Titel: | Verfahren zur Bestimmung des Siliciums im Eisen und Stahl; von V. Eggertz, Professor an der Bergschule zu Falun in Schweden. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXXIX., S. 119 |
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XXXIX.
Verfahren zur Bestimmung des Siliciums im Eisen
und Stahl; von V. Eggertz,
Professor an der Bergschule zu Falun in Schweden.
Aus Engineering, Januar 1868, S. 71 und S.
91.
Eggertz, Verfahren zur Bestimmung des Siliciums im Eisen und
Stahl.
Wer sich mit Analysen von Eisen und Stahl beschäftigt hat, weiß, wie unsicher die
Bestimmung des Siliciums wird, wenn man die zur Abscheidung desselben in Form von
Kieselsäure allgemein übliche Methode befolgt, da nicht allein Roheisen, sondern
auch Stabeisen und Stahl von beigemengter Schlacke niemals völlig frei sind. Diese
Schlacke wird bei dem gewöhnlichen Verfahren, bei welchem das Eisen durch Säuren in
Lösung gebracht wird, zersetzt und ihr Kieselsäuregehalt vermehrt dann die Menge der
Kieselsäure, welche aus dem im untersuchten Eisen oder Stahl vorhanden gewesenen
Silicium entstand, so daß die Menge des erhaltenen Siliciums zu hoch ausfällt,
insofern fast die ganze vorhandene Kieselsäure der Schlacke unangegriffen
zurückbleibt und nur ein sehr geringer Antheil derselben in Lösung geht.
Bei gewissen Roheisensorten findet dieß zwar nicht statt, doch enthalten dieselben
zuweilen Hohofenschlacke. In den Sammlungen der Faluner Bergschule befinden sich
mehrere Exemplare von Spiegeleisen, welche deutlich wahrnehmbare Schlackentheile
enthalten, wohingegen dergleichen in grauem Roheisen nur selten bemerkt werden.
Wir wollen hier daran erinnern, daß nach einer Mittheilung im berg- und
hüttenmännischen Jahrbuche, Bd. XI S. 289, in einem in
Krain erzeugten krystallistrten Roheisen krystallisirtes
Silicium, in Form von kleinen, silberähnlichen Blättchen vorgekommen ist,
welches weder durch Behandlung mit kochender Salpetersalzsäure, noch durch Glühen in
Sauerstoffgas angegriffen, durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali und kohlensaurem
Natron aber zu Kieselsäure umgewandelt wurde.
In einer heißen Lösung von kohlensaurem Natron ist
krystallisirtes Silicium unlöslich; dagegen löst sich dieser Körper, unter
Entwickelung von Wasserstoffgas, in heißer Aetzkalilauge,
sowie in heißer Fluorwasserstoffsäure. Bei den im
Laboratorium der Bergschule ausgeführten Untersuchungen zur Bestimmung des
Siliciumgehaltes des Roheisens lag niemals Anlaß zur Vermuthung der Gegenwart von
krystallisirtem Silicium vor. Dagegen wurde zuweilen Roheisen bemerkt, welches mit einem dünnen weißen
Ueberzuge von pulverförmiger Kieselsäure versehen war.
Nach mannichfachen fruchtlosen Versuchen, das zu untersuchende Eisen mittelst stark
verdünnter unorganischer und organischer Säuren, von denen die vorhandenen
Schlackentheilchen nicht angegriffen werden, in Lösung zu bringen, fand sich endlich
ein solches Lösungsmittel im Brom, welches, mit Wasser
verdünnt, das Eisen auflöst, ohne die vorhandene Schlacke im Mindesten
anzugreifen.
Da aber das Arbeiten mit größeren Mengen von Brom mit großen Unannehmlichkeiten
verknüpft ist, so wurden an Stelle desselben Versuche mit Jod gemacht, bei denen
sich fand, daß dieser Körper auf die Schlacke sowie auf die vorhandenen
Eisen- und Manganoxyde nicht einwirkt.
Dagegen wird das Eisen von Brom rascher aufgelöst als von Jod; auch dürfte das
erstere leichter in dem für die Analyse erforderlichen reinen Zustande zu erhalten
seyn.
Auch neutrales Kupferchlorid kann als Lösungsmittel
benutzt werden, wenn kein Kupfer niedergefchagen wird.
Außerdem wurde, da weitere Versuche ergaben, daß die Frischschlacke durch eine Lösung
von kohlensaurem Natron von der in Folge der Einwirkung des Broms, beziehungsweise
des Jods auf das im Eisen enthaltene Silicium entstandenen Kieselsäure getrennt
werden kann, — zur Bestimmung des Silicium- und Schlackengehaltes im
Stabeisen und Stahl die nachstehende Methode mit Erfolg angewendet, welche auch bei
Roheisenanalysen benutzt werden kann, indem etwa vorhandene Hohofenschlacke von Jod
und Brom, sowie von Lösungen von kohlensaurem Natron nicht merklich angegriffen
wird.
Das zu untersuchende Stabeisen, bez. Stahl wird mittelst der Feile oder des Bohrers
unter strenger Beobachtung der Vorsicht, daß kein Glühspan und nicht das geringste
Bruchstückchen von der Feile mit in die Probe gelangt, möglichst fein zertheilt und
durch ein Sieb mit Maschen von höchstens 0,2 Linien Durchmesser geschlagen. Von
diesem Pulver werden für die Probe 3 Gramme abgewogen. Dann fügt man in einem
Becherglase von 100 Kubikcentimeter Inhalt 15 Grm. Jod nach und nach in kleinen
Portionen zu 15 K. C. Wasser hinzu, welches frisch ausgekocht seyn muß, um alle
darin enthaltene Luft zu verjagen, durch welche das Eisen oxydirt werden würde. Das
Jod wird im Wasser mittelst eines Glasstabes tüchtig umgerührt, damit die ihm
anhängende Luft entweicht und die schwimmenden Jodtheilchen, sowie das später
hinzuzufügende Eisenpulver zu Boden sinken können.
Das das JodDas anzuwendende Jod darf beim Erhitzen keinen Rückstand hinterlassen.
Unreines Jod läßt sich durch Sublimation auf nachstehende Weise reinigen:
man bringt es in ein großes, auf einer Glasplatte stehendes Uhrglas, welches
auf einem Sandbade bis auf 107° C. (den Verflüchtigungspunkt des
Jods) erhitzt wird und stülpt ein Becherglas mit abgeschliffenem Rande
darüber, in welchem sich das Jod condensirt. Letzteres läßt sich auf feine
Reinheit dadurch prüfen, daß man 3 Grm. Eisen, welches eine geringe, aber
genau bestimmte Menge Schlacke enthält, in ihm auflöst; stimmen die auf
diesem Wege erhaltenen Resultate überein, so ist das Präparat für den in
Rede stehenden Zweck hinlänglich rein. nebst dem Wasser
enthaltende Becherglas wird, mit einem Uhrglase bedeckt, vor dem Zusatze des
Eisenpulvers in Eiswasser gestellt und während der zur Lösung erforderlichen Zeit
auf der Temperatur von 0° C. erhalten. In den ersten Stunden muß der Inhalt
des Becherglases stündlich einmal oder öfters umgerührt werden; später ist dieß so
oft nicht mehr nöthig.
In Folge der niedrigen Temperatur und der sorgfältigen Vermeidung jeder Steigerung
derselben beim Zusätze des Eisens geht die Auflösung des letzteren ohne die mindeste
Gasentwickelung vor sich und das Eisen hat bei dieser niedrigen Temperatur weit
weniger Neigung, sich mit dem atmosphärischen Sauerstoffe zu verbinden.
Das Auflösen der am Boden des Gefäßes sich ansammelnden Eisentheilchen wird durch
Zerdrücken derselben und Umrühren mit einem Glasstabe bedeutend befördert. Sobald
kein Eisen mehr sichtbar ist, kann man das Becherglas der gewöhnlichen Temperatur
aussetzen; indessen ist es vorzuziehen, dasselbe im Eiswasser stehen zu lassen. Hat
sich etwas von der Lösung an den Wandungen des Glases oder am Rührstabe
hinaufgezogen und ist hier eingetrocknet, so muß es, vor dem weiteren Zusätze von
Wasser, mit der Lösung vorsichtig angefeuchtet und abgespült werden.
Die Lösung wird nun mit ungefähr 30 K. C. Wasser versetzt, welches eine möglichst
niedrige Temperatur haben muß, so daß sich keine basischen Salze bilden können; dann
rührt man tüchtig um, läßt absitzen, bringt die Flüssigkeit mit den in ihr
schwimmenden leichten Graphittheilchen auf ein Filter von zwei Zoll Durchmesser und
filtrirt ohne Unterbrechung, bis ein ziemlich schweres, dunkelgefärbtes Pulver
zurückbleibt. Hierauf tröpfelt man etwa 5 K. C. Wasser, welchem man einige Tropfen
Chlorwasserstoffsäure zugesetzt hat, in das Becherglas auf diesen Rückstand, und
rührt mit dem Glasstabe um; entwickelt sich Wasserstoffgas, so ist dieß ein
Anzeichen, daß noch ungelöstes metallisches Eisen vorhanden ist.
Man gießt das angesäuerte Wasser rasch auf das Filter, damit die Schlacke nicht
angegriffen wird. Fand Wasserstoffentwickelung statt, so fügt man zu dem Rückstände
eine kleine Menge Jod, nebst etwas kohlensaurem Natron und Wasser hinzu, um die
letzten Antheile von Eisen in Lösung zu bringen; dann spült man den noch bleibenden
Rückstand auf das Filter und wäscht ihn mit kaltem Wasser so lange aus, bis ein
Tropfen der ablaufenden Flüssigkeit mit einer, in einem kleinen Porzellantiegel
befindlichen, 0,2 Procent Kaliumeisencyanür enthaltenden wässerigen Lösung dieses
Salzes keine Reaction mehr gibt. Eisenlösungen, welche in 1 K. C. nur 0,00001 Grm.
Eisenoxyd enthalten, lassen auf diesem Wege noch eine ganz deutliche Reaction
wahrnehmen, namentlich wenn ein Tropfen Salpetersäure oder Chlorwasserstoffsäure
zugesetzt wird. Man verdampft das Filtrat zur Trockne, wobei sich etwas Jod
verflüchtigt, setzt zu dem Rückstände 30 K. C. Chlorwasserstoffsäure von 1,12 spec.
Gewicht und verdampft wiederum zur Trockne, um die etwa in Lösung gegangene
Kieselsäure in fester Form zu erhalten. Soll auch die Menge des als Graphit
vorhandenen Kohlenstoffes bestimmt werden, so muß man den Rückstand mit reinem
kalten Wasser auswaschen, da Chlorwasserstoffsäure die Schlacke angreifen würde.
Das, selbstverständlich vor dem Filtriren sorgfältig getrocknete und gewogene Filter
wird mit dem Rückstände getrocknet und gewogen, und dann verbrannt; darauf wird das
Gewicht des Glührückstandes bestimmt. Nach dem Glühen wird aus dem letzteren die
Kieselsäure durch Kochen mit einer Lösung von kohlensaurem Natron ausgezogen und der
darnach bleibende Rückstand nach dem Trocknen etc. gewogen. Es ist zu beachten, daß
ein Theil der Kieselsäure, welche aus dem im Eisen enthaltenen Silicium entstand,
beim Trocknen und Glühen sich möglicherweise mit der Schlacke vereinigen kann; in
diesem Falle läßt sich jene Kieselsäure mit einer Lösung von kohlensaurem Natron nur
schwierig vollständig extrahiren und deßhalb ist diese Methode für sehr genaue
Siliciumbestimmungen nicht zu empfehlen.
Wird als Lösungsmittel Brom angewendet, so nimmt man von
demselben auf 3 Grm. fein pulverisirtes Eisen oder Stahl 6 K. C. und 60 K. C.
frischausgekochtes und auf 0° C. abgekühltes Wasser; diese Temperatur wird
durch Einstellen des Gefäßes in Eiswasser unterhalten, bis sich Alles vollständig
aufgelöst hat, wozu gewöhnlich zwei bis drei Stunden erforderlich sind. Man rührt
inzwischen einigemal mit einem Glasstabe um, doch muß dieß mit Vorsicht geschehen,
widrigenfalls die Reaction zu heftig wird und die Lösung zu stürmisch erfolgt. Das
weitere Verfahren ist dasselbe, wie bei der Anwendung von Jod. Das Brom wird zweckmäßig unter Wasser
aufbewahrt und mittelst einer Pipette aus dem es enthaltenden Standgefäße
genommen.
Zieht man es vor, die zu untersuchende Eisen- oder Stahlprobe in Form von
Stückchen, anstatt als feines Pulver anzuwenden, so ist es nicht nöthig, das zur
Lösung dienende Becherglas in Eiswasser zu stellen, weil alsdann das Lösungsmittel
weniger heftig auf das Metall einwirkt. In diesem Falle erfolgt die vollständige
Auflösung erst im Verlaufe mehrerer Tage; die einzelnen Eisen-, besonders
aber Stahlstückchen müssen dabei von den ihrer Oberfläche anhaftenden
Graphittheilchen sorgfältig frei erhalten werden.
Operirt man bei höherer Temperatur — von 40° C. bei Anwendung von Jod
und von 30° C. bei Benutzung von Brom — so kommt es zuweilen vor, daß
sich gelblichbraune basische Salze bilden; deßhalb thut man wohl, eine solche
Temperatur zu vermeiden und die Auflösung der Probe bei 0° C. erfolgen zu
lassen.
Zur Bestimmung der Kieselsäure, welche aus dem im Eisen enthaltenen Silicium
entstand, und der Schlacke wird das Filter (welches nur zur Hälfte in dem Trichter
stecken darf) in noch feuchtem Zustande auf einem Uhrglase auseinandergelegt, und
sein aus jener Kieselsäure und Schlacke, nebst dem ausgeschiedenen Graphite in
Verbindung mit Jod oder Brom und Wasser bestehender Inhalt wird mit einer möglichst
geringen Wassermenge in einen Platin- oder Silbertiegel von 30 K. C. Inhalt
gespült, erforderlichen Falles mit Hülfe eines feinen Tuschpinsels. Dann wird das in
dem Tiegel befindliche Wasser bis auf etwa 6 K. C. verdampft, worauf man 3 K. C.
einer gesättigten Lösung von kieselsäurefreiem kohlensaurem Natron zufügt, den
Tiegel in den kupfernen Ring eines Wasserbades so einhängt, daß er einen Viertelzoll
aus diesem hervorsteht und ihn eine Stunde lang der Temperatur des kochenden Wassers
aussetzt. Inzwischen rührt man seinen Inhalt mittelst eines Platinspatels zwei bis
dreimal um, indem man den ungelöst bleibenden Rückstand sorgfältig zerdrückt. Die
Lösung wird vom letzteren vorsichtig auf ein kleines Filter decantirt, der im Tiegel
gebliebene Rückstand wird nochmals mit 1 K. C. gesättigter Lösung von kohlensaurem
Natron und 2 K. C. Wasser Übergossen und das Ganze wiederum eine Stunde lang im
Sieden erhalten.Von reiner, bei der Analyse erhaltener, geglühter Kieselsäure löst sich 0,1
Grm. aus die oben angegebene Weise in 6 K. C. gesättigter Sodalösung und 12
K. C. Wasser auf; bleibt nach dem zweiten Kochen ein Rückstand, so rührt
dieß von einer geringen Menge einer fremdartigen Beimengung her, in Folge
deren die Kieselsäure nicht vollständig löslich ist. Erhitzt man diese
unlösliche Kieselsäure mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure zum Kochen,
so wird sie löslich. Verdünnt man die mit 0.1 Grm. Kieselsäure erhaltene
Lösung bei gewöhnlicher Temperatur mit Wasser zum Volumen von 50 K. C., so
zeigt sie keine Neigung zur Gallertebildung. Quarzpulver, nach dem
angegebenen Verfahren behandelt, löst sich, wenn auch nur langsam; geglühte
Titansäure und Frischschlacke dagegen werden nicht und die vom
Hohofenprocesse herrührende Trisilicatschlacke wird nur wenig
angegriffen. Hierauf wird der ganze Inhalt des Tiegels auf das Filter gebracht und
sorgfältig ausgewaschen. Dann säuert man die Kieselsäurelösung mittelst
Chlorwasserstoffsäure an, fügt sie zu der Eisenlösung hinzu und verdampft das Ganze
im Wasserbade zur Trockne. Sobald die Lösung Syrupsconsistenz anzunehmen beginnt,
muß man sie mit einem Glasstabe beständig umrühren, bis sie zu einem trockenen
Pulver geworden ist; dann erhitzt man, bis der Geruch nach Chlorwasserstoffsäure
fast ganz verschwunden ist, läßt das Becherglas noch sechs Stunden lang auf dem
kochenden Wasserbade stehen, übergießt dann seinen Inhalt mit 12 K. C.
Chlorwasserstoffsäure von 1,12 spec. Gew. und läßt das Ganze nochmals eine Stunde
lang auf dem Wasserbade. Nachdem sich das rothe Pulver vollständig aufgelöst hat,
fügt man 50 K. C. Wasser hinzu; sind Krystalle von Eisenchlorid nicht wahrzunehmen,
so wird die Lösung auf ein Filter gebracht und der aus Kieselsäure bestehende
Rückstand wird ausgewaschen, wozu man kaltes Wasser nehmen muß, indem bei Anwendung
von heißem Wasser basische Eisensalze entstehen, welche die Kieselsäure roth färben.
Das Filter mit dem Rückstände wird getrocknet, in einem Porzellantiegel bei
allmählich bis zur Hellrothgluth gesteigerter Temperatur eingeäschert und dann wird
der Rückstand gewogen.Geht man beim Erhitzen der Kieselsäure zu rasch zu Werke, so können durch das
Spritzen des an sie gebundenen Wassers leicht bedeutende Verluste entstehen.
Die bei einer Temperatur von 100° C. getrocknete Kieselsäure hält
bekanntlich auf 3 Aequiv. 1 Aequiv. oder etwa 6 Proc. Wasser zurück, welches
bei scharfem Glühen entweicht.
Erscheint die Kieselsäure durch Eisenoxyd roth gefärbt, so muß man einige Tropfen
Chlorwasserstoffsäure von 1,19 spec. Gew. zusetzen. In der Wärme eines Wasserbades
löst sich das Eisenoxyd leicht. Man bringt nun die Kieselsäure nochmals auf ein
Filter, wäscht aus, trocknet, glüht und wägt.
Um die auf diese Weise abgeschiedene Kieselsäure auf ihre Reinheit zu prüfen, mengt
man sie in einem Platintiegel innig mit der zehnfachen Gewichtsmenge von reinem, in
Wasser zur syrupdicken Flüssigkeit gelöstem Fluorammonium. Das Wasser wird im Wasserbade vorsichtig verdampft; dann wird
der Deckel auf den Tiegel gelegt und dieser über der Weingeistlampe bei allmählich
gesteigerter Temperatur bis zur Hellrothgluth erhitzt. Bleibt im Tiegel kein
Rückstand, so war die Kieselsäure rein und hat sich als Fluorsilicium verflüchtigt; bleibt
dagegen etwas zurück, so muß die Behandlung mit Fluorammonium so oft wiederholt
werden, bis sich eine Gewichtsdifferenz nicht mehr zeigt. Wenn z. B. das untersuchte
Eisen Wolfram enthält, so bildet sich Wolframsäure und
diese bleibt zum größeren Theile bei der Kieselsäure zurück, indem sie zwar von der
Lösung von kohlensaurem Natron aufgenommen, bei der Behandlung mit Fluorammonium
dagegen nicht verflüchtigt wird. Vanadinsäure verhält
sich ebenso wie Wolframsäure. Es ist daher vorzuziehen, anstatt des Fluorammoniums
wässerige Fluorwasserstoffsäure anzuwenden, mit welcher
man die Kieselsäure eindampft und dann im Wasserbade erhitzt. 0,1 Grm. der bei
Silicatanalysen erhaltenen Kieselsäure wird leicht von 2 K. C. einer
Fluorwasserstoffsäure von solchem Concentrationsgrade aufgelöst, daß 2 K. C.
derselben durch 1,5 K. C. Aetzammoniak von 0,95 spec. Gewicht neutralisirt werden.
Uebrigens kann möglichst vorsichtiges Umgehen mit dieser Säure nicht genug empfohlen
werden.
Die nach der Behandlung mit kohlensaurem Natron auf dem Filter zurückbleibende Masse
kann — abgesehen von Graphit — Schlacke, Eisenoxyd, Titanoxyd etc.
enthalten (indessen kein Kupfer, wenigstens wenn das Eisen nicht über 1 Proc. davon
enthält); dieser Rückstand wird getrocknet, geglüht und gewogen. Ein zuverlässiges
Verfahren zur Trennung des Eisenoxydes von der Schlacke, wenn die der Analyse
unterworfene Eisen- oder Stahlprobe beide enthält, ist noch nicht bekannt.
Besäße die Schlacke stets dieselbe Zusammensetzung (was indessen keineswegs der Fall
ist), so würde sich ihre Menge aus dem mittelst der Analyse nachgewiesenen Gehalte
der Probe entweder an Kieselsäure, oder an Eisenoxyd, leicht berechnen lassen. In
einer Probe von stark rothbrüchigem, indessen schwefelfreiem Bessemereisen wurden
durch wiederholte Analysen 0,3 Proc. Eisenoxyd und nur
Spuren von Silicium nachgewiesen. Der Sauerstoffgehalt dieses Bessemereisens würde,
wenn die Rothbrüchigkeit, wie es allerdings sehr wahrscheinlich ist, von demselben
herrührt, weniger als 0,1 Proc. betragen.
Enthält das Eisen oder der Stahl Titan, so geht ein Theil
dieses Metalles in Form von Titansäure in die Schlacke. In diesem Falle muß letztere
mittelst der zehnfachen Gewichtsmenge von saurem, schwefelsaurem Kali aufgeschlossen werden; die auf diese
Weise erhaltene Schmelze wird in kaltem Wasser gelöst und die Lösung durch Kochen
gefällt; der Niederschlag wird nach dem Auswaschen 2c.
gewogen und die gefundene Gewichtsmenge von derjenigen der Schlacke abgezogen. Indessen sind im
Stabeisen und Stahle bisher nur so geringe Mengen von Titan aufgefunden worden, daß
sie eine besondere Berücksichtigung nicht verdienen.
Zur Bestimmung des Siliciums im Gußstahl, welcher nur
Spuren von Schlacke enthält, kann man das oben für die Untersuchung des Roheisens
angegebene Verfahren befolgen; jedoch muß man zu jedem Versuche mindestens 3 Grm.
Material und entsprechende Mengen von Reagentien verwenden.
Bei den im Laboratorium der Faluner Bergschule ausgeführten Untersuchungen über die
Bestimmung des Siliciums und der Schlacke im Stabeisen und Stahl schwankte der
Gehalt an Silicium durchschnittlich zwischen 0,01 und 0,1 Proc., erreichte jedoch in
zwei Sorten von gutem Krupp'schen Gußstahl ungefähr 0,3
Proc. Von Schlacke fanden sich im Gußstahl nur Spuren, jedoch betrug die Menge
derselben in einem Falle 0,2 Proc.; guter Eisendraht, aus Stabeisen dargestellt,
welches im Frischherde aus Holzkohleneisen erzeugt worden war, enthielt 0,33,
Puddeleisen (von einer Panzerplatte) 0,75 bis 3,00, und eine aus englischem Eisen
fabricirte Schiene sogar 4 bis 5 Proc. Schlacke.
Um den Siliciumgehalt von Eisen zu bestimmen, welches frei von Frischschlacke ist und
nur ausnahmsweise Hohofenschlacke enthält, befolgt man das nachstehende Verfahren.
Von der durch ein Sieb mit Maschen von höchstens 1/60 Zoll Durchmesser geschlagenen
Probe wägt man 2 Grm. in ein Becherglas von 100 K. C. Inhalt ab, welches 30 K. C.
Chlorwasserstoffsäure von 1,12 spec. Gew. enthält, bedeckt es mit einem genau
schließenden Uhrglase, erhitzt ohne Verzug und erhält die Flüssigkeit eine halbe
Stunde lang in ruhigem Sieden.
Der gesammte mit dem Eisen chemisch verbundene Kohlenstoff wird aus der Flüssigkeit
in Form eines übelriechenden Kohlenwasserstoffgases abgeschieden und dadurch wird
eine nachtheilige Bildung von humöser Substanz und Eisenoxyd verhindert — ein
Vortheil für den Fall, daß die Lösung für die weitere Untersuchung erforderlich
ist.
Wenn der in der Lösung sich abscheidende Kohlenstoff vor Eintritt des Siedens einige
Minuten lang mit Luft in Berührung ist, so erleidet er eine Veränderung, in Folge
deren er nachher nicht in eine gasförmige Verbindung umgewandelt und aus der
Flüssigkeit verjagt werden kann. Nöthigenfalls setzt man eine geringe Menge
Chlorwasserstoffsäure zu und erhitzt die Lösung im Wasserbade so lange, bis der
eigenthümliche Geruch des Kohlenwasserstoffgases verschwunden ist. Soll gleichzeitig
der Gehalt des Eisens an Graphit bestimmt werden, so
bringt man letzteren sammt Kieselsäure auf ein vorher bei 95 bis 100° C.
getrocknetes und dann
gewogenes Filtrum, wäscht mit heißem, 5 Proc. Salpetersäure enthaltendem Wasser aus,
trocknet und wägt den Rückstand, und glüht ihn in einem Porzellantiegel aus. Zieht
man dann die Gewichtsmenge der Kieselsäure und der Filterasche ab, so erhält man den
Graphitgehalt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die auf dem Filter getrocknete
Kieselsäure 6 Proc. Wasser enthält, also nur 94 Proc. wasserfreier Substanz
repräsentirt. Wenn also z. B. das Filter 0,125 Grm., und seine Asche (da die Menge
seiner verbrennlichen Bestandtheile gleich 0,124 Grm. ist) 0,001 wiegt, und das
Gewicht des Filters + Graphit + Kieselsäure 0,182 Grm., das des Rückstandes nach dem
Glühen aber 0,025 Grm. beträgt (wovon 0,001 auf die Filterasche kommt): so beträgt
das Gewicht der Kieselsäure (0,024 Grm.) nach dem Trocknen 0,0255 Grm. und die Menge
des Graphits ist somit = 0,182 - (0,124 + 0,001 + 0,0255) = 0,0315 Grm.
Nach der Abscheidung des Graphits und der unlöslichen Kieselsäure setzt man der
Lösung 4 K. C. Salpetersäure von 1,20 specifischem Gewicht zu und dampft zur Trockne
ab; dann befolgt man genau das vorhin beschriebene Verfahren zur Bestimmung des
Siliciums. Soll nur der Kieselsäuregehalt bestimmt werden, so wird die ganze Lösung
unmittelbar nach dem Kochen zur Trockne verdampft. Erscheint der
Kieselsäurerückstand roth gefärbt, so setzt man concentrirte Chlorwasserstoffsäure
zu und verfährt auf die oben angegebene Weise. Enthält die Kieselsäure Titansäure,
Vanadin- oder Wolframsäure beigemengt, so behandelt man sie mit Fluorammonium
oder Fluorwasserstoffsäure, und bestimmt sie aus dem Verluste.
Bei dieser Behandlung des Eisens mit Chlorwasserstoffsäure verwandelt sich das
vorhandene Silicium ohne Abdampfen zum größeren Theile in unlösliche Kieselsäure,
welche abfiltrirt und gewogen werden kann. Zuweilen geht ein übrigens ganz
unerheblicher Antheil derselben in Lösung, namentlich wenn man die Flüssigkeit nicht
lange genug im Sieden erhält. Wird Eisen in Chlorwasserstoffsäure gelöst ohne
Anwendung von Wärme (weißes Roheisen läßt sich auf diesem Wege nur sehr schwierig
auflösen), so geht ein noch geringerer Antheil von Kieselsäure in Lösung, welchen
man für praktische Zwecke füglich vernachlässigen darf. Zum Auswaschen des
Rückstandes wendet man, wie oben angegeben, heißes, salpetersäurehaltiges Wasser
an.
Benutzt man als Lösungsmittel für das zu analysirende Eisen Salpetersäure, so geht ein bedeutender Antheil Kieselsäure mit in
Lösung.
Verschiedene Roheisensorten verhalten sich in dieser Beziehung allem Anschein nach etwas
verschieden. Wird Roheisen bei Anwendung von Wärme in stark verdünnter Schwefelsäure
aufgelöst, so löst sich auch viel Kieselsäure, sehr wenig dagegen, wenn möglichst
wenig Wasser vorhanden ist, und in dem Maaße als letzteres verdampft, scheidet sich
die Kieselsäure wieder aus und geht in die unlösliche Modification über. Auf diesem
Verhalten beruht das im Nachstehenden angegebene Verfahren, welches zu sehr
befriedigenden Resultaten geführt hat, und durch welches die bei der Anwendung von
Chlorwasserstoffsäure und Wärme nothwendige, so beschwerliche Abscheidung der Säure
vermieden wird. Die Bestimmung des Siliciums führte, nach beiden Methoden
ausgeführt, zu übereinstimmenden Resultaten.
Bei Anwendung von Schwefelsäure als Lösungsmittel verfährt man in nachstehender
Weise. Von dem fein zertheilten und durch ein Sieb mit Maschen von 0,2 Linien
Durchmesser passirten Roheisen wägt man zwei Gramme ab, und trägt es in kleinen
Portionen auf einmal in ein Becherglas von 100 K. C. Inhalt ein, welches ein Gemisch
aus 3 K. C. reiner Schwefelsäure von 1,83 specifischem Gewicht und 18 K. C. Wasser,
oder anstatt dessen 15 K. C. reine Schwefelsäure von 1,23 specifischem Gewicht und 6
K. C. Wasser enthält, bedeckt das Gefäß mit einem Uhrglase und erhitzt das Ganze im
Wasserbade. Falls der sich ausscheidende Graphit an den Wandungen des Glases
emporsteigt, muß er mittelst eines Glasstabes wieder in die Flüssigkeit gebracht
werden. Sobald sich das Eisen vollständig aufgelöst hat, wird das Uhrglas abgespült
und durch Papier ersetzt; dann wird das Ganze im Glase verdampft, bis sich auf einer
über das Gefäß gehaltenen kalten Glasplatte nichts mehr condensirt. Hierauf setzt
man 30 K. C. Wasser zu und rührt den Inhalt des noch auf dem Wasserbade befindlichen
Gefäßes fleißig um, bis das weiße Eisensalz vollständig in Lösung gegangen ist. Man
filtrirt nun, wäscht das ungelöst Gebliebene mit heißem, 5 Proc. Salpetersäure
enthaltendem Wasser aus, damit alle Eisenverbindungen in Lösung gehen und fährt
damit fort, bis sich das Filtrat auf Zusatz von Kaliumeisencyanür nicht mehr färbt.
Dann bringt man das Filter sammt seinem Inhalte in einen sorgfältig tarirten
Porzellantiegel, trocknet vorsichtig, erhitzt zum Glühen und wägt. Die auf diese
Weise erhaltene Kieselsäure, von welcher 100 Theile 48 Theilen Silicium entsprechen,
wird nöthigenfalls auf dem oben näher angegebenen Wege auf ihre Reinheit geprüft.
Enthält das untersuchte Roheisen Vanadium, so wird dasselbe zum größten Theile
zusammen mit der Kieselsäure als gelbbraune Vanadinsäure abgeschieden, welche sich
von der Kieselsäure mittelst heißer Chlorwasserstoffsäure oder durch Ammoniak ohne
Schwierigkeit trennen läßt.
Soll gleichzeitig der Graphitgehalt des Roheisens bestimmt werden, so wird zu diesem
Zwecke die Lösung des Eisens nach Abscheidung des chemisch gebundenen Kohlenstoffes
auf dieselbe Weise behandelt, wie bei dem oben angegebenen Verfahren, bei welchem
Chlorwasserstoffsäure als Lösungsmittel benutzt wird, auseinandergesetzt wurde. Zur
Bestimmung des Graphits verdient die Anwendung von Chlorwasserstoffsäure den
Vorzug.
Den größten Gehalt an Silicium, welcher bei den in Falun ausgeführten
Roheisenanalysen gefunden ward, zeigte ein graues Holzkohlenroheisen, welches 2,7
Proc., und ein weißes Roheisen (Spiegeleisen), welches 0,8 Proc. Silicium enthielt;
Kohksroheisen enthält an Silicium selten mehr als 4 Proc. Die geringste Menge
Silicium in grauem Roheisen betrug 0,2 Proc., in Spiegeleisen nicht unter 0,01 Proc.
Der Siliciumgehalt der zum Bessemern geeigneten Roheisensorten schwankte im
Durchschnitt zwischen 1 und 2 Proc., er betrug in gutem
Franche-Comté-Eisen etwa 1 Proc., und in Puddelroheisen ungefähr 0,5
Proc.
Von zahlreichen Hüttenwerken wurden Proben von Frischereiroheisen bezogen, welche
ungefähr 0,2 Proc. Silicium enthielten; während dieselben, jedoch auf anderen Hütten
erblasenen Roheisensorten einen größeren Gehalt an diesem Metalloid zeigten. Es gilt
als allgemeine Regel, daß ein verschiedener Siliciumgehalt eine andere Construction
des Frischherdes, sowie eine abweichende Frischmethode bedingt. Zahlreiche Versuche
haben den Beweis geliefert, von wie bedeutendem Einflüsse der Siliciumgehalt des
Roheisens auf die Beschaffenheit desselben, namentlich hinsichtlich seines
leichteren oder schwierigeren Frischens etc., sowie von welcher großen Wichtigkeit
es ist, auf die Erzeugung eines möglichst siliciumfreien Roheisens größere Sorgfalt
zu verwenden, als dieß an vielen Orten bisher der Fall war. Der Siliciumgehalt von
Eisensorten, welche verschiedene Grade von Härte und Festigkeit zeigen, aber von
derselben Hohofenbeschickung herrühren, läßt sich nach einigen vorausgegangenen
analytischen Bestimmungen nach der Beschaffenheit des Bruches ziemlich gut
abschätzen.