
und Kohlenstoff zuzuführen. Bereits zu jener Zeit neigte ich mich, wie noch jetzt,
der Ansicht zu, daß diese Anschauungsweise Fremy's
richtig ist. „Warum, fragte ich mich jedoch, wenden wir nicht eine
Substanz an, welche den überschüssigen Kohlenstoff nebst allen übrigen
schädlichen Beimengungen zu beseitigen vermag, gleichzeitig aber Stickstoff
zuführt, welcher, da er chemisch sehr träge ist, im Entstehungszustande zugegen
seyn muß, um sich mit dem Eisen verbinden zu können; – weßhalb verfahren
wir nicht auf diese Weise, anstatt erst den ganzen Kohlenstoffgehalt des Eisens
auszuscheiden und dann einen Theil des Kohlenstoffes, nebst einer sehr geringen
Stickstoffmenge, mittelst eines umständlichen, kostspieligen und dabei
unzuverlässigen Processes dem Eisen wieder zuzuführen?“
Die Hauptschwierigkeit eines solchen Verfahrens lag darin, eine den zu erfüllenden
Bedingungen entsprechende Substanz aufzufinden. Diese Bedingungen sind folgende:
a) mittelst der in Rede stehenden Substanz muß jede
gewünschte Menge
Kohlenstoff, welche von dem Kohlenstoffgehalte des zu stahlenden Roheisens abhängt,
aus letzterem entfernt, dennoch aber eine zur Stahlbildung hinlängliche Menge in ihm
zurückgelassen werden können;
b) jene Substanz muß im Stande seyn, die im Eisen
enthaltenen schädlichen Beimengungen – Silicium, Schwefel und Phosphor
– gänzlich oder doch bis auf bloße Spuren zu beseitigen;
c) die Substanz muß dem zu stahlenden Eisen Stickstoff
im Entstehungszustande zuführen.
Die zeitweise Beschäftigung mit diesem Gegenstande führte mich nicht zu
befriedigenden Resultaten, bis ich im Jahre 1864 die Einwirkung der Alkalinitrate
auf Roheisen einer näheren Prüfung unterwarf und die Beobachtung machte, daß diese
Salze alle für den von mir angestrebten Zweck erforderlichen Eigenschaften
besitzen:
1) Die zu entfernende Kohlenstoffmenge kann durch die anzuwendende Quantität
Salpetersäuresalz nach Belieben regulirt werden.
2) Das Alkali ist in allen Fällen in größerer Menge vorhanden, als erforderlich ist,
um mit Silicium, Schwefel und Phosphor chemische Verbindungen zu bilden und die
Entstehung von kohlensaurem Natron, Schwefelnatrium und Phosphornatrium zu
veranlassen.
3) Stickstoff im Entstehungszustande bildet sich in Gegenwart von Eisen, weil bei der
Einwirkung des Salpetersäuresalzes auf den Kohlenstoff des Roheisens
Cyanverbindungen erzeugt werden; er wird überdieß bei der stattfindenden Zersetzung
der Stickstoffoxyde frei.
4) Die Reaction des Salpetersäuresalzes auf flüssiges Eisen kann leicht auf die Weise
eingeleitet werden, daß man ersteres auf den Boden eines passenden Gefäßes bringt
und die gasförmigen Zersetzungsproducte desselben durch das geschmolzene Metall
aufsteigen läßt.
Bevor ich zur Beschreibung der Einzelheiten dieses Verfahrens übergehe, will ich die
allgemeinen Principien, auf denen es beruht, hier zusammenstellen. Zur Entfernung
einer bestimmten Menge Kohlenstoff aus dem Roheisen muß demselben eine bestimmte
Menge von Sauerstoff zugeführt werden, damit dieser Kohlenstoff zu Kohlensäure oder
Kohlenoxyd umgewandelt werden kann. Zur Umwandlung von sechs Theilen Kohlenstoff in
Kohlensäure sind sechzehn, und zur Umwandlung der gleichen Kohlenstoffmenge in
Kohlenoxyd sind acht Theile Sauerstoff erforderlich, und der Kohlenstoff wird in
einer oder in beiden dieser Formen aus dem Eisen abgeschieden. Die Gewichtsmenge des
in der Säure des Natronsalpeters enthaltenen Sauerstoffes, welche aus derselben
ausgeschieden wird, beträgt 47 Proc.; Mangansuperoxyd gibt etwa 36 1/4 Proc., und Eisenoxyd gibt
30 Proc. Sauerstoff ab. Man kann also leicht die zur Entfernung einer bestimmten
Kohlenstoffmenge erforderliche Quantität von oxydirenden Zuschlägen bestimmen; in
praktischer Hinsicht wird dieß aber durch gewisse Bedingungen complicirt, deren jede
besondere Versuche erfordert, wenn man richtige Resultate erhalten will. Wenn z.B.
zur Ausführung des Processes ein tiefes Gefäß angewendet wird, so wirken die
oxydirenden Zuschläge kräftiger als bei Benutzung eines flachen Gefäßes, weil ihre
Zersetzungsproducte mehr Zeit haben, sich mit den aus dem Eisen zu entfernenden
Verunreinigungen zu sättigen. Die Entwickelung der Gase aus dem oxydirenden Material
wird mittelst der Menge des dem Salpeter beizugebenden Eisen- oder
Manganoxydes regulirt. Diese Oxyde geben allerdings selbst Sauerstoff ab, jedoch nur
langsam und dienen somit zur Mäßigung der sonst unlenkbar raschen Gasentwickelung
aus dem Salpeter. Auf diese Weise läßt sich die Einwirkung des Salpeters so
verlangsamen, daß ein verhältnißmäßig nur schwaches Aufkochen stattfindet. Der
Natronsalpeter wird mit einer bestimmten Quantität Eisenoxyd, und zwar am besten in
Form von Hämatit, gemengt. Dieses Gemenge wird schwach angefeuchtet, dann auf den
Boden eines mit feuerfestem Thon ausgeschlagenen Gefäßes gestampft und hierauf
getrocknet, bis es ein zusammenhängendes Stück bildet. War das Gefäß unmittelbar
vorher im Gebrauche gewesen, so ist seine Temperatur zum Trocknen des Gemenges
hinreichend; ist dieß aber nicht der Fall, so wird es auf eine zweckentsprechende
Weise vorgewärmt. Der im Handel vorkommende Natronsalpeter ist gewöhnlich feucht
genug, so daß ein Zusatz von Wasser zu dem Gemenge nicht erforderlich ist.
Nachdem die Masse trocken geworden ist, wird das eingeschmolzene Eisen darüber
gegossen; die oxydirenden Substanzen beginnen sich schichtenweise abzulösen und in
Folge ihres geringeren specifischen Gewichtes in dem flüssigen Metalle aufzusteigen,
und die vorhin erwähnten Reactionen treten ein. Dabei findet ein Aufkochen statt und
eine schaumige Schlacke, welche aus etwas Eisenoxyd nebst Verbindungen von Natron
mit den aus dem Eisen beseitigten Verunreinigungen besteht, steigt an die Oberfläche
des Metallbades. Nachdem die Wirkung der Zuschlagsmasse aufgehört hat, wird der
Stahl abgestochen und der weiteren Bearbeitung unterworfen.
Zum Feinen des Roheisens für die Darstellung von Stabeisen im Puddelofen kann man ein Gemenge von etwa 3
Proc. Natronsalpeter und 6 Proc. Eisenoxyd benutzen; zur Fabrication von Stahl 8 bis 10 Proc. Natronsalpeter und eine gleiche
Gewichtsmenge Mangansuperoxyd; zur Stabeisenfabrication 8
Proc. Natronsalpeter und 20 Proc. Eisenoxyd, in allen drei Fällen die Anwendung eines
Roheisens mit 5 Proc. Kohlenstoff vorausgesetzt.
Häufig wurde mir der Einwurf gemacht, daß mein Verfahren die Anwendung eines
besonderen Apparates erheische, dessen Beschaffung mit Kosten verknüpft sey, weßhalb
eine Modification des Processes, welche die Anwendung desselben bei gewöhnlichen
Puddelöfen ermögliche, sehr erwünscht seyn werde. Dabei war aber die Schwierigkeit
zu bekämpfen, daß der Puddelofen zu heiß ist, als daß die Zuschläge sich in
denselben eintragen und auf der Herdsohle befestigen lassen, ohne sich zu zersetzen,
bevor die Roheisencharge zu schmelzen beginnt, geschweige denn, bevor dieselbe
vollständig in Fluß und in den für die Einwirkung der entwickelten oxydirenden Gase
erforderlichen Zustand gerathen ist. Ich beseitige diese Schwierigkeit in folgender
Weise. Die oxydirenden (umwandelnden) Zuschläge (converting
materials) bringe ich in Form von Blöcken oder Kugeln, und befestige diese
an den Enden eiserner Stangen. Sie werden vorher getrocknet, so daß sie genügende
Härte erhalten, und zum Gebrauche in Vorrath angefertigt. Nachdem die Charge
eingeschmolzen ist und das Kochen begonnen hat, wird ein solcher Block oder Ball in
das auf dem Herde befindliche flüssige Metall bis zur Sohle eingetaucht, worauf die
Zersetzungsproducte der Zuschläge durch das Eisen aufsteigen und eine rasche
Bewegung desselben hervorrufen, welche weit kräftiger wirkt, als die durch die
Gezähe des Puddlers hervorgerufene. Sobald das Aufkochen aufhört, wird die Stange
entfernt und eine andere, mit einem zweiten Blocke von Zuschlagsgemenge versehene an
ihre Stelle gebracht. Auf diese Weise wird die zum vollständigen Puddeln
erforderliche Zeit sehr abgekürzt, indem das Eisen rascher zur Gaare gelangt;
überdieß wird die Arbeit bedeutend vermindert, Brennmaterial erspart und ein höheres
Metallausbringen erzielt, indem das Natron sich mit der aus dem Eisen
ausgeschiedenen Kieselsäure und Phosphorsäure leicht verbindet. Bei dem gewöhnlichen
Puddelprocesse werden Silicium und Phosphor mit Hülfe einer vorläufigen Bildung von
Eisenoxyd entfernt, mit welchem jene Säuren, die gleichfalls Oxydationsproducte
sind, sich verbinden; wenn aber die Menge des Siliciums und Phosphors auf ein im
Verhältniß zur ganzen Masse ziemlich geringes Quantum reducirt wird, so lassen sich
die letzten Antheile derselben nur schwierig entfernen und dann wirkt das Natron
insofern sehr günstig, als es das Bestreben dieser Elemente, sich vom Eisen zu
trennen und mit ihm selbst sich zu verbinden, erhöht.
Das aus Roheisen, welches mit Natronsalpeter behandelt worden, dargestellte Stabeisen
ist von sehr guter Qualität; demselben Metalle, welches durch allmähliches
Erkaltenlassen zur Verwendung von Zwecken geeignet wird, welche große Zähigkeit,
Dehnbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Zerbrechen und Zerreißen erfordern, läßt
sich durch rasches Abkühlen eine zur Anfertigung von Werkzeugen für die Bearbeitung
des Holzes genügende Härte ertheilen. Für seine Reinheit von fremdartigen
Beimengungen spricht namentlich der Umstand, daß sich bei seiner Verarbeitung im
Feuer und unter dem Schmiedehammer ein nur äußerst dünner Hammerschlag bildet, daß
es also nur sehr wenig Abbrand erleidet; es hat in dieser Beziehung viel
Aehnlichkeit mit dem besten Holzkohleneisen und sticht in auffallender Weise gegen
das aus demselben Roheisen, jedoch ohne vorhergegangenes Feinen durch Behandlung mit
Natronsalpeter, dargestellte Stabeisen ab. Ein Gehalt des Eisens an Silicium
verursacht bedeutenden Abbrand, wenn solches Eisen in stark erhitztem Zustande der
Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt wird, indem sich dann ein dicker
schwerer Glühspan bildet, welcher mindestens 70 Proc. Eisen enthält.
––––––––––
Einer Mittheilung über den im Vorstehenden besprochenen Gegenstand, im Mechanics' Magazine vom 10. Januar d. J., S. 30,
entnehmen wir Folgendes:
Das neue Verfahren zur Fabrication von Stahl und Stabeisen wurde dem Chemiker James
Hargreaves und dem Eisengießereibesitzer Thomas Robinson zu Widnes gemeinschaftlich patentirt.
Wird ein besonderes Umwandlungsgefäß benutzt, so geben die Erfinder demselben die in
Fig. 20
Tab. VIII im Verticalschnitte dargestellte Form. a, a
sind halbkreisförmige, den Mantel bildende, durch Verbolzung mit einander verbundene
Metallstücke; a' ist die Bodenplatte; b, b ist ein aus feuerfestem Thon bestehender Beschlag
des Mantels; c, c ist ein den Kernschacht des Apparates
bildendes, aus feuerfesten Steinen hergestelltes Futter; d ist die Abstichöffnung, welche zum Einstampfen des Bodens c' etc. dient und wie bei gewöhnlichen
Gießerei-Kupolöfen während des Betriebes mit feuerfestem Thone e, einer Thür f und einem
Riegel mit Spannkeilen g verschlossen wird; h ist der eigentliche Abstich; i ist eine Art von Ausguß. Der Boden oder die Herdsohle hat von der
Abstichöffnung aus eine Steigung, wodurch das Abfließen der Charge erleichtert
wird.
Zur Darstellung von Stahl für schneidende Werkzeuge wird
in der Praxis auf jeden (englischen) Centner weißen Roheisens nachstehendes
Zuschlagsgemenge angewendet: neun Pfund Natronsalpeter werden mit fünf Pfund Braunstein innigst
gemengt und in feuchtem Zustande auf der Sohle des Umwandlungsapparates
festgestampft, dann auf die oben angegebene Weise getrocknet. Darauf wird das
eingeschmolzene Eisen in das Gefäß abgestochen; die Reaction geht vor sich; der
Sauerstoff und die übrigen Zersetzungsproducte der Zuschläge streichen durch die
flüssige Metallmasse hinauf und beseitigen den überschüssigen Kohlenstoff in Form
von Kohlenoxyd und Kohlensäure, während Silicium, Schwefel und Phosphor mit dem
Natron des Natronsalpeters eine Schlacke bilden. Nachdem die Umwandlungsmaterialien
vollständig zersetzt sind und die Gasentwickelung aufgehört hat, wird der Stahl in
Formen abgestochen.
Zur Darstellung von Stabeisen wenden die Erfinder per (engl.) Centner weißen Roheisens ein Gemenge von
zwölf Pfund Natronsalpeter und achtzehn Pfund Eisenoxyd (Hämatit) an, und befolgen
das gleiche Verfahren wie bei der Fabrication von Stahl für schneidende Werkzeuge.
–
Bei der Anwendung dieses Verfahrens zur Stabeisenfabrication in gewöhnlichen Puddelöfen wird der als Zuschlag anzuwendende Hämatit
gemahlen, mit Wasser zu einem dicken Teige angemengt, auf je drei Gewichtstheile mit
einem Theile Natronsalpeter versetzt und zu Kugeln oder Ziegeln geformt, welche in
noch weichem Zustande an die Enden starker Brechstangen gesteckt und scharf
ausgetrocknet werden. (Das weitere Verfahren wurde im ersten Theile dieser
Mittheilung angegeben.) Auf jede Charge von etwa 480 Pfd. Roheisen werden 32 Pfd.
des angegebenen Gemenges von Rotheisenstein und Natronsalpeter zugeschlagen.