Titel: | Die Fabrication künstlicher Perlen und die Verwendung derselben zum Verzieren von Zeugen und Papier, von Emanuel Meyer in Paris. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XIII., S. 36 |
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XIII.
Die Fabrication künstlicher Perlen und die
Verwendung derselben zum Verzieren von Zeugen und Papier, von Emanuel Meyer in
Paris.
Aus dem Mechanics' Magazine, August 1867, S.
110.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Meyer's Erzeugung künstlicher Perlen auf Geweben, Papier
etc.
Diese auch für England patentirte Erfindung beruht auf der Eigenschaft gewisser
zähschleimiger Flüssigkeiten, beim Erkalten oder Verdampfen den starren
Aggregatzustand anzunehmen. Läßt man einen Tropfen einer derartigen Flüssigkeit auf
ein Gewebe, oder auf irgend eine andere Fläche fallen, so erstarrt er auf diesem
Gewebe oder dieser Fläche, bleibt mit Beibehaltung seiner kugeligen oder mehr oder
weniger abgeplatteten Form auf derselben haften und bildet auf diese Weise eine Art
von künstlicher Perle. Zur Ausführung dieser Operation lassen sich mannichfache
Apparate verwenden; wir beschränken uns hier auf die Beschreibung einiger dazu ganz
geeigneter Vorrichtungen.
In Fig. 20 und
21 ist
A, A′ der Stoff,
z. B. Krepp oder Flor, welcher mit den künstlichen Perlen verziert werden soll.
Derselbe ist auf den Baum B aufgerollt und windet sich
von demselben intermittirend in der Richtung von A nach
A′, Fig. 21, ab. C ist eine mit Stiften besetzte Welle, durch welche der
Krepp vorgezogen wird. F, F, F, F ist eine Reihe von
Nadeln oder Drähten, welche mittelst der Hebelarme G, G,
G auf und ab bewegt werden; jeder Hebel ist für sich allein beweglich und
sie werden einer nach dem anderen in Thätigkeit gesetzt, um die zu große Spannung zu
vermeiden, welche der Stoff bei ihrer gleich zeitigen Bewegung erleiden würde. D ist ein trogähnliches Gefäß, das die zähe Flüssigkeit
enthält; letztere wird nöthigenfalls durch das Dampfrohr E,E erwärmt. Mittelst der Vorrichtung H wird
dem Inhalte des Troges so viel neue Flüssigkeit zugeführt, daß dieselbe stets
gleiches Niveau behält. Bei der abwärts gerichteten Bewegung geht jede der Nadeln
F, F... durch den Stoff hindurch, taucht auf einen
Augenblick in die Flüssigkeit ein und nimmt eine geringe, der Stärke der Nadel
entsprechende Menge derselben an; diese läuft bei der aufsteigenden Bewegung der
Nadel an derselben hinab und bildet an dem unteren Ende derselben einen Tropfen,
welcher, wenn die Nadel durch das Gewebe zurücktritt, vom letzteren zurückgehalten
wird und beim Erstarren an der unteren Seite desselben haften bleibt.
Fig. 22 und
23 zeigen
eine andere Form des Apparates. Die Flüssigkeit fließt aus dem Behälter D durch die feinen Röhren F,
F... ab, indem in D mittelst der Pumpe G ein Druck auf die Flüssigkeit ausgeübt wird, so daß
sie tropfenweise aus den Mündungen der Röhrchen F, F...
hervortritt und auf das auf B aufgebäumte Gewebe
hinabfällt. Das kleinere Reservoir H enthält die gleiche
Flüssigkeit; aus demselben tritt bei jedem Hübe des Pumpenkolbens eine der aus den
Oeffnungen F, F ausfließenden gleiche Menge Flüssigkeit
durch das Rohr K ein, so daß der Druck im Behälter D constant bleibt. Das Dampfrohr E dient zum Erwärmen der in beiden Behältern vorhandenen Flüssigkeit. Die
Größe der Perle oder des Knöpfchens wird einerseits durch den Zähigkeitsgrad der
Flüssigkeit, andererseits durch die Größe der Oeffnungen von F bedingt.
Fig. 24 zeigt
ein Röhrchen F in größerem Maaßstabe.
In manchen Fällen wendet Meyer Instrumente an, die mit der
Hand so gehalten werden, daß die Perlen oder Kügelchen in der einem bestimmten
Muster entsprechenden Reihenfolge auf den zu verzierenden Stoff fallen. Diese
Handinstrumente bestehen in einer mit einem Kolben versehenen Röhre — einer
Art Injectionsspritze —, oder in einem einfachen Behälter mit enger
Ausflußöffnung, oder in einem hohlen Kautschukballe, Fig. 25, den der Arbeiter
in der Hand hält. Letzteres Instrument ist an seinem Ende mit einer oder mehreren
Ausflußröhren F versehen; bei seiner Anwendung braucht
man nur der Kautschukblase einen gelinden Druck mit der Hand zu ertheilen, worauf
ein Tropfen der Flüssigkeit hervortritt.
Auch in Form eines Tropfbades oder Tropfenregens läßt sich die Flüssigkeit auf dem
Gewebe befestigen und zwar mittelst der nachstehenden Vorrichtung. Eine
cylindrische, aus Haaren oder Fischbeinstäbchen angefertigte Bürste, von derselben
Breite wie der zu decorirende Stoff, wird horizontal so gelegt, daß sie ein wenig in einen
unter ihr befindlichen, mit der betreffenden Flüssigkeit gefüllten Behälter
eintaucht. Dieser Bürste wird eine rasche rotirende Bewegung mitgetheilt. An der
einen Seite der Bürste ist eine metallene oder hölzerne Platte angebracht, durch
welche die Haare oder die Fischbeinstäbchen eine schwache Neigung erhalten, so daß
ne in Folge ihrer Elasticität die aus dem Troge aufgenommene Flüssigkeit in Form
eines feinen Regens fahren lassen, welcher dann auf das vor der Bürste ausgestreckte
Gewebe niederfällt. — Auch lassen sich die Tropfen mittelst Holzformen, die
mit Metallstiften besetzt sind, auf die Stoffe aufdrucken. Die Holzform wird in den
die zähe Flüssigkeit enthaltenden Trog so eingetaucht, daß eine genügende Quantität
derselben an den Stiften hängen bleibt, und beim Aufsetzen der Form auf den Zeug
also Tropfen auf demselben zurückbleiben, welche so groß sind, daß sie nach dem
Erstarren Perlen bilden.
Die zur Erzeugung dieser künstlichen Perlen anwendbaren Flüssigkeiten bestehen aus
Lösungen von arabischem oder Senegalgummi, von Stärke, Dextrin, Collodium, Eiweiß,
Gelatine, oder aus verschiedenen Firnissen, oder aus Harz- und
Asphalt- oder Theerrückstand-Lösungen; ferner aus Wasserglaslösungen,
überhaupt aus Flüssigkeiten, welche nach dem Erstarren feste Perlen oder Kügelchen
zu bilden vermögen. Diese verschiedenen Substanzen können ungefärbt oder durch in
ihnen gelöste oder ihnen mechanisch einverleibte Farbstoffe gefärbt angewendet
werden; man kann sie ferner undurchsichtig oder durchsichtig anfertigen, in welchem
letzteren Falle die entstandenen Kügelchen Krystallen oder Edelsteinen gleichen.
Auch kann man diese künstlichen Perlen vergolden, versilbern oder bronziren, indem
man sie vor dem gänzlichen Erstarren mit Gold-,Silber- oder
Bronzepulver überzieht.
Die im Vorstehenden besprochene Erfindung läßt sich nicht nur zur Verzierung von
Geweben, sondern auch von Papier, überhaupt von allen Flächen anwenden, bei denen
eine solche Decorirung erwünscht ist.