Titel: | Ueber die fäulnißwidrigen Eigenschaften des Schwefeläthers; von Martin. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXXIV., S. 334 |
Download: | XML |
LXXXIV.
Ueber die fäulnißwidrigen Eigenschaften des
Schwefeläthers; von Martin.
Aus den Comptes rendus, t. LXVI p 369; Februar
1868.
Martin, über die fäulnißwidrigen Eigenschaften des
Schwefeläthers.
Im Jahre 1841 machte ich im Bulletin général de
thérapeutique darauf aufmerksam, daß man das Mutterkorn (Secale cornutum) gegen „Wurmfraß“
dadurch schützen kann, daß man diese Drogue mit rectificirtem Schwefeläther befeuchtet und dann in hermetisch verschlossenen Flaschen
aufbewahrt. Einige Jahre später machte ich in einer anderen Mittheilung darauf
aufmerksam, daß sich auch die Canthariden (spanischen
Fliegen), die (aus der Wurzel von Iris florentina
angefertigten) Fontanell-Erbsen und eine große
Menge anderer Arzeneimittel, Wurzeln, Blätter, Blüthen etc. auf dieselbe Weise gegen
die Angriffe der Insecten bewahren lassen. Der günstige Erfolg meines so einfachen
Verfahrens veranlaßte mich zu Versuchen zur Conservirung
des als Nahrungsmittel dienenden Fleisches mittelst
Aether; ich verfuhr dabei auf nachstehende Weise:
In sechs aus Weißblech angefertigte Büchsen brachte ich rohes Ochsenfleisch und legte
kleine, mit Schwefeläther getränkte Bäuschchen von Baumwollwatte rings um dasselbe;
dann wurden die Deckel aufgelöthet, und die so vorgerichteten Büchsen auf einer mit
Zinkblech beschlagenen Altane der Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt. Alle
drei Monate öffnete ich eine dieser Büchsen und fand das Fleisch noch frisch und
ebenso schön roth gefärbt, wie an dem Tage, an welchem ich es eingelegt hatte. Jedes
Fleischstück wog ein Kilogramm; es hatte sich keine Flüssigkeit ausgesondert; ebenso
war die Form und das Gewicht aller Stücke unverändert geblieben.
Das auf diese Weise conservirte Fleisch erleidet keine faulige Gährung; es ist stark
mit Aether imprägnirt und der Geruch nach demselben bleibt selbst nach öfters
wiederholtem Waschen mit kaltem Wasser. Im Suppentopfe gekocht, hinterläßt es beim
Essen im Munde einen eigenthümlichen, wahrscheinlich von der Entstehung eines neuen
Aethers herrührenden Geschmack; seine Fasern erscheinen lose, getrennt, ohne
Consistenz; beim Kauen glaubt man eine Substanz, ähnlich wie Feuerschwamm, zwischen
den Zähnen zu haben.
Da der Aether die Entwickelung von Insecten sowohl, als das Auftreten der fauligen
Gährung verhindert, fo könnte er vielleicht zur Erhaltung unserer sterblichen Hülle
dienen.