Titel: | Ueber den unterirdischen Transport des Rübensaftes zur Zuckerfabrication. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXIV., S. 67 |
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XXIV.
Ueber den unterirdischen Transport des
Rübensaftes zur Zuckerfabrication.
Ueber den unterirdischen Transport des
Runklelrübensaftes.
Ueber den praktischen Erfolg dieses Systemes, über welches
wir im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 141 (zweites Januarheft 1868)
berichteten, sind wir jetzt, nach Beendigung der Campagne, in der Lage nach einer
eingehenden Besprechung im Journal des fabricants de
sucre vom 12. März einige Angaben zu bringen.
Man rühmt vor Allem den landwirtschaftlichen Charakter des Systemes, da es die
Ausbreitung des Rübenbaues unter günstigen Verhältnissen und ohne die Erschöpfung
des Bodens, welche bei der Concentration desselben auf geringere Fläche
unausbleiblich ist, gestattet. Da überdieß das erhaltene Viehfutter (die Preßlinge)
gleich am Orte der Rübenerzeugung verbleibt, so ist dieser Vorzug ein doppelter und
bereits werden Vorkehrungen getroffen, um das System an mehreren Orten einzuführen.
Es ist in der That dadurch die beste Lösung des alten Problemes der ländlichen
Zuckerfabriken gegeben.
Die zahlreichen Besucher der Reiberei in St. Acquaire haben durch den Augenschein
alle Angaben über die Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung bestätigt gefunden. Man
hatte Zweifel gegen die Haltbarkeit und gute Leistung der langen Röhrenleitung
gehegt, man hatte den Frost, die Ausdehnung der Röhren, die Stöße der Flüssigkeit in
denselben, böswillige Beschädigung, und Incrustationen durch den zugesetzten Kalk
befürchtet.
Nichts von Allem dem ist in Wirklichkeit eingetroffen. An der tiefsten Stelle einer
Senkung der Leitung, etwa 2 Kilometer von der Fabrik entfernt, ist ein Rohrstück
herausgenommen worden, bei welchem also die gefürchteten Incrustationen sich
vorzugsweise hätten zeigen müssen. Es fand sich aber in diesem Rohr nur eine
weißliche Färbung der Innenfläche, von Niederschlag hingegen nicht die geringste
Spur.
Nur ein leichter Uebelstand hat sich herausgestellt: da das Wasser fehlte, so waren
eine Zeit lang die Rüben nur unvollkommen gewaschen worden; in Folge dessen kam Sand
in den Saft und verstopfte zum Theil den vorderen Theil der Leitung. Der Druck in
derselben stieg hierbei von 8½ auf 10 Atmosphären. Es wird natürlich leicht
seyn, durch Einschaltung eines Absetzgefäßes am Anfang der Rohrleitung auch diesen
Uebelstand ganz zu vermeiden.
Die genaue Saftcontrolle durch die Steuerbehörde, sowohl in der Reiberei wie in der
Fabrik erwies bestimmt, daß keinerlei Saftverlust stattgefunden habe, was man
übrigens auch alsbald an der betreffenden Erdstelle bemerkt haben würde.
Der Erfolg des neuen Systemes erscheint nach dieser Probe einer Campagne vollkommen
gesichert, und ein großer Fortschritt in der Fabrication ist sonach wirklich
gemacht. Das System entspricht sowohl dem Interesse der Landwirthschaft, wie dem der
Industrie: dem ersteren, indem es den Rübenbau von den großen Kosten und
Schwierigkeiten des Transportes befreit, dem letzteren, indem es die allgemeinen
Unkosten und sogar die eigentlichen Fabricationskosten, in Folge des ausgedehnteren
Betriebes, vermindert.