Titel: | Das Signalwesen für Eisenbahnen auf der Pariser allgemeinen Industrie-Ausstellung im Jahre 1867. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXVI., S. 81 |
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XXVI.
Das Signalwesen für Eisenbahnen auf der Pariser
allgemeinen Industrie-Ausstellung im Jahre 1867.
Nach einem Berichte des Hrn. Th. Ritter v. Goldschmidt im
officiellen Ausstellungsberichte des k. k. österreichischen
Central-Comité's, 2te Lieferung, S. 109–130, im Auszuge bearbeitet.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Das Signalwesen für Eisenbahnen auf der letzten
Welt-Ausstellung zu Paris.
Die uns vorliegende Quelle gibt in systematischer Weise die für die Sicherheit des
Verkehres an den Eisenbahnstationen, sowie auf der freien Bahn in verschiedenen
Staaten zur Benutzung kommenden fixen Signalsysteme; die vorgeführten Anordnungen
dürften wohl als Repräsentanten der meisten bis jetzt zur Anwendung gekommenen
Sicherheitsapparate dieser Art angesehen werden. Es mag daher von Interesse seyn,
einige dieser Signalsysteme hier in Kürze hervorzuheben, und dabei von den splendid
ausgestatteten graphischen Darstellungen, welche unsere Quelle auf vier großen
Steindrucktafeln mit allem zugehörigen Detail reproducirt, diejenigen Abbildungen
hier mitzutheilen, welche zum Verständnisse nothwendig und ausreichend seyn dürften.
Die Ordnung, in welcher v. Goldschmidt die verschiedenen
Arten von Signalen aufführt, haben wir in der nachfolgenden Besprechung
beibehalten.
Arm-Signale. — Diese Art von Signalen, wie
sie in der Nähe von Stationen und auf der freien Bahn aufgestellt sich befinden, und
welche fast durchweg mit dem eben angedeuteten Namen, zuweilen auch mit den
Ausdrücken: optische Telegraphen, Korbsignale, Semaphore u. dgl. bezeichnet werden,
ist ihrer Anordnung nach im Allgemeinen bekannt; sie dienen zur Deckung der
Stationen, der Seitenlinien und überhaupt aller jener Punkte, welche mit der
betreffenden Bahnlinie in Verbindung stehen. In neuester Zeit sind diese Signale an
vielen Orten durch elektromagnetische Läutewerke ersetzt und sollen daher auch den
Erfahrungen der Fachmänner zufolge, namentlich in Deutschland und Oesterreich nur
eine untergeordnete Bedeutung haben. In Frankreich seyen die elekromagnetischen
Läutewerke noch gar nicht in Anwendung, weßhalb hier die Construction der optischen
Telegraphen und Semaphore besondere Berücksichtigung findet. Der Haupttypus der
französischen Semaphore für Eisenbahnen ist in Fig. 1 durch die optischen
Telegraphen, wie sie auf der Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn zur
Anwendung kommen, repräsentirt. Der Apparat besteht aus einer gußeisernen, 6 bis 7
Meter hohen Säule A, A,
welche zwei Telegraphenarme B, C für die Signalisirung nach beiden Bahnrichtungen hin trägt; beide Arme
sind um dieselbe Achse a drehbar und werden mittelst
Hebel D, E und dünner
Eisenstangen vom Bahnwärter gestellt. Die Arme sind auf einer Seite roth, auf der
anderen weiß bestrichen, und jeder derselben trägt zwei runde Oeffnungen zur
Aufnahme eines grünen und eines rothen Glases. Wird die Laterne F bei Nacht aufgezogen, so gibt sie weißes Licht, wird
sie dabei von einem der farbigen Gläser bedeckt, so erscheint das Licht in dieser
Farbe, also entweder grün oder roth. Die Signale find dann die gewöhnlichen und
zwar:
Bahn frei:
bei
Tag
Arm
vertical;
bei
Nacht
weißes
Licht.
Langsam fahren:
bei
Tag
Arm
unter 45° gestellt
bei
Nach
grünes
Licht.
Anhalten:
bei
Tag
Arm
horizontal
bei
Nacht
rothes
Licht.
Wechsel-Signale. — Diese haben den Zweck,
die Stellungen der Weichenzunge zu signalisiren und werden gleichzeitig mit dieser
in Bewegung versetzt. Es sind drei Apparate, welche hier unsere Quelle besonders
hervorhebt, nämlich das Pfeilsignal von Bender, das
englische Wechselsignal nach dem Systeme von Deas und das
Wechsel-Armsignal nach dem Systeme von Hall in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, wobei die ersten zwei Systeme durch
ausführliche graphische Darstellungen mitgetheilt sind.
Das Bender'sche Signal ist schon seit dem Jahre 1852 in
Oesterreich und an vielen Orten Deutschlands eingeführt; in letzterer Zeit ist es
verbessert in das sogen. Pfeilsignal umgewandelt worden, dessen Anwendung übrigens
nicht bloß auf den Nachtdienst beschränkt ist.Man vergl. Engineering vom 3. März 1867, S.
455. Der Hauptbestandtheil desselben ist eine eigenthümlich
angeordnete Laterne, welche in Fig. 2 in einer
Längenansicht, in Fig. 3 in einer Seitenansicht und in Fig. 4. im Grundrisse
(beiläufig in 1/12 nat. Gr.) dargestellt ist. Aeußerlich hat die Laterne A die Gestalt eines Pfeiles, dessen Spitze B der Richtung der Ausweiche entspricht. Im Inneren
derselben ist die Centralflamme i, und jeder der beiden
Seiten der Pfeilflächen gegenüber sind unter einem stumpfen Winkel gegen einander
geneigte Glasspiegel m, m
(Fig. 4),
welche das Licht auffangen und auf die Signalscheibe K,
K reflectiren; die Flächen der Scheibe sind concav
und in der Art angeordnet, daß sie überall gleichmäßig beleuchtet sind. In den Seitenflächen des Pfeiles B sind matt geschliffene weiße Gläser zum Durchlassen
des Lichtes angebracht, um die gerade Bahn anzuzeigen. Die Laterne ist auf einer
gewöhnlichen Säule angebracht und kann auf dieser mittelst einer einfachen
Hebelvorrichtung von der parallelen zur senkrechten Stellung gegen die Bahnrichtung,
also um 90 Grad gedreht werden. Dadurch, daß das Signal auf das Auge nicht bloß
durch die Farbe, sondern auch durch die Pfeilform einwirkt, ist es selbst bei
nebligem Wetter auf größere Distanzen sichtbar. Es hat bei Tag und bei Nacht
gleiches Ansehen und bietet namentlich für die Nachtzeit, wo die genannte
Beleuchtung mit dem reflectirten Lichte verwendet wird, die angestrebten Vortheile.
— Bei dem von Th. S. Hall in Stamford
(Connecticut) ausgestellten amerikanischen Alarmsignale wird durch die Stellung der
Weichenzunge die Stromleitung eines elektromagnetischen Schlagwerkes entweder
unterbrochen oder geschlossen; das Schlag- oder Läutewerk ersetzt das Signal,
und die Batterie für den Elektromagneten des Läutewerkes ist in der Station
aufgestellt. So lange die Weiche für die Hauptlinie gestellt ist, ist die
Stromleitung unterbrochen, also das Läutewerk in Ruhe; sobald aber der Wechsel für
die Zweigbahn eingestellt wird, wird die Kette geschlossen, und das Läutewerk gibt
das Alarmsignal so lange, bis der Wechsel wieder auf die Hauptbahn umgestellt wird.
Dieses System, welches auch in vielen anderen ähnlichen Fällen leicht angewendet
werden kann, soll in den Vereinigten Staaten die Sicherheit des Bahndienstes
bedeutend erhöht haben.
Distanzscheiben. — Unter den Signalen dieser Art,
welche unsere Quelle beschreibt, nämlich Distanzscheiben mit einfacher, solche mit
doppelter Drahtleitung, die von einem Standpunkte aus zu stellen sind, dann
Distanzscheiben, welche von zwei Punkten aus gestellt werden können und endlich
elektromagnetische Distanzscheiben, sollen einige Repräsentanten hier vorgeführt
werden. Bei den meisten Systemen sind auch elektromagnetische Läutewerke angebracht,
welche die richtige Stellung des Signales zu signalisiren haben. Als
Haupterforderniß bei den Distanzscheiben muß der Umstand angeführt werden, daß bei
jeder veränderten Lage des Stellhebels durch die Drahtleitung, die Scheibe genau
einer jeden derartigen Einwirkung zu folgen im Stande sey. Es muß daher auch bei
jenen Distanzscheiben, die auf mechanischem Wege eingestellt werden, jede
Veränderung in der Länge oder Gestalt des Drahtzuges durch geeignete
Spannungs- und Compensations-Apparate automatisch aufgehoben
werden.
Als einen Signalapparat, der diesen Bedingungen Genüge zu leisten scheint, dürfte die
Distanzscheibe der französischen Nordbahn (Fig. 5, 6, 7 und 8) bezeichnet werden.
Hierfür stellt Fig.
5 die rückwärtige Ansicht der Scheibe, Fig. 6 den
Compensations-Apparat, Fig. 7 einen
Längen-, Fig.
8 einen Querschnitt des Unterbrechers vor. Die Scheibenachse endigt nach
oben in eine Gabel (Fig. 5), an welche die Scheibe angenietet ist, die in der Mitte eine
längliche Oeffnung hat. Die dazu gehörige Laterne kann mittelst einer über eine
Rolle gehenden Kette auf- und abgezogen, und wenn sie in erhöhter Stellung
sich befindet, mit der Scheibe um 90° gedreht werden. Das Gestell, auf
welchem diese Vorrichtungen ruhen, besteht aus vier runden Eisenstangen, und an
demselben ist eine Leiter angebracht, durch welche dem Bahnwärter die Scheibe und
die Laterne zugänglich gemacht werden. Ein Gegengewicht, welches das Bestreben hat,
die Scheibe auf den „Stillstand“ zu drehen, ist mit dem
Scheibenmaste in Verbindung. Der um eine horizontale Achse drehbare Stellhebel
gleitet an einem Sector und kann in jeder Lage festgestellt werden. Mit diesen
Signalvorrichtungen ist nun eine Spannungs- und Compensationsvorrichtung
(Fig. 6)
verbunden, welche den Zweck hat, die durch Temperaturwechsel hervorgebrachten
Längenänderungen der Drahtleitung unwirksam zu machen. Es muß zu dem Ende auf das
Sorgfältigste mit Rücksicht auf jede Krümmung die Länge der ganzen Drahtleitung
ermittelt werden; genau in der Mitte wird sie dann unterbrochen, das Ende einer
jeden der beiden Hälften über eine verticale Rolle (Fig. 6) gelegt, durch ein
Kettenstück verlängert und hierauf das Spannungsgewicht nach der in der Abbildung
angedeuteten Weise angehängt. Letzteres hängt nämlich an einem kleinen Hebel, der in
der Richtung des Stellhebels mit dem Drahtseile verbunden ist, in der
entgegengesetzten Richtung aber, welche der Scheibe zugewendet ist, nur mittelst
eines Hakens in der Kette liegt. Reißt der Draht in der Hälfte zwischen dem
Spannungsgewichte und dem Stellhebel, so fällt das Gewicht zu Boden, löst sich dabei
aus der Kette, und die Scheibe, bloß dem Gegengewichte folgend, stellt sich auf das
Haltsignal. Würde hingegen der Draht an der anderen, der Scheibe zugekehrten Hälfte
reißen, so würde ebenfalls die Wirkung des Spannungsgewichtes aufgehoben werden, und
die Scheibe schließt wieder die Bahn ab. Da hier das spannende Gewicht nicht am
Ende, sondern genau in der Mitte des Drahtes angebracht ist, so ist seine Wirkung
bei jeder Lage des Stellhebels dieselbe und wirkt andauernd. Wenn Spannungs-
und Gegengewicht in einem gewissen Verhältnisse gewählt und passend regulirt werden,
so kann bei mäßiger Stärke derselben dem Zwecke entsprochen und sogar die Dicke des
Drahtzuges auf ein Minimum beschränkt bleiben. Für letzteren wird verzinkter Eisendraht von 2,5
Millimeter Dicke verwendet; bei jedem der beiden Gewichte wird bloß ein
unveränderliches Hauptgewicht benutzt, welches für das Gegengewicht 12, für das
Spannungsgewicht 30 Kilogramme beträgt; auf jenes können dann zum Zwecke der
Regulirung kleine Scheiben von 2 Kilogr., auf dieses solche von 5 Kilogrm. gelegt
werden. So lange die Scheibe geschlossen ist, wird ein elektromagnetischer
Controlapparat in Thätigkeit gesetzt. Die Einrichtung des hierzu gehörigen
Stromunterbrechers und Stromherstellers ist (Fig. 5, 7 und 8) folgende: Ein ziemlich
schweres Metallstück A, sowie die mit ihm fest
verbundene, mit Platin belegte Feder B drehen sich
gemeinschaftlich um die horizontale Achse O. Zwischen
dem Erddrahte T und dem Metallstücke A wird mittelst der Contactfeder C die metallische Verbindung hergestellt, während ein kleines Platinprisma
L, mittelst eines Hartkautschukstückes K isolirt, in directer Verbindung mit der Leitung steht;
mit der Achse jener Scheibe dreht sich auch ein Hebel D,
der an dieselbe mittelst eines Ringes angeschraubt ist. Ist die Scheibe offen, so
ruht das Metallstück A auf der Unterlage E und die Feder B steht dann
mit dem Isolator K in Berührung, wodurch also der Strom
unterbrochen ist; schließt sich die Scheibe, so wird durch den Hebel D das Stück A gehoben, die
Feder B kommt mit dem Platinstücke L in Contact, und der Strom ist hergestellt. Der ganze
Commutator ist, um ihn gegen äußere Einflüsse zu schützen, von einem Zinkkasten
umgeben.
In eigenthümlicher Weise wird nach der Anordnung von Preece und Warwick auf mehreren englischen
Eisenbahnen das Brennen der Laternen in den Distanzscheiben automatisch controlirt.
So lange nämlich die Flamme in der Laterne angezündet ist, wird ein in derselben
befindliches Metallstäbchen durch die Erhitzung ausgedehnt und drückt dabei gegen
eine Metallfeder, wodurch letztere von einem elektrischen Contacte entfernt gehalten
wird; wird hingegen durch irgend einen Zufall die Flamme ausgeblasen, so zieht sich
das Metallstäbchen zusammen und die Feder stellt hierauf mittelst des Contactes
einen elektrischen Strom her, durch welchen ein in der Nähe des Signalwarters
befindliches Läutewerk in Thätigkeit versetzt wird. Diese Anordnung soll sicher
functioniren; das Princip derselben ist jedoch nicht neu, da schon seit längerer
Zeit ein ähnliches für den Dienst bei Feuerwachen verwendet wird.
Unter den mittelst elektromagnetischer Wirkung in Bewegung versetzten Distanzscheiben
ist in unserer Quelle das System von Johann Leopolder in
Wien und jenes der Hipp'schen Telegraphenfabrik in
Neuenburg aufgeführt; letzteres ist in diesem Journale (Bd. CLXV S. 107) von dem Erfinder beschrieben worden. Das System von
Leopolder ist in Fig. 9 schematisch
abgebildet. Die Scheibe S besteht aus zwei getrennten
Hälften, von denen die untere fix, die obere aber um eine durch ihren Mittelpunkt
gehende horizontale Achse drehbar ist. Die geschlossene Scheibe gibt (Fig. 10) das
Haltsignal, die halb offene (Fig. 9) die freie Bahn an.
In dem beweglichen Theile der Scheibe ist eine kreisförmige Oeffnung angebracht,
durch welche bei Nachtzeit das Laternenlicht wahrnehmbar ist und bei freier Bahn an
der halb offenen Scheibe grünes Licht, bei geschlossener Scheibe aber das rothe
Licht der Laterne wahrnehmen läßt. Bei freier Bahn wird (Fig. 9) die obere Hälfte
der Scheibe im halb offenen Zustande dadurch erhalten, daß das Triebwerk A, welches durch Einwirkung auf die Kette f jene Scheidenhälfte drehen kann, durch den Sperrarm
e und den Hebel d, der
in letzteren einfällt, arretirt wird. Bei B ist nämlich
mittelst eines Tasters T ein Strom hergestellt, der
durch die Volta'sche Batterie D erzeugt, durch den Tasterhebel und die Stromführung I zur Spirale des Elektromagnetes a gelangen und aus dieser wieder direct durch die Erde bei E zurückkehren und bei E1, zum anderen Pole der Batterie E gehen kann. Der Elektromagnet a. zieht daher seinen Anker an, dreht die Gabel c hierdurch nach aufwärts, und diese erhält also den Hebel d in der Lage, bei welcher das Triebwerk A gesperrt bleibt. Soll nun die bewegliche Halbscheibe
in die geschlossene Lage (Fig. 10) gebracht werden,
so hat man bloß den Taster T niederzudrücken; hierdurch
wird der Strom der Batterie unterbrochen, der Elektromagnet a außer Thätigkeit gesetzt, sein Anker mittelst der an dem Arme b wirkenden Abreißfeder abgezogen, letzterer mit der
Gabel c nach links um ihre Achse gedreht; es muß daher
der Hebel d, um seine Achse sich drehend, nach abwärts
fallen und den Sperrarm e auslösen. Da jetzt das
Triebwerk A in Thätigkeit kommt, so wird nunmehr die
bewegliche Halbscheibe und mit ihr auch die hinter derselben befindliche Laterne um
180 Grad gedreht, so daß jene in die geschlossene Lage versetzt wird. Diese Lage
wird durch das Läutewerk C controlirt; es wird nämlich
mittelst eines kleinen am Kettenrade befindlichen Ansatzes h gleichzeitig ein Contact bei g hergestellt,
der mittelst des Stromlaufes II mit einem Ende des
Elektromagnetes bei C verbunden ist, während das andere
Ende dieser Spirale mittelst des zugehörigen Stromunterbrechers durch die
Stromleitung III mit einem Pole der Batterie E in Verbindung gesetzt und der andere Pol dieser
Batterie zur Erdplatte E1, führt. Da andererseits das kleine Excentric h mit der Erdplatte E in leitender Verbindung
steht, so bleibt also der Strom für das Läutewerk C so
lange geschlossen, als der Contact bei g stattfindet,
also so lange der Taster T niedergedrückt bleibt; läßt
man letzteren aber frei
und in seine erste Ruhelage zurückkehren, so wird nicht bloß die Kette für die
Batterie E und das Läutewerk C wieder unterbrochen, sondern auch durch die Thätigkeit des Triebwerkes
A die bewegliche Halbscheibe in ihre erste Lage
zurückgedreht, wobei dann, da jetzt wieder der Strom der Batterie in Thätigkeit
kommt, der Sperrhebel d in die Klinke e einfällt und das Triebwerk A arretirt. Der Vortheil dieser Scheibe soll hauptsächlich darin liegen,
daß dieselbe nur um eine horizontale Achse drehbar und so dem Einflüsse der Stürme
entzogen sey; allerdings werden aber auch hierdurch die Einflüsse, welche von dem
Temperaturwechsel herrühren, gleichzeitig beseitigt. Derartige Distanzscheiben seyen
in Oesterreich auf der Südbahn und Kaiserin Elisabeth-Westbahn versuchsweise
angewendet worden.
Selbstwirkende Signale für Tunnels, Wegübersetzungen,
Zweigbahnen. — Für diese Zwecke werden wieder entweder mechanische
oder elektromagnetische Vorrichtungen benutzt, die selbst wieder sich darin
unterscheiden können, daß sie entweder Distanzscheiben u. dgl. oder Läutewerke
automatisch in Thätigkeit versetzen. Eines der sinnreichsten Mittel dieser Art
bietet die selbstwirkende Distanzscheibe nach dem Systeme Limouse dar, welche seit einer Reihe von Jahren von der französischen
Ostbahn bei kurzen Tunnels in Anwendung kommt. Ihr Princip besteht darin, daß, wenn
der Zug in den Tunnel einfährt, das erste Rad der Maschine gegen einen Tritt drücken
muß, der am inneren Rande der Schiene angebracht ist. In Folge des Niederdrückens
jenes Trittes wird die Achse einer Sperrklinke gedreht, hierdurch ein Arm eines
doppelarmigen Hebels ausgelöst; ein am anderen Arme dieses Hebels befindliches
Gewicht fällt hierbei nieder und zieht dadurch eine Stange und einen Balancier mit,
wodurch die Scheibe um 90 Grad gedreht und auf das Haltsignal eingestellt wird. Am
anderen Ende des Tunnels ist eine Welle angebracht, an welche mittelst eines Seiles
Gewichte gelegt sind, und diese Welle ist mit dem Scheibenapparate durch ein
zweifaches Drahtseil verbunden. In Folge der Drehungen der Scheibe wird dieser Draht
angespannt, die Welle gedreht, und es kommt so an dem abgewendeten Ende des Tunnels,
gegen das hin der Zug fährt, aus einer vertieften Stelle ein roth angestrichenes
Gewicht zum Vorschein, wodurch dem Signalwächter das Herannahen des Trains angezeigt
wird. Hat der Zug den Tunnel passirt, so zieht dieser Wärter das markirte Gewicht
wieder zurück, wodurch dann auch die Signalscheibe wieder in ihre erste Lage
versetzt wird.
Ein von der französischen Nordbahn ausgestelltes Tunnelsignal kommt dadurch zur
Thätigkeit, daß, sobald der Train in den Tunnel einfährt, von einem der Vorderräder der Locomotive gegen
ein am inneren Rande der Schiene angebrachtes Pedal gedrückt und hierdurch ein Strom
hergestellt wird, welcher ein Läutewerk am Eingänge des Tunnels in Thätigkeit
versetzt. Letzteres tönt so lange, bis der Train den Tunnel verläßt, und bei der
Ausfahrt drückt dann das Maschinenrad auf ein zweites Pedal, wodurch dann wieder der
Strom für jenes Läutewerk unterbrochen wird. Gleichzeitig aber wird auch bei der
Einfahrt in den Tunnel ein am Ausgange desselben angebrachtes Läutewerk zum
Functioniren gebracht, dessen Thätigkeit jedoch von dem Signalwächter selbst
mittelst eines eigenen Tasters unterbrochen werden muß. Jedes Geleise besitzt eine
Gruppe solcher Apparate, und die Signalisirung wird durch Distanzscheiben
vervollständigt. Unsere Quelle erwähnt der dabei angewendeten
Blasbalg-Contactunterbrecher (Commutateurs à
souffler), ohne davon eine nähere Beschreibung zu geben.
Während das zuerst genannte Tunnelsignal wohl kaum auf eine Länge von 1000 Meter mit
Sicherheit wirken dürfte, kann das letzte bei einer beliebigen Länge des Tunnels in
Anwendung kommen. Ein weiteres Signalsystem für diese Zwecke, welches hier erwähnt
wird, und das beiläufig darin bestehen soll, daß noch bis zu einer Entfernung von
2000 Meter von zweien an den beiden Endpunkten angebrachten und durch einen Draht
unter sich verbundenen Gewichten durch Hebung des einen das sichere Abwärtsgehen des
anderen bewirkt werden soll, um dabei eine Glocke in Bewegung zu versetzen, dürfte
wohl keine besonders präcise Thätigkeit zu vollführen im Stande seyn.
Distanzscheiben in Verbindung mit Knallkapseln. —
Daß zur Sicherung des Verkehres bei trüber und nebliger Witterung von jedem
Eisenbahntrain selbst wesentlich dadurch beigetragen werden kann, daß derselbe
sogen. Knallkapseln auf die Schienen legt, ist bekannt. Die neueren Systeme gehen
nun dahin, daß die Signalvorrichtung selbst, welche das Absperren der Bahn besorgt,
die Kapseln auf der Schiene anzubringen hat.
Von den Systemen dieser Art, welche unsere Quelle beschreibt, soll nun zunächst das
mit der Distanzscheibe der französischen Nordbahn (s oben S. 83) verbundene absolute
Haltsignal (disque d'arrêt
absolu) zur Erwähnung kommen; es ist dieß eine Distanzscheibe mit
Knallkapsel, welche zum Schutze besonders wichtiger Punkte, z. B. der Abzweigungen
von Seitenlinien bestimmt ist, und es darf der Maschinenführer bei festgesetzter
Strafe die Scheibe nicht überfahren, wenn dieselbe geschlossen ist; das Ueberfahren
gäbe sich durch das Zerdrücken der Knappkapsel kund. Die Scheibe ist bei diesem
Signalapparate quadratisch und in vier Felder eingetheilt, von denen zwei diagonal gegenüber liegende roth,
die beiden anderen weiß sind. Ein eigenes mit der Scheibenstange (Fig. 5) verbundenes
Hebelsystem (welches in Fig. 11 in einer Ansicht,
in Fig. 12 im
Grundrisse dargestellt ist) bewegt, während die Scheibe sich dreht, die Kapsel zu
und von der Schiene; bei geschlossener Scheibe befindet sich die Kapsel auf der
Schiene. Durch das Oeffnen derselben zieht die Stange A
die Kapsel zurück. Die Stange A besteht aus zwei
Theilen; der eine obere a trägt an einem Ende die
Kapsel, ist am anderen mit einem Riegel c versehen und
gleitet in eine Nuth der unteren Stange b; der Lauf der
oberen Stange a wird durch die zwei festen Träger d und e begrenzt, indem der
Riegel c; zwischen ihnen sich bewegen kann. Die Distanz
der Träger d und e ist 136
Millimeter. Während der Endpunkt des Hebels bei der Drehung der Scheibe um 90 Grad
einen Lauf von 2 Decimeter hat, beschreibt also die Kapsel mit der Stange a nur ⅔ jenes Weges, wodurch man den Vortheil
erlangt, daß selbst bei großer Entfernung zwischen Scheibe und Stellhebel, der
Kapsel dennoch die angedeutete Bewegung mitgetheilt wird.
Bei der Distanzscheibe mit Knallkapsel auf der
Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn, deren Signalapparat ohnehin ein
absolutes Haltsignal bildet, müssen bei geschlossener Scheibe die Knallkapseln schon
500 bis 700 Meter vor der Scheibe auf die Schiene gelegt werden. Die hierfür
getroffene Anordnung des Scheibenapparates ist in Fig. 13 im Aufriß, in
Fig. 14
im Grundriß dargestellt. An der dem Signalwächter entgegengesetzten Seite der
Scheibe drehen sich um die horizontale Achse A die
beiden Arme B und C; der
größere B aus Gußeisen trägt einen Kreissector, in
welchem die Drahtleitung L befestigt ist, welche zur
eigentlichen Knallsignalvorrichtung führt. Beide Arme B
und C sind durch die Querstange D unter sich verbunden. Um dieselbe Welle A,
A dreht sich der Winkelhebel M, A, N, an dessen
kürzerem Arme N sich die Kette N1, anschließt, welche von der Scheibe
kommt; der Spannungs- und Compensationsapparat hat die oben beschriebene
Anordnung. In der Abbildung ist der Hebel M, A in seiner höchsten Lage, bei welcher die Bahn
geschlossen ist, der kleine Arm N drückt auf die
Querstange D, das Spannungsgewicht muß gleichfalls seine
höchste Lage annehmen, während das Gegengewicht Q (Fig. 15) seine
tiefste Lage hat. Wird die Scheibe geöffnet, so fällt das Gewicht M, der Hebel M, A. nimmt seine tiefste Lage an, der kleine Hebelarm N, A drückt nicht mehr auf
die Querstange; die Hebel B und C können das Spannungsgewicht drehen, bis dasselbe in seine tiefste Lage
kommt, während das Gewicht Q und der Hebel O, Q ihre höchsten
Stellungen annehmen. Das Hebelsystem, durch welches die Knallkapseln (es sind deren
gewöhnlich zwei) auf die Schiene gelegt werden, ist in Fig. 15 in einer
Seitenansicht, in Fig. 16 im Grundrisse dargestellt und hieraus dessen Thätigkeit leicht zu
erkennen. Würde auf irgend einer Seite des Spannungsapparates der Drahtzug reißen,
so würde das Spannungsgewicht sich auslösen und das Gewicht Q die Kapseln k, k
sogleich auf die Schiene versetzen.
Sicherheitsvorrichtungen und Apparate für eine
Centralstation. — Der Zweck dieser Einrichtungen ist lediglich der,
dafür zu sorgen, daß an einer Station, an welcher eine Gruppe von vielen Geleisen
sich vereinigt, dem einfahrenden (und abgehenden) Zuge genau der Weg angewiesen
wird, welchen die Sicherheit des Verkehres erfordert, so daß also die Stellung der
Geleisewechsel mit den verschiedenen Signalen genau in Einklang gebracht und in
diesem erhalten wird. „So lange — sagt unsere Quelle — das
Einstellen der Wechsel in anderen Händen als jenes der entsprechenden Signale
ruht, wie es in der That heute fast durchgehends der Fall ist, hängt die
Uebereinstimmung derselben einzig und allein von der gewissenhaften Ausführung
der Vorschriften von Seiten der Wächter oder sonstigen Beamten ab.“
Sehr interessant sind nun die Einrichtungen, welche unsere Quelle vorführt, durch
welche die Sicherheit des Verkehres an einer Centralstation auf einen hohen Grad
gebracht ist; die unbedingte Abhängigkeit der Signal- und der
Weichen-Stellung liegt jenen Anordnungen zu Grunde.
Das eine System jener Sicherheitseinrichtungen, welche unsere Quelle vorführt, ist
von Vignier, Ingenieur der französischen Westbahn zu
Paris; Vignier soll der Entwickelung seiner Erfindung
fast 13 Jahre alle seine Kräfte gewidmet haben. Das Grundprincip für diese
Einrichtungen im Pariser Westbahnhofe (Gare de
Saint-Lazare) besteht darin, daß die Stellhebel der Distanzscheiben
und Weichenzungen in der Weise unter sich verbunden sind, damit nie eine Weiche
geöffnet werden kann, wenn nicht zuerst das Signal zum Vorschein kommt, das jene
Weiche zu decken hat. Zu dem Ende ist mit den Stellhebeln der Signale eine Gruppe von Eisenstangen in Verbindung gebracht,
während mit den Stellhebeln der Weichenzungen eine zweite
Gruppe solcher Eisenstangen durch Ketten u. dgl. in Verbindung steht. In den
Eisenstangen der ersten Gruppe sind Löcher in der Art angebracht, daß bei
harmonirender, also richtiger Stellung der Signale und Wechsel in dieselben die
Eisenstangen der zweiten Gruppe einpassen und hier auf und ab geschoben werden
können; dieses Einpassen findet jedoch nur, wie gesagt, bei richtig
übereinstimmender Lage von Signalen und Wechseln statt. Stehen aber die Signale
falsch, so entsprechen die Löcher nicht mehr den Eisenstangen der Weichen und
letztere können auch dann nicht mehr bewegt werden. Es muß also immer eine richtige
Stellung der Signale zuerst vorausgehen, wenn die Weichen geöffnet werden wollen.
„Im Pariser Westbahnhofe werden fünf Distanzscheiben von einem
einzigen Posten aus manövrirt, und indem die Stellhebel in ihrer Bewegung in der
genannten Weise mit einander verbunden sind, kann eine Scheibe nur dann geöffnet
werden, wenn die vier anderen die geschlossene Bahn anzeigen. Die Anwendung,
welche diese Apparate gestatten, ist sehr vielseitig. Das Oeffnen von
Abschlußschranken bei Wegübersetzungen kann von der richtigen Stellung der
Deckungssignale abhängig gemacht werden, wie wir Gelegenheit hatten, es bei
einer Allee, welche zum Parke von Saint-Cloud führt und die Linie von
Paris nach Versailles übersetzt, zu beobachten. In gleicher Weise kann das
Oeffnen einer Zugbrücke von der früheren Abschließung der Bahn bedingt
werden.“ Seinen ersten Sicherheitsapparat hat Vignier schon im Jahre 1854 für die Station Batignolles bei Paris
eingerichtet; in den letzten Jahren wurde er auf den Linien der französischen
West-, Nord- und Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn
mehrfach angewendet.
Zu einem hohen Grade von Vollkommenheit haben die Einrichtungen von Saxby und Farmer (in Kilburn
bei London) geführt, welche in England eine ausgebreitete Anwendung gefunden und in
letzterer Zeit auch von den belgischen Staatsbahnen angenommen worden seyn sollen.
Obgleich wir auch von diesem Systeme eine erkleckliche graphische Darstellung nicht
zu geben im Stande sind, so mag dennoch im Allgemeinen dasselbe ausreichend erörtert
werden können, wenn wir die Signalvorrichtungen schildern, die in der Cannon
Street-Station zu London bestehen und worüber noch eine andere uns
vorliegende QuelleAnnales du Génie civil, December 1867, S.
795. berichtet. In diesen Bahnhof münden 9 Geleise ein, welche
zusammen 32 Wechsel und 35 Signalhebel erfordern. Zu manchen Tageszeiten langen in
der Stunde 18 Züge an, und eben so viele verlassen die Station. Im Durchschnitte
müssen die Wechsel und Signale in der Stunde 80 bis 90 Mal verstellt werden; zur
Zeit des lebhaftesten Zugverkehres kommen 108 verschiedene Manöver in der Stunde
vor, so daß jede Verstellung etwa 33 Secunden in Anspruch nehmen darf, obgleich
manche Wechsel und Signale gegen 200 Meter von einander entfernt sind. Um nun die
äußerst schwierige Aufgabe, jedem Train sein bestimmtes Geleise zu eröffnen, lösen
zu können, ist in einer Distanz von 45 Meter von der Station auf der Themsebrücke
eine Plattform von solcher Höhe angebracht, daß die Locomotiven noch unterhalb
dieses Gerüstes passiren können. Auf demselben befindet sich eine Wächterhütte, die
ringsum mit Glaswänden umgeben ist, und welche alle Linien der Umgebung vollständig
beherrscht. An vier hohen Mastbäumen sind 24 Semaphore angebracht, welche unter
gewöhnlichen Umständen immer durch ihre horizontal gestellten Arme
„geschlossene Bahn“ signalisiren; nur auf einige Secunden
wird einer oder der andere der Arme herabgelassen, wenn ein Zug passiren kann. Jeder
Zugführer hat die Signale genau zu beobachten, und so lange abzuwarten, bis die Bahn
frei wird und hierauf sofort den Zug in Bewegung zu setzen. Jene 24 Semaphore, 5
Distanzscheiben und 6 Hülfsignale reichen zur Sicherung des Verkehres für die
abgehenden und ankommenden Züge aus. Im Inneren des Wächterhauses sind 32
Weichen- und 35 Signalleitungen vereinigt und bilden eine Reihe von 67 ganz
gleichen, parallel stehenden Hebeln. Diese Hebel werden von zwei starken Männern,
welche beständig ihre Aufmerksamkeit den zu stellenden Zeichen zu widmen haben,
dirigirt, und dieselben können durch eine Art Corridor zu jedem Hebel gelangen. Kein
Hebel kann unabhängig vom anderen bewegt werden. Jeder Hebel ist mit seiner eigenen
Nummer versehen und trägt außerdem noch ein Plättchen, auf dem die Nummern jener
Hebel angezeigt sind, welche vorher richtig, nämlich auf „geschlossene
Bahn“ gestellt seyn müssen, wenn er selbst eine Bewegung zulassen
soll. Jede Gruppe von Hebeln, die einem und demselben Zwecke entsprechen, sind mit
gleicher Farbe bemalt; die Weichenhebel sind schwarz, die Abfahrtssignale roth, die
Ankunftssignale blau und die Distanzscheiben gelb. Der Mechanismus zur Erreichung
der gegenseitigen Abhängigkeit der Hebelstellungen ist im Allgemeinen dem von Vignier ähnlich, nur mit dem Unterschiede, daß, wie
erwähnt, alle Signale, welche auf einem Hebel verzeichnet sind, vorher geschlossen
seyn müssen, wenn derselbe auf freie Bahn eingestellt werden soll. Unter dem Boden
des Gerüstes und gegenüber von den Hebeln sind nämlich mehrere Reihen von
Sperrvorrichtungen und Coulissen, die ähnlich dem Riegel eines Schlosses horizontal
angebracht sind. Diese Stangen sind mit Ansätzen versehen, durch welche beim
Eingriffe in gewisse Hebel, ihre Bewegung gehindert wird. Manche derselben wirken
gegen geneigte Ebenen von der Art, daß wenn ein Hebel sich bewegt, er jenen Ebenen
eine seitliche Bewegung beibringt, und diese Bewegung wird dann den anderen
derselben Reihe mitgetheilt, welche auf die Ansätze oder Kränze jener Hebel
einwirken, mit welchen der Haupthebel in Verbindung steht. Kurz gesagt, es wird
durch die Thätigkeit eines einzigen Hebels eine Reihe von anderen arretirt, während
eine andere Reihe
eine Bewegung anzunehmen befähigt ist, und hierin liegt das Wesen des ganzen
Systemes, welches bis jetzt die vollste Sicherheit gewährt hat. Dem letzteren kann
nur der einzige Nachtheil entgegengehalten werden, welcher sich auf die Abnutzung
der Constructionstheile bezieht; eine Gefahr kann aber selbst unter solchen
Umständen nicht auftreten, denn wenn ein derartiger Fehler sich bei irgend einem der
Hebelsysteme einstellen sollte, so würde der einzige Uebelstand in einer
Zeitversäumniß bestehen; denn es bleibt dann das betreffende System so lange
unbeweglich, also die Bahn geschlossen, bis jene Störung wieder aufgehoben worden
ist. — An jedem Ende der Wächterhütte ist ein Telegraphenapparat aufgestellt,
von welchen der eine — ein Zeigertelegraph mit Läutewerk — die
sämmtlichen Züge zu signalisiren hat, und die von dem betreffenden Telegraphisten
der Reihe nach genau einzutragen und anzugeben sind; der andere Telegraph wird für
die Zwecke der Eisenbahn selbst oder zur Beförderung irgend welcher Depeschen
benutzt und steht gleichfalls unter der Obhut eines eigenen Telegraphisten.
Signale für den eigentlichen Verkehr der Züge. —
Unsere Quelle gibt hier zwei Systeme in Kürze an, von welchen das eine Hrn. I. Leopolder in Wien, das andere dem englischen
Telegraphen-Ingenieur Preece angehört. Jenes
scheint von denen, welche seiner Zeit von Siemens und Halske, TeirichAllgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S.
1025., FrischePolytechn. Journal Bd. CLXV S. 263. u. A. zu
diesem Zwecke eingeführt und vorgeschlagen worden sind, nicht viel verschieden zu
seyn; durch Niederdrücken eines Tasters im Stationsgebäude wird nämlich eine Reihe
durch Uebereinkommen festgestellter Signale automatisch mitgetheilt. Der in der
Station aufgestellte Apparat besteht in einem Kästchen, welches eine Achse mit eben
so vielen darauf gekeilten Rädern enthält, als Zeichen zu geben sind, und einem
Uhrwerke, um das Radsystem in Bewegung zu setzen. Jedes Rad ist an seinem Umfange
mit Stiften (ähnlich der Walze einer Spieluhr) versehen, welche bei der Umdrehung
der Räder, so oft ein Stift an einem Sperrzahn streift, eine Stromunterbrechung
hervorbringen, wodurch das Anschlagen des Hammers aller in der Leitungskette (mit
Ruhestrom) befindlichen Läutewerke veranlaßt wird. Durch die Vertheilung der Stifte
am Umfange der Räder wird die Länge der Pausen zwischen je zwei auf einander
folgenden Glockenschlägen bestimmt. Jedes einzelne Rad kann eine bestimmte Phrase
(z. B. ein Zug fährt ab, Hülfsmaschine soll kommen etc.) telegraphiren. Wird ein
Zeiger auf die entsprechende Phrase eingestellt, so kommt ein Hebel mit dem
Sperrzahne dem Rade gegenüber zu stehen, und wird dann der Taster niedergedrückt, so
läuft das Uhrwerk ab und die Signale erfolgen.
Verschieden von dem eben erwähnten elektrischen Signalsysteme ist das von Preece, welches ebenfalls elektromagnetische Wirkungen
benutzt, das jedoch den alleinigen Zweck zu haben scheint, das Zusammenstoßen von
Zügen auf einem und demselben Geleise zu verhüten. Für diesen Zweck hat man nämlich
im Allgemeinen bloß bestimmte Regeln aufgestellt, nach welchen zwischen der Abfahrt
zweier Züge in derselben Richtung eine vorschriftsmäßige Zeit verfließen muß, wofür
dann in passender Weise die Signale mitgetheilt werden; dieses Verfahren wird das
„Zeitsystem“ genannt. Ein neues, von diesem ganz
verschiedenes ist das sogenannte „Distanz“- oder
„Blocksystem“; es besteht dem Principe nach darin, daß es
keinem Zug gestattet ist, einem anderen früher nachzufolgen, bis dieser eine
bestimmte und vorgeschriebene Minimalentfernung schon erreicht hat. Es ist zu dem
Ende die ganze Linie in Sectionen eingetheilt, und in jeder darf nie mehr als ein
Zug in derselben Richtung gehen. An den Endpunkten der Sectionen sind elektrische
Telegraphenposten aufgestellt, welche mit einander correspondiren, so daß man
sogleich Nachricht erhält, wenn ein Zug von einer Station auf eine andere
übergegangen ist; so lange dieses Ankunftssignal nicht empfangen worden ist, darf
der Zug aus der Station nicht ausfahren, d. h. er ist
„blockirt.“. Die Länge der Sectionen ist zwar im
Allgemeinen verschieden; dieselbe darf jedoch selbst bei lebhafterem Verkehre etwa 2
bis 3 Kilometer lang werden, ohne daß die Gefahr gesteigert würde. Unsere Quelle
führt für dieses System die Signalapparate von Preece an,
ohne jedoch die Einrichtung derselben näher zu beschreiben. Wir begnügen uns daher
damit, die Vorrichtungen zu nennen, mit welchen zwei mit einander correspondirende
Nachbarstationen für diesen Zweck ausgestattet sind. Diese bestehen: 1) in einem
kleinen elektromagnetischen Semaphor (an jedem Ende), der von der Nachbarstation aus
manövrirt wird, und dessen Stellung in der Station selbst nicht geändert werden
kann; 2) einem Stellhebel für die Telegraphenarme des Semaphores der nächsten
Station; 3) einem Controlapparate, der zugleich ein Läutewerk enthält; der
Controlapparat wiederholt in der eigenen Station die Signale, welche man mittelst
des Stellhebels auf den Semaphor der nächsten Station überträgt; 4) einem Taster zur
Herstellung des Stromes, welcher die Glocke im Controlapparate der Nachbarstation
zum Schlagen bringt etc. Verläßt nun ein Zug die erste Station, so wird dieß der Nachbarstation,
indem der Taster niedergedrückt wird, durch ein Signal des elektrischen Läutewerkes
angezeigt; der Beamte der letzteren Station bringt nun mittelst seines Stellhebels
den Semaphor der ersten in die horizontale, nämlich in die Lage, welche
„geschlossene Bahn“ anzeigt; dasselbe Zeichen wird nun
durch den Telegraphenapparat der zweiten Station controlirt. Sobald der Zug an
dieser Station ankommt, bringt man wieder mittelst des Stellhebels den Semaphor der
ersten Station in seine Ruhelage, während gleichzeitig der Strom für den
Controlapparat der erreichten Station unterbrochen wird. In der Station Chiswick der
London- und South-Western-Bahn soll übrigens von Preece die Einrichtung getroffen worden seyn, daß von den
Augenblicken an, in welchen die eben genannte Auswechslung der Signale beider
Stationen stattgefunden hat, nicht bloß dem Beamten der ersten, sondern auch jenem
der Nachbarstation die Handhabung der Mechanismen unzugänglich gemacht werde und das
nächste Zeichen mittelst eines automatischen Mechanismus durch den Druck der Räder
des anlangenden Zuges erst wieder verabfolgt werden könne.
Automatischer Post-Depeschenwechsel zwischen fahrenden
Zügen und den Stationen. — Die Vorrichtungen solcher Art haben den
Zweck, den Depeschenwechsel zwischen einem Zuge und einer Station zu ermöglichen,
ohne den Zug anhalten zu müssen. In unserer Quelle werden hierfür einige
Anordnungen, wie sie in Preußen und England bestehen, im Allgemeinen erwähnt. Es mag
ausreichen, auf eine Anordnung hier aufmerksam zu machen, welche in diesem Journale
(Bd. CLXXVII S. 342, Jahr 1865) näher beschrieben worden
ist.
Communicationssignale zwischen dem Zugpersonal und den
Reisenden in einem und demselben Eisenbahntrain. — Unsere Quelle
hebt mit Recht die Wichtigkeit dieser Verkehrsmittel für den vorliegenden Zweck mit
besonderem Nachdrucke hervor. Da die wichtigsten der hierfür gemachten Vorschläge,
nämlich jene von Morgan und Howarth, Prud'homme u. A. in diesem
JournalePolytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 166 und 174, Jahr 1866; Bd.
CLXXXIII S. 5, Jahr 1867; Bd. CLXXXIII S. 162 und Bd. CLXXXVII S. 362, Jahr 1868. schon berücksichtigt worden
sind, so mag es ausreichen, hier darauf aufmerksam gemacht zu haben.