Titel: | Photometer für photographische Processe; von Dr. Hermann Vogel. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXIII., S. 226 |
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LXIII.
Photometer für photographische Processe; von Dr.
Hermann
Vogel.
Aus den Berliner photographischen Mittheilungen, Februar
— April 1868, S. 293, 320 und 23.
Mit einer Abbildung.
Vogel's Photometer für photographische Processe.
I. Princip und
Einrichtung.
Das von mir construirte Photometer dient zur genauen Bestimmung
der Copirzeit photographischer Negative für den Pigmentdruck (Kohlendruck)
und überhaupt für alle photographischen Processe, in denen das Bild nicht direct
erscheint, sondern erst durch eine nachfolgende Operation, die Entwickelung,
sichtbar gemacht wird, z. B. Photolithographie, Photometallographie, Emailverfahren,
Anilindruck u. s. w.Auch für Bestimmung der Expositionszeit im Negativproceß ist das Instrument geeignet, doch bedarf man hierzu
noch einer Tabelle, welche unmittelbar ans den beobachteten Photometergraden
die Expositionszeit angibt. Dieselbe wird von mir berechnet und später
publicirt werden. Für den Silberdruck würde sich das Instrument ebenfalls
eignen. Jedoch muß hier wegen der Unempfindlichkeit desselben die Scala sehr
lang seyn. Die Scala der käuflichen Instrumente ist dafür zu
kurz.In allen diesen Processen ist bekanntlich die Feststellung der
richtigen Belichtungsdauer äußerst schwierig, da man erst bei der Entwickelung
beurtheilen kann, ob dieselbe richtig war oder nicht, und ein Belichtungsfehler sich
dann nur schwer corrigiren läßt. Noch schwieriger wird diese Bestimmung durch die
große Veränderlichkeit der chemischen Intensität des Tageslichtes, die sich mit
bloßem Auge auch nicht im Geringsten beurtheilen läßt.
Das Photometer besteht im Wesentlichen 1) aus einer halbdurchsichtigen Scala, deren Durchsichtigkeit von einem Ende nach dem
anderen hin gradweise abnimmt, und deren Grade in genauem
mathematischem Verhältniß zu einander stehenDie Anfertigung derselben erheischt besondere Sorgfalt und eine
eigenthümliche Präparation des verwendeten Rohmaterials. Um den Praktikern
eine Garantie für die Nichtigkeit dieses wichtigsten Theiles des
Instrumentes zu bieten, fertige ich diesen selbst. (Der Verfasser ist Lehrer
der Photographie an der kgl. Gewerbe-Akademie zu Berlin. Die
Red.), 2) aus einem lichtempfindlichen,
wochenlang haltbaren Chromatpapier, welches unter dieser Scala in ähnlicher
Weise dem Lichte exponirt wird, wie ein Stück Silberpapier unter einem Negativ.
Diese Exposition wird in einem Holzkästchen vorgenommen, das ähnlich einem Copirrahmen eingerichtet ist, jedoch ein leichteres.
Nachsehen wie dieser gestattet, indem es von der Glasseite geöffnet werden kann. Dieses Kästchen trägt außerdem einen
Holzdeckel, den man behufs der Exposition öffnet und
schließt, ähnlich wie den Objectivdeckel an einer Camera.
Bei dieser Exposition scheint das Licht durch die halbdurchsichtige Scala hindurch
und bräunt den darunter liegenden Streifen. Diese Färbung
schreitet von dem dünnen nach dem dicken Ende der Scala hin fort und um so rascher, je stärker das Licht ist. Um zu erkennen, wie
weit die Lichtwirkung nach dem dicken Ende hin fortgeschritten ist, sind auf die
Scala Zahlen und Zeichen aufgedruckt, diese bleiben weiß
und werden daher, wenn das Papier ringsum afficirt ist, sichtbar.
Oeffnet man daher das Photometer in einem halbdunkeln Zimmer oder bei Lampenlicht und
beobachtet den Chrompapierstreifen, so erkennt man die Stelle, bis zu welcher die
Lichtwirkung fortgeschritten ist, an der daselbst erschienenen
Zahl.
II. Bestimmung
der Copirgrade.
Mit diesem Instrument ist es nun zunächst sehr leicht, den Copirgrad eines Negativs nach dem neuen PigmentdruckBeschrieben im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S. 359. richtig festzustellen. Man legt das
Instrument gleichzeitig mit dem zu copirenden Negativ an das Licht, z. B. mit einem
gleichmäßigen, drei- oder vierfachen Visitenkartennegativ, und deckt das
erste Drittel des Negativs, wenn das Instrument beispielsweise 10°, das
zweite Drittel, wenn es 12°, das dritte, wenn es 14° zeigt. In dieser
Weise sind die einzelnen Theile bis 12, 14, 16° copirt worden. Man entwickelt dann das Bild und sieht nach, welcher Theil
die richtige Intensität zeigt. Der bei diesem Theil verwendete Copirgrad ist der
richtige Copirgrad für das ganze Negativ.
Manchmal liegt derselbe zwischen zwei der angewendeten Grade, z. B. bei 13 oder 15,
dann ist Bild 12 ein wenig zu hell, Bild 14 um ein wenig zu dunkel. Sollten alle 3
probeweise genommenen Grade entweder über- oder unterexponirt seyn, so
wiederhole man den Versuch mit höheren oder niedrigeren Graden. Bei großen Bildern,
Landschaften u. f. w. mache man es ähnlich wie mit einem Visitnegativ, indem man
hier die mit verschiedenen Graden probeweise zu copirenden Theile so abgrenzt, daß möglichst
charakteristische Stellen — helle Licht- und tiefe Schattenmassen auf
denselben liegen.
Hat man eine Anzahl Negative, so ordnet man diese nach ihrer Intensität, die der
Fachmann schon mit dem bloßen Auge leicht beurtheilen kann, in drei oder mehr Classen, dünne, mittlere und dicke, bestimmt nach der oben angeführten Manier den
Copirgrad eines Negativs der drei Classen und copirt
darnach alle übrigen.
Bekommt man irgend ein neues Negativ, so vergleiche man dieses mit dem Auge mit einem der vorhandenen, dessen
Copirgrad bekannt ist und copire es ebenso hoch.
Hat man irgend ein Negativ, dessen Copirgrad man mit dem Auge nicht sofort zu
beurtheilen wagt, so kann man sich auch hier leicht mit einem einzigen Versuche
helfen. Man legt einen Streifen sensibilisirten Pigmentpapieres (wie es öfter beim
Beschneiden abfällt) über eine charakteristische Stelle des Negativs hinweg,
exponirt gleichzeitig mit dem Photometer und deckt successive einzelne Theile des
Streifens zu, wenn das Photometer auf 10, 12, 14 u. f. w. steht, überträgt und
entwickelt den Streifen und sieht nach, welche Stelle richtig exponirt ist.
Wenn man einige Versuche der Art gemacht und nur kurze Zeit mit dem Pigmentdruck und
dem Photometer gearbeitet hat, so gewinnt man solche Sicherheit, daß man schon mit
dem Auge einem Negativ den Copirgrad ansehen kann, und kennt man diesen, dann hat in
der That der ganze Copirproceß keine Schwierigkeit mehr,
denn, wie Wilson richtig bemerkt, ist die Belichtung richtig, so gelingt jedes Bild.
Nun wird man vielleicht glauben, man brauche für jeden Copirrahmen ein Photometer.
Das ist ein Irrthum.
Ich lege im Dunkeln zunächst Papier in sämmtliche Rahmen,
welche ich copiren will. Gleichzeitig mit dein Photometer werden sie an's Licht
gebracht; nachdem dasselbe auf den Copirgrad der dünnen Negative gestiegen ist,
werden die ersten hereingenommen oder zugedeckt oder umgedreht, dann die zweiten,
endlich die letzten; das Ganze ist eine Arbeit von wenigen
Minuten bei gutem Wetter. Man muß dann sehr auf das Photometer aufpassen,
um sofort zudecken zu können. Ich habe dünne Negative bei heiterem Himmel 10mal in
der Stunde heruntercopirt. Sind sämmtliche Nahmen hereingenommen, so werden sie von
Neuem „beschickt“ (Papier eingelegt) und das Copirgeschäft
beginnt von Frischem. Ist man sehr pressirt und will man auch keine Minute
verlieren, so nimmt man für jede Sorte Negative (für die
dünnen, mittleren und dicken) ein Photometer, das heißt also für größere Geschäfte
drei.
Nun ist aber noch die Empfindlichkeit des Pigmentpapieres
in Betracht zu ziehen. Diese ist verschieden. Amerikanisches Papier ist z. B. fast
noch einmal so empfindlich wie englisches.
Bekommt der Photograph ein Papier von anderer Empfindlichkeit, so sind seine alten
Copirgrade für dieses nicht mehr anwendbar; es ist aber
leicht, nach einem einzigen Versuch die Copirgrade sämmtlicher Negative für das neue
Instrument durch eine bloße Addition oder Subtraction zu berechnen.
Es wird durch einen Versuch (wie oben) der Copirgrad eines
einzigen Negativs für das neue Papier festgestellt. War der Copirgrad
dieses Negativs z. B. für das alte Papier = 12, für das neue = 14, so addirt man ganz einfach die Differenz 14 - 12 = 2 zu sämmtlichen schon bekannten Copirgraden der alten
Negative, um die Copirgrade sämmtlicher Negative
für das neue Papier zu erhalten.
Hat das neue Papier einen niedrigeren Copirgrad, z. B. 10,
so ziehe man die Differenz 12 - 10 von allen bekannten Copirgraden ab.
Diese höchst einfache Umrechnung der Copirgrade beruht auf der Construction der Scala, deren Grade keineswegs
rein empirisch sind, sondern in einem mathematischen Verhältniß zu einander
stehen.
Dieser Umstand ist von hoher Bedeutung mit Rücksicht auf die wechselnde
Empfindlichkeit der photographischen Papiere, er reducirt die mühsamen Neuversuche,
welche sonst mit jedem neuen Papier nöthig seyn würden, auf einen einzigen; er
gestattet ferner eine mathematische Bestimmung der Lichtstärken für den Negativproceß und die Meteorologie, und die Einführung
einer chemischen Lichteinheit. Ueber diese Punkte werde
ich in einer besonderen Abhandlung Bericht erstatten.
III. Bereitung
des empfindlichen Photometerpapieres.
Man tauche bei Lampenlicht
Steinbach- oder Rives-Rohpapier, welches
man in Achtelbogen zugeschnitten hat, 3 Minuten in eine
filtrirte Lösung von
1
Theil rothem chromsauren Kali in
30
Theil Wasser
vollständig unter, und hänge es
dann auf zum freiwilligen Trocknen.
Das so bereitete Papier kann in trockenen, reinen, dunklen
Holzkästen, reinlich gehandhabt, mindestens 4 Wochen lang
ohne Veränderung aufbewahrt werden.
Ich benutze zur Herstellung des Photometerpapieres dieselbe chromsaure Kalilösung, welche auch zur Sensibilisirung der
Pigmentbogen dient. In die für letzteren Zweck filtrirte Lösung tauche ich vor dem Sensibilisiren der Pigmentbogen zuerst 2
Achtelbogen Rohpapier ein. (Nach dem Sensibilisiren der Pigmentbogen ist die
Flüssigkeit zur Herstellung von Photometerpapier nicht
mehr brauchbar.)
IV. Beschickung
des Photometers mit Papier.
Man öffne den unteren, an einem einzigen Scharnier
sitzenden Deckel d, nehme das innerhalb des Kästchens,
über der Feder f liegende lange Hölzchen h heraus, und benutze dieses als Schablone zum Schneiden
der Photometerpapierstreifen bei Lampenlicht. Man fasse
das Photometerpapier mit trockenen Fingern, und schneide
Streifen von der Breite und Länge des Hölzchens, mit Hülfe einer Papierschere. Den ersten und letzten Streifen werfe
man weg. Die Streifen lege man einen nach dem anderen in das geöffnete
Photometerkästchen T, lege dann das Preßhölzchen wieder
ein und schließe den Deckel d mit der Feder. Man öffne
dann den oberen Glasdeckel
D (bei Lampenlicht) und sehe zu, ob Alles glatt und fest
liegt. Die Streifen müssen
Textabbildung Bd. 188, S. 230
unter den beiden Blechen b,b straff eingeklemmt erscheinen. Wo nicht, ist es
leicht, sie von der Glasdeckelseite aus mit Hülfe eines aufgelegten Stückes reinen
weißen Papieres glatt zu streichen — Alles bei Lampenlicht. Ist das
geschehen, so schließe man den Glasdeckel D fest wieder
und lege das Häkchen vor.
V. Gebrauch.
Das Photometer wird mit zugeklapptem oberen Holzdeckel L
gleichzeitig mit sämmtlichen
zu copirenden verdeckten Rahmen an das Licht gebracht,
und in derselben Lage wie die Nahmen, ungefähr in der Mitte derselben aufgestellt, dann die Rahmen aufgedeckt
und der obere Holzdeckel
L. geöffnet; nach einiger Zeit (1 Minute bis 5 Minuten,
je nach dem Wetter) decke man die Rahmen zu, klappe das Photometer zu und gehe mit
letzterem in ein Dunkel-Zimmer, in welchem eine
helle Lampe brennt.
Hier öffne man das Instrument und beobachte, welche Zahlen auf dem gelben Streifen erschienen sind. Zuerst erscheint Nr. 2
hell auf braunem Grunde, dann 4, dann 6 u. s. w., die
höheren Zahlen natürlich blässer. Um deutlich zu
erkennen, bis zu welchem Grade die Lichtwirkung
vorgeschritten ist, muß man die Augen vor dem grellen Licht schützen. Man halte das offene Instrument
unter oder neben eine helle Flamme, circa 18″ Entfernung, so daß die Strahlen senkrecht auf das gelbe Papier fallen, dann sehe man mit
dem vor dem Licht geschützten Auge schief über das Papier
hin (in der Richtung des Streifens von 2 nach 25). In dieser Position
erkennt man die Zahlen sehr gut. Man achte dabei nicht bloß
auf die Zahlen, sondern auch auf die beigedruckten Hände und Buchstaben,
welche das Erkennen des zarten Lichteindruckes wesentlich erleichtern. Leises
Hin- und Herwenden des Instrumentes gibt bald die für das Erkennen vortheilhafteste Stellung. Nach einigen Versuchen hat man
rasch die nöthige Sicherheit erlangt.
Wenn man aus einem sehr hellen Naum in ein halbdunkles
Zimmer tritt, sieht man bekanntlich anfangs gar nichts. Nach kurzer Zeit gewöhnen
sich aber die Augen an die Dunkelheit und erkennen deutlich alle Details.
Aehnliche Erfahrungen wird man auch bei Photometerbeobachtungen machen, wenn die
Augen durch helles Licht geblendet sind.
Nach der Beobachtung trage man das geschlossene Photometer an seinen Platz zurück,
öffne den Deckel L, decke die zugedeckten Rahmen wieder
auf und exponire weiter. Nach einer oder einigen
Minuten wiederhole man nach Zudecken der Nahmen die Photometerbeobachtung unter obigen Vorsichtsmaßregeln. Ist der gewünschte Copirgrad (Bestimmung desselben siehe oben) noch nicht
erreicht, so wiederhole man die Arbeit. Die zuerst verwendete Zeit und die dabei
beobachteten Zahlen dienen als Anhaltspunkt, um ungefähr die noch nöthige Expositionszeit taxiren zu können. Nach einigen Versuchen ist
man hierin orientirt.
Ein Ueberschreiten des Copirgrades um einen Grad schadet wenig, da man den Fehler leicht durch
längere Entwickelung wieder gut machen kann.
Nachtheiliger ist eine Unter erposition.
Hat man Negative verschiedener Copirgrade, so nimmt man, sobald der Copirgrad der
ersten Sorte erreicht ist, diese hinein, oder deckt sie zu, dann exponirt man weiter,
bis die Copirgrade aller übrigen dickeren Negative erreicht find.
Sind alle fertig copirt, so beschicke man die Rahmen mit neuem Papier, nehme im halbdunkeln Zimmer bei möglichstem Lichtabschluß den
obersten gefärbten gelben Streifen P heraus, indem man auf die Mitte desselben mit dem
linken Daumen drückt, so daß das federnde Holz h mit dem Streifen heruntergeht, dann ziehe man beide Enden des obersten
Streifens unter den Blechen hervor, streiche, während er noch aufliegt, die unteren
festgeklemmten wieder glatt und werfe dann den oberen weg. Nach Schluß des
Instrumentes ist dasselbe zu einer neuen Arbeit fertig.
Nachtrag. — Zur Bestimmung
der Copirgrade wurde oben empfohlen, ein Negativ bis 10, 12, 14° zu
copiren, indem man die einzelnen Theile, wenn diese Zahlen erreicht sind, zudeckt.
Dieses Decken muß mit schwarzem Papier geschehen,
welches man zwischen Negativ und Pigmentbogen klemmt.
Zum Beobachten des Photometers bei Lampenlicht eignet sich
jede hell brennende und zum Schutz
der Augen mit einem schwarzen Schirm überdeckte Lampe. Eine offene oder gar
trübe brennende Lichtflamme ist dagegen durchaus zu verwerfen. Bei guter Beleuchtung
ist das Ablesen leicht. Die passendste Stellung des Instrumentes zum Auge findet
jeder Beobachter nach wenigen Versuchen.
Die mathematischen Principien, auf denen das Photometer beruht, gebe ich den sich
dafür interessirenden Lesern unten in der Anmerkung.Man denke sich eine Anzahl völlig gleicher transparenter Blätter eines absolut homogenen Materials, sey es Glas,
Glimmer, Papier u. s. w. über einander geschichtet, so wird offenbar das
Licht beim Durchgänge durch dieselben, theils durch Reflexion, theils durch
Absorption eine Schwächung erleiden, die mit der Zahl der Schichten, welche
es durchdrungen hat, zunimmt.Nimmt man an, die Stärke des Lichtes werde beim Durchdringen einer einzigen
Schicht auf 1/n feiner ursprünglichen Intensität
reducirt, so wird die Intensität nach Durchdringung der zweiten Schicht =
1/n2, nach
Durchdringen der dritten, vierten…und xten Schicht 1/n3, 1/n4, 1/nx der
ursprünglichen seyn.Construirt man demnach ein terrassenförmiges Streifensystem beistehenderauf welches Licht von der Intensität = 1 fällt, so
wird die Lichtintensität unter dem ersten Streifen = 1/n,unter dem zweiten Streifen= 1/n2,unter dem dritten Streifen= 1/n3,unter dem vierten Streifen= 1/n4,unter dem xten Streifen= 1/nx feyn.Die Lichtintensitäten unter
diesem terrassenförmigen Streifensystem bilden demnach eine geometrische
Reihe, in welcher die Schichtenzahlen die Exponenten sind. Jetzt
denke man sich unter diesen Streifen ein Stück lichtempfindliches Papier,
dem Lichte exponirt, so wird dieses sich offenbar bräunen, unter dem
dünnsten Ende der Streifenlage zuerst, und diese Bräunung wird nach dem
dicken Ende der Streifenlage hin fortschreiten und um so rascher, je stärker
das Licht ist.Die Erfahrung hat nun gezeigt, daß zur Hervorbringung
einer noch sichtbaren Färbung schwächsten Grades, eine ganz bestimmte
chemische Lichtquantität nöthig ist.Wird demnach ein lichtempfindlicher Streifen unter der transparenten
Photometerscala exponirt, so wird derselbe an irgend einer Stelle, z. B.
unter der Zahl 9, sich nicht eher sichtbar färben, als bis die bestimmte zur
Hervorbringung einer sichtbaren Färbung nöthige chemische Lichtquantität
durch die neun Streifen hindurchgegangen ist. Da aber die Schwächung, welche
das Licht beim Durchgange durch die Streifenlagen erleidet, je nach der Zahl
derselben eine sehr verschiedene ist, so wird die Lichtquantität, welche auf
das Streifensystem fallen muß, um nach dem
Durchgange durch letztere, Noch eine sichtbare Wirkung zu äußern, eben so
verschieden seyn, und wird die auffallende
Lichtquantität um so größer seyn müssen, je größer die Schwächung ist, welche dasselbe beim Durchgange durch das Streifensystem erleidet.Nun stehen die Schwächungen, welche das Licht beim Durchgange durch 1, 2, 3
… x Streifen erleidet, wie eben gezeigt
ist, in dem Verhältniß n : n2, n3 …
nx. In
demselben Verhältniß werden demnach die auffallenden Lichtquantitäten stehen
müssen, welche nöthig sind, um unter dem ersten,
zweiten, dritten … xten Streifen eine
sichtbare chemische Wirkung hervorzubringen.Diese Wirkung offenbart sich aber durch das Erscheinen der aufgeschriebenen
Gradzahlen 1, 2, 3, 4 … x. Demnach stehen
die Lichtquantitäten, welche durch das Erscheinen
der einzelnen Gradzahlen angezeigt werden, in dem Verhältniß n, n2, n3, n4 … nx, d. h. sie bilden eine geometrische Reihe, in welcher die Gradzahlendie
Exponenten sind.Aus dieser Theorie lassen sich einige wichtige Folgerungen für die Praxis
ziehen. Die Empfindlichkeit der photographischen Materialien ist nicht immer
dieselbe. Braunes Pigmentpapier ist z. B. viel unempfindlicher als
schwarzes. In Folge dessen muß für eine andere Papiersorte oft ein anderer
Copirgrad genommen werden, um ein Bild von der richtigen Intensität zu
erhalten. Dieses würde mühsame Neu-Versuche mit deu verschiedenen
Negativen nöthig machen, wenn man nicht auf Grund des oben entwickelten
Gesetzes im Stande wäre, ans einem einzigen Versuche die Copirgrade für alle
Negative zu berechnen. Ich setze voraus, daß sämmtliche Copirgrade der
Negative für eine bestimmte Papiersorte bekannt seyen. Dann hat man, um die
Copirgrade für ein neues Papier zu finden, nur nöthig, eine einzige
Probecopie mit dem neuen Papier und einem einzigen Negativ zu machen.
Erfährt man durch diefen Versuch, daß der Copirgrad für dieses neue Papier =
q ist, und ist ferner für das alte, bekannte
Papier der Copirgrad desselben Negativs = p, so
folgt daraus, daß die Lichtquantitäten, welche nöthig sind, um nach
demselben Negative auf den verschiedenen Papieren einen hinreichend
intensiven Eindruck hervorzubringen, sich verhalten wie np : nq, d. i. = nq — p. Die
Lichtquantität muß demnach, um auf dem neuen Papier ein Bild zu fertigen,
np — q
mal so groß seyn als bei dem alten.Ist demnach der Copirgrad irgend eines anderen Negativs für das alte Papier =
r, die chemische Lichtmenge, welche
aufgewendet wird, also = nr, so ist die chemische
Lichtmenge für das neue Papier, um nach demselben Negativ ein Bild zu
erhalten = nr
× np - q =
nr + (p - q) und da die
Exponenten von n die Copirgrade bedeuten; so ist
der Copirgrad r + (p
- q). Man findet demnach die Copirgrade für sämmtliche Negative für das neue Papier, wenn man
die Differenz der versuchsweise an einem einzigen Negativ bestimmten
Copirgrade zu den bekannten Copirgraden der anderen Negative, den
Quantitäten hinzu addirt.Die Constante n der Reihe läßt sich leicht für
jede Photometerscala bestimmen, indem man in bestimmter Entfernung von dem
Instrumente zwei verschiedene Quantitäten Magnesiumdraht abbrennt. Nimmt man
an, daß die dabei entwickelten Lichtmengen des verbrannten Magnesiums M und M′
proportional seyen und sind ferner die durch diese Lichtmengen auf dem
Chromatpapier zum Vorschein gekommenen Gradzahlen g und g′, so hat man die
ProportionM :M′ = ng : ng′M′/M = n(g′ - g)woraus sich n leicht
berechnen läßt.Ueber die auf solche Weise erlangten numerischen Resultate behalte ich mir
weitere Mittheilungen vor.