Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 159 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die geographische Ausbreitung und die Fortschritte des
Telegraphenverkehres der Erde.
Herr Fr. X. Neumann gibt im dritten Abschnitte seines
Berichtes „über das Verkehrswesen der Welt“ (officieller
Ausstellungs-Bericht des k. k. österreichischen Central-Comité's im J.
1867, 2te Lieferung S. 27) eine ausführliche und gründliche Untersuchung über die
geographische Ausbreitung und die Fortschritte des Telegraphenverkehres nebst
Uebersicht des Telegraphennetzes der Erde. Unter Benutzung von mannichfachen Quellen
gibt der Verfasser im ersten Theile seiner Telegraphen-Statistik ein
übersichtliches Bild über die Entwickelung des telegraphischen Verkehres unseres
Erdtheiles mit Asien, Afrika und Amerika, und den inneren Verkehr der einzelnen fünf
Welttheile selbst. Schon im Jahre 1859 wurde in Persien eine Linie eröffnet, welche
sich an die russischen im Kaukasus anschließen sollte, die dauernde Verbindung mit
Asien aber rührt aus dem Jahre 1865, sie ist durch die Linie, welche über
Konstantinopel durch Kleinasien, den Kurdistan, Irak-Arabi und über Fao an
der Mündung des Euphrat und Tigris durch den persischen Golf direct nach Indien
(Karatschi) führt, hergestellt. Der Anschluß der russischen Telegraphen an die
persischen Linien bietet einen zweiten Weg, um bis nach Bombay, Calcutta, Ceylon und
sogar nach einigen im nördlichen und östlichen Theile des Hindostan liegenden
Handelsplätzen den Verkehr zu vermitteln. Die Verbindung mit dem Nordosten Asiens
ist der großartigen Thätigkeit Rußlands auf diesem Gebiete zu verdanken; im Jahre
1862 war die russisch-chinesische Linie, über Moskau bis Omsk, im Jahre 1864
bis Irkutsk und Kiachta an der Grenze des chinesischen Reiches vollendet, und
demnächst wird auf diesem Wege das japanische Meer erreicht seyn. In Peking hat
Rußland schon eine telegraphische Agentur, und diese zum Theile noch unvollendete
Linie stellt die Correspondenz zwischen den Küsten des Atlantischen und jenen des
Stillen Oceans her. Von russischer Seite wird an der Fortsetzung dieser Linie über
Ochotsk, Gishiginsk zu den Mündungen des Anadyr und an die Behringsstraße
gearbeitet, und es kann daher zu erwarten seyn, daß, wenn durch die früheren
russischen Besitzungen in Amerika von Seite der Vereinigten Staaten der Anschluß
bewerkstelligt wird, der Telegraphengürtel um die ganze Erde geschlossen werden
könne. — Die Verbindung mit Afrika ist durch mehrere unterseeische Kabel von
Sicilien, Spanien. Malta, dem griechischen Archipel nach Algier und Aegypten
hergestellt. Im Inneren findet man selbst in den Barbaresken-Staaten Tunis,
Tripolis und Marocco, sowie in den europäischen Colonien am Senegal und am Cap
Telegraphenanlagen. — Die Verbindung mit Amerika ist bekanntlich jünger, sie
ist seit dem Jahre 1866 durch zwei Kabel, von welchen das eine 436, das andere 454
geographische Meilen lang ist, hergestellt, während in den Vereinigten Staaten, in
den englischen Colonien, in Mexico, Chili, Brasilien etc. ein Telegraphennetz
besteht, das unter Anderem den äußersten Westen, San Francisco, mit dem äußersten
Osten, Sanct John auf Newfoundland, zwei Orte, deren Zeitdifferenz 4½ Stunden
beträgt, durch einen fast 900 Meilen langen Draht verbindet.
Die Länge der Telegraphenlinien auf der ganzen Erde kann (insbesondere) nach den
statistischen Angaben der beiden Vorjahre (1866 und 1867), beiläufig wie folgt sich
herausstellen:
Europa
25340,6
geographische Meilen.
Amerika (Vereinigte Staaten u.
Süd-Amerika etc.)
14239
geographische Meilen.
Asien (englische Colonien, asiatische Türkei, Rußland, Persien
etc.)
4736,6
geographische Meilen.
Australien (englische Colonien)
1842,3
geographische Meilen.
Afrika
1504
geographische Meilen.
Submarine Kabel
1593
geographische Meilen.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Länge der Telegraphen-Linien der
Welt:
49255,5
geographische Meilen.
Nach einer den bestehenden in- und außer-europäischen
Telegraphenanlagen entsprechenden Schätzung stellen sich die Drahtlängen der
sämmtlichen Linien wie solgt heraus, wobei die Angaben kaum die wirtlichen Längen
erreichen dürften:
Europa
69685,5
geographische Meilen Drahtlänge
Amerika
35078,8
geographische Meilen Drahtlänge
Asien
5404,2
geographische Meilen Drahtlänge
Australien
2101,5
geographische Meilen Drahtlänge
Afrika
2264,1
geographische Meilen Drahtlänge
Submarine Kabel
2250,2
geographische Meilen Drahtlänge
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Länge der Telegraphendrähte der Welt:
116784,3
geographische Meilen.
Um sich von der ungeheuren Länge der (jedenfalls bestehenden) Drahtleitungen
beiläufig eine Vorstellung machen zu können, mag bemerkt werden, daß man mit der
gesammten Länge der Drähte eine zweiundzwanzigfache Leitung um die ganze Erde legen
könnte; sie würde sogar ausreichen, um eine doppelte Drahtleitung zwischen der Erde
und dem Monde herzustellen, und hierbei könnte noch ein Stück übrig bleiben, das
ausreichen würde, um die Erde fast dreimal mit einem Telegraphengürtel zu
umspannen.
Nicht minder interessant sind die Betrachtungen des Verfassers bezüglich des
Aufwandes der Mittel, welche der Telegraphenverkehr schon gegenwärtig in Anspruch
nimmt. Die Zahl der Stationen in Europa kann zu etwa 8000 und die auf der ganzen
Erde zu 12000 angenommen werden; der Verkehr ist ein so lebhafter, daß schon im
Jahre 1865 in Europa allein nicht weniger als 58000 telegraphische Depeschen auf
sämmtlichen Linien täglich versendet wurden; hierfür
dürften 30000 Apparate und kaum weniger als 36000 bis 38000 Personen zur Besorguug
der Geschäfte erforderlich seyn.
Um eine annäherungsweise richtige Anschauung von der Menge des zur Herstellung und
Erhaltung erforderlichen Materiales zu gewinnen, geht der Verfasser — unter
Ausschluß der Apparate und Batterien — bloß auf die Hauptbestandtheile der
Linien selbst ein. Unter der den thatsächlichen Verhältnissen entsprechenden
Annahme, daß für 1 Kilometer Leitung durchschnittlich 1,5 Centner Eisendraht nöthig
ist, sind gegenwärtig — wenn alle oberirdischen Leitungen der Erde aus
Eisendraht bestehen würden — beiläufig 1300000 Ctr. Eisen als
Telegraphendraht in Verwendung. — Wenn sämmtliche Linien durch Luftleitungen
hergestellt wären, und je 20 Säulen auf 1 Kilometer gerechnet werden, so würde das
Telegraphennetz der ganzen Erde ungefähr 7½ Millionen Säulen erfordern; nach
den in Oesterreich gemachten Erfahrungen sind die dazu dienenden Nadelholzstämme
nach 4 bis 5 Jahren wegen Fäulniß nicht weiter verwendbar, es wäre also eine
jährliche Nachschaffung von mindestens 1½ Millionen solcher Stämme zur
Instandhaltung aller Telegraphenlinien der Erde nöthig und bei einem Preise von nur
4 Frcs. per Stamm setzt dieser Bedarf allein eine
jährliche Ausgabe von 6 Millionen Francs für Holz voraus, während die Production der
Stämme eine Fläche von etwa 17280 Hektaren (50717 bayerische Tagwerk) Wald in
regelmäßigem Forstbetriebe erfordern würde. — Unter der Annahme, daß je 20
Isolatoren für 1 Kilometer Draht ausreichen, sind für alle gegenwärtigen Telegraphen
17330000 Stücke nöthig. — Den gesammten Capitalaufwand für alle
Telegraphen-Leitungen der Erde kann man auf etwa 416 Millionen Frcs.
schätzen.
Ueber Dampfkesselproben; von S. W. Robinson, Professor der Bergmaschinenkunde an der Universität des Staates
Michigan.
Der allgemeinen Annahme nach verlieren Dampfkessel nach längerem Gebrauche an
Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck in Folge der Einwirkung verschiedenartiger
bekannter und unbekannter Ursachen, so daß der Ingenieur nicht im Stande ist zu
beurtheilen, bei welchem Drucke sein Kessel ohne Gefahr arbeiten kann. Dieß vermag
er indessen mittelst eines sehr einfachen Verfahrens, und zwar in folgender Weise:
Der Kessel wird mit kaltem Wasser vollständig gefüllt, selbst bis zum
Drossel- und Sicherheitsventile, und allenthalben dicht verschlossen, so daß
nichts entweichen kann. Hierauf wird geheizt; das Wasser dehnt sich allmählich aus
und erzeugt einen Druck, welcher hinreicht sogar das Eisenblech zum Bersten zu
bringen, bevor die Temperatur des Wassers den Siedepunkt erreicht. Während der Druck
steigt, lasse man das Manometer genau beobachten, und sobald der Probedruck, welcher
zwei- bis dreimal so hoch seyn kann als der Druck bei welchem der Kessel
arbeiten soll, erreicht ist, läßt man einen Theil des Wassers ablaufen, so daß der
Druck sinkt. Der Druck entsteht dadurch, daß das Wasser durch die Wärme stärker
ausgedehnt wird als das Eisen. — Dieses Verfahren ist eben so zuverlässig als
die hydrostatische Druckprobe, wenn das Wasser nicht über 100° C. erhitzt
wird, was nur in dem Falle erforderlich ist, wo der Kessel undicht ist. Unterhalb
dieser Temperatur können keine nachtheiligen Folgen eintreten, selbst wenn der
Kessel berstet, weil Explosionen nur durch plötzliche Ausdehnung von Gasen oder
Dämpfen entstehen. (Journal of the Franklin Institute, vol.
LV p. 34; Januar 1868.)
Elektrische Bremse von Achard.
Diese Bremse ist an einem Wagen der französischen Ostbahn angebracht. Auf ihre
BeschreibungPolytechn. Journal Bd. CLXXX S. 415 und Bd. CLXXXII S.
366, Jahrgang 1866. hier näher einzugehen, ist
unnöthig, da sie bekannt und bereits Gegenstand vielfacher Discussionen gewesen ist.
Als technische Anwendung der Elektricität verdient die Erfindung Achard's jedenfalls volle Anerkennung; insofern sie eine
Lösung des Problemes der Bremsung seyn soll, kann nicht unbedingt dasselbe gesagt
werden. Diese Vorrichtung wirkt nicht immer mit derselben Sicherheit und
Regelmäßigkeit, und theilt so das Schicksal aller elektrischen Mechanismen. (Aus dem
Berichte des Hrn. v. Goldschmidt über Eisenbahnwagen auf
der Pariser Ausstellung im J. 1867, im officiellen österreich.
Ausstellungs-Bericht, 2te Lieferung S. 196.)
Zur Geschichte des Eisens.
Seit Jahren ist in der Archäologie die Eintheilung in ein Stein-,
Bronze- und Eisenalter hergebracht. Hiernach müßte das Eisenalter die jüngste
Epoche der menschlischen Cultur, gewissermaßen den letzten Abschnitt in der
Entwickelung der Urzeit bezeichnen. Allein die
Forschungen über letztere bewegen sich noch ziemlich auf nebelhaftem Boden, wie das Urtheil des Archäologen-Congresses in
Paris über die Theorie des Schweden Nielsson beweist.
Dieser Gelehrte wollte alle Bronze-Gegenstände, die in Europa in den alten
Gräbern gefunden werden, von Scandinavien herleiten. Dr.
Lindenschmit in Mainz stellte dieser Theorie eine
andere gegenüber, der gemäß die Etrusker in vorhistorischer Zeit ganz Europa mit
ihren Bronze-Gegenständen versorgt hätten. Gegen Nielsson ist der Archäologen-Congreß in Paris gründlich zu Felde
gezogen; was Lindenschmit betrifft, so sehen wir noch der
Bestätigung oder Widerlegung seiner Ansicht entgegen. Die Meinung aber, daß die
Verarbeitung des Eisens
einer verhältnißmäßig jungen Periode der menschlichen Cultur angehöre, ist in diesen
Tagen gründlich von dem berühmten Kenner der ägyptischen Sprache und
Alterthumskunde, Prof. Lepsius, widerlegt worden. Ihm war
längst aufgefallen, daß die Pyramiden Aegyptens aus so glatt behauenen Steinen
aufgeführt sind, daß die Annahme einer Verwendung des Eisens resp. eiserner
Werkzeuge kaum abzuweisen seyn dürfte. Da brachte ihn ein glücklicher Gedanke, ein
Geistesblitz, wie er genialen Menschen mitunter zu Theil wird, auf die Idee, das
ägyptische Wort ba könne Eisen bedeuten. Er fand, daß dieser Bestandtheil schon in dem Namen des
sechsten Königs der 1. Dynastie Mie-ba-ës
auftrete, und schloß daraus, die Bekanntschaft der Aegypter mit dem Eisen müsse in's 4. Jahrtausend vor unserer
Zeitrechnung zurückreichen. Seitdem hat Lepsius
mehrere Stellen gefunden, wo das Wort ba den Zusatz
führt ne-pe, das ist: des
Himmels, so daß den Aegyptern das Himmelseisen
oder Meteoreisen bekannt gewesen seyn muß. Der berühmte
Gelehrte folgert daraus, der spätere bergmännische Bau auf Eisenerz sey dadurch
nicht ausgeschlossen, und es habe die Beobachtung des Verhaltens der noch glühenden
Masse des Meteoreisens die Aegypter von selbst auf das Schmelzen der Erze und die
Bereitung des Eisens geführt.
Der Glaube, daß die Aegypter erst spät das Eisen allgemein angewendet hätten, beruht
auf einer Stelle in des Agatharchides Fragmenten, daß zu
seiner Zeit in den Höhlungen von Goldbergwerken menschliche Gebeine in großer Menge
und Sprenghämmer von Erz gefunden worden seyen, weil zur Zeit als diese Bergwerke
eröffnet wurden, der Gebrauch des Eisens sehr beschränkt gewesen sey. Es wird damit
aber doch die Kenntniß des Eisens zugegeben, ganz abgesehen davon, ob die Aegypter
es selbst gewonnen, oder ob sie es durch Handel aus benachbarten Gegenden, etwa von
der Sinai-Halbinsel bezogen. In den Büchern Mosis
(Deuteronomium Cap. 4, V. 20) wird Aegypten mit einem
eisernen Ofen verglichen. Thubalkain, der vor der großen Fluth unter Noa lebte, schmiedete schon
Eisen, auch wird in der Bibel erzählt, daß Sisera, der
Feldhauptmann Jabin's, 900 eiserne Streitwägen besaß. Bei der nahen Berührung der Aegypter mit den
Juden ist es immerhin möglich, daß erstere von diesen Eisen bezogen. Selbst aus
Indien kann Eisen und Stahl zu den Aegyptern gelangt seyn, wie auch Herodot
II. 152 berichtet, daß die Waffen der Aegypter unter Psammetich (650 v. Chr.) aus Eisen bestanden. Die
Entdeckung des Prof. Lepsius weist aber dem Eisen ein
Alter an, das vor das Steinalter unserer Archäologen
zurückgeht, und daher ihre Ansichten wesentlich modificiren dürfte. (Berggeist, 1868
Nr. 14.)
Ueber das Vorkommen von Columbit (Niobit) im Wolfram; von Phipson.
In einer aus der Auvergne stammenden Probe von Wolfram, welche ich vor einigen Jahren
von Pisani erhalten hatte, habe ich einen Gehalt von
Columbit (niobsaurem oder vielmehr unterniobsaurem Manganoxydul-Eisenoxydul)
entdeckt. Schon vor mehreren Jahren hatte ich bemerkt, daß Wolfram von verschiedenen
Fundorten bald Niobsäure, bald Tantalsäure enthält, welche sich durch die
Löthrohruntersuchung des nach Abscheidung des größeren Theiles von Eisen, Mangan und
der Wolframsäure bleibenden Rückstandes ziemlich deutlich nachweisen lassen.Im Wolfram von Chanteloube bei Limoges und von Zinnwalde hat Dr. Bernoullie
bereits im Jahre 1861 einen Niobgehalt nachgewiesen.H. H.
Bei dem in Rede stehenden Exemplare gelang es mir, von etwa 20 Grm. Material eine
Quantität Columbit abzutrennen, welche hinreichend war, um ein kleines Fläschchen
damit zu füllen, und die Eigenschaften dieses Minerals bequem zu studiren. Die
Trennung dieser immer noch so seltenen Substanz vom Wolfram ist auf die einfache
Thatsache gegründet, daß das letztgenannte Erz von Königswasser angegriffen wird,
was dagegen beim Columbit nicht der Fall ist. Demnach verwandelt man 15 bis 20 Grm.
Columbit in feines Pulver und behandelt dasselbe in der Wärme mit Königswasser. Nach
möglichst vollständig erfolgtem Aufschließen sammelt man den Rückstand, entfernt aus
demselben die gebildete Wolframsäure mit Aetzammoniak und behandelt das darnach Zurückbleibende
wiederum mit Königswasser. Dieses Verfahren wiederholt man fünf bis sechs Mal,
überhaupt so lange sich noch Wolframsäure mittelst Ammoniaks aus dem Rückstande
ausziehen läßt. Dieser wird zuletzt ganz schwarz und besteht dann fast gänzlich aus
Columbit (Niobit, Gröulandit, Bodenmais-Tantalit), mit einer geringen Menge
mehr oder weniger durchsichtiger Quarzkörner gemengt.
Nachdem ich mich durch die Analyse von der chemischen Beschaffenheit dieses
Rückstandes überzeugt hatte, untersuchte ich denselben unter dem Mikroskope und
erkannte das Mineral sofort an seinem gewöhnlichen, charakteristischen Aeußern. Es
bildete eckige, unregelmäßige Bruchstücke, von dunkelschwarzer Farbe und mehr oder
weniger metallähnlichem Glanze und beinahe glasähnlichem Aussehen, ohne Einwirkung
auf die Magnetnadel, mancher Schwarzkohle einigermaßen ähnlich, jedoch von sehr
bedeutendem specifischem Gewichte und gegen Königswasser vollkommen indifferent. Vor
dem Löthrohre gaben diese Körner alle Reactionen des Columbits. (Comptes rendus, t. LXV S. 419; September 1867.)
Glas für chemische Geräthschaften, von Prof. J. S. Stas.
Prof. Stas hat bei seinen Untersuchungen über die
Atomgewichte gefunden, daß das Glas, ans welchem die chemischen Geräthschaften in
der Regel angefertigt sind, bei gewöhnlicher Temperatur von Salpetersäure und
Salzsäure angegriffen wird, daß hingegen die harten böhmischen und überhaupt alle
thonerdefreien und sehr kieselsäurereichen Gläser der Einwirkung heißer
concentrirter Säuren fast unbegrenzt lange widerstehen. Da aber letztere Glasarten
sehr schwer schmelzbar und daher schwierig zu verarbeiten sind, so bemühte er sich,
ein von Säuren nicht angreifbares und zugleich nicht allzustrengflüssiges Glas
herzustellen und stellte in dieser Beziehung Versuche in einer Glashütte an. Dabei
ergab sich, daß ein genügend kieselsäurereiches Glas mit Kalk- und
Natronbasis obigen Anforderungen eben so gut wie das Kali-Kalkglas
entspricht, und da ein Gemisch gleicher Aequivalentgewichte von kohlensaurem Kali
und kohlensaurem Natron bekanntlich weit leichter schmelzbar ist als das
leichtflüssigste beider kohlensaurer Salze, so versuchte Stas, die Schmelzbarkeit obiger Glassorten dadurch in etwas zu mindern,
daß er in ihnen das Kali oder Natron durch gleiche Aequivalentverhältnisse von Kali
und Natron ersetzte. Er bestimmte daher den Glassatz
so, daß das resultirende Glas bestand aus:
Kieselsäure
77,00
Kali
7,70
Natron
5,00
Kalk
10,30
–––––––
100,00
also gleiche Aequivalente Kali, Kalk und Natron enthielt. Das
so erhaltene etwas gelbliche, sehr harte Glas entsprach den Anforderungen; es war
nicht allzuschwierig zu verarbeiten und widerstand der Einwirkung der Säuren auf das
Vollkommenste. (Chemical News, vol. XVII p. 1; Januar
1868.)
Ueber den Schutz der hölzernen Horden, welche in den
Bleichkammern der Einwirkung des Chlors ausgesetzt sind.
Solche Horden können vor der zerstörenden Wirkung des Chlors, nach einer Mittheilung
des Dr. Clemens Winkler, am
besten geschützt werden, durch Tränken oder Bestreichen mit geschmolzenem Paraffin, nachdem man sie zuvor gehörig getrocknet und
angewärmt hatte.
Paraf's Anilinschwarz zum Färben
und Bedrucken sowohl thierischer als pflanzlicher Gewebe.
A. Paraf wendet bei seinem Verfahren, welches ihm in
Frankreich patentirt wurde, zur Oxydation des Anilins Chromsuperoxyd (CrO2) an, ein brauner
Körper, welcher sich auch als chromsaures Chromoxydul
(CrO, CrO3) betrachten läßt. Dasselbe gibt bei Gegenwart
gewisser Säuren oder Alkalien, oder heißer Luft, Chromsäure ab, welche nun ihre
bekannten oxydirenden Eigenschaften äußert. Paraf's
Verfahren ist im Wesentlichen folgendes:
Er stellt zwei verschiedene Mischungen her, welche zusammen das Schwarz bilden.
Die Mischung Nr. 1 erzeugt er, indem 340 Gramme chlorwasserstoffsaures Anilin in einem Kleister gelöst werden, welcher aus
135
Grammen
Wasser und
45
Grammen
Stärke
bereitet ist.
Die Mischung Nr. 2 besteht aus
500 Grammen nassem Chromsuperoxyd und etwa
200 Grammen chlorsaurem Kali,
welches letztere vorher in einem warmen Stärkekleister aufgelöst wurde.
Nr. 2 bildet also einen Kleister, in welchem chlorsaures Kali aufgelöst und
Chromsuperoxyd fein zertheilt enthalten ist.
Die eigentliche Druckfarbe besteht aus
1 Theil der Mischung Nr. 1
und
1 Theil der Mischung Nr. 2,
welche beide ganz kalt zusammengerührt werden.
Nach dem Aufdrucken dieser Mischung oxydirt man in den
gewöhnlichen Oxydationskammern, bis die Farbe ein Dunkelgrün oder fast ein Schwarz
darstellt, worauf man die Farbe dadurch vollkommen hervorruft, daß man durch die
Lösung eines Chromsalzes passirt.
Um dasselbe Verfahren auf die Färberei anzuwenden,
verfährt man folgendermaßen:
Man präparirt die Stoffe in einem Bade, das ein Chromsalz aufgelöst enthält, z. B. in
der Lösung des Chromchlorids, und geht dann, ohne vorher zu spülen, in eine
Auflösung von Natron oder irgend einem anderen
caustischen Alkali ein. Hernach nimmt man dieselben Zeuge, auf denen durch die
Einwirkung des Alkalis aus dem Chromchlorid Chromoxyd
niedergeschlagen ist, durch eine Auflösung von neutralem
(gelbem) chromsaurem Kali, worauf man wäscht. In dem
letzten Bade hat sich auf der Faser aus dem Chromoxyd Chromsuperoxyd gebildet. Man hat also das oxydirende Agens in dem Stoff
selbst niedergeschlagen und braucht nun bloß noch Anilinsalz und Chlorsäure
hinzuzubringen, um das Schwarz hervorzurufen. Zu diesem Zweck färbt man den
behandelten Stoff in der Auflösung eines Anilinsalzes aus, welchem man 2½
Procent chlorsauren Kalis zusetzte. Nach dem Durchnehmen durch die Flüssigkeit
windet man ab und läßt oxydiren, worauf man die Stoffe ebenso behandelt, als wenn
das Schwarz auf gedruckter Waare hervorzurufen wäre. (Moniteur de la teinture, December 1867, S. 275.)
Das Glaubersalz in der Färberei; nach Emil Saloschin.
In England wendet man das schwefelsaure Natron oder Glaubersalz schon allgemein, auch
in Deutschland hier und da wohl als Hülfsmittel an, besonders in der Wollfärberei.
In welcher Weise aber dieses Salz wirkt, ist nur erst wenig untersucht worden, und
es sind daher einige Mittheilungen von Interesse, welche E. Saloschin darüber in der Musterzeitung, 1868 S. 3 gibt. Zunächst erhöht
das Glaubersalz natürlich, wie alle löslichen festen Körper, das spec. Gewicht und
den Siedepunkt des Lösungsmittels.
Diese Eigenschaft allein schon ist für manche Färbeprocesse wichtig. Man kann z. B.
die Nüance von Anilinviolett in's Bläuliche oder Röthliche ändern, je nach der Höhe der Temperatur,
auf welche man die Flotte erhitzt. Hat man nun mit saurer Flotte zu arbeiten, so
verbindet sich das Glaubersalz mit der freien Schwefelsäure zu dem sauren
schwefelsauren Natron, einem gleichfalls krystallisirbaren festen Salz, und die
Flotte behält die saure Reaction, ohne gerade freie Säure zu enthalten. Man wird
also beim Färben, z. B. halbwollener Zeuge, die Baumwolle, welche von freien Säuren
stark angegriffen wird, außerordentlich schonen. — Durch seine Löslichkeit in
Wasser vermindert das schwefelsaure Natron auch das Vermögen der Flotte, die
zugeführten Farbstoffe so reichlich aufzulösen, wie sie es ohne Gegenwart dieses
Salzes thun würde, und gerade diese Eigenschaft ist für den Verlauf mancher
Färbeprocesse von der größten Wichtigkeit. Die rothen Farbstoffe, wie Persio oder
Orseille, ganz besonders aber das Fuchsin und die rothen Farbhölzer, besitzen
bekanntlich die Eigenschaft, bei Gegenwart freier Säure nur wenig auf die Faser
aufzugehen. Wo man sich derselben also in saurer Flotte bedient, geht beim
Einschlagen des gebräuchlichen Weges gewöhnlich der größere Theil der Farbstoffe
unbenutzt fort. Dasselbe gilt auch für das Gelbholz. Benutzt man die angeführten
Pigmente in saurer Flotte, so kann man gerade hier durch Anwendung von Glaubersalz
einen doppelten Zweck erreichen. Man kann zunächst dadurch, daß man die freie
Schwefelsäure bindet, das Färbevermögen der genannten Materialien in Thätigkeit
setzen, und hat es durch die Quantität des angewendeten Glaubersalzes in der Hand,
das Aufgehen dieser Farbstoffe zu beherrschen; somit kann man also mittelst
Glaubersalz wirklich nüanciren. Der letztgenannte Umstand ist für manche Branchen
der Färberei von großer Wichtigkeit. Viele Garnarten besitzen die Eigenschaft, sich
in Folge häufigen Temperaturwechsels leicht zu verfilzen. Diesem Temperaturwechsel
muß man die Wolle jedoch aussetzen, wenn man beim Nüanciren nöthig hat, sie mehrere
Male aus der heißen Flotte zu nehmen, um dieser neuen Farbstoff zuzusetzen. Statt so
zu verfahren, kann man von vorn herein eine etwas größere Menge Säure und Farbstoff
zusetzen und dann durch allmähliches Hineinwerfen von Glaubersalz, ohne die Waare
herauszuheben, in vielen Fällen ganz gut nüanciren. Nebenbei erspart dieses
Verfahren sehr viel an Arbeit und setzt den mit der Benutzung des Glaubersalzes erst
einigermaßen vertrauten Färber in den Stand, bei sorgfältiger Ueberwachung mit
größerer Bequemlichkeit und Sicherheit zu arbeiten. Ist einmal wirklich zu viel
Farbstoff aufgegangen, so hilft man sich leicht wieder durch Hinzufügen kleiner
Quantitäten von Säure. Die genannten Erscheinungen treten bei Anwendung von Fuchsin
ganz besonders auffällig hervor. — Ein anderes Beispiel bietet das Färben
einiger Nüancen, für welche die Wolle zunächst in einer Chromverbindung, also am
häufigsten in rothem chromsauren Kali, angesotten wird. Dieß geschieht vielfach für
Roth, Braun und Grau, welche mittelst Blauholz, Rothholz und Gelbholz neben
genügender Festigkeit recht billig hergestellt werden sollen. Nach dem Ansieden in
der Chromflotte, besonders wenn in derselben, wie dieß häufig geschieht, etwas
Schwefelsäure benutzt wurde, gehen Blauholz und Rothholz, wenn sie nur in kleinen
Quantitäten angewendet werden, sehr schnell und deßhalb leicht unegal auf; man ist
deßhalb bei dem gewöhnlichen Verfahren genöthigt, bei ziemlich niedriger Temperatur
in die Flotte einzugehen und allmählich zu erhitzen. Bedient man sich aber einer
verhältnißmäßig nur kleinen Quantität von Säure als Zusatz zu einer solchen
Farbflotte, so verhindert diese nahezu ganz das Aufgehen der genannten Farbstoffe;
man kann also siedend in die Flotte eingehen, ohne ein unegales Färben zu
befürchten. Fügt man dann allmählich, während man die Wolle, das Garn oder die
Stücke bewegt, Glaubersalz hinzu, so gehen die Pigmente in dem Maaße auf, als dieses
die freie Säure bindet, und man kann, ohne die Waaren herauszunehmen, nüanciren,
wenn nur die zuerst gegebene Menge der Farbstoffe nicht zu klein war. Einen
ähnlichen Effect erhält man in diesem Fall, wenn man der Flotte gleich von vorn
herein Glaubersalz zufügt, welches hier auch sehr gut durch gewöhnliches Salz, wie
es für Fabrikzwecke verwendet wird, ersetzt werden kann. In diesem Falle bewirkt die
Löslichkeit der angewendeten Salze ein Fällen der gelösten Farbstoffe, welche dann
in sehr fein vertheiltem Zustand in der Flotte schwimmen, oder dieselben verhindern
theilweile die Lösung der Farbstoffe, je nachdem man die letzteren oder das Salz
zuerst der Flotte zugeführt hat. Beides ist für den Erfolg ganz gleich; die Pigmente
gehen nur in dem Maaße auf, als sie gelöst werden: es löst sich aber neuer Farbstoff
nur in dem Verhältniß, in welchem die Faser den schon gelösten aufnimmt. Daß man
gleichmäßiger färbt, wenn die Farbstoffe sich nicht in Lösung, sondern in feiner
Vertheilung in der
Flotte befinden, weiß jeder Färber, der sich einmal des wasserlöslichen Anilinblaues
bedient hat. Dasselbe geht nämlich, weil es in schwachen Säuren so leicht löslich
ist, häufig zu schnell auf, wenn man in saurer Flotte färbt, und färbt daher leicht
unegal. Deßwegen thut man am besten, in neutraler oder schwach alkalischer
Flüssigkeit zu färben und das Blau durch eine Säure nachher hervorzurufen. Der
entsprechende spirituslösliche Farbstoff hingegen, welcher, sobald man die Lösung in
die Flotte gießt, präcipitirt wird, kocht langsamer und egaler an. — Die
Benutzung von Glaubersalz bietet außerdem noch in den Fällen große Vortheile, wo man
sich zum Nüanciren kleiner Quantitäten von Indigocarmin vedienen muß. — Da
die Affinität dieses Farbstoffes zur Wolle bei Gegenwart einer freien Säure
bekanntlich sehr groß ist, so gehen geringe Quantitäten desselben häufig sehr unegal
auf die Waare, und es bedarf zum Egalisiren eines anhaltenden Kochens. Stumpft man
in diesem Falle die freie Säure durch Glaubersalz ab, so geht auch der Indigocarmin
langsamer auf und kocht sich vor Allem leichter egal.
Es liegt nun die Frage nahe, ob gerade nur das Glaubersalz specifisch die erwähnten
Wirkungen besitze oder ob dasselbe, vielleicht sogar zweckmäßiger, auch durch andere
Salze oder Verbindungen ersetzt werden könne. Es wurde vorher schon das Kochsalz
erwähnt, welches, wenn nur die Erzielung eines höheren specifischen Gewichtes oder
Fällung gelöster Farbstoffe beabsichtigt wird, mit Vortheil benutzt werden kann. In
saurer Flotte ist bei Anwendung von Kochsalz anstatt des Glaubersalzes das
Freiwerden der Salzsäure sehr störend; falls solche zugegen ist, greift sie
Baumwolle sehr bedeutend an. Auch Bittersalz (schwefelsaure Magnesia) und andere
Salze, welche nicht, wie die Thonerde-, Zinn- und Eisenverbindungen,
chemisch auf viele Farbstoffe einwirken, kann man, wenn solche billig genug zu
beschaffen sind, zu demselben Zwecke benutzen, wie das Kochsalz. Ganz und gar wird
sich das Glaubersalz durch die entsprechende Kaliverbindung, das schwefelsaure Kali,
ersetzen lassen, welches die Verbindung mit Schwefelsäure sogar energischer als das
schwefelsaure Natron eingeht, sich in den meisten Fällen aber wahrscheinlich doch
theurer als dieses stellen dürfte. Jedenfalls würden Versuche mit dem schwefelsauren
Kali von Werth und Interesse für die Färberei seyn. Auch das saure schwefelsaure
Natron, welches als Rohproduct bezogen werden kann, wird sich häufig mit Vortheil
benutzen lassen und vielfach das Hinzufügen freier Säure zur Farbflotte ersparen.
Zur Vergleichung des Kostenpunktes sey noch bemerkt, daß das schwefelsaure Kali
wasserfrei ist, daß man mit dem krystallisirten Glaubersalze 55,9 Proc., mit dem
Bittersalze 51,22 Proc. Wasser mitkauft, welche natürlich ohne Einfluß in der
Farbflotte sind. Schließlich sey noch bemerkt, daß 100 Theile krystallisirtes
Glaubersalz im Stande sind, 30½ Theile zugesetzte Schwefelsäure von
60° Baumé zu binden und sich damit zu saurem schwefelsaurem Salz zu
vereinigen oder mit anderen Worten: für jedes Pfund der Flotte zugesetzter
concentrirter Schwefelsäure von 66° Baumé sind 3 Pfd. krystallisirtes
Glaubersalz erforderlich.
Dextrin als Klebemittel für Photographien.
Das Dextrin wird als Klebemittel schon seit einiger Zeit von den Buchbindern mit
gutem Erfolg benutzt. Auch für Photographien ist es wohl geeignet. Es streicht sich
leichter auf als Kleister und trocknet sehr schnell, so daß die Bilder bald satinirt
und ohne Nachtheil eingepackt werden können. Man benutzt eine Lösung von 50 Theilen
Dextrin in 100 Theilen warmen Wassers. Die Lösung ist viel dünnflüssiger als
Kleister oder Gummi, klebt aber sehr gut. Man streiche dünn, hüte sich vor Benetzung
der Vorderseite, und lasse den Druck dann etwa fünf Minuten liegen, ehe man ihn
aufzieht.
Vortrefflich ist das Dextrin zum Aufziehen der Pigmentbilder. (Berliner
photographische Mittheilungen, Februar 1868, S. 295.)
Das australische Verfahren zum Conserviren von frischem
Fleische.
Der in den Anstalten der „australischen Eis-Compagnie“
— einer Gesellschaft, deren Zweck die Conservirung von Fleisch mittelst Eis
ist — angewendete Apparat genügt zur Erhaltung von 100 Tonnen frischen
Fleisches. Er läßt sich sehr bequem an Bord von Schiffen anbringen, da sämmtliche
Stücke, aus denen er besteht, aus einander genommen und so gestaut werden können,
daß sie einen verhältnißmäßig sehr geringen Raum einnehmen. Ist der gedachte Apparat
für Schiffe bestimmt, so werden die seinen hauptsächlichsten Theil bildenden Stücke
im Zwischendecke aufgestellt und in dem letzteren wird ununterbrochen ein Strom
frischer Luft zugeführt. Die großen, zur Aufnahme des zu conservirenden Fleisches
bestimmten Behälter stehen unterhalb dieser Theile. Das angewendete chemische Mittel
ist käufliche, rectificirte Ammoniakflüssigkeit von bestimmtem Concentrationsgrade;
dieselbe wird in besondere Cylinder, die sogen. Separatoren, gefüllt. In jeden Separator tritt aus einem kleinen
Dampfkessel Wasserdampf, der das Ammoniak erhitzt und rasch verflüchtigt; das auf
diese Weise entwickelte Ammoniakgas wird durch eine Reihe von Röhren und
Kühlschlangen in ein Bad von kaltem Wasser geleitet; der ihm beigemischte
Wasserdampf wird durch die Abkühlung condensirt und das Gas somit ausgetrocknet. In
diesem trockenen Zustande tritt es in einen eisernen Cylinder und wird in demselben
durch einen genügend starken Druck in tropfbar flüssige Form gebracht, da es
bekanntlich kein permanentes Gas ist.
Schließlich wird das auf diese Weise verflüssigte Ammoniak durch den Druck in einen
der Fleischbehälter hineingepreßt. Jedes dieser Reservoirs besteht aus zwei großen
Kästen, deren einer den anderen, den sogen. Keller,
mantelförmig so umgibt, daß zwischen den Wandungen beider Kästen ein leerer Raum
bleibt. Der „Keller“ ist mit einer so großen Oeffnung versehen,
daß ein Mann, der „Fleischempfänger“
hineingelangen kann. Der zwischen beiden Kästen befindliche Raum hingegen steht mit
der äußeren Luft nicht in Verbindung, indem derselbe zur Aufnahme des in flüssige
Form gebrachten Ammoniakgases dient. Sobald der „Keller“ mit
Fleisch gefüllt ist, wird das Mannloch mit einem getheerten Holzdeckel zugedeckt und
hermetisch verschlossen, und dann wird der ganze doppelwandige Behälter mit
Holzkohle oder mit einer Hülle von Gutta-percha umgeben.
Das Verfahren ist im Wesentlichen das folgende: Das Ammoniak nimmt in seiner
flüssigen Form nur einen sehr kleinen Theil des zwischen den Kästen befindlichen
Zwischenraumes ein. Nachdem der „Keller “ vollständig gefüllt
und verschlossen ist, setzt man den geschlossenen Zwischenraum durch Drehen eines
Hahnes plötzlich mit einem Wasserbehälter in Verbindung. In Folge der großen
Verwandtschaft des Ammoniaks zum Wasser wird nicht allein der Antheil des ersteren,
welcher sich in Gasform in jenem Raume entwickelt hat, vom letzteren sofort
absorbirt, sondern auch der flüssig gebliebene Antheil des Ammoniaks verflüchtigt
sich ebenso rasch, und in Folge dieses Verflüchtigungsprocesses wird eine so
bedeutende Wärmemenge absorbirt, daß die Temperatur des
„Kellers“ und seines ganzen Inhaltes beinahe bis zur
Temperatur des schmelzenden Eises oder zu einem noch niedrigeren Grade sinkt. Bei
einer solchen Temperatur hält sich das Fleisch unbegrenzt lange. (Les Mondes, t. XVI p. 94; Januar 1868.)
Verfahren zum Conserviren von Fleisch, Geflügel, Fischen und
anderen thierischen Nahrungsmitteln; von Medlock und Bailey.
Dieses in einer zu London im Juli v. J. erschienenen Broschüre beschriebene und
empfohlene, den Erfindern patentirte Verfahren beruht auf der Anwendung von zweifach-schwefligsaurem Kalk. Die fäulnißwidrigen
Eigenschaften des neutralen schwefligsauren Kalkes sind
schon seit längerer Zeit erkannt und benutzt worden, denn dieses Salz bildet einen
der Hauptbestandtheile von Mac Dougall's
„antiseptischem Pulver.“ Bei dem
hier in Rede stehenden Verfahren wird indessen das leichter lösliche saure Salz
angewendet, welches zu dem in Rede stehenden Zwecke mehrere Vorzüge vor den übrigen
Schwefligsäuresalzen besitzt. Es läßt sich leicht frei von Schwefelsäuresalzen
darstellen, und wenn auch später durch Oxydation schwefelsaurer Kalk entsteht, so
nimmt das mit diesem Mittel conservirte Fleisch etc. einen unangenehmen Geschmack
nicht an. W. Bailey und Söhne
liefern jede beliebige Menge von doppelt-schwefligsaurem Kalk unter Garantie
der Reinheit. Die mit diesem Mittel erzielten Resultate sind, den Angaben der
erwähnten Broschüre zufolge, auffallend günstig.
Die zum Conserviren von Fleisch etc. angewendete Flüssigkeit wird auf folgende Weise
bereitet. Man löst ungefähr 20 Unzen-Maaße Kochsalz in 40 Pfd. klaren, kalten
Wassers, setzt dann 5 Pfd. doppelt-schwefligsauren Kalks zu und rührt tüchtig
unter einander. Soll das Fleisch etc. auf sehr lange Zeit conservirt werden, so ist
ein Zusatz von etwas Gelatinelösung zu empfehlen. In diese Flüssigkeit legt man die
aufzubewahrenden Stücke, läßt sie zehn Minuten lang in derselben liegen und hängt
sie hernach auf; man braucht sie dann nur täglich einmal mit der Lösung zu
befeuchten. Nach Angabe unserer Quelle hielten sich Rindfleisch, Hammelfleisch,
Hummern etc., welche auf diese Weise behandelt wurden, bei einer zwischen 26 und
34° C. wechselnden Temperatur zwölf Tage lang sehr gut, und hatten nach
Verlauf dieser Zeit ihren ursprünglichen Geruch und Geschmack ganz unverändert
beibehalten. Andere Portionen von denselben thierischen Nahrungsmitteln, welche
nicht präparirt worden, waren nach Verlauf von sechsundzwanzig Stunden vollständig
in Fäulniß übergegangen. (Chemical News, 1867, vol. XV p. 59).
Verfahren, die Kleie durch Kochen mit Salzsäure und Soda als
Futter verwerthbarer zu machen.
Man rührt 100 Pfd. Kleie sorgfältig mit 800 Pfd. kaltem Wasser zusammen, setzt
2½ Pfd. Salzsäure von 1,18 spec. Gewicht zu, kocht die Masse 10 Minuten lang
und läßt dann das Flüssige ablaufen, das man bei Seite setzt. Zu dem im Dampffasse
zurückgebliebenen Kleienteige kommen nun 200 Pfd. Wasser und 1½ Pfund 90
grädige calcinirte Sodaauflösung, worauf die Mischung wieder 10 Minuten gekocht
wird. Sodann vereinigt man dieselbe allmählich, damit kein Ueberschäumen stattfinde,
mit der sauren Brühe der ersten Kochung und rührt endlich noch 2–3 Löffel
Schlämmkreide darunter. Das Gemenge reicht man den Thieren als Trank oder im Gemenge
mit Heu, Häcksel, Rüben u. s. w.
Durch das vorgeschlagene Verfahren werden nach Stöckhardt
48 bis 54 Proc. der Kleie löslich und für das Hornvieh assimilirbar, während beim
Weichen derselben mit lauem Wasser nur 20 Proc., beim Brühen mit siedendem Wasser
23–27 Procent, beim Kochen mit Wasser 34–35 Proc., beim Kochen mit
Soda und Wasser 36 bis 48 Procent löslich werden.