Titel: | Verfahren zur Darstellung von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft mittelst Baryumsuperoryd; von Gondolo. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXX., S. 322 |
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LXXX.
Verfahren zur Darstellung von Sauerstoff aus der
atmosphärischen Luft mittelst Baryumsuperoryd; von Gondolo.
Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 488; März
1868.
Gondolo, über Darstellung von Sauerstoff.
Im Jahre 1852 machte Boussingault die Beobachtung, daß
wenn man Baryterde in einem Porzellanrohre bis zum Dunkelrothglühen erhitzt und dann
einen Luftstrom darüber streichen läßt, der Sauerstoff dieser Luft von der Baryterde
absorbirt wird und letztere sich zu Baryumsuperoxyd umwandelt. Er beobachtete
ferner, daß das entstandene Baryumsuperoxyd bei Hellrothglühhitze den aufgenommenen
Sauerstoff mit solcher Leichtigkeit wieder abgibt, daß sich auf diese Thatsache ein
vorzügliches Verfahren zur Darstellung des Sauerstoffgases gründen läßt, da man die Operation unter
Wiederauftreten derselben Reaction beliebig oft wiederholen kann. Das mehrseitige
Bedürfniß der Industrie nach Sauerstoff brachte mich auf den Gedanken, dieses
Verfahren zur Darstellung großer Sauerstoffmengen zu verwerthen. Zu meiner großen
Freude ist es mir, bei den von Boussingault selbst mir zu
Theil gewordenen Rathschlägen, gelungen, diese Aufgabe vollständig zu lösen.
Der von mir zu diesem Zwecke jetzt angewendete Apparat hat nachstehende Einrichtung:
Anstatt der Porzellanröhren benutze ich Röhren aus Gußeisen oder Schmiedeeisen,
welche ich im Inneren mit einem Magnesia-Lutum und äußerlich mit Asbest
beschlage, um die aus der Porosität des Metalles erwachsenden Uebelstände, wie die
Abnutzung der Röhren durch das Feuer, zu vermeiden.
Diese Röhren liegen in einem aus Backsteinen gemauerten Ofen, dessen Züge zur
beliebigen Regulirung des Feuers und somit zur Abänderung der Temperaturen, mit
Schieberregistern versehen sind, so daß sich sowohl Dunkelrothgluth- als
Hellrothglühhitze ohne Schwierigkeit erzeugen läßt. Die Baryterde versetze ich, um
ihr Zusammenfritten zu verhüten, mit einem Gemenge von Kalk, Magnesia und einer
geringen Quantität mangansaurem Kali.
Unter diesen Bedingungen war es mir möglich bis 122 abwechselnde Oxydationen und
Desoxydationen in ununterbrochener Reihenfolge, unmittelbar hintereinander,
auszuführen und so den Sauerstoff und den Stickstoff der atmosphärischen Luft auf
einfache und leichte Weise in großem Maaßstabe von einander zu trennen.