Titel: | Moore's elektromagnetische Motoren. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. II., S. 8 |
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II.
Moore's elektromagnetische Motoren.
Beschrieben von Professor C. Jenny im officiellen Ausstellungsberichte des k. k.
österreichischen Central-Comité's, 6te Lieferung, S.
151.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Moore's elektromagnetische Motoren.
Seit mehr als anderthalb Jahren verwendet die Electromagnetic
and Electroplate Company in Birmingham einen neuen, von S. Moore herrührenden elektromagnetischen Motor, der an den
Uebelständen nicht leidet, welche die meisten der bekannten Constructionen an sich
tragen. Er dient als Umtriebsmaschine zum Poliren plattirter Waaren, Löffel, Gabeln
etc. und bedarf bei einer Stärke von einer halben Pferdekraft nur eine Batterie von
15 Bunsen'schen 260 Millimet. hohen Elementen. Die
genannte Gesellschaft brachte zwei solche elektromagnetische Maschinen als ihr
Eigenthum auf die letzte Welt-Ausstellung zu Paris.
Hr. Moore, der Erfinder und Constructeur dieser sehr
hübsch gebauten elektromagnetischen Motoren, geht von dem neuen Gedanken aus, durch
Anwendung von zwei oder mehreren übereinander angebrachten Magneten, welche der
Reihe nach auf die ihnen zugehörigen und ziemlich nahe liegenden Eisenplatten
wirken, den Kurbelhub der Maschine zu vergrößern; hierdurch reicht der Erfinder für
seine Maschinen mit einer
geringeren Stromstärke aus und hält auch den bisher durch die rückständige
magnetische Kraft in den Elektromagneten veranlaßten Uebelstand des Haftenbleibens
der angezogenen Eisenplatte nach der Unterbrechung des elektrischen Stromes bei
Seite.
Die Darstellungen in den Figuren 18 und 19 werden den
Moore'schen Gedanken, die Einrichtung und
Wirkungsweise seiner neuen Maschine klar machen.
Vier Eisencylinderpaare A, B, C, D finden sich hier, je
zwei auf jeder Seite der Maschine so angeordnet, daß sie durch die Contactstücke a, b, c, d nacheinander mit dem elektrischen Strome in
Verbindung gebracht und dadurch magnetisch gemacht werden können, und zwar sind die
zwei übereinander stehenden Paare A und B für die eine, die Paare C
und D für die andere Hälfte einer Umdrehung der Kurbel
bestimmt. Die Contacte a, b, c, d können nach Bedarf auf
der Kurbelwelle verstellt und mittelst der Stellschräubchen e, e auch wieder befestigt werden, in der Art, daß die vier besagten
Magnete in Intervallen von 90° zu 90° des Kurbelkreises wirksam
werden. Ihre Wirkung wird durch die Eisenplatten A′, B′, C′, D′, welche auf die
Stellringe f, g ... von vier verticalen Zugstangen h, i sich stützen, vermittelst zweier Traversen l mit Kurbelschleifen auf die Maschinenwelle
übertragen.
In den Figuren
18 und 19 sind die Platten A′, B′ am halben Hube, die Platten C′, D′ am
ganzen Hube gezeichnet, in der schematischen Seitenansicht die beiden Kurbelzapfen
E und F mit den
Kurbelscheiben in ihrer extremen Stellung auf die Hubhöhe gestellt.
Das Spiel der Maschine ist nun einfach folgendes:
Hat das Schwungrad G die Kurbeln über ihre todten Punkte
gebracht, so wirkt auf den herabgehenden Zapfen derselben während der ersten Hälfte
seines Weges die Anziehungskraft des auf derselben Seite befindlichen unteren
Magnetes, während der zweiten Hälfte seines Herabganges die Anziehungskraft des
oberen Magnetes mittelst der zugehörigen gleichbenannten Platten. Bei diesem
Vorgange ist es nöthig, daß die Zugstangen h, i frei
durch ihre Führungs- und Plattenhülsen hindurch gehen können.
Der Contact eines jeden Magnetes wird ausgelöst, sobald dessen Platte ihn berührt.
Beim Hinaufgange der Kurbelzapfen werden die beim Herabgang angezogenen Eisenplatten
abgehoben, indem sie sich auf ihre Stellringe f, g
wieder auflegen und zwar zuerst die obere, hierauf die untere Platte.
Auf diese Weise wiederholt sich das Spiel abwechselnd auf jeder Seite der Maschine
bei verdoppelter Kurbelhöhe. Zugleich ist auch nicht zu übersehen, daß eine größere
Ausgleichung in der Kraftübertragung der Magnete auf die Maschinenwelle bei dem Moore'schen Motor Platz greift.
Die Abbildungen zeigen beiläufig in ⅛ der natürlichen Größe eine Maschine von
½ Pferdekraft. Bei stärkeren Maschinen bis zu einer Pferdekraft, wozu die
zweite der ausgestellt gewesenen elektromagnetischen Motoren gehörte, wendet Moore acht Magnete an, die zu je zwei auf vier Kurbeln
und zwar in Intervallen von 45 zu 45° des Kurbelkreises wirken. Zwanzig Bunsen'sche Elemente von 26 Centimeter Höhe sollen
hierbei im reichlichen Maaße genügen.
Die Moore'sche Construction läßt auch leicht eine
Aenderung in der Stärke der Maschine zu, durch entsprechende Näherung der
vermittelnden Platten A′, B′, C′, D′ an die Magnete mittelst der verstellbaren Hülsen oder Stellringe
f, g ....... der Zugstangen.
Moore verspricht sich durch die Anwendung seiner Maschine
in kleinen Werkstätten einen großen Nutzen. Die höheren Betriebskosten werden
allerdings durch die billigere Wartung und Führung, die durch einen Knaben geschehen
kann, sowie auch durch die billigere Prämie der Feuerversicherung, gegenüber dem
gewöhnlichen Betriebe durch Dampf, etwas beglichen.
In Birmingham soll sich bei den sehr billigen Kohlenpreisen dieser Stadt ein
Unterschied von 25 Proc. zu Ungunsten der Moore'schen
Maschine ergeben haben.
Der Anschaffungspreis der Maschine von ½ Pferdekraft ist 30 Pfd. Sterl. = 300
Silbergulden, der Maschine von einer Pferdekraft 50 Pfd. Sterl. = 500 Gulden
Silber.