Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. , S. 261 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Die amerikanische Zinkenschneidmaschine.
Als die Pariser Weltausstellung des vorigen Jahres ziemlich zu Ende ging, tauchte in
derselben eine Maschine aus Amerika aus, welche unter dem technischen Publicum große
Sensation machte. Es war dieß die Armstrong'sche
Zinkenschneidmaschine, welche bei staunenswerther Einfachheit, durch sinnreiche
Anwendung kreisförmiger rotirender Sägen das bisher immer noch bestandene Problem
zweckmäßiger, schneller und billiger Herstellung der Zinken für Kisten- und
Möbelfabrication etc. in wahrhaft überraschender Weise gelöst hat.
Die Maschine stellt die Zinken, sowie die Zinkenschlitze (auch die sogenannten
verdeckten Zinken) in jeder beliebigen Theilung und Stärke bis zu 1 Zoll, mit so
großer Schnelligkeit und mathematischer Genauigkeit her, daß man wirklich mit einem
Male die nur irgend denkbare Vollendung der Ausführung erreicht hat; sie ist dabei
höchst einfach in der Construction, von einem Manne mit Leichtigkeit zu bedienen und
kann je nach Umständen mit Elementarkraft oder von Hand betrieben werden.
Wie wir nun hören, hat die renommirte Maschinenfabrik von Richard Hartmann in Chemnitz die Exploitation
der Patente für ganz Deutschland und Oesterreich übernommen, und werden die ersten
Maschinen in den bedeutend erweiterten Werkstätten gedachten Etablissements für
Werkzeugbau bereits montirt.
C. L.
Wir verweisen auf die Beschreibung der besprochenen Maschine S. 185 in diesem Heft
und bemerken berichtigend, daß der Erfinder derselben der Amerikaner Davenport und Armstrong der
Patentträger ist.
Die Redaction.
Neue Kratzenwalzen mit fabricirter Holzmasse, von L. Ph. Hemmer, Maschinenfabrikant in Aachen.
Durch die von Hemmer zusammengesetzte Masse zu den Belägen
der Kratzenwalzen ist den bisherigen Uebelständen, welche hölzernen, metallenen und
Gypswalzen anhaften,
abgeholfen worden. Diese Walzen haben nach vielfachen Versuchen sowohl bei hoher als
niedriger Temperatur nichts an ihrer genauen Cylinderform verloren. Die angewendete
Masse ist beim nämlichen Volumen um die Hälfte leichter als Gyps und ist dabei
höchstens 2/3 der Dicke des Gypses nöthig. Man kann aus jedem Punkte der Oberfläche
mit Leichtigkeit und Sicherheit sowohl die Kratzenbänder als Kratzenblätter nageln,
und stellt sich dabei kein Ausspringen oder Lockerwerden der Masse heraus. Diese
Walzen lassen sich viel leichter und schneller abdrehen als alle anderen.
Die Masse, welche zum Belegen der Walzen verwendet wird, besteht auf 100 Pfd. in 52
Pfd. Sägespänen zu 14,5 Pfd. Gewicht per Kubikfuß, 25
Pfd. bester Stärke, 5 Pfd. venetianischem Terpenthin, 2 1/2 Pfd. Terpenthinöl, 10
Pfd. Colophonium, 5 1/2 Pfd. Fasern aus zerhacktem Werg. Flachs oder Hanf.
Die Stärke wird mit dem vier- bis fünffachen Gewichte von Wasser gekocht;
Terpenthin und Harz mit dem Terpenthinöl in einem Sandbade geschmolzen, mit den
Sägespänen gemengt und mit der fast in Dextrin verwandelten Stärke und den Fasern in
eine Knetmaschine gebracht, in welcher diese Composition so lange verarbeitet wird,
bis sich alle Theile gleichmäßig vertheilt haben; alsdann wird die Masse lageweise
auf den Blechmantel der Walzen aufgetragen, darauf getrocknet und dann abgedreht und
geschliffen.
Vor dem letzten Schnitt, beim Abdrehen wie auch nachher, werden die Walzen zum
Schutze gegen Feuchtigkeit mit einer Composition von 30 Theilen Schellack, 24
Theilen venetianischem Terpenthin und 150 Theilen Weingeist von 95 Proc. warm
imprägnirt und schließlich polirt. – Patentirt in Bayern am 3. März 1866.
(Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1867 S. 653.)
Die Philadelphia-Stahlhüttenwerke.
Bisher wurde stets die Behauptung aufgestellt, daß ein Stahl erster Classe für
schneidende Werkzeuge etc. in den Vereinigten Staaten nicht dargestellt werden
könne. Diese Behauptung ist indessen unrichtig; ein Besuch des ausgedehnten
Etablissements von Baldwin, Banes und Comp., der
„Philadelphia-Stahlhüttenwerke,“ wird Jedermann
davon überzeugen. Bei seiner kürzlichen Anwesenheit in Philadelphia nahm der
Verfasser, nachdem er in allen bedeutenderen Fabriken die vorzüglichen Eigenschaften
des von der genannten Firma producirten Stahles rühmen gehört hatte. Anlaß, jenen
Werken einen Besuch abzustatten, welcher ihn zu einigen näheren Mittheilungen über
das verbesserte Verfahren, mittelst dessen der gedachte, sehr passend als
„Nonpareil“ bezeichnete Stahl erzeugt wird, in den Stand
setzte.
Die Hüttenwerke nehmen einen Flächenraum von vier englischen Acres ein und sind am
Ufer des bis an sein oberes Ende schiffbaren Frankford-Creek, etwa fünf
(engl.) Meilen von dem Geschäftsmittelpunkte Philadelphia's, gelegen.
Das Eisen wird, für das genannte Haus eigens angefertigt, aus Schweden und Norwegen
in 1 Zoll breiten und 1/2 Zoll starken Stäben eingeführt. Auf der Hütte wird es
zunächst einem Processe unterworfen, durch den es von allen (?) chemischen Elementen
befreit wird, welche auf die Stahlfabrication nicht von günstigem Einflusse sind;
dieser Proceß wird geheim gehalten. Darauf werden die Stäbe zu Stücken von etwa 2
Zoll Länge zerschnitten und in 50 Pfd. haltende Graphittiegel, mit einer kleinen
Menge fein zerriebener Holzkohle und etwas schwarzem Manganoxyd (Braunstein)
versetzt, eingetragen. Die in dieser Weise beschickten Tiegel kommen in den großen
„Schmelzofen,“ in welchem sie drei bis vier Stunden lang
einer sehr scharfen Hitze ausgesetzt werden. Sobald der Schmelzer sich überzeugt
hat, daß die Beschickung der Tiegel sich innig mit einander verbunden hat, werden
sie vom „Austräger“ aus dem Ofen genommen und dem Schmelzer
übergeben, welcher ihren Inhalt in eiserne Zainformen gießt und in diesen erkalten
läßt. Die Zaine werden nun unter einem etwa 18 Centner schweren Dampfhammer zu den
ungefähren Dimensionen ausgereckt, welche die fertigen Stäbe haben sollen; dann
kommen sie unter einen zweiten Hammer, mittelst dessen sie fertig gemacht werden,
mit Ausnahme der Stücke, welche eine nur sehr geringe Größe erhalten sollen, in
welchen Fällen dieselben unter noch einem dritten, weit leichteren Hammer bearbeitet
werden. Hierauf werden die Enden der Stäbe abgeschroten und zur Darstellung eines
zwei- und dreifach raffinirten Gußstahls benutzt; dann erhalten die Stäbe
ihre Marken und sind nun fertige Handelswaare.
Dieß ist der Stahl, welcher überall, wo er eingeführt worden (insbesondere für die
Drehstähle, Hobelklingen, überhaupt für alle Instrumente welche eine scharfe, gut
stehende Schneide haben müssen), eine außerordentlich gute Aufnahme gefunden und den
englischen Stahl in den östlichen und mittleren Staaten vom Markte verdrängt
hat.
Die ganze Anlage ist übrigens verhältnißmäßig neu, sie existirt erst seit drei Jahren
und der „Nonpareil“ trat vor kaum einem Jahre zuerst auf dem
Markte auf. (Aus der Mining and Scientific Press durch
das Mechanics' Magazine vom 27. September 1867.)
Galvanische Versilberung von Haken und Oesen aus Eisendraht;
von Friedrich Toberer in Nürnberg.
Mit der allgemeinen Hebung der Industrie und des Maschinenbaues gelang es auch,
Maschinen zur Herstellung von Haken und Oesen zu construiren, während dieselben
früher von dem Nadlergewerbe mittelst Handarbeit hergestellt wurden.
Es entstanden in der Folge Fabriken, welche sich ausschließlich mit diesem Artikel
beschäftigten, und unter kaufmännischer Leitung ihr Fabricat zu einem bedeutenden
Handelsartikel emporhoben, der nicht bloß im Inlande Absatz findet, sondern auch
über das Meer und nach allen Weltgegenden versandt wird.
Während man früher lediglich Haken und Oesen aus Eisendraht schwarz lackirte, dann
solche aus leonischem Silberdraht kannte, und erstere Sorte selbstverständlich nicht
zu allen Arten Kleidungsstücken brauchbar, letztere aber wegen des hierzu
verwendeten Rohmaterials zu theuer war, kam man in der Folge auf ein Ersatzmittel
für letztere Sorte, welches in Producten aus Messingdraht bestand, die durch unten
beschriebene Manipulation einen Silberüberzug erhielten und unter der Bezeichnung
„galvanisch versilberte Haken und
Oesen“ in den Handel kamen. Das zur Herstellung dieser Fabricate
angewendete Verfahren bestand darin, daß dieselben mittelst Säuren gereinigt,
beziehungsweise gelb gebeizt, sodann auf nassem Wege in einer Auflösung von
salpetersaurem Silber und Cyankalium einen Silberüberzug empfingen, was jedoch ohne
Anwendung irgend eines weiteren Apparates herzustellen war. Diese Fabricate waren
ein vollständiger Ersatz für die leonischen, und verdrängten wegen ihrer Billigkeit
letztere Sorte vollständig aus dem Handel, so daß nur höchst selten noch ein Auftrag
für diese gegeben wird.
Ein noch billigeres und dauerhafteres und eben so schönes Fabricat bereitet Toberer auf folgende Weise. Die aus gewöhnlichem
Eisendraht angefertigten Haken und Oesen werden in einen kupfernen Kessel, in
welchem sich verdünnte Schwefelsäure befindet, mittelst Zink eingehalten bis das
Eisen Reinheit und Glanz erhält. Die auf diese Weise präparirte Waare wird sodann in
Wasser abgewaschen und derselben hierauf ein gleichtheiliges Bad von schwefelsaurem
Zink, schwefelsaurem Kupfer und Cyankalium gegeben. Mit Anwendung von vier Apparaten
wird das Präparat so lange galvanisirt bis auf den Haken und Oesen ein reiner
Messingüberzug erscheint. Nach dieser Erscheinung wird wieder ein Bad von
salpetersaurem Silber, Cyankalium und schwefelsaurem Natron angewendet bis endlich
die Waare die nöthige silberweiße Farbe erhält. Das neue Fabricat entspricht allen
Anforderungen. Es ist nicht nur die Waare eine viel dauerhaftere, weil der zu
derselben verwendete Eisendraht viel stärker ist als Messingdraht, sondern auch die
Versilberung wird weit weniger leicht abgenutzt als bei den aus Messingdraht
gefertigten und galvanisch versilberten Sorten. Ueberdieß stellen sich die neuen
Fabricate sowohl des billigen Rohmaterials, als auch wegen der geringeren
Herstellungskosten als beachtenswerther Handelsartikel dar. – Patentirt in
Bayern am 16. Juni 1866. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1867 S.
649.)
Notiz über Darstellung künstlicher Edelsteine; von Dr. L. Elsner.
Die Basis zu allen künstlichen Edelsteinen liefert eine Mischung, welche besteht
aus:
reiner Quarzsand, gepulvert – 1 1/2 Unzen,
reines, trockenes kohlensaures Natron – 6 Drachm.,
gebrannter Borax – 2 Drachm.,
Salpeter – 1 Drachme,
reine Mennige – 3 Drachm.
Die innig gemischte Masse wird in einem reinen hessischen Schmelztiegel, welcher mit
einer Thonplatte bedeckt worden ist, in Holzkohlenfeuer bei heller Rothgluth
geschmolzen. Der erkaltete Glasfluß besitzt ein wasserklares Ansehen von
außerordentlichem Glasglanz und kann, künstlich geschliffen, als Ersatz eines
künstlichen Edelsteines gelten. Es ist aber durchaus erforderlich, daß die Mischung
vollkommen durchgeschmolzen ist; denn ist dieß nicht der Fall gewesen, so zeigt er
noch ein etwas trübes Ansehen.
Künstlich gefärbte Edelsteine lassen sich nun sehr leicht dadurch darstellen, daß man
obiger Mischung färbende Metalloxyde hinzumischt: so erhält man z.B. einen blauen,
saphirähnlichen Glasfluß, wenn man obiger Mischung bis 2 Gran kohlensaures
Kobaltoxyd hinzusetzt und die Mischung dann nach obiger Angabe schmilzt.
Einen künstlichen Aquamarin oder Beryll erhält man, wenn man obiger Mischung 10 Gran
Eisenoxyd hinzusetzt.
Ein künstlicher Amethyst von schön violettröthlicher Farbe wird erhalten, wenn man
obiger Mischung 4–5 Gran kohlensaures Manganoxydul hinzusetzt und die
Mischung dann schmilzt.
Einen dem Goldtopas außerordentlich ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man obiger
Mischung 30 Gran gelbes Uranoxyd hinzusetzt und die Mischung dann schmilzt.
Einen dem Smaragd ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man obiger Mischung ein inniges
Gemisch von 20 Gran Eisenoxyd und 10 Gran kohlensaurem Kupferoxyd hinzusetzt.
Alle die genannten gefärbten, auch die ungefärbten, als Basis der übrigen dienenden
Glasflüsse, erhalten noch mehr Aehnlichkeit mit den ächten Edelsteinen, wenn
dieselben regelrecht und den ächten Edelsteinen entsprechend geschliffen werden.
Einen schwarzen, dem Hyalith ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man zu obiger
Grundmischung eine innige Mischung von 10 Gran Kobaltoxyd, 15 Gran Manganoxyd und 20
– 30 Gran Eisenoxydul hinzusetzt und die Mischung alsdann, wie angegeben,
schmilzt.
Bei der Darstellung des farblosen, als Basis für die gefärbten Glasflüsse dienenden
Glasflusses sowohl wie bei der Darstellung der gefärbten Glasflüsse insbesondere,
ist wohl zu beachten, daß die Mischung vollkommen klar und durch und durch geflossen
ist, weil nur dadurch ein schönes, klares, brillant glänzendes Glas erhalten werden
kann; auch ist zu beachten, daß nur bei Holzkohlenfeuer und nicht bei
Steinkohlenfeuer die Schmelzung stattfinden darf, will man reine und klare
Glasflüsse erzeugen.
Der angegebene farblose Glasfluß kann sehr zweckmäßig zu der Darstellung der Imitation de diamant angewendet werden. (Elsner's technisch-chemische Mittheilungen des
Jahres 1866–67. Berlin 1867.)
Ueber die Nöllner'sche
Salpetersäurebestimmung; von Ad. Span.
In der Zeitschrift für Chemie, Bd. III, 22. Heft, November 1867, ist von Dr. G. C. Nöllner ein
Verfahren angegeben, den Salpetersäuregehalt in Salzlösungen auf eine leicht
auszuführende Art quantitativ zu bestimmen.
Auf Anrathen des Hrn. Dr. Wittstein und unter dessen Controlle unternahm ich es, einen Versuch über
die Brauchbarkeit dieses Verfahrens anzustellen, und zwar mit um so größerem
Interesse, als die Bestimmung der Salpetersäure manche Schwierigkeit darbietet,
deren Beseitigung ein wesentlicher Gewinn für Wissenschaft und Industrie wäre.
Die Methode fußt auf der Thatsache, daß das salpetersaure Ammoniak in Weingeist, ja
selbst in absolutem, leicht löslich ist, während die meisten anderen Salze, und
namentlich schwefelsaures Ammoniak darin unlöslich sind.
Ich verfuhr auf folgende Weise: Salpeter, Kochsalz, Glaubersalz, schwefelsaures Kali,
von jedem 5 Gran, und schwefelsaures Ammoniak 10 Gran, wurden in ein Becherglas
gegeben, mit sehr wenig Wasser übergossen und zur vollständigen Lösung gelinde
erwärmt. Diese concentrirte Lösung wurde mit dem 6– bis 8fachen Volumen
93procentigen Alkohols vermischt, der sofort reichlich entstandene Niederschlag nach
24 Stunden von der Flüssigkeit getrennt, mit 93procentigem Alkohol ausgewaschen und
entfernt.
Sämmtliche weingeistige Flüssigkeiten, welche nur noch salpetersaures Ammoniak
enthalten sollten, versetzte man mit einer Lösung von 30 Gran Kalihydrat in 300 Gran
93procentigem Alkohol, ließ wieder einen Tag stehen, sammelte den entstandenen sehr
geringen Niederschlag auf einem gewogenen Filter, wusch mit Alkohol aus und
bestimmte sein Gewicht. Er wog 0,6 Gran, enthielt aber gar kein Nitrat, sondern nur
schwefelsaures Kali nebst Spuren von Chlornatrium.
Obgleich ich nun zugeben will, daß bei Beobachtung gewisser Cautelen (welche Hr. Nöllner nicht angegeben hat), sowie bei Anwendung von
absolutem Weingeist, die Quantität des durch das Aetzkali erzeugten Niederschlages
etwas größer ausgefallen seyn würde, so muß ich doch, in Erwägung, daß mein
Niederschlag gar kein Nitrat enthielt, zu dem Schlusse gelangen, daß diese Methode
der Salpetersäurebestimmung selbst für technische Zwecke ganz unbrauchbar ist.
München, den 18. Januar 1868.
Entstehung mächtiger Salzlager.
Neuerdings ist aus folgende interessante geologische Thatsache hingewiesen. Der
gestreckte Caspische See hat an seiner Ostseite den Kara Bogas, einen mehr gerundeten Nachbarsee oder eine
Nebenabtheilung, welche durch Hauptzungen soweit von dem Hauptgewässer abgeschnitten
ist, daß nur ein Verbindungscanal von ein paar 100 Fußen Breite und 5 Fuß Tiefe
übrig bleibt.
Der Kara Bogas ist den austrocknenden Nord- und Ostwinden besonders
ausgesetzt, sein Wasser verdunstet daher rasch, wird aber in demselben Maaße aus dem
Caspi-See immer wieder ergänzt und es geht die Verdunstung und der
Wiederersatz so rasch, daß in dem Canal immer eine bedeutende Strömung herrscht.
Nach der übergehenden Wassermenge, welche 3 1/2 Proc. Salz in Lösung hält, hat man
nun geschätzt, daß täglich 60,000 Centner neues Salz nach der großen Abdampfpfanne
hinüberbefördert werden; dieß macht im Jahre 22,000,000 Centner. Bei solcher Zufuhr
muß sich schließlich die ganze Vertiefung mit ausgeschiedenem festen Salze
ausfüllen, das schon jetzt in unbekannter Mächtigkeit den Boden des Kara Bogas
bildet, während die ganze Umgebung so versalzen ist, daß keine Spur von
Thier- und Pflanzenleben dort bestehen kann. Liegt die Salzpfanne einmal
trocken, so werden die Winde auch nach und nach für eine Sand- und
Erdbedeckung sorgen, bis vielleicht in ferner Zukunft diese Sparkammer der Natur den
Menschen ebensowohl zu Statten kommen wird, als der Gegenwart der große Fund in
Staßfurt. (Europa, 1867, Nr. 24.)
Braun's photographischer
Kohledruck.
Hr. Adolph Braun, Besitzer des ausgezeichneten
photographischen Etablissements in Dornach (Elsaß), hat der Mülhauser
Industrie-Gesellschaft sein verbessertes Kohledruck-Verfahren im
Wesentlichen mitgetheilt.
Zum Präpariren des Papieres verwendet Hr. Braun ein
Gemisch von Gelatine und chinesischer Tusche, oder irgend einem anderen Farbstoff;
diese Composition kommt in den flachen Behälter einer Maschine. Das Papier passirt
an der Oberfläche dieses Behälters und überzieht sich so mit einer dünnen
Farbeschicht. Bei dieser Operation muß man eine sehr regelmäßige Bewegung anwenden,
denn bei der geringsten Verzögerung in seinem Fortschreiten würde der Papierbogen, welcher
nicht weniger als fünf Meter Länge hat, sich mit großen marmorirten Flecken
überziehen.
Die angewandte Farbe muß so fein als möglich zerrieben seyn, denn vorhandene Körnchen
würden alle Feinheit des Bildes zerstören.
Das getrocknete Papier wird alsdann mittelst zweifach-chromsauren Kalis für
das Licht empfindlich gemacht, hernach in die Rahmenpresse gebracht und exponirt. Im
Allgemeinen überschreitet die Expositionszeit, im Schatten, niemals sechs Minuten
mit den härtesten Negativs; eine oder zwei Minuten sind gewöhnlich mit einem den
erforderlichen Bedingungen entsprechenden Negativ hinreichend.
Nach dem Herausnehmen aus dem Rahmen wird das Bild mit einem Papier bedeckt, welches
mit Kautschuk überzogen ist, dann gewalzt und in Wasser von 40° C. passirt.
Nach Verlauf von einigen Minuten löst sich das Papierblatt, worauf sich die
empfindliche Schicht befand, los, das Bild kommt nach und nach zum Vorschein, und
alle vom Licht getroffenen Theile bleiben auf der Kautschukschicht fixirt.
Das so erhaltene Bild ist ein negatives; um daraus ein positives zu machen, wird es
gelatinirt und mit einem neuen Papierblatt überzogen, welches gewissermaßen die
Farbe zwischen zwei unlöslich gemachten Gelatineschichten einschließt. Das mit
Kautschuk überzogene Papierblatt wird mittelst Benzin abgelöst, und nachdem diese
Operation beendigt ist, kann das Bild geleimt werden. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXVII
p. 317; Juli 1867.)
Photographischer Kohledruck auf Glimmer.
Die sehr beachtenswerthe Anwendung des Kohledrucks auf Glimmer verdankt man Hrn. Despâquis in Paris (8, boulevard du Prince-Eugène). Vermöge seiner Durchsichtigkeit
und seiner Eigenschaft sich in papierdünne Blätter spalten zu lassen, gestattet der
Glimmer in der Rahmenpresse die nicht mit empfindlicher Schicht überzogene Seite des
Glimmerblattes mit dem Negativ in Berührung zu bringen, und so alle Halbtöne zu
erhalten, gemäß der Beobachtung von Laborde, wornach das
Bild, um die Halbtöne zu erhalten, auf der belichteten Seite nicht gewaschen werden
darf.
Die auf diese Weise erhaltenen Kohlebilder sind sehr schön. Alle Manipulationen
reduciren sich darauf, ein Glimmerblatt über eine mit zweifach-chromsaurem
Kali versetzte Gelatinelösung zu passiren, dann es umzukehren, um es auf einem
horizontal liegenden Drahtnetze etc. trocknen zu lassen; dieses getrocknete Blatt
mit der nicht präparirten Seite gegen das Negativ zu legen und es einige Minuten
lang dem Licht auszusetzen, dann es mit warmem Wasser zu waschen, und das Bild ist
fertig.
Wir haben sehr zarte und schöne transparente Stereoskopbilder gesehen, welche nach
diesem Verfahren in dem Atelier von Varroquier (in Paris)
dargestellt wurden.
Hr. Braun in Dornach, welcher den Kohledruck schon seit
einiger Zeit mit großem Erfolg anwendet, richtet ein besonderes Atelier für
Stereoskopbilder auf Glimmer ein, und in Paris beabsichtigen schon mehrere
Photographen das beschriebene Verfahren auszubeuten. Solche Bilder sind im Vergleich
mit den auf albuminirtem Glase dargestellten sehr billig, dabei aber viel leichter,
biegsamer, und bequemer zu transportiren als letztere. F. Moigno. (Les Mondes, t. XV p. 479; November 1867.)
Ueber die praktische Wirkung des
Leuchtgas-Reinigungsverfahrens mittelst Ammoniakwasser; von G. T. Liversey, Ingenieur der South Metropolitan Gasanstalt in
London.
Dieses Reinigungsverfahren gründet sich auf die Thatsache, daß gewöhnliches
Ammoniakwasser eine große chemische Verwandtschaft zum Schwefelwasserstoff besitzt.
Die Gase, welche sich bei der Verbrennung der Kohks in den Heizungen der Gasöfen
bilden, enthalten sehr viel Kohlensäure, und diese Kohlensäure, welche eine größere
Verwandtschaft zum Ammoniak besitzt als Schwefelwasserstoff, verdrängt, wenn sie mit
dem Gaswasser in
Berührung gebracht wird, den Schwefelwasserstoff und bildet ein kohlensaures
Ammoniak, welches als Reinigungsmaterial nahezu, wenn auch nicht ganz so wirksam
ist, als caustisches Ammoniak. Zur Behandlung des Ammoniakwassers in solcher Weise
ist ein 12zölliges Rohr vom Kamin des Retortenhauses abgeleitet, welches einen
geringen Theil der Verbrennungsgase zuerst zu einem Condensator hinfuhrt; dieser
Condensator besteht aus einer Anzahl 3zölliger Röhren mit Wasserüberlauf, um die
Temperatur so viel als möglich zu reduciren. Die abgekühlten Verbrennungsgase
gelangen dann zu einem Exhaustor, welcher den alleinigen Zweck hat, sie aus dem
Schornstein abzusaugen und sie andererseits durch den Scrubber hindurch zu drücken.
Gewöhnlich wird der Beal'sche Exhaustor angewandt, ein
Ventilator dürfte aber zweckmäßiger seyn. Die von mir angewandten Scrubber sind aus
Mauerwerk, 28 Fuß hoch, im Lichten 17 1/2 Fuß Durchmesser mit 14 Zoll dicken
Wandungen; die Innenseite ist mit Portland-Cement verputzt und zweimal mit
Theer gestrichen. Zwei solche Scrubber stehen über einem Bassin, welches dazu dient,
das entschwefelte Wasser, das von den Scrubbern abläuft, aufzunehmen. Oberhalb der
Scrubber steht ein eisernes Reservoir für das rohe Ammoniakwasser mit einem Inhalte
von etwa 16,000 Gallons. Eine 5zöllige Pumpe mit 19 Zoll Hub pumpt das rohe Wasser
aus den verschiedenen Sammelcisternen der Fabrik in das obenerwähnte Reservoir und
drei 4zöllige Pumpen mit 12 Zoll Hub schaffen das gereinigte Ammoniakwasser aus der
unteren Cisterne in ein weiteres Reservoir, von welchem aus es zur Speisung der
Gasscrubber benutzt wird. Die Kosten der Anlagen sind etwa folgende:
Mauerwerk und Putz für die zwei Scrubber
240 Pfd. Sterl.
oberes Reservoir
140
„ „
hölzerne Deckel für Scrubber und Bassin
25
„ „
fünfzöllige Pumpe mit Zubehör und Exhaustor
45
„ „
Röhrenlegung, Arbeitslöhne und altes Material,
was benutzt worden ist
150
„ „
–––––––––––
600 Pfd. Sterl.
Die Gasscrubber sind nicht für diesen Zweck speciell angelegt worden, sie sind 4 an
der Zahl, 24 Fuß hoch und 16 Fuß im Durchmesser, unter jedem ist eine gemauerte
Cisterne für's Wasser. Diese Scrubber sollen noch um 4 1/2 Fuß höher gemacht werden,
dann werden sie für die gegenwärtige Leistungsfähigkeit der Fabrik, 120,000 Kubikfuß
per Stunde, hinreichend seyn. Der Betrieb ist nun
folgender: Das obere Reservoir wird mit Gaswasser gefüllt und vollgehalten, der
Exhaustor liefert einen Strom von Verbrennungsgasen von ungefähr 30,000 Kubikfuß per Stunde durch einen der gemauerten Scrubber, dieß
reicht aus, um etwa 1200 Gallons rohes Ammoniakwasser zu reinigen, das Quantum,
welches wirklich über die im Scrubber enthaltenen Kohks fließt. Die Flüssigkeit
fließt vom Scrubber in die darunter befindliche Cisterne und wird von da in das
zweite hohe Reservoir gepumpt, aus dem sie zur Speisung der Gasscrubber abfließt.
Das letztere Reservoir wird immer voll gehalten, so daß selbst für den Fall, wenn
die Pumpe eine Zeit lang nicht arbeitet, immer eine Reserve vorhanden ist. Die
Verbrennungsgase, welche zur Reinigung des Wassers gedient haben, werden in den
Haupt-Feuercanal geführt und dort verbrannt. Das zu reinigende Gas passirt
zuerst einen Scrubber, wo es mit einem Strom gewöhnlichen Gaswassers gewaschen wird,
dann durch einen oder zwei Scrubber, die per Stunde mit
etwa 20 Gallons auf 1000 Kubikfuß Gasproduction mit dem gereinigten Wasser gespeist
werden, und zuletzt durch einen anderen, in den ein Strom reinen Wassers
hineinfließt. Nach der Waschung passirt das Gas noch die gewöhnlichen
Reinigungsapparate mit Eisenoxyd beschickt. Im März wurde das
Reinigungs-System mit Ammoniakwasser vollständig in Gang gesetzt. Die
Production war damals 70,000 Kubikfuß per Stunde. Es
stand nur einer von den gemauerten Scrubbers zur Reinigung des Wassers und dieser
lieferte nicht völlig genug, um alles Gas von Schwefelwasserstoff zu reinigen. Es
wären 1400 Gallons per Stunde nöthig gewesen und 1100
Gallons wurden nur geliefert. Ein kleiner Theil des Schwefelwasserstoffes gelangte
daher in den Eisenoxydreiniger, die Quantität war jedoch so klein, daß seit dem 1.
März nur ein einziger Oxydreiniger gewechselt wurde bei einer Gesammtproduction von
98,695,000 Kubikfuß. Die Erfahrung hat mir gezeigt, daß es am vortheilhaftesten ist,
90 bis 95 Proc. des Schwefelwasserstoffes durch Waschung zu entfernen, und den Rest
der Eisenreinigung zu überlassen; die Kosten des Verfahrens sind unbedeutend, wenn die erste Anlage
einmal gemacht ist, das Schmiermaterial für die Maschine, die Abnutzung derselben
und die Triebkraft; die Aufsicht kostet nichts, es muß nur aufgepaßt werden, daß die
Pumpen gehen und daß das Wasser gehörig gereinigt abläuft. Eine Verringerung der
Leuchtkraft findet nicht statt, dagegen finde ich, daß man den Schwefelkohlenstoff
eben so gut mit rohem Gaswasser als mit dem gereinigten Gaswasser auswaschen kann.
(Journal für Gasbeleuchtung, 1867 S. 434.)
Ueber die Entfernung des Ammoniaks aus dem Gase und dessen
Nutzbarmachung; von G. Anderson.
Das zu beschreibende Verfahren stammt eigentlich von Lowe
und ist nur von mir verbessert worden. Das Gas wird zuerst durch die gewöhnliche
Condensation geführt und von da zu einem Wascher. Dieser Wascher ist ein längliches
Gefäß mit verschiedenen falschen Böden oder Trögen, deren jeder einige Zoll tief mit
Ammoniakwasser gefüllt ist. Querscheidewände mit sägenförmig gezahnten Rändern
tauchen in jedes Fach des Troges in das Ammoniakwasser, so daß das Gas in kleine
Bläschen zertheilt wird und mit dem Wasser in innige Berührung kommt; kleine
Röhrenvorrichtungen, die am Apparat angebracht sind, dienen dazu, den Druck in allen
Abtheilungen während des Betriebes constant zu erhalten. Das Ammoniakwasser läuft
oben in den Apparat ein, fällt von einer Abtheilung in die andere und fließt am
Boden ab; das Gas dagegen strömt von unten nach oben. Vom Wascher aus gelangt das
Gas in einen verticalen Scrubber; dieser Scrubber ist wie die meisten gegenwärtigen
Scrubber construirt und enthält mehrere offene Tröge, aber die Construction ist
insofern neu, als das Wasser, welches oben gleichmäßig vertheilt eintritt, sich
immer an einer Stelle des Bodens sammelt und durch einen Canal abfließt, während das
Gas durch einen anderen Canal aufsteigt. Durch diese Construction wird das Wasser so
oft als man diese Abflußröhren wieder anbringt, wieder gleichmäßig vertheilt. Den
Scrubber speise ich entweder mit gewöhnlichem Ammoniakwasser oder mit reinem Wasser;
wenn ich gewöhnliche Newcastle-Kohle benutze, so ziehe ich reines Wasser vor,
im Verhältniß von 8 bis 12 Gallons für jede Tonne destillirte Kohle. Ich habe das
Gas regelmäßig auf Ammoniak geprüft, indem ich untersucht habe, wie viel Kubikfuß
nöthig waren, um eine gegebene Quantität Schwefelsäure zu neutralisiren. 49 Gran
Schwefelsäure mit destillirtem Wasser verdünnt und mit Lackmus geröthet, wurden in
eine Woulff'sche Flasche gebracht, die mit kleinen
Kieseln gefüllt war, und das Gas strömte im Verhältniß von nicht mehr als 1 Kubikfuß
per Stunde durch, bis die Neutralisation eintrat;
ein Stück geröthetes Lackmuspapier wurde überdieß an der Ausgangsöffnung angebracht,
um zu verhindern, daß Ammoniak unabsorbirt durchgehe. Die Anzahl Kubikfuß Gas,
welche nöthig waren, die obengenannte Quantität Säure zu neutralisiren, war im
Anfang des Waschers 12 1/2 Kubikfuß, am Ausgang des ersten Troges 15 1/2, am Ausgang
des zweiten 25 Kubikfuß, am Ausgang des dritten 28 Kubikfuß, am Ausgang des
Scrubbers, wenn dieser mit Ammoniakwasser von 3 Unzen GehaltDas will sagen: 1 Gallon Wasser wird durch drei Unzen Säure neutralisirt. gespeist wurde, 28 Kubikfuß und wenn derselbe mit reinem Wasser gespeist
wurde, 73 Kubikfuß. Die Leuchtkraft des Gases am Ausgang des Scrubbers, verglichen
mit der am Eingang des Scrubbers, stand im Verhältniß von 6,5 zu 7,2. Bei reinem
Wasser war die Leuchtkraft gerade so gut als bei Anwendung von Ammoniakwasser,
woraus sich also ergibt, daß die Anwendung von Wasser in diesem Verhältniß keine
nachtheilige Wirkung ausübt. Wenn der Scrubber sammt dem Wascher in Thätigkeit war,
so hielt der Kalk im Reiniger bedeutend länger vor, und wenn der Kasten geöffnet
wurde, so war der Geruch ein weit stärkerer. Die Untersuchungen auf
Schwefelkohlenstoff wurden in der Art gemacht, daß das Gas durch eine Lösung von 5
Tropfen essigsaurem Bleioxyd und 60 Tropfen Ammoniakalkohol durchgeleitet wurde, bis
die Lösung eine orangegelbe Farbe annahm und sich ein dunkelbrauner Niederschlag
bildete. Wenn das Gas im Scrubber mit Ammoniakwasser von 2 Unzen Gehalt gewaschen
wurde, so trat die Reaction schon ein, nachdem 1,5 Kubikfuß Gas durchgegangen waren; wenn aber reines
Wasser angewendet wurde, so waren 4 Kubikfuß dazu nöthig.
Zur Darstellung von schwefelsaurem Ammoniak aus dem Ammoniakwasser wurde folgender
Apparat angewandt. Mittelst einer Pumpe wurde das Ammoniakwasser in ein
hochstehendes Reservoir geschafft, von welchem aus es in einen Destillirkolben
abläuft. Hier wird es durch Erwärmung verflüchtigt und gelangt durch eine Bleiröhre
in ein mit Blei gefüttertes Gefäß, welches die Säure enthält. Die Salzkrystalle, die
sich am Boden des Gefäßes bilden, werden herausgefischt und auf einem schiefen Tisch
getrocknet. Sobald das Wasser auf einen Gehalt von 1/2 Unze abgetrieben ist, läuft
es in ein Reservoir, dessen Boden 1 bis 2 Fuß höher liegt als die Wasserkästen der
Retortenöfen; durch Röhren mit Wechseln versehen, wird es in diese Wasserkästen
eingeleitet und verdampft. Während der Abdampfung des Wassers geht eine bedeutende
Quantität Dampf mit dem Wasser über und es ist wichtig, daß der Säurebehälter nur
wenige Fuß vom Destillirkolben angebracht wird, sonst condensirt sich der Dampf,
bildet Wasser und verhindert die Bildung des Salzes. Um den Dampf los zu werden,
umschließen wir den Behälter mit einem Kasten, dessen Thüren wir bloß öffnen, wenn
das Salz herausgenommen werden soll. Vom oberen Theil des Holzkastens zweigt ein
Rohr ab, welches mit dem Feuercanal in Verbindung steht, es kann kein Dampf
entweichen und wenn man 10 Fuß vom Apparat entfernt steht, so ist es unmöglich,
durch den Geruch zu entdecken, was in demselben vorgenommen wird. (Journal für
Gasbeleuchtung, 1867 S. 436.)
Anweisung über Aufbewahrung und Anwendung des Nobel'schen Sprengöls (Nitroglycerins).
Das königl. preußische Oberbergamt zu Dortmund hat eine Anweisung über Aufbewahrung und
Behandlung des Nobel'schen Sprengöls redigirt und durch
die kgl. Revierbeamten aus den Gruben des Districts vertheilen lassen.
Das Sprengöl (Nitroglycerin) ist im Allgemeinen mit noch
größerer Vorsicht als das Schießpulver zu behandeln. Namentlich muß man sich hüten,
weder gefrorenes, noch flüssiges Sprengöl mit Hammer- oder Beilschlägen zu
behandeln; die Gefäße, welche dasselbe enthalten, einer Erschütterung auszusetzen
oder sich demselben mit offenem Lichte zu nähern. Das Sprengöl ist sehr giftig und
wirkt nicht nur innerlich, sondern auch schon durch bloße Berührung mit der Haut
schädlich. – Die üblen Folgen der unvollkommenen Verbrennungsproducte des
Nitroglycerins werden durch lebhaften Wetterzug beseitigt.
Die Aufbewahrung desselben geschieht, wo nicht vielleicht verlassene Stollen oder
Tagesstrecken zu Gebote stehen, welche namentlich in dem Falle geeignet erscheinen,
wo dieselben mit den übrigen Grubenbauen nicht in Verbindung stehen, am besten über
Tage und zwar unter Beobachtung der für die Aufbewahrung von Schießpulver und
überhaupt leicht explodirbaren Stoffen als zweckmäßig erkannten
Sicherheitsmaßregeln. Sollten gut verschlossene, feuerfeste Räume fehlen, so werden
die Packflaschen mit Nitroglycerin am besten unter Wasser aufbewahrt. Dieselben sind
unter allen Umständen so aufzustellen, daß die Oeffnung nach oben gekehrt ist, und
daß sie weder selbst fallen, noch durch herabfallende Gegenstände beschädigt werden
können.
Zum Verschluß der Gefäße sind Korkstöpsel – nicht
Glasstöpsel – anzuwenden und empfiehlt es sich, dieselben in den Hals nur
lose einzusetzen. Beim Oeffnen der Flasche sind die Pfropfen vorsichtig und unter
Vermeidung jeder Erschütterung herauszuheben.
Das Ueberfüllen des Sprengöls aus einem Gefäße in das
andere muß behutsam erfolgen. Man bedient sich hierzu eines Trichters, eines
durchbohrten, mit Ausgußrohr versehenen Korkstopfens, eines Hebers oder eines
Krahnes am Boden der zu leerenden Flasche. – Jedes Vorbeigießen und
Ueberlaufen der Flüssigkeit ist hierbei zu vermeiden. – Hat ein solches
dennoch stattgefunden, so ist das vergossene Sprengöl mit einem Lappen, Schwamm,
Werg etc. sorgfältig und vorsichtig aufzuwischen und letztere Gegenstände sind
demnächst zu vergraben.
Um gefrorenes Sprengöl aufzuthauen, wird das dasselbe
enthaltende Gefäß, nachdem der Kork gelockert worden, in lauwarmes Wasser getaucht
und hierin so lange
stehen gelassen, bis sämmtliches Sprengöl in den flüssigen Zustand übergegangen ist.
Es ist mit der größten Gefahr verbunden, Sprengöl aus einer Flasche zu gießen, in
welcher sich dasselbe theilweise noch in gefrorenen Stücken befindet.
Die Verwandlung des methylisirten (inexplosiven) Sprengöls
in explosives geschieht durch Behandlung mit Wasser und reicht das zwei- bis
dreifache Volumen Wasser hin, um fast alles Nitroglycerin am Boden des Gefäßes
unverändert abzuscheiden. – Man bedient sich hierzu einer sogen.
Abscheidungsflasche, wie sie von Nobel geliefert werden,
oder einer Flasche, welche unten mit einem Abschlußkrahn versehen ist. – Es
ist zweckmäßig, nicht mehr Sprengöl als den Bedarf für eine Schicht umzuwandeln. Die
große Leichtentzündlichkeit des Holzgeistes und seiner Dämpfe verbietet die Vornahme
dieser Manipulation bei offenem Lichte.
Die Flaschen, in welchen das Sprengöl den Arbeitern übergeben wird, bestehen aus
Blech oder Glas und sind in letzterem Falle mit einer schützenden Umhüllung zu
umgeben, in welcher an diametral gegenüberliegenden Seiten ein längslaufender
Schlitz ausgespart seyn kann. Behufs des bequemen Transports werden die Flaschen mit
einem den Boden umfassenden Tragriemen versehen.
Das Sprengöl darf nur in dichten Patronen in die
Bohrlöcher gebracht, keinenfalls in die letzteren hineingegossen werden. –
Die Patronen werden aus Glas, Blech, Gummi, Gutta-percha angefertigt.
– Will man Papier benutzen, so empfiehlt sich für diesen Zweck das
Actendeckelpapier; Patronen aus Schreibpapier erhalten so viele mit Leim oder
Kleister übereinander geklebte Lagen, daß sie mit den Fingern nicht leicht
zusammengedrückt werden können. Den Durchmesser der Patronen macht man etwa 3/4 Zoll
kleiner als den tiefsten Theil des Bohrloches. – Bevor die Patronen gefüllt
werden, hat man sich durch Hineinblasen von ihrer Dichtheit zu überzeugen. Beim
Füllen der Patronen ist vorsichtig zu verfahren und etwa übergegossenes Sprengöl
sorgfältig aufzuwischen.
Die gefüllte Patrone wird mittelst hölzerner Ladestöcke langsam und ohne Gewalt zu
gebrauchen in das Bohrloch hineingeschoben.
Ebenso wird der Besatz mit einem hölzernen Stampfer sanft
angedrückt, jedes Feststampfen aber vermieden.
Als Besatzmaterial ist nur Wasser, lose aufgeschütteter
Sand oder Lettennudeln zu verwenden.
Zum Entzünden der Schüsse werden Sicherheitszünder mit am
unteren Ende aufgesteckten Zündhütchen oder kleine mit Jagdpulver gefüllte Patronen
von Holz oder geleimtem Papier verwendet, welche mittelst einer Zündschnur oder
eines Zündhalmes in Brand gesetzt werden. Das Zündhütchen oder die Patrone ist an
die Zündschnur mit einem Stoffe zu kleben, zu dessen Erweichung kein Feuer
erforderlich ist, z.B. Wachs, Pech. Je liefer das Zündhütchen in das Sprengöl
hineinreicht, desto vollständiger ist die Verbrennung. Das obere Ende der Zündschnur
wird im Bohrloche mittelst eines Lettenpfropfens festgehalten.
Hat ein Schuß versagt, oder eine langsame, durch leises Zischen und Kochen sich
kundgebende Verbrennung des Sprengöls stattgefunden, so müssen die Arbeiter sich
mindestens eine Viertelstunde nach dem Anzünden des Schusses von dem Orte
fernhalten. Ist der Schuß nicht losgegangen oder eine Pfeife stehen geblieben, so ist das nächste Bohrloch, namentlich bei
rissigem oder klüftigem Gestein, nicht unter 8 Zoll davon anzusetzen; auf keinen
Fall auf einem Schnitt, welcher nach dem alten Bohrloche führt.
Hinsichtlich der Vertheilung der an den einzelnen Arbeitspunkten erforderlichen
Quantitäten wird es sich empfehlen, das Sprengöl den Arbeitern beim Beginne der
Schicht in wohlverwahrten Gefäßen oder in zugekorkten Patronen zu verabfolgen und
darf die einer Kameradschaft übergebene Menge den voraussichtlichen Bedarf einer
Schicht, jedenfalls aber 2 Pfund nicht überschreiten.
Die Aufbewahrung der Patronen oder Flaschen während der
Arbeit geschieht am besten in einem verschlossenen, unverrückbaren Holzkasten, der
in einer Entfernung von nicht unter 15 Lachtern vom Arbeitspunkte so angebracht ist,
daß dieselben bei einer Erschütterung des Kastens nicht umfallen können.
Für den Patronenkasten ist folgende Einrichtung sehr geeignet: derselbe ist
6–8'' lang, 5–6'' breit und 6'' hoch und hat auf dem Boden
einen 2'' hohen Blecheinsatz, in welchem ein zweiter
durchlöcherter mit halb Zoll hohen Füßen versehener Blechboden befindlich ist, auf welchem die
Patronen auf einer elastischen, weichen Unterlage stehen. Oben in dem Kasten ist ein
durchlöchertes Bretchen angebracht, so daß in jedes Loch eine Patrone paßt. Der
verschließbare Deckel trägt einen Handgriff. Aeußerlich wird der Kasten mit dem
Worte „Sprengöl,“ einem Todtenkopfe und drei Kreuzen in leicht
wahrnehmbarer Weise bezeichnet.
Wenn die Sprengöl enthaltenden Flaschen oder Patronenkästen auf der Förderschale oder
in einem Fördergefäße ein- oder ausgehangen werden, so müssen dieselben in
einem mit Sägespänen, Stroh, Heu etc. gefüllten, wo möglich mit einer elastischen
Bodenfütterung versehenen und oben durch einen Deckel verschlossenen Holzkasten
verpackt seyn, welcher ebenfalls mit den oben erwähnten Aufschriften und Zeichen
versehen ist. Wird Sprengöl gefördert, so muß der Maschinenwärter hiervon in
Kenntniß gesetzt werden und hat dieser auf ein langsames Einhängen, besonders auf
ein sanftes Aufsetzen der Förderschale auf die Schachtsohle zu achten. – Sehr
zweckmäßig ist es, den Kasten auf eine federnde Unterlage zu stellen.
Flaschen und mit Sprengöl behaftete sonstige Gegenstände, welche unschädlich gemacht
werden sollen, können in einem offenen Feuer verbrannt oder in der Erde, etwa 2 bis
3 Fuß tief, vergraben werden; Letzteres ist vorzuziehen.
Zersetztes Sprengöl darf zum Sprengen nicht benutzt, auch nicht weiter aufbewahrt,
sondern muß vergraben werden. Dasselbe ist kenntlich an der grünen Farbe und
Entwickelung von rothbraunen Dämpfen. Man macht es unschädlich, indem man es in eine
tiefe Grube auslaufen läßt und mit Erde bedeckt. (Berggeist, 1868, Nr. 1.)
Ueber die Wirkung des Petroleums auf die in den Raffinerien
desselben beschäftigten Arbeiter; von L. Danckwerth.
Im Jahre 1862 wurde mir durch den Fürsten B. Galitzin die
Aufsicht über eine kleine Petroleumraffinerie übertragen, welche bisher aus dem
Theer der Bogheadkohle Mineralöle dargestellt hatte, seit einiger Zeit jedoch sich
mit der Destillation von Roh-Petroleum beschäftigte. Die Fabrik war während
des Sommers außer Betrieb und sollte im Verlauf des Winters 1000 Faß Petroleum
verarbeiten.
Vier Wochen nach dem Beginne der Arbeit klagte der Destillateur sowie einige der in
diesen Räumen beschäftigten Arbeiter über juckende Beulen, welche sich auf der Haut
ihres Körpers, besonders an den Beinen, gebildet halten. Die Besichtigung zeigte
dann auch, daß das Petroleum in Folge der Reizung, welche es auf den menschlichen
Körper ausübt, im Vereine mit den Reibungen der Kleidungsstücke, welche mit
Petroleum gesättigt erschienen, haselnußgroße, durchsichtige weiße Beulen auf der
Hautoberfläche erzeugt hatte, welche durch öfteres kaltes Baden und Waschen mit
Seife nach Verlauf von neun Tagen gänzlich verschwanden.
Ich controllirte daher die Arbeiter hinsichtlich der Ausführung dieser öfter
vorzunehmenden Reinigungscur und fand, daß ein zweimal wöchentlich angewandtes
Dampf- oder auch kaltes Bad den sichersten Schutz dagegen gewährt. Uebrigens
stellte es sich heraus, daß die Gewohnheit auch hier ihre Macht ausübt und später
die Arbeiter weniger belästigt werden.
Kürzlich theilte mir mein Schwager W. Peters mit, daß er
die gleiche Beobachtung, sowohl am Kaukasus als in der Krim, an den bei den
Oelbrunnen beschäftigten Arbeitern gemacht habe. Diese Thatsache, sowie die
vorzügliche Heilung rheumatischer Schmerzen durch Bedecken des kranken Körpertheiles
mit der von Petroleum und Petroleumgas durchdrungenen Erde, welche in der Nähe der
Schlammvulcane sich findet, war den Abasechen lange vor Eroberung des Kaukasus durch
die Russen bekannt.
St. Petersburg, im December 1867.
Das specifische Gewicht der Runkelrüben und ihr
Zuckergehalt.
Ferd. Knauer in Gröbers hat eine Maschine construirt und
patentirt erhalten, welche auf eine äußerst sinnreiche Weise die specifisch
leichteren Rüben von den specifisch schwereren trennt. Knauer hat die Maschine construirt in der Voraussetzung, daß die
specifisch schwereren Rüben stets den relativ höchsten Zuckergehalt haben, eine
Annahme, die ziemlich allgemein verbreitet ist und in der That viel Bestechendes
hat.
Auf Anordnung des Directoriums des Vereines für Rübenzucker-Industrie im
Zollverein hat Dr. C. Scheibler diese Annahme im chemischen Laboratorium des Vereines einer
experimentellen Prüfung unterzogen und über die Resultate in der Zeitschrift des
Vereines, Jahrgang XVII, S. 625 sehr eingehend berichtet. Wir entnehmen der Arbeit
nur die Schlußfolgerungen:
1) Das spec. Gewicht des Rübenkörpers ist ausnahmlos kleiner,
als das specifische Gewicht des in demselben befindlichen Safins.
2) Das spec. Gewicht der Rüben schwankt für die größere
Mehrzahl derselben (etwa 85 Proc.) innerhalb der Grenzen 1,0300 und 1,0600; es kann
in einzelnen Fällen sinken bis auf 1,0100 und steigen bis gegen 1,0700.
3) Schwere Rüben (von 1 bis 2 Pfd. Gewicht) zeigen im
Allgemeinen ein niedrigeres spec. Gewicht und einen kleineren Werthquotienten ihres
Saftes, als leichte Rüben (von 1/2 Pfd. und darunter).
4) Specifisch schwere Rüben zeigen im Allgemeinen einen
kleineren Nichtzuckergehalt und besseren Zuckerquotienten des Saftes, als die spec.
leichten Rüben; doch scheint dieser Zusammenhang ein um so weniger zutreffender zu
werden, je leichter die Rüben sind.
5) Die gleichzeitig in den Rüben neben ihrem Safte sich
vorfindende Luft schließt die Möglichkeit einer Abscheidung schlechter Rüben von
verarbeitungswürdigen durch ein auf das spec. Gewicht derselben sich gründendes
Verfahren aus.
6) Es scheint jedoch immerhin empfehlenswerth, für die
Samenzucht Rüben von hohem spec. Gewicht auszuwählen.
Elastischer Leim und Mundleim.
Elastischer, nicht faulender Leim wird folgendermaßen gewonnen: Man läßt Tischlerleim
in Wasser zergehen, welches in einem Wasserbade so lange erhitzt wird, bis der Leim
vollständig gelöst und die Lösung zu einer dickflüssigen Masse verdampft ist; dann
fügt man das gleiche Gewicht von dem angewendeten Leim Glycerin hinzu, rührt um und fährt fort zu erhitzen, um das übrig
gebliebene Wasser zu verdampfen, hierauf gießt man die Masse in Formen oder auf eine
Marmorplatte und läßt sie vollkommen erkalten; diese Substanz läßt sich zur
Anfertigung von Schwärzwalzen für Buchdrucker, zu Stempeln, elastischen Figuren, zum
Abformen für die Galvanoplastik u. dergl. verwenden.
Versetzt man eine concentrirte Leimlösung, aus einem guten, vorher mit kaltem Wasser
wiederholt ausgewaschenen Leim bereitet, über dem Feuer mit eben so viel
Zuckerpulver, als die Auflösung im Gewichte Leim enthält, gießt die heiße Auflösung
auf eine benetzte Marmorplatte oder Glastafel aus, zerschneidet sie nach dem
Gestehen in kleine Tafeln und trocknet diese in mäßiger Temperatur, so erhält man
den sogenannten Mundleim, der durch Benetzen mit Speichel
im Munde zum Kleben von Papier u. dgl. gebraucht wird.