Titel: | Ueber Salpetersäurebestimmung; von Dr. C. Noellner. |
Autor: | C. Noellner |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XX., S. 55 |
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XX.
Ueber Salpetersäurebestimmung; von Dr. C. Noellner.
Noellner, über Salpetersäurebestimmung.
In diesem Journal Bd. CLXXXVII S. 264 (erstes Februarheft 1868) findet sich eine von
Hrn. Ad. Span auf Anrathen des Hrn. Dr. G. C. Wittstein
ausgeführte Arbeit und darauf basirte Kritik über meinen Borschlag zur
Salpetersäurebestimmung mittelst schwefelsauren Ammoniaks etc., worin derselbe diese
Methode als völlig unbrauchbar hinstellt.
Dieß gab Veranlassung jenen Versuch mit denselben Salzen und denselben
Gewichtsverhältnissen, wie sie von Ad. Span angewendet
wurden, zu wiederholen. Kalisalpeter, Kochsalz, Glaubersalz und schwefelsaures Kali
von jedem 0,5 Grm. und schwefelsaures Ammoniak 1,0 Grm. wurden in Wasser gelöst und
möglichst rasch unter Umdrehen des Kölbchens, bis nahe zur Trockne wieder verdampft,
einerseits weil es bekannte Thatsache ist, daß die Umlagerung der Elemente bei hohen
Siedepunkten leichter erfolgt als bei gewöhnlicher Temperatur (man vergl. Journal
für praktische Chemie, 1867, Bd. CII S. 459
„über die Entstehung der Salpeter- und Boraxlager in
Peru“), und dann weil die fragliche Methode auf der möglichsten
Fernhaltung von Wasser beruht.
Der erkaltete Rückstand wurde mit absolutem Weingeist Übergossen, bis nahe zum Sieden
erwärmt, nach dem Abkühlen filtrirt, der Rückstand zur Sicherheit noch in der
Reibschale zerrieben und mit absolutem Weingeist auf's Filter gebracht.
Das Filtrat, mit einer Lösung von reinstem Aetzkali in absolutem Weingeist versetzt,
gab sogleich den Niederschlag von gebildetem Kalisalpeter und die Flüssigkeit roch nach
Ammoniak. Durch Erwärmen der Flüssigkeit sammt Niederschlag im Wasserbade bis zum
Sieden sintert der gebildete Kalisalpeter krystallinisch zusammen, ähnlich wie dieß
auch bei anderen Niederschlägen in der analytischen Chemie so häufig geschieht, läßt
sich dadurch leicht filtriren, ja sogar unfiltrirt der Weingeist vom Niederschlag
abgießen.
Sowohl der Rückstand von den verschiedenen Salzen, wie das Filtrat von gebildetem
Kalisalpeter, ließen mit Indigo und Schwefelsäure keine Spur Salpetersäure erkennen;
es mußte demnach die Salpetersäure vollständig in dem durch Kali erhaltenen
Niederschlag enthalten seyn. Dieser Niederschlag wog genau 0,9 Grm. Er wurde in drei
gleiche Theile getheilt. Das erste Drittel zum Theil zur qualitativen Analyse
verwendet, ergab nur Kalisalpeter und Kochsalz oder Chlorkalium, ohne jede Spur
eines schwefelsauren Salzes. Das zweite Drittel mit Kohle gemengt und vorsichtig
erhitzt, verpuffte jedoch noch immer so heftig, daß erst das letzte Drittel mit der
nöthigen Menge Kochsalz und Kohle gemengt und geglüht, zur quantitativen Analyse
verwendet werden konnte.
Das Resultat durch Titriren des gebildeten kohlensauren Kalis mit Weinsäure und
Berechnen auf Kalisalpeter, ergab fast genau die angewandte Menge Kalisalpeter und
der geringe Verlust war durch Anhaften von etwas Kalisalpeter am Kölbchen genügend
zu erklären, dessen Spur zu entfernen aber unterlassen wurde, weil die vollständige
Zerlegung durch das Vorgesagte hinreichend erwiesen war.
Bei einem anderen, in hiesiger Fabrik gerade in Frage stehenden Versuch über den
Salpetergehalt einer alten Salpetermutterlauge, enthielt der mit weingeistiger
Kalilösung erhaltene Niederschlag außer Kalisalpeter auch Magnesia, von in Weingeist
löslichem Chlormagnesium herrührend. Da diese Magnesia aber in Wasser vollständig
unlöslich ist, so bedarf es nur eines nochmaligen Auswaschens des getrockneten
Niederschlages mit Wasser, um aus dem Filtrat durch Verdampfen auf einem Uhrglas
sogleich den reinsten Kalisalpeter in Krystallen für die Waage zu erhalten.
Hat man käufliches sogenanntes Kali causticum fusum der
Apotheken angewendet, so bildet sich durch dessen Natrongehalt neben Kalisalpeter
auch immer Natronsalpeter; da aber das Atomgewicht des Natriums kleiner ist, als das
des Kaliums, so müssen auch die damit berechneten Zahlen bald zu groß oder zu klein
ausfallen, je nachdem der erhaltene Salpeter auf Kali- oder Natronsalpeter
berechnet wird.
Bei Anwendung reiner Stoffe fallen die Resultate in den Händen geübter Analytiker so genau
aus, wie es überhaupt bei Analysen nur möglich ist.
Eine Vorschrift zu geben, welche für jede mögliche Zusammenstellung paßt, lag
übrigens durchaus nicht in meiner Absicht; vielmehr ist es Sache des
Experimentators, die gegebenen Gesetze den gerade vorliegenden Fragen nach Kräften
möglichst anzupassen, wie solches bei jeder Analyse, wie
bei allen Zweigen des menschlichen Wissens der Fall ist. Auch glaube ich meine
Pflicht für den Fortschritt der wissenschaftlichen Technik hinreichend erfüllt zu
haben, wenn ich ein praktisches, aus jahrelangen Beobachtungen hervorgegangenes
bewährtes Verfahren überhaupt veröffentliche.