Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 250 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Die Versuche zur Beleuchtung des Pariser Stadthausplatzes mit
Hydrooxygengas; von F. Moigno.
Der erste Beleuchtungsversuch mit Hydrooxygengas,Man s. die Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
353; zweites Februarheft 1868. dessen Dauer anfänglich
auf eine Woche festgesetzt worden war, ist einen ganzen Monat lang fortgeführt
worden und zwar mit einem Erfolge, welcher nichts zu wünschen übrig ließ. Die
Widerstandsfähigkeit der weißglühenden Magnesiastifte ist wahrhaft eine
außerordentliche; sie haben niemals aufgehört zu erglänzen, selbst nicht bei den
heftigen Stoßwinden der letzten vierzehn Tage, von denen die Gasbrenner der
Candelaber des Platzes zweimal ausgelöscht wurden. Die Zuleitung des
Sauerstoff- und Wasserstoffgases zum Brenner ist bedeutend verbessert worden;
die Gase mischen sich jetzt in einer sehr flachen Trommel deren Durchmesser kaum den
eines Hundertsousstückes erreicht; auf diese Weise kann die Flamme selbst bei sehr
geringem Druck nicht in den Apparat zurückschlagen, und die Drahtnetze sind ganz
unnöthig geworden. Die zur Ermittelung der Stärke und Gestehungskosten des neuen
Lichtes erforderlichen Versuche wurden fast jeden Abend wiederholt und ergeben die
bedeutende Ersparung, von 60 bis 80 Proc. In der vor Kurzem im landwirthschaftlichen
Vereine abgehaltenen, Conferenz über die neue Beleuchtungsmethode ließen wir zwei
Brenner neben einander aufstellen, wovon der eine, ein gewöhnlicher
Schmetterlingsbrenner, 50 Liter Leuchtgas per Stunde
verbrannte, der andere aber, aus einem kleinen massiven Magnesiacylinder bestehend,
durch eine Mischung von 13 Liter Leuchtgas und 15 Liter Sauerstoffgas entzündet
wurde. Es zeigte sich, daß das Licht des zweiten Brenners sechsmal stärker war, als
das des ersteren. Die neue Gesellschaft hat bereits mit einigen nordamerikanischen
Industriellen einen Vertrag abgeschlossen und bald wird das Hydrooxygengaslicht auf
den öffentlichen Plätzen von New-York erglänzen. (Les
Mondes, t. XVI p. 308; Februar 1868.)
Verfahren zum Feinen und Geschmeidigmachen von sprödem und
durch andere Metalle verunreinigtem Golde; von J. B. Miller, Probirer zu Sydney in Neusüdwales.
Dieses in England patentirte Verfahren zum Geschmeidigmachen von sprödem
Barren-Golde, sowie zum Affiniren von legirtem Golde, in geschmolzenem
Zustaude, und zur Abscheidung des in diesem enthaltenen Silbers, beruht auf der
Anwendung von Chlorgas, welches mit dem flüssigen Metalle in Berührung gebracht
wird, wodurch das Silber und die vorhandenen Unedelmetalle, deren Gegenwart die
Sprödigkeit des Goldes bedingt, in Chloride verwandelt werden. Zn diesem Zwecke
schmilzt Miller das Gold in einem guten Thontiegel
(Graphittiegel werden nicht empsohlen) ein; er wendet dazu die von Payen in Paris (rue de pierre
Levee) angefertigten sogen. „creusets de
Paris“ an und benutzt vorzugsweise die Nr. 12, 14 und 16,
welche zum Feinen von bez. 100, 250 und 500 Unzen geeignet sind. Vor dem Gebrauche
werden die Tiegel in eine heiße, concentrirte Boraxlösung getaucht und dann
getrocknet; dieß geschieht, damit ihre Wandungen möglichst wenig geschmolzenes
Chlorsilber einsaugen. Das Gold wird mit etwa 0,75 Proc. seines Gewichtes an Borax
in den Tiegel eingetragen, und dieser wird mit einem, in seiner Mitte von einer
kleinen Oeffnung durchbohrten, dicht schließenden Deckel bedeckt in den Ofen
eingesetzt. Sobald das Metall in Fluß gerathen ist, wird ein aus feuerfestem Thon
bestehendes Rohr von etwa 3/16 Zoll lichter Weite so in die Oeffnung des
Tiegeldeckels gesteckt, daß es bis zum Boden des Tiegels in das flüssige Gold
hineintaucht. Das obere Ende dieses Thonrohres steht mittelst eines Rohres von
vulcanisirtem Kautschuk mit einem vor der vom Feuer unmittelbar ausstrahlenden Hitze
geschützten Glas- oder Steinzeuggefäße in Verbindung, in welchem Chlor
entwickelt wird; dieß Gefäß ist mit einem sechs Fuß langen an seinem unteren Ende in
die chlorentwickelnde Flüssigkeit tauchenden Sicherheitsrohre versehen, in welchem
die Flüssigkeit so hoch steht, daß das Gas die nöthige Pressung erhält, um durch das
über dem Ende des Thonrohres stehende Gold hindurchdringen zu können. Man leitet das
Chlorgas ungefähr drei Stunden lang durch das Metall, indem man letzteres von Zeit
zu Zeit in der Weise in Bewegung setzt, daß man durch momentanes Zusammenpressen des
Kautschukrohres den Druck des Gases vermehrt und dann dasselbe plötzlich mit
verstärkter Kraft durch das flüssige Metall hindurchstreichen läßt. Nach Verlauf der
angegebenen Zeit ist das Gold fast ganz rein und das entstandene Chlorsilber
schwimmt nebst den bei der Operation gebildeten und schwerer sich verflüchtigenden
Chlorverbindungen der übrigen zugegen gewesenen Metalle, auf seiner Oberfläche.
Der Inhalt des Tiegels wird sofort in Zainformen gegossen und dann werden die
Chlormetalle von den erkalteten Zainen losgelöst, oder man läßt das Gold im Tiegel
so weit erkalten, daß es starr wird und gießt die noch flüssigen Chloride von ihm ab
in eine Form zu Platten. Der Borax wird bei diesem Verfahren im Tiegel
Zurückgelassen, was sich leicht bewerkstelligen läßt, da dieses Salz weit dicker und
zähflüssiger ist als die Chlorverbindungen. Der Tiegel wird mit dem erstarrten Golde
wiederum in den Ofen gesetzt und erhitzt, bis das Gold schmilzt, worauf es zu Zainen
vergossen wird. Soll nun der Tiegel gleich nochmals gebraucht werden, so läßt man
ihn nicht erst erkalten, sondern bringt ihn, nachdem er wiederum beschickt worden,
von Neuem in's Feuer.
Das Chlorsilber und die ihm beigemengten anderen Chloride werden nach einer der
gewöhnlichen Methoden zn Metall reducirt; es ist indessen sehr zu empfehlen, die
Chlormetallplatte zwischen zwei blanken Platten von Schmiedeeisen, etwa einen Tag
lang oder bis vollständige Reduction erfolgt ist, in ein Gefäß zu legen, welches mit
Schwefelsäure angesäuertes Wasser enthält. Das auf diese Weise reducirte Metall wird
dann mit Salpetersäure behandelt, wobei das Silber und die etwa vorhandenen
Unedelmetalle in Lösung gehen, während etwas Gold ungelöst zurückbleibt und nach dem
Sammeln und Auswaschen mit anderen Chargen eingeschmolzen wird. Das Silber wird aus
der Lösung als Chlorsilber gefällt und zu reinem Silber reducirt. (Mechanics' Magazine, Februar 1868, S. 145.)
Ueber eine sehr geeignete Flüssigkeit zum Verplatiniren von
Kupfer, Messing, Neusilber und dergl.; vou Prof. Böttger.
Eine Flüssigkeit, welche sich besonders gut zum Verplatiniren von Kupfer, Messing und
Neusilber auf elektrolytischem Wege eignet, der man zugleich eine ganz beliebige
Concentration geben kann, um sie sür längere Zeit benutzen zu können, erhält man
meinen Beobachtungen zufolge, wenn man zu einer Auflösung von Platinchlorid so lange
fein gepulvertes kohlensaures Natron setzt, bis kein Aufbrausen (von entweichender
Kohlensäure herrührend) mehr wahrzunehmen ist, dann eine kleine Quantität
Stärkezucker darin auflöst und schließlich so viel Kochsalz hinzufügt, bis beim
Verplatiniren das sich ausscheidende Metall nicht mehr schwärzlich erscheint,
sondern eine rein weiße Platinfarbe zu erkennen gibt. — Handelt es sich
darum, kleinere aus den oben genannten unedlen Metallen gefertigte Gegenstände in
großer Anzahl aus einmal und zwar nur oberflächlich mit einer ganz dünnen Schicht
Platin zu bekleiden, z. B. kupferne Nägel, messingene Nadeln u. dergl., so läßt sich
dieß schon durch eine einfache Contactwirkung bewerkstelligen. Es genügt nämlich
dazu schon, daß man die zu verplatinirenden kleinen Gegenstände in ein siebartig durchlöchertes Zinkgefäß legt und dieses in die
bis auf etwa 60° C. erwärmte Platinsolution auf wenige Augenblicke eintaucht,
die Gegenstände sodann abwäscht und schließlich in Sägespänen trocknet.
(Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. für
1866–1867.)
Neue Verwendung des Glimmers.
Die Glimmerwaaren-Fabrik des Hrn. Max Raphael in
Breslau, welche sich durch elegante Arbeiten stets ausgezeichnet und überall
Anerkennung gefunden, hat in der letzten Zeit wiederum den Beweis geliefert, daß die
Verwendung des Glimmers eine noch allgemeinere werden kann.
Der innere Raum des Breslauer Theaters wird durch einen großen Kronleuchter
erleuchtet. Die Construction desselben ist der Art, daß außer 24 Gaslampen mit
Argantbrennern 2 runde Ringe mit einigen hundert offenen Flammen das Licht
verbreiten. Um diese offenen Flammen einestheils zu verdecken, anderntheils die
Hitze abzuhalten, waren 8, theilweise gewölbte, matt geschliffene Glasscheiben, jede
von circa 3½ Fuß Länge. 2¾ Fuß obere
Breite und 1 Fuß untere Breite angebracht. Da die 8 Felder zugespitzt sind, so
bildet das Ganze die Form eines conischen Korbes, dessen obere Breite 7 Fuß im
Durchmesser hat. Diese Glasscheiben sind natürlich durch die starke Hitze öfters
entzweigesprungen und ist daher jetzt der ganze Korb aus matt geschliffenem Glimmer
gemacht worden. Die Arbeit ist zur größten Zufriedenheit ausgefallen und verbreitet
ein viel schöneres und weißeres Licht, als die matt geschliffenen Glasscheiben. Der
Kronleuchter, der ein Gewicht von 11 Ctr. hat, ist durch diese Aenderung um fast 100
Pfd. leichter geworden, da der ganze Glimmerkorb nur 10 Pfd. wiegt. Der Korb enthält
ungefähr 50 Quadratfuß Glimmer. (Breslauer Gewerbeblatt.)
Ueber die neueren Fortschritte in der Kautschukindustrie; von
Balard.
Diese in den letzten Jahren gemachten Fortschritte bestehen hauptsächlich in Details
der Verfahrungsweisen und der zur Ausführung derselben benutzten Maschinen, sowie in
einigen neuen Verwendungen der Kautschukproducte.
Der Handel liefert neun Millionen Kilogr. Kautschuk
jährlich, der im rohen Zustande einen Werth von 40 Millionen, und im verarbeiteten
Zustande von 75 bis 80 Millionen Frcs. besitzt. Die Hälfte dieses Quantums, und
zugleich die reinste Kautschuksorte, kommt aus der Provinz Para. Die Bedürfnisse der
Industrie steigern sich in solchem Grade, daß man in Brasilien versucht hat, den
Kautschukbaum anzuvanen, wie man im Himalayagebirge den Chinabaum anbaut.
Eine der wichtigsten Verwendungen des Kautschuks ist die zu wasserdichten Kleidungsstoffen. Die Nachtheile einer zu vollkommenen
Undurchdringlichkeit der Bekleidung sind aber so groß, daß man eine solche stets zu
vermeiden gesucht hat. Zu diesem Zwecke beschränkte Guibal die Präparirung des Stoffes auf einzelne, neben einander gelegte
Streifen und er verfertigt die wasserdichten Kleidungsstücke aus zwei übereinander
liegenden Stoffen, welche nur an einigen Linien einander anhaften, so daß das ganze
Kleidungsstück aus ziegelförmig (wie die Schieferplatten eines Daches) über einander
liegenden Streifen besteht, durch welche hindurch die Transpiration stattfinden
kann.
Ein ähnliches System wird bei der Verfertigung der Fußbekleidung angewendet, deren Oberleder aus mehreren Lagen nicht
zusammengeklebter Hanfleinwand hergestellt wird; nur die oberste Lage erhält einen,
mit reihenweise gestellten Luftlöchern versehenen Kautschuk-Ueberzug. Diese
Art von Oberleder wird auf eine Sohle von vulcanisirtem Kautschuk genagelt, welche
so zubereitet ist, daß sie an den mit dem Boden in Berührung kommenden Theilen große
Härte, an den Theilen aber, wo dieß erforderlich ist, die nöthige Biegsamkeit
besitzt.
Die Kratzen von Kautschuk erfordern eine weiche und
elastische Fläche, welche dem Eisendraht der Häkchen anhastet, damit die
Drahtspitzen dauerhaft befestigt sind. Man erzielt eine solche Fläche, indem man die
am wenigsten veränderten Theile des reinsten Parakautschuks anwendet und denselben
nicht stärker knetet als es streng nothwendig ist. So erhält man eine feste und
elastische Substanz, welche die Drahtspitzen gut zurückhält und von Fetten fast gar
nicht angegriffen wird. — Treibriemen für
Maschinen fertigt man aus mehrfachen Doppellagen von Stoffen an, die mit Kautschuk
getränkt oder überzogen, darauf zusammeugeklebt und schließlich vulcanisiert werden;
mittelst dieses Verfahrens läßt sich die größte Widerstandsfähigkeit in Verbindung
mit der erforderlichen Geschmeidigkeit erzielen.
Die Methoden zum Vulcanisiren des Kautschuks sind
ebenfalls vervollkommnet worden. Zu diesem Zwecke werden jetzt mancherlei
Schwefelverbindungen benutzt, namentlich sind die Versuche mit Chlorschwefel wieder
ausgenommen worden und dieses Vulcanisirmittel hat nunmehr allgemeine Aufnahme
gefunden. Der Chlorschwefel wird entweder für sich allein, oder in
Schwefelkohlenstoff gelöst, zu dem in Rede stehenden Zwecke benutzt; auch ist die
Anwendung der Bleiglätte zum Neutralisiren der Chlorwasserstoffsäure,
beziehungsweise zum Vermindern der Schwefelung, besser geregelt worden. Die
Temperatur von 135° C., bei welcher die Vulcanisirung stattfindet, wird auf
zuverlässigere Weise erreicht und in den Apparaten constant erhalten, dadurch daß.
der bisher übliche Kessel durch Platten mit Dampfcirculation ersetzt worden ist.
— Die Fäden von vulcanisirtem Kautschuk werden aus
reinem Material fabricirt, von welchem mit der größten Sorgfalt kleine Quantitäten
geknetet und dann zu einer größeren Masse vereinigt werden. Das Vulcanisiren
geschieht bei einer constanten Temperatur, indem die Pakete in erhitztes Wasser von
135° C. eingeweicht werden.
In Folge dieser vervollkommneten Processe hat die Verwendung des Kautschuks eine sehr
beträchtliche Ausdehnung gewonnen. Es laßt sich nicht in Abrede stellen, daß dieser
wichtige Industriezweig bedeutend im Fortschreiten begriffen ist, und es ist
vorauszusehen, daß in Frankreich, wo jetzt nur ein Achtel des in den Handel
kommenden Kautschuks consumirt wird, eine von Tag zu Tag zunehmende Menge dieser
werthvollen Substanz zum Verbrauche kommen wird. (Bulletin de
la Société d'Encouragement, August 1867, S. 547.)
Verwendung des Mais zur Branntweinbrennerei; von
Domänenpächter A. Bergstraßer zu Hof-Haina
(Hessen).
Nach Fresenius enthält der Mais bis zu 70 Proc. Stärke.
Sowohl nach diesem Stärkegehalt, als nach dem Gehalte an Trockensubstanz, müßte man
in den gleichen Raum, in den man 3½ Ctr. Kartoffeln einmaischt, 1 Ctr. Mais
einmaischen, wenn man ein Verhältniß der Trockensubstanz zum Wasser wie 1 zu 4
einhält. Wenn man also 1 Malter Kartoffeln (2/3 Berliner Schäffel oder 2 Ctr.) in
circa 75 Maaß Raum einmaischt, braucht man für 1
Ctr. Mais bei demselben Verhältniß ungefähr 133 Maaß Raum. Bei der von allem
unnützen Material freien, dünnen Maismaische habe ich jedoch gefunden, daß man auf
120 bis 124 Maaß Raum 1 Ctr. Mais einmaischen kann, ohne die Ausbeute zu
beeinträchtigen.
Die erste Vorbereitung des Mais zum Branntweinbrennen besteht im Mahlen. Eigentlich
sollte man nur Maismehl verwenden. Da das Mahlen aber eine sehr schwierige Arbeit
ist, so verwende ich auch theilweise Gries zur Maische. Alles, was beim Mahlen noch
durch das sogenannte mittelfeine Griessieb fällt, kommt zur Verwendung. Auf diese
Weise bekomme ich halb Mehl und halb mittelfeinen Gries zum Einmaischen. Dieses
Maisquantum wird nun, damit sich keine Klumpen bilden, langsam in die mit lauem oder
kaltem Wasser gefüllte Vormaischbütte unter beständigem Umrühren einlaufen gelassen.
Nachdem dieß gescheben, wird diese Masse mittelst einströmenden Dampfes (ich
verwende hierzu deu abgehenden Dampf meiner Dampfmaschine) bis auf 70 bis 74°
Reaumur erwärmt. Das feine Mahlen des Mais und das Erwärmen der Masse bis auf
54° R. sind die wichtigsten Operationen, ohne welche das Stärkmehl nicht
völlig in Zucker verwandelt werden kann. Sobald diese Masse sich der Temperatur von
70° R. nähert, wird sie immer steifer und dicker, weßhalb man gleich so viel
Wasser als das Maischverfahren erlaubt, zum Einrühren nehmen muß. Nachdem also die
Temperatur von 74° R. erreicht ist, sucht man die Masse durch Rühren und
Zusetzen von kaltem Wasser bis auf 56° R. abzukühlen, um jetzt das schon
früher gequetschte und eingeweichte Malz zuzusetzen, wodurch dann am Ende des ganzen
Maischprocesses, die Maische die zur Zuckerbildung nöthige Temperatur von 50 bis
52° R. haben wird. Hierauf überläßt man dieselbe 1½ Stunde der
Zuckerbildung. Da ich einen Ventilator und ein Rührwerk, getrieben von der
Dampfmaschine, zum Abkühlen der Maische benutze, so bin ich in der Lage, fast
sämmtliches Wasser beim Maischen zuzusetzen. Sehr häufig wird der Fehler begangen,
daß man auch beim Einmaischen der Kartoffeln zu wenig Wasser verwendet, wodurch die
Zuckerbildung erschwert und unvollkommen wird. Man bedenke nur, daß die geringe
Quantität Diastase auf das ganze dicke Maischquantum möglichst gut vertheilt werden
soll, was gewiß um so besser zu bewerkstelligen ist, in je mehr Wasser die Diastase
gelöst ist.
Die sehr dünnflüssige Maismaische kühlt viel schneller auf dem Kühlschiff, als die
Kartoffelmaische. Da sie aber mindestens um 2 bis 3° R. wärmer in den
Gährbottich gelangen muß, als Kartoffelmaische, wenn dieselbe zur rechten Zeit
ausgegohren haben soll, so muß man im Anfange sehr vorsichtig seyn, daß sie nicht zu
kalt wird. Nach meinen Beobachtungen liegt die langsamere Vergährung an der
schnelleren Abkühlung der dünneren Maismaische in den Gährbottichen, sowie an dem
Fettgehalte des Mais. Auf die richtige Temperatur und eine kräftige gute Hefe ist
daher hauptsächlich beim Anstellen der Maische zu sehen. Letztere durch die übliche
Kunsthefe (Satz) oder durch Hefe überhaupt dargestellt, gährt sehr lebhaft, aber
ohne zu steigen, weßhalb man den Gährraum völlig benutzen kann. Auf der Oberfläche
der Maische setzt sich während der Gähre ein sehr schönes hellrothes Oel ab, welches
ich abschöpfen und filtriren lasse, und sowohl zum Schmieren der Maschinen als zum
Brennen verwende. Dieses Oel kommt von dem Fettgehalte des Mais, der nach Fresenius bis zu 7 Proc. beträgt. Diesem Fettgehalt
verdankt die Maischschlempe auch die günstige Wirkung auf die Milchproduction, denn
sofort wird mehr gemolken, wenn man statt Kartoffelschlempe Maisschlempe
füttert.
Zur Destillation der Maismaische braucht man weniger Dampf. Dieselbe kommt schneller
zum Kochen; das Product selbst ist schön hell, angenehm schmeckend und riechend, und
kann dem Kornbranntwein an die Seite gestellt werden. — Die Ausbeute ist vom
Centner Mais 15 bis 18 Maaß à 50 Proc. Tralles; ein Ohm
Branntwein von 5 Ctr.
Mais oder 17 Maaß vom Ctr., sollte dem Gehalte nach immer erzielt werden. —
Der ungarische Mais ist der reinste und gleichmäßigste, und dürfte deßhalb diesem
der Vorzug zu geben seyn. (Zeitschrift der landwirthschaftlichen Vereine für
Hessen.)
Notizen über Erdöl; von Adolph Ott
in New-York.
Im Jahre 1865 gab es in Venango County in Pennsylvanien, dem am meisten Oel
liefernden District in Amerika, 741 Oel spendende und 2328 verlassene Schächte.
Die Zahl der Raffinerien betrug im Beginn von 1866 im Gebiet der Vereinigten Staaten
194. Dieselben bezahlten für das Halbjahr vom 30. Juni 1865 bis zum 1. Januar 1866
eine Stener von 2,794,023 Dollars 77 Cents für 13,970,062 Gallons raffinirtes
Oel.
Im Allgemeinen stimmen die amerikanischen Oele, was das äußere Ansehen, den Geruch u.
s. w. anbetrifft, fast sämmtlich miteinander überein; nur diejenigen gewisser Theile
Canada's und Kentucky's zeichnen sich durch einen unangenehmen, vielleicht von einer
SchweselverbindungEine stark schwefelhaltige Mineralquelle in silurischer Grauwacke erbohrte
man zu Louisville in Kentucky, bei 2086 engl. Fuß Tiefe, welche sogar noch
170 Fuß über die Oberfläche sprang. (Gaetschmann,
die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten nutzbarer Mineralien, Bd.
I S. 69.) herrührenden Geruch
aus. Hinsichtlich des spec. Gewichtes varüren sie aber zwischen ungefähr 30 Graden
der Baumé'schen Scala. Selbst das aus einer und derselben Quelle hervorsprudelnde
Oel ist nicht immer gleich schwer. Tiefe Brunnen ergeben ein sehr reines, aber
leichtes Oel.
Schwere Oele nennt man solche von einem größeren specifischen Gewicht wie 0,8538; sie
dienen als Antifrictionsmittel.
Die zur Bereitung von Photogen dienenden sind stets von einem geringeren spec.
Gewicht. (Petroleum von 25° Baumé wiegt per
Gallon 7 Pfd. 9 Unzen amerikan. Gewichts; solches von 30° Baumé 7 Pfd. 5
Unzen; von 40° Baumé 6 Pfd. 15 Unzen.)
Ich habe in Folgendem verschiedene Oelsorten nach ihrem spec. Gewicht
zusammengestellt; die Zahlen sind Grade der Baumé'schen Scala.
Mecca Oil, Ohio
26
—
28
French Creek,Unter
dem Worte Creek versteht man hier zu Lande ein Flüßchen, in England
dagegen eine See- oder Fluß-Einbuchtung.
Pennsylvanien
28
—
31½
Alleghany River, Pennsylvanien
34
—
39
Oil Creek, Pennsylvanien
43
—
47
Pit-hole Creek, Pennsylvanien
49½
—
57
Burning Spring, West-Virginien,
42
—
43
Enniskillen, West-Canada
42
—
43
Provinz von Neu-Braunschweig
23
—
36
Ich erhielt durch Destillation eines Oeles von 45° Baumé von Oil Creek, welches in der Sommerhitze kein brennbares
Gas entwickelte:
Naphta von 55° B
17,5
Kerosin von 40° B
39
paraffinhaltiges Schmieröl
41
Paraffin (außerdem)
2
Kohks
0,8
–––––––
100,3
Die Leuchtöle werden je nach ihrer Farbe in vier Qualitäten eingetheilt; die beste
Sorte ist die als „Standard white“
gekannte; die zweite beste heißt „prima light
straw to white “ die dritte beste wird
„light straw to white“
genannt und die geringste „straw
color“ Der Unterschied im Preise beträgt von ½ bis zu 1
Cent für jeden Baumé'schen Grad. — Die gegenwärtig (März 1868) zu
New-York notirten Preise sind in Currency, Gold à
140, für rohes Oel ohne Gebinde 12¾–13¼ Cents per Gallon, für solches mit Gebinde
17¾–18¼ Cents; für raffinirtes, in Bond befindliches Oel
23½–26¼ Cents, und für raffinirtes, frei, 40–41
Cents.
Naphta wird das erste, rohe Product der Destillation genannt; bei der Regierung gilt
das zwischen 0,735 und 0,726 spec. Gew. (entsprechend 60 und 62° Baumé)
schwankende als solche.
Benzin (fälschlich Benzol) heißt der aus der Naphta durch Destillation erhaltene und
mit Schwefelsäure behandelte Kohlenwasserstoff. — Noch leichtere Hydrocarbüre
sind das Gasolin (mit Siedepunkt von 50° C.), das Chymogin (Propylhydrid ?)
und Rhigolin. Das erstere wird von Prof. Vanderweyde zur
Eiserzeugung benutzt; die beiden letzteren werden als Anästhetica angewandt.
Petroleum von 42° Baumé liefert sehr wenig Naphta, solches von 46° B.
aber 15 Procent; an Leuchtöl werden 75–80 Proc. daraus gewonnen; der
Rückstand in der Retorte beträgt nur 2½–4 Procent.
Kerosinöle, deren Entflammbarkeit unter 110° Fahr. (43°,3 Cels.) liegt,
sollen nach dem Gesetz nicht in den Handel gebracht werden.
Kronstädter Petroleum-Industrie.
Die Petroleum-Industrie verspricht für Siebenbürgen im Allgemeinen und für
Kronstadt insbesondere von großer Bedeutung zu werden. Die in Kronstadt bestehenden
Destillationen müssen zwar bis jetzt ihren Rohstoffbedarf noch von der Walachei
beziehen; es steht jedoch zu hoffen, daß auch diesseits der Karpathen Oelquellen
gefunden werden, wenn Capital und Intelligenz vereint, sich ernstlich mit dem
Aufsuchen solcher Quellen beschäftigen wollten. Aber auch jetzt schon (Februar 1868)
bestehen drei Destillationen in Kronstadt, von denen namentlich die erst voriges
Jahr vom Civilingenieur O. Luckhardt errichtete, sich
schon einen weit verbreiteten und wohl verdienten Ruf erworben hat; dieselbe
liefert: 1) Ligroine (Petroleum-Essenz) die 100 Pfd. W. G. (nebst Gebinde) zu
18 fl.; 2) Petroleum von 42–44° B. (unexplodirbar) zu 14 fl.; 3)
Petroleum von 45° B. (Salongas) zu 13 fl.; 4) Solaröl (Straßengas) von
42–44° B. zu 12 fl.; 5) Spindelöl (Vulcanöl) Zu 15 und 12 fl.
(Siebenbürgische Blätter.)