Titel: | Langlois' verbesserte Siederöhren für Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LIII., S. 184 |
Download: | XML |
LIII.
Langlois' verbesserte Siederöhren für Dampfkessel.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1868, S.
95.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Langlois' verbesserte Siederöhren für Dampfkessel.
Die seither gebräuchliche Einrichtung der Dampfkessel mit Siederöhren hat den
Nachtheil, daß die Kesselreinigung nur sehr mangelhaft geschehen kann, was zur Folge
hat, daß der Heizeffect mit der Zeit immer schlechter wird, die Rohre bald
durchbrennen und durch neue ersetzt werden müssen. Eine Anordnung, bei welcher die
Siederöhren ohne Beschädigung und Formänderung leicht und rasch herausgenommen und
wieder an ihre Stelle gesetzt werden können, dürfte deßhalb zu den erfolgreichsten
Verbesserungen der Dampfkessel gerechnet werden. Wir finden dieselbe in der
Construction des Hrn. Langlois, eines Beamten der
Schiffswerften im Hafen von Cherbourg.
Aus Fig. 12
und 13
ersieht man wie die Siederöhre T′ in die beiden
Rohrplatten P, P′
befestigt ist; auf der Seite der Rauchkammer hat das Ende des Messingrohres einen
mit Gewinde und Rand versehenen Ansatz, der entweder angelöthet ist nach Figur 14, oder
schon bei der Herstellung des Rohres hervorgebracht wurde, wie Figur 12 zeigt. Auf der
Seite der Feuerbüchse liegt das Rohrende in einem genau passenden runden Loche der
Rohrwand und wird mit dem aus vier Theilen bestehenden Futter, Fig. 15, durch Eintreiben
des viereckigen conischen Dornes M′ fest
angedrückt und hierauf der conische Stahlring eingeschlagen, was vollständig genügt
die Verbindung fest und dicht zu machen.
Bei dem Einsetzen der Rohre schiebt man einen kleinen Bleiring r zwischen die Rohrwand und den mit Dichtungsringen versehenen Rand des
Rohres; er drückt sich fest und stellt die vollständige Verdichtung her, sobald das
Rohr mit dem Schlüssel C, Figur 14, dessen Nasen in
die vier Einschnitte e des Röhrenansatzes A eingreifen, fest angezogen wird. Um Oxydationen zu
vermeiden und der vollständigen Dichtheit sicher zu seyn, versieht man die Gewinde
mit etwas Kitt, ebenso die innere und äußere Seite des Rohres in der
Feuerbüchsplatte bei der späteren Befestigung mit dem Stahlring. Die Rohre können
mittelst des Schlüssels C leicht und einfach
herausgeschraubt werden, nachdem der Stahlring durch den Ringzieher Fig. 16 und 17 entfernt
wurde. Der Ringzieher besteht aus einem Schraubenbolzen mit Gabelende, der durch das
Auge eines Bügels
gesteckt ist; in der Gabel bewegt sich um den Bolzen das Querstück F, welches den Ring faßt und bei dem Anziehen der Mutter
herauszieht; die Feder f hält das Querstück in seiner
Lage, gestattet ihm aber sich gegen den Bolzen zu neigen, wenn es in das Rohrende
eingeführt werden soll.
Die auf so bequeme Art aus dem Kessel genommenen Röhren können vollständig gereinigt
und eben so leicht wieder eingesetzt werden; sie erhöhen die Dauerhaftigkeit des
Röhrenkessels und ermöglichen eine vortheilhaftere Ausnutzung des Brennmaterials,
als solche bisher stattfand. Versuche mit denselben an Locomobilen und
Schiffskesseln, sowohl in Cherbourg wie bei Gelegenheit der letzten Ausstellung zu
Paris, sind sehr zu ihren Gunsten ausgefallen.
Eine von dem See-Präfecten des Hafens von Cherbourg ernannte Commission
untersuchte den Kessel des Dampfaviso „Faon,“ der mit Langlois'schen Röhren versehen ist und erstattete einen
Bericht, dessen Auszug hier folgt:
„Vor der Untersuchung hatte der Kessel des „Faon“
einen Dienst von vierzehn Monaten durchgemacht. Es lagen zwei verticale Reihen
der eingeschraubten Rohre sowohl auf der rechten wie linken Seite der
Röhrengruppe jeder Feuerung. An den Rohrplatten rings um die Einschraubrohre sah
man keine Spur von durchgesickertem Wasser, sie zeigten sich sehr gut erhalten,
während an dem mittleren Theile, wo man die alte Befestigung beibehalten hatte,
zahlreiche Spuren des Leckens zu bemerken waren. Letztere, während eines
strengen und langen Dienstes benutzten Rohre müssen zum größten Theil durch neue
ersetzt werden.“
„Im Beiseyn der Commission wurden mehrere Rohre herausgenommen, sowohl
solche, die man schon öfter entfernt und gereinigt hatte, wie solche die seit
der Benutzung an ihrer Stelle geblieben waren; alle zeigten geringen Widerstand
und ein Mann genügte um den Schraubenschlüssel zu drehen.“
„Die Gewinde wurden sowohl am Kessel wie an den Röhren sorgfältig
untersucht und zeigten sich bestens erhalten. Beide Operationen des
Herausnehmens und Wiedereinsetzens beanspruchen für ein Rohr nach mehreren
Versuchen eine Zeitdauer von beiläufig fünf Minuten; der dünne
Kesselstein-Ueberzug konnte leicht abgeschlagen werden und nach dem
Einsetzen waren die Rohre in demselben Zustande wie an einem neuen
Kessel.“
Man sollte glauben, daß in den Fällen wo die Rohrwände durch längeren Gebrauch an
Stärke eingebüßt haben, die Schraubengänge nicht mehr genügende Festigkeit und
dichten Verschluß darbieten. Dieser Einwand wurde aber durch Versuche an dem Kessel einer Locomobile
widerlegt, welcher mit solchen Rohren versehen ist und dessen Rohrwände eine Stärke
von nur 10 Millimeter haben. Derselbe arbeitet täglich mit einer Pressung von
5–6 Atmosphären, ohne bis jetzt eine Störung erlitten zu haben.
G.
M.