Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 187, Jahrgang 1868, Nr. , S. 516 |
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Miscellen.
Miscellen.
Gesammtzahl der Locomotiven in Deutschland.
Die Gesammtzahl der Locomotiven auf den deutschen und österreichischen Bahnen war am
Ende des Jahres 1867–5250. Auf die Staatsbahnen kamen hiervon 1722;
insbesondere in Preußen 713; in Bayern 348; in Sachsen 205; in Baden 155; in
Württemberg 146; in Braunschweig 71. Was die Actienbahnen betrifft, so trafen auf
die Cöln-Mindener 295, Bergisch-Märkische
216, Rheinische 151, Oberschlesische 152, Berlin-Stettiner 107,
Berlin-Hamburger 93, Magdeburg-Halberstädter 89, Thüringische 81,
Oesterreichische Südbahn 482, Oesterreichische Staatsbahn 325, Kaiser Ferdinands Nordbahn 222,
Elisabeth-Bahn 103, Bayerische Ostbahn 102, Pfälzische Bahnen 66, Hessische
Ludwigs-Bahn 62. Von sämmtlichen Locomotiven waren nur 445 vom Auslande
geliefert; in Preußen wurden 2229 gefertigt (von Borsig
in Berlin allein 1667); in Oesterreich 979; in Bayern 517; in Sachsen 239; in
Württemberg und Baden 695.
Bahnwärterhäuser aus Gußmauerwerk.
Ein auf der Strecke Ulm-Blaubeuern gelegenes Bahnwärterhaus ist ein von den
Cementfabrikanten Gebrüder Leube in Ulm ausgeführter
Probebau, der bis jetzt einzig in seiner Art dasteht, indem weder Sandsteinquader
noch Backsteine, sondern Beton dazu verwendet wurde. Das Haus hat ein Stockwerk und
einen Kniestock, ist 10 Meter hoch, 7,7 Meter lang und 5,5 Meter breit. Zu ebener
Erde befindet sich ein Stall und ein Keller, die Seite gegen die Straße ist in ihrer
ganzen Breite mit einer Gallerie auf vier Consolen ruhend und das Gebäude mit Gurten
und ornamentalen Verzierungen versehen. Das Dach wurde mittelst Einschalung innen
spitzbogig gewölbt und außen geradlinig hergestellt und bietet vor jedem
gewöhnlichen Dach den Vortheil der Sicherheit gegen jede Witterung und Feuersgefahr.
Die dem Cement eigene graue Färbung gibt dem Ganzen ein sehr gefälliges Ansehen. Wir
zweifeln nicht, daß auf solche Weise ausgeführte Häuser, welche sich durch
Dauerhaftigkeit und Trockenheit auszeichnen, in Gegenden, wo Sand und Kies Zu haben
sind, bald Nachahmung finden werden. (Zeitschrift des Vereines deutscher
Eisenbahnverwaltungen.)
Einfaches Verdichtungsmittel poröser Cylinder von
hydraulischen Pressen.
In einer der Wochenversammlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins
hat der Ingenieur Kohn ein ihm von dem
Maschinenfabrikanten Borsig in Berlin mitgetheiltes
Verfahren besprochen, um poröse Cylinder von hydraulischen Pressen, welche Wasser
durchlassen, wieder zu verdichten und brauchbar zu erhalten. Dieses Verfahren ist
kurz folgendes: Man erwärme den Cylinder über einem Kohlenfeuer, bis er die
Temperatur erlangt, in der Colophonium schmilzt (etwa 60° R.). Ist dieß der
Fall, so gibt man Colophonium hinein und dreht den an einem Krahn aufgehängten
Cylinder so lange nach allen Seiten herum, bis das sehr flüssige Harz an der
Außenseite erscheint. Das übrige Colophonium wird dann ausgeschüttet und der
Cylinder ist weder brauchbar, da das Wasser auf der kleinen Fläche einer solchen
Pore nicht die Kraft hat, den Colophoniumstöpsel hinauszudrängen. (Verhandlungen und
Mittheilungen des nieder-österr. Gewerbevereins, 1868, Nr. 2.)
Einfaches Verfahren, die größten Eisenstücke zu zerschlagen;
von Ingenieur Kohn.
Hat ein Eisenstück z.B. einen Durchmesser von 2 Fuß, und 4 Fuß Länge, so bohrt man in
dasselbe ein Loch von 1 Zoll Durchmesser und 3 bis 4 Zoll Tiefe, füllt es mit Wasser
und verschließt es mit einem gewöhnlichen schmiedeeisernen Stöpsel. Läßt man nun den
schweren Hammer einer Ramme darauf fallen, so hat das Wasser keine Zeit mehr
herauszukommen, und das Stück geht auseinander. (A. a. O.)
Ueber die Ursache der Explosionen beim Eingießen von flüssigen
Metallen in Wasser.
Es sind wiederholt gefährliche Explosionen beim Eingießen flüssiger Metalle
(Roheisen. Kupfer, Blei etc.) in Wasser beobachtet. C. Kayser berichtet von einem Falle in Oberschlesien, wo behufs Herstellung von Schlackenbädern beim Eingießen
mehrerer Gießkellen voll flüssigen Roheisens in eine mit Wasser gefüllte Pfanne
diese mit fürchterlicher Vehemenz zersprang, ohne den Deckel derselben wesentlich zu
beschädigen, und der das Eingießen des Roheisens besorgende Mann durch die
horizontal umhergeschleuderten Scherben getödtet wurde. Aehnliches wurde, ohne
jedoch einen tödtlichen Erfolg zu veranlassen, wiederholt zur Altenauer Eisenhütte auf dem Oberharze beobachtet, und zwar das eine Mal,
als man zur Bereitung von Badewasser flüssiges Roheisen in einen Pattinson'schen Kessel goß, welcher unter Explosion
zersprang, dann bei Bereitung von Granulireisen für die Niederschlagsarbeit der
Oberharzer Bleihütten. Zu diesem Zwecke wird das Roheisen aus dem Eisenhohofen in
einer Rinne in eine durchlöcherte, lehmüberzogene Eisenkelle geleitet, von wo
dasselbe in feinen Strahlen in darunter befindliches, durch steten Zu- und
Abfluß möglichst kühl gehaltenes Wasser gelangt und in diesem Falle keine größeren
Explosionen vorkommen. Als nun eines Tages bei einem Versuche, aus einem anderen
Material, als gewöhnlichen Eisensteinen, Roheisen darzustellen, ein mattes,
dickflüssiges Product erfolgte, so verstopften sich beim Granuliren die Löcher der
Kelle, das Eisen trat in starkem Strom über deren Rand in den Wasserkasten, ohne
anfangs eine verdächtige Wirkung zu äußern; nach einiger Zeit aber wurde mit
gewaltigem Knall und großer Vehemenz der Inhalt des Wasserkastens, Wasser, Schlamm
und glühendes Eisen unter die dem Versuche beiwohnende zahlreiche Gesellschaft
geworfen, welche eiligst aus der Hütte stürzte und mit dem Schreck und nicht
gefährlichen Brandwunden davon kam.
Nach Kayser (Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, Bd. X S. 131) ist der Grund dieser Erscheinung, welcher auch häufig für
Dampfkesselexplosionen derselbe seyn dürfte, folgender. Gießt man flüssige Metalle
in dem Sieden nahes Wasser, so entsteht plötzlich eine
große Menge Dampf und es treten Wirkungen hervor, welche der Zersetzung des
Schießpulvers in gasförmige Producte gleichkommen; der durch die hohe Expansivkraft
des Dampfes im Augenblicke des Entstehens hervorgebrachte Stoß pflanzt sich, wie
z.B. beim Eissprengen mittelst Petarden, durch das Medium des Wassers nach allen
Richtungen hin auf die Seitenwände des Gefäßes fort und zertrümmert dieselben, wenn
sie nicht widerstandsfähig genug sind. Ist die Quantität des Wassers im Verhältniß
zur Metallmasse nur unbedeutend z.B. wenn einige Tropfen Wasser in eine größere
geschmolzene Metallmasse gelangen, so verwandelt sich das Wasser plötzlich in Dampf
von viel größerem Volum und veranlaßt heftige Explosionen unter Umherschleudern des
Metalles, wie die hüttenmännische Praxis durch zahlreiche bekannte Beispiele
genugsam ergeben hat. So lange das Wasser kalt ist,
absorbirt dasselbe wegen seiner bedeutenden specifischen Wärme die im flüssigen
Metall enthaltene Hitze, ohne daß eigentliche Dampfbildung eintreten kann. Daher die
in der Praxis längst bekannte Thatsache, daß man beim Granuliren der Metalle
(Roheisen, Kupfer etc.) diese in dünnem Strahl in durch steten Zufluß eines starken
Strahles kalten Wassers möglichst kühl gehaltenes Wasser fließen lassen muß. Beim
Spleisen des Kupfers senkt man die abgehobenen Scheiben zur Abkühlung senkrecht in's
Wasser, damit der entstehende Wasserdampf gefahrlos entweichen kann; werden sie
flach in's Wasser geworfen, so entstehen leicht Explosionen unter Umherschleudern
von Metall. Deßgleichen muß das Aufgießen von Kühlwasser auf die Oberfläche des
Kupfers im Gaarherde mit besonderer Geschicklichkeit geschehen.
Behufs Befragung des Orakels zu bekanntem Zwecke am Andreasabend oder Sylvester gießt
man Blei in Wasser. So lange dieses kalt ist, verschwindet das Blei mit leichtem
Zischen und findet sich in verschiedenen Gestalten am Boden des Gefäßes. Gießt man
aber mehrmals rasch hintereinander Blei in dasselbe Gefäß mit dem immer mehr
erwärmten Wasser, so kann unter heftigem Knall und Umherschleudern des Metalles das
Gefäß zertrümmert werden, wofür Beispiele vorliegen.
Wie bereits bemerkt, sucht C. Kayser in diesen
Erscheinungen einen häufigen Grund der Dampfkesselexplosion. In einem offenen Gefäße, also unter gewöhnlichem Atmosphärendruck, kann
das Wasser bekanntlich nicht über seinen Siedepunkt von 100° C. erhitzt
werden, indem die weiter zugeführte Wärme im Dampf weggeht. Wird aber Wasser im
geschlossenen Raume erhitzt, so wird der Raum über demselben immer mehr und mehr
durch die gebildeten Dämpfe angefüllt und es findet auf die Oberfläche des Wassers
ein den gewöhnlichen Atmosphärendruck übersteigender Druck statt. Unter diesen
Umständen nimmt das Wasser nicht nur eine höhere Temperatur an, sondern es findet
überhaupt erst wieder eine Dampfbildung statt, wenn die Temperatur dem vermehrten
Drucke entsprechend in einem bestimmten Verhältniß gewachsen ist. Wird nun der Druck
plötzlich beseitigt, so kann das Wasser die höhere Temperatur nicht mehr behalten,
die zur Erhitzung über den Siedepunkt erforderlich gewesene Wärme geht nun in den
gebundenen Instand über, indem sie eine gewisse Menge des Wassers in Dampf umsetzt,
und diese Umwandlung der fühlbaren Wärme in gebundene erfolgt um so
augenblicklicher, als sie thatsächlich schon an das Wasser, nur in einem anderen
Sinne, gebunden oder wenigstens mit demselben vereinigt war. Es sind also alle
Bedingungen zu einer explosiven Dampfentwickelung vorhanden, welche nur noch
energischer von statten geht als in den früheren Fällen, wo die Wärme dem Wasser
erst durch Contact mit einem zweiten Körper zugeführt werden mußte. Es steht
notorisch fest, daß in den meisten Fällen die Dampfkessel zersprangen, wenn die
Sicherheitsventile sich öffneten oder andere bedeutende Dampfabzugscanäle frei
wurden, also die Dampfspannung nachließ. Zur Vermeidung einer Gefahr bei
Dampfkesseln würden darnach eine geeignete Construction der Sicherheitsventile,
nicht zu beschränkte Dampfräume, die möglichste Reduction des Wasserinhaltes, die
Lagerung des Kessels u.a. dienen. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1867,
Nr. 51.)
Ueber die Destillation der Flüssigkeiten, welche beim Sieden
stoßen; von Dr. Pietro Pellogio.
Nach den schönen Erfahrungen Dufour's über einige
Eigenthümlichkeiten, welche man bei dem Sieden der Flüssigkeiten beobachtet, und
nach Entwickelung der Theorie dieser Erscheinungen durch Boutan, forderte mich Prof. Bruguatelli auf,
einige Versuche über den Gegenstand anzustellen, im Hinblick darauf, daß solche zu
einer nützlichen Anwendung führen könnten. Ich unternahm es daher, das Verhalten der
Flüssigkeiten zu studiren, welche beim Sieden stoßen, und wählte unter diesen den
Methylalkohol (Holzgeist), die Schwefelsäure und die Rückstände von der Destillation
des Petroleums.
Ich hatte dabei die Absicht, zu erforschen, ob die in diesen Flüssigkeiten gelöste
Luft – wie dieß nach der Theorie von Dufour und
von Boutan der Fall seyn soll – wirklich eine
merkliche Einwirkung auf die Art, wie sie sich beim Sieden verhalten, ausübt und
– wenn dieß der Fall – einen Apparat zu construiren, welcher ein
leichtes Sieden derselben gestattete, sey es, daß er das Stoßen ganz hinderte, sey
es, daß er es möglichst verminderte, und so die großen Unannehmlichkeiten vermeiden
ließe, welche das Stoßen siedender Flüssigkeiten stets im Gefolge hat.
Ich übergehe die von mir angestellten zahlreichen vergeblichen Versuche und nicht zum
Ziele führenden Apparate und spreche nur von einem Apparate, welcher bei größter
Einfachheit die nothwendigen Bedingungen vereinigt, um das zweite von den oben
genannten Zielen erreichen zu lassen.
Der Apparat besteht aus einer tubulirten Retorte mit angefügter Vorlage; in den
Tubulus der ersten ist ein Glasrohr von möglichst großer lichter Weite eingefügt; es
taucht in die Flüssigkeit ein und geht fast bis zum Boden der Retorte; außen ist es
rechtwinkelig gebogen und fast zur Dicke eines Haarröhrchens ausgezogen, so daß
demnach die Communication mit der äußeren Luft hergestellt ist. – Läßt die
Natur der Flüssigkeit es nicht zu, daß man das Rohr mittelst eines Korkes einfügt,
so muß man des Glasrohr von der Dicke wählen, daß es die Tubulatur an und für sich
schon verschließt und die Fugen außen mit etwas Thon verstreichen.
Ich versuchte in dem Apparate zunächst die Destillation wasserfreien Methylalkohols,
und da ich fürchtete, die beobachtete ruhige Destillation desselben könne eine Folge der gänzlichen
Abwesenheit von Wasser seyn, wiederholte ich den Versuch mit etwa 200 Grm.
käuflichen Holzgeistes; aber immer erfolgte das Sieden ganz ruhig, genau so wie es
bei Wasser oder gewöhnlichem Alkohol eintritt.
Nun nahm ich eine etwa 2 Liter fassende Retorte, füllte sie zu zwei Dritteln mit
concentrirter Schwefelsäure, fügte das den Tubulus schließende Glasrohr ein,
verstrich die Fugen mit Thon und erhitzte direct über Kohlenfeuer. Selbst unter
diesen Umständen und bei sehr lebhaftem Sieden trat kein Stoßen ein. Nur vor dem
Sieden und beim Beginnen desselben ist ein kleines Geräusch wahrnehmbar, aber dabei
hat es auch sein Bewenden. Das Sieden setzt sich mit größter Ruhe fort, während die
meisten Blasen sich vom Boden der Retorte aus rings um das Rohr herum entwickeln.
Beim Aufstellen des Apparates hat man Sorge zu tragen, daß kein Thon in die Retorte
fällt, denn er würde sich daselbst in feines Pulver zertheilen und zu heftigem
Stoßen Veranlassung geben.
Den dritten Versuch stellte ich mit einer Mischung von 2 Theilen
Destillationsrückstand von Petroleum und 1 Theil Wasser an und bediente mich dabei
einer Retorte von etwa 1 Liter räumlichem Inhalt. – Um darzuthun, wie
gefährlich die Destillation einer solchen Mischung ist, genügt es zu sagen, daß bei
einer solchen, die nach gewöhnlicher Art ausgeführt wurde, ein einziger Stoß
veranlaßte daß ein großer Theil der in die Höhe gerissenen Flüssigkeit in die
Vorlage geworfen wurde und die Retorte aus dem Ofen flog. – Unter Anwendung
des oben angegebenen Apparates dagegen verläuft die Destillation ruhig, selbst wenn
man bis zu sehr lebhaftem Sieden erhitzt.
Nach diesen Resultaten glaube ich schließen zu dürfen, daß
dieselbe Methode der Destillation sich bei allen unter Stoßen siedenden
Flüssigkeiten nützlich erweisen wird und unterlasse daher nicht meine
Beobachtungen einfach mitzutheilen, ohne auf eine theoretische Erklärung der Sache
einzugehen.
Ein Theil meiner Aufgabe erscheint somit gelöst; was die Einwirkung der Luft auf das
Sieden der Flüssigkeit betrifft, so behalte ich mir vor, später auf den Gegenstand
zurückzukommen, wenn die Versuche, mit denen ich beschäftigt bin, hinlänglich
wichtige Resultate liefern. (Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrgang VI, S.
396.)
Eine Formmasse für Galvanoplastik; von G. L. v. Kreß.Aus des Verf. Buch: Die Galvanoplastik für industrielle und künstlerische
Zwecke. Frankfurt a. M. 1867. Boselli's
Verlagsbuchhandlung.
Große Gegenstände, welche schwierig in Gutta-percha zu pressen sind; besonders
solche, auf welchen feine Ciselirungen vorkommen, sodann landschaftliche Gegenstände
mit geätzten Wolkenpartien (Erfindung des Verfassers) lassen sich vortrefflich in
dieser Masse abformen, und namentlich solche kleinere Relief-Landschaften,
wie sie in der Anstalt des Verfassers in vielen hundert Dutzenden verfertigt werden,
lassen sich in dieser Masse schnell und massenweise herstellen, wodurch billige
Preise erzielt werden können.
In Gutta-percha kann man nur durch Pressung scharfe Formen darstellen, während
die eben erwähnte Masse flüssig gemacht und gegossen werden kann. Der Former legt
sich verschiedene Modellplatten auf einen Tisch, umfaßt jede mit einem Streifen von
Töpferthon, macht alsdann in einem Tiegel die Masse flüssig und übergießt dann
sämmtliche Modellplatten. Die Modellplatten muß man vor dem Aufguß leicht mit Oel
übergehen. Die Formmasse darf nicht zu heiß gegossen werden, indem sie, wenn dieß
der Fall ist, auf dem Modelle hängen bleibt, wodurch die Form unbrauchbar wird. Sind
die Formen gänzlich erkaltet, dann lassen sich dieselben leicht von dem Original
abheben und man hat den schärfsten Abguß. Wie gesagt: die feinsten, geätzten Töne in
aqua tinta-Manier geben sich wieder, und es
können in kurzer Zeit eine Menge Formen angefertigt werden.
Nach dem Erkalten der Formen übergeht man dieselben mit einem weichen Pinsel mit
trockenem Graphitpulver, und sie sind für den Niederschlag fertig. Wie bei jeder
anderen Art von Formerei, muß auch hier umsichtig verfahren werden, besonders dürfen
die Formen nicht mit
steifen Pinseln eingraphitirt werden, wodurch Stumpfheiten entstehen können, da die
Masse nicht so hart ist wie Gutta-percha; sie nimmt jedoch den trocken
aufgetragenen Graphit sehr gut an.
Die Formmasse ist wie folgt zusammengesetzt:
12 Gewichtstheile
weißes Wachs,
4
„
Asphalt,
4
„
Stearin,
2
„
Talg.
Diese Bestandtheile werden in folgender Ordnung zusammengeschmolzen: 1) Asphalt,
indem derselbe unter obigen Stoffen am schwersten schmilzt; 2) Wachs, 3) Stearin und
zuletzt Talg. Ist die ganze Masse gehörig im Flusse und sind die verschiedenen
Bestandtheile durch fleißiges Umrühren gehörig mit einander verbunden, dann wird so
viel feiner Kienruß beigemischt, bis die Masse eine schöne schwarze Farbe erhält.
Zuletzt mengt man etwas Gyps, welcher fein gesiebt seyn muß, bei, um der Masse mehr
Körper zu geben. Auch verhindert die Beimischung des Gypses das Ankleben an das
Original. Der Gyps muß jedoch mit der übrigen Masse tüchtig verrührt und verarbeitet
werden; doch darf man auch nicht zu viel Gyps beimischen, weil dadurch die Masse zu
trag flüssig werden würde.
Auch kann man von Gyps-Originalen Formen aus dieser Masse gießen. Man muß das
zu formende Gyps-Modell in lauwarmes Wasser legen, bis dasselbe gänzlich
durchgedrungen ist, was dadurch erkannt wird, daß sich keine Luft mehr aus dem Gyps
entwickelt. Nimmt man nun das Gyps-Modell aus dem Wasser, so darf kein Wasser
auf der Oberfläche stehen bleiben. Nun wird die flüssig gemachte Masse aufgegossen,
jedoch darf sie auch hier nicht zu heiß seyn und wird sich nach dem Erkalten leicht
von dem Modelle losheben. Besonders ist dieses Verfahren bei kleinen
Relief-Gegenständen zu empfehlen.
Auch kann man noch einen anderen Weg einschlagen. Man tränkt das Gyps-Modell
mit Leimwasser; doch auch hier darf auf der Oberfläche kein Leim stehen bleiben. Bei
diesem Verfahren muß vor dem Gusse das Modell mit etwas Oel bestrichen werden. Hat
man das Leimwasser mit einem weichen Pinsel aufgetragen, dann muß das Modell wieder
getrocknet werden. Auch kann man statt des Leimes eine Auflösung von Gummi arabicum
oder Hausenblase anwenden.
Wenn die Kupferniederschläge von diesen Formen aus vorstehender Masse abgenommen
sind, kann man die Formen immer wieder gebrauchen; sollte aber durch das öftere
Umschmelzen die Masse etwa zu spröde geworden seyn, so kann man etwas gelbes Wachs
und Talg beimischen.
Für kleine Gegenstände, als: Münzen, Medaillen etc., kann man wohl auch Wachs und
Stearin ohne alle andere Beimischung gebrauchen. Sowie aber der Gegenstand die Größe
nur von mehreren Zollen Durchmesser hat, sind beide Stoffe aus dem Grunde
unbrauchbar, weil sie sich beim Erkalten zu sehr zusammenziehen, schwinden, wodurch
die Formen Risse bekommen. Alle empfohlenen Massen habe ich geprüft, keine aber so
bewährt gefunden, als oben angegebene, nach meiner Zusammensetzung: denn nicht
allein, daß diese Masse, wenn selbige bei ihrer Bereitung richtig behandelt wurde,
beim Formen leicht zu handhaben ist, sondern sie formt auch das Feinste auf das
Allergenaueste.
Lardani's Verfahren zur
Schwefelsäurefabrication.
Lardani empfiehlt einen neuen Apparat zur fabrikmäßigen
Darstellung von Schwefelsäure nach einer gleichfalls neuen Methode. Als Rohstoff
verwendet er Schwefel oder Kiese und sein Verfahren gründet sich, wie auch die
bisher üblichen Methoden, auf die Oxydation der Schwefligsäure. Der Apparat besteht
aus einem Verbrennungsofen, einer Waschvorrichtung, einer Denitrificirungskammer,
einem Reactionsgefäße und einer Vorrichtung zum Regeneriren der Salpetersäure.
In den Ofen, worin die Verbrennung des Schwefels erfolgt,
tritt ein durch einen Ventilator zugeführter Luftstrom, mittelst dessen sowohl die
nöthige Sauerstoffmenge herbeigeschafft, als auch die erzeugte Schwefligsäure
ausgetrieben wird, welche letztere in den bisher gebräuchlichen Apparaten in Folge
ihrer größeren Dichte eine rasche Erneuerung der zur Verbrennung des Rohmateriales erforderlichen atmosphärischen Luft verhindert und somit den Verbrennungsproceß
verlangsamt.
Das Schwefligsäuregas tritt aus dem Ofen in den Waschapparat, in welchem es den verflüchtigten Schwefel, besonders aber (bei Anwendung arsenhaltiger Kiese) die mit übergegangene Arsenigsäure
absetzt. Aus diesem Apparate tritt die Schwefligsäure durch eine von kaltem Wasser umspülte Röhre, in welcher der erzeugte
Wasserdampf condensirt und das Gas abgekühlt wird, in den unteren Theil eines Cascaden‐ oder Traufapparates, worin ein Strom schwacher Schwefelsäure circulirt, welche noch die von dem folgenden Apparate herrührenden Stickstoffverbindungen
enthält.
Von hier aus gelangt das Gas in den aus zwei Theilen bestehenden Reactionsapparat. Der untere Raum desselben ist mit Schwefelsäure angefüllt, die mit einer dicken Schicht von Salpetersäure bedeclt ist; der
obere, von dem unteren mittelst durchbrochener Platten von Steinzeug oder Blei getrennte Theil enthält mit Wasser getränkte
Bimssteinstücke. Das mit einem Strome gepreßter Luft gemengte Schwefligsäuregas tritt durch die Schwefelsäure hindurch in
die Salpetersäureschicht; die in Folge dieses Vorganges entstandenen gasförmigen Producte durchströmen die Bimssteinschicht
und gelangen in den fünften, zur Wiederherstellung der Salpetersäure bestimmten Recipienten. Derselbe besteht aus einem den Refrigeratoren der Gasfabriken analogen Systeme von irdenen Röhren, welche mit Bimsstein
oder Kohksstücken angefüllt sind und deren Inhalt fortwährend durch einen Wasserstrahl benetzt wird.
Die stattfindende Reaction ist leicht zu begreifen. Indem die Schwefligsäure in Gegenwart eines Ueberschusses von atmosphärischer
Luft durch die verdünnte Salpetersäure hindurchtritt, entstehen sauerstoffärmere Stickstoffverbindungen, welche aus der überschüssigen
Luft Sauerstoff aufnehmen und sich schließlich zu Untersalpetersäure umwandeln, während die durch die Oxydation der Schwefligsäure
entstandene Schwefelsäure in Folge ihres größeren specifischen Gewichtes in dem Gefäße zu Boden sinkt und von hier durch ein
Rohr in den Traufapparat geleitet wird. Die Untersalpetersäure zieht durch den oberen Theil des Reactionsapparates in den
Regenerator ab, trifft in demselben mit dem Wasser und dem im Ueberschüsse vorhandenen atmosphärischen Sauerstoffe zusammen
und verwandelt sich wiederum in Salpetersäure, welche nun von Neuem auf das Schwefelsäurebad geleitet wird. Schließlich wird
das erhaltene Product concentrirt. (Annales du Génie civil, December 1867, S. 806.)
Keßler's Verfahren zur Sodafabrication.
Bei diesem Verfahren wird, wie bei der jetzt üblichen Fabricationsmethode, Chlornatrium als Rohstoff angewendet; anstatt dasselbe
aber durch Schwefelsäure zu zersetzen, wendet Keßler zu diesem Zwecke Chromoxyd oder ein Chromsalz an. Chlornatrium und Chromoxyd wurden innig mit einander gemengt, und dieses Gemenge wird zum Rothglühen erhitzt; dann läßt
man einen Strom von Wasserdampf darüber streichen. Dieser Dampf wird zersetzt: sein Sauerstoff vereinigt sich mit dem Natrium
und dem Chromoxyd, wodurch chromsaures Natron entsteht, während der Wasserstoff an das Chlor tritt und mit diesem Chlorwasserstoffsäure
bildet, welche aufgefangen werden kann. Das auf diese Weise erhaltene Chromsäuresalz wird auf der Sohle eines Flammofens in
Berührung mit Kohle (in derselben Weise wie bei dem Leblanc'schen Verfahren) calcinirt; dadurch wird die Chromsäure zu Oxyd reducirt und Kohlensäure erzeugt, welche an das Aetznatron
tritt und mit demselben kohlensaures Natron bildet.
Das Resultat der Calcination ist mithin ein Gemenge von kohlensaurem Natron und Chromoxyd, welche durch Behandlung mit Wasser
und Decantiren der Sodalösung sich leicht von einander trennen lassen. – Das Chromoxyd kann natürlich immer wieder benutzt
werden und die jedesmal zu erneuernden Rohmaterialien sind Chlornatrium, Kohle und Wasser. Offenbar wird bei diesem Verfahren
die Bildung der Sulfurete und Oxysulfurete vermieden, deren Beseitigung eine für die Sodafabrikanten so schwierige Aufgabe
ist. (Annales du Génie civil, November 1867, S. 735.)
Petroleum‐Kochapparate.
Hinsichtlich unserer Mittheilung über diesen Gegenstand (S. 487 in diesem Heft) wollen wir nachträglich noch besonders hervorheben,
daß das Petroleum bei richtiger Stellung des Dochtes und innerhalb gewisser Grenzen weder Rauch noch irgend welche Dämpfe
ausstößt, ebensowenig wie die allgemein verbreiteten Lampen, mit welchen übrigens die Heizvorrichtung der Apparate auch vollständig
in der Construction übereinstimmt. Es scheint, daß unsere Ausdrucksweise mehrfach mißverstanden worden ist; wir sagten einmal:
Die Flamme muß (um den höchsten Heizeffect zu erzielen) so hoch geschraubt werden bis sie zu rußen anfängt, und weiter: man
verkleinert die Flamme (um bei geringst thunlichem Petroleumverbrauch zu arbeiten) so weit, bis das Petroleum zu riechen beginnt.
Wir wollten damit überhaupt nur die Grenzen bezeichnen, innerhalb welcher die Apparate benutzt werden können; nämlich zwischen
einem Verbrauch von 3 und 1½ Loth Petroleum per Stunde. Würden die Apparate nicht anders als unter Rauch‐ oder Geruchentwickelung wirken, so wären sie für die häusliche
Anwendung gänzlich unbrauchbar. (Badische Gewerbezeitung für Haus und Familie, 1868, Nr. 2.)
Ueber das Färben von Wolle und Seide mit Anilinschwarz; von Persoz jun. in Paris.
Der Genannte ließ sich das folgende Verfahren in Frankreich Patentiren. Die Wolle oder Seide wird zunächst eine Stuude lang
bei Siedhitze in einem Bade, welches per Liter Wasser 5 Grm. doppelt‐chromsaures Kali, 3 Grm. Kupfervitriol und 2 Grm. Schwefelsäure enthält, gebeizt. Nach diesem
ersten Bade wird die Wolle sorgfältig gewaschen und dann durch eine Lösung von oxalfaurem Anilin genommen, welche 1 bis 2°
Baumé stark ist. Hier färbt sich die Wolle u. s. w. sofort schwarz. Ist die gewünschte Nuance erreicht, so bringt man sie
in ein mit Schwefelsäure angesäuertes Bad von Weinstein und wäscht sie darauf. Enthalten die Stoffe oder Garne vegetabilische
Pflanzenstoffe, so wendet man statt des ersten Bades ein solches von chromsaurem Bleioxyd an und verfährt dabei weiter wie
angegeben. Zur Erzeugung des chromsauren Bleioxydes auf den Stoffen nimmt man dieselben am besten durch ein Bad von salpetersaurem
oder essigsaurem Bleioxyd, dann durch ein solches von schwefelsaurem Natron, wäscht gut und nimmt dann durch ein kaltes Bad,
welches per Liter Wasser 5 bis 20 Grm. doppelt‐chromsaures Kali enthält. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 6.)
Zur Brodbereitung ans kleienhaltigem Mehl.
In diesem Bande des polytechn. Journals (zweites Februarheft) S. 346 wurde die Vorschrift des Hrn. Prof. v. Liebig mitgetheilt, beim Kleienbrod das Aufgehen des Teiges durch Kohlensäure zu bewirken, die man aus doppelt‐kohlensaurem Natron
und Salzsäure in der Brodmasse sich entwickeln läßt.
Eine beachtenswerthe Abänderung dieses Verfahrens ist der Vorschlag des Hrn. Chemikers Puscher in Nürnberg, welcher die Salzsäure durch Salmiak ersetzt. Doppelt‐kohlensaures Natron und Salmiak geben nämlich Kochsalz und doppelt‐kohlensaures Ammoniak, welches letztere
sich in der Hitze des Backofens zersetzt, so daß nicht nur die Kohlensäure, sondern auch das Ammoniak zum Auftreiben der Brodmasse
beiträgt. Dadurch wird sowohl die Wirkung verstärkt, als hauptsächlich die Salzsäure vermieden, deren Bereitung nach angegebenem
specifischen Gewicht und deren Abmessen nicht Jedermanns Sache ist. Nach diesem Verfahren müßte man 4 Gramme Salmiak für 1
Zollpfund Getreideschrot (welches mit 5 Grammen doppelt‐kohlensaurem Natron und 10 Grm. Kochsalz nach Liebig's Vorschrift innig gemengt worden ist) anwenden; der Salmiak kommt auch etwas billiger zu stehen als die Salzsäure.
Boucherie's Verfahren zum
Conserviren thierischer Düngstoffe.
In der Sitzung der Société d'Encouragement
vom 22. November 1867 machte der Vorsitzende auf das von Boucherie erfundene Verfahren zum Conserviren thierischer Düngstoffe
aufmerksam. Dieser Ingenieur, bekannt durch sein von vielen Eisenbahnverwaltungen
benutztes Verfahren zum Conserviren des Holzes, machte den Versuch, ganze Thiercadaver, anstatt sie durch freiwillige
Zersetzung verderben zu lassen, zur Düngerfabrication zu verwerthen, und gieng dabei
von dem Princip aus, zu diesem Zwecke die Körper Processen zu unterwerfen, welche
denen der Verdauung analog sind. Er benutzt nämlich verdünnte
Salzsäure zur Behandlung der Thierkörper; alle Fleischtheile, alle Muskeln
und Sehnen werden von dieser Säure aufgelöst und bei längerer Einwirkung dieser
Säure werden sogar die Knochen angegriffen. Die erhaltene flüssige Masse enthält die
sämmtlichen nutzbaren Theile des Cadavers; sie ist geruchlos, hält sich, ohne in
Fäulniß überzugehen und gibt, wenn sie zum Auflösen der Knollen von natürlichem
phosphorsaurem Kalk (Phosphorit etc.) benutzt wird, einen vollständigen Dünger. Der
Erfinder hat bereits einhundertundfünfzig Pferde und eine große Anzahl von Hämmeln
nach seiner Methode behandelt und sich durch die erzielten Resultate von dem Nutzen
des neuen Verfahrens überzeugt. (Bulletin de la
Société d'Encouragement. November 1867, S. 737.)
Bernstein zu biegen.
Auf der Pariser Ausstellung war, wie Ingenieur Kohn im
nieder-österreichischen Gewerbeverein mitgetheilt, ein Bernsteinmundstück,
trompetenartig gebogen, ein technisches Räthsel. Viele Technologen haben die
Erklärung hiervon versucht, ohne sie zu finden. Sie ist folgende: Man bohrt das
gerade Stück Bernstein, gibt es in siedendes Wasser und dann ist man im Stande sehr
langsam und vorsichtig, dem Bernstein jede beliebige Form zu geben.
Verfahren zum Conserviren der Hefe.
Um die Hefe zu conserviren, ist in neuester Zeit Glycerin empfohlen worden, in der
Weise, daß man die flüssige Hefe mit 1/8 Volumen der Hefe mit Glycerin vermischen
soll, oder die Preßhefe mit Glycerin übergieße und an einen trockenen Ortstelle. Wir
bezweifeln keineswegs den Erfolg dieses Mittels: indeß, wenn die ausgewaschene Hefe
mit so viel Zucker vermischt wird, daß die Masse einen dicken Syrup darstellt, so
kann die Hefe, namentlich in Kellern aufbewahrt, Jahre
lang erhalten werden. (Artus' Vierteljahrschrift
für technische Chemie.)