Titel: | Ueber das Verfahren zur Herstellung matter Vergoldung auf pyro-elektrischem Wege von Masselotte, Metallvergolder in Paris; Bericht von Barral. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XVIII., S. 64 |
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XVIII.
Ueber das Verfahren zur Herstellung matter
Vergoldung auf pyro-elektrischem Wege von Masselotte, Metallvergolder in Paris; Bericht von
Barral.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XV
p. 129; März 1868.
Masselotte's Verfahren zur matten Vergoldung auf
pyro-elektrischem Wege.
Die Anwendung der elektrochemischen Vergoldung anstatt der
Quecksilbervergoldung gehört zu den vielen schönen
Erfindungen unseres Jahrhunderts; ein sogenanntes mattes
Gold vermag man jedoch mittelst dieser Vergoldungsmethode bisher in nur
unvollkommener Nachahmung zu erzeugen. Nur glänzende orangegelbe Vergoldung läßt
sich auf galvanischem Wege leicht erhalten. Auch würde die Quecksilbervergoldung,
ungeachtet der von der Wissenschaft ausgehenden Aufmunterungen zu ihrer Beseitigung
und ungeachtet der Concurrenz der elektrochemischen Methoden, noch wenig verdrängt
worden seyn, wenn nicht im Jahre 1850 Hr. Masselotte (12,
rue Villehardouin in Paris) die von ihm sogenannte
pyro-elektrische
Vergoldung (dorure pyro-électrique) erfunden hätte. Um von diesem Verfahren eine richtige
Vorstellung zu geben, ist es erforderlich auf einige Einzelheiten bezüglich der
Ausführung der älteren Quecksilbervergoldung einzugehen.
Bekanntlich wird bei der Quecksilbervergoldung das Gold in Form von Amalgam angewendet. Zur Darstellung dieses Amalgames
erhitzt man 1 Theil reines, mit 15 Tausendtheilen Silber legirtes Gold in Form von
dünnen Blättern in einem Schmelztiegel zum Dunkelrothglühen, reibt es dann durch
Umrühren, mit 8 Theilen Quecksilber zusammen und gießt die Masse, nachdem das Gold
sich gelöst hat, in kaltes Wasser. Das auf diese Weise dargestellte Amalgam ist
teigartig und läßt sich zwischen den Fingern leicht kneten. Bevor man es auf
Bronzegegenstände aufträgt, müssen diese einer mehrfachen vorgängigen Behandlung
unterworfen werden, mittelst deren ihnen eine ganz reine Oberfläche ertheilt wird.
In den uns von Masselotte übergebenen Mittheilungen
beschreibt er als erfahrener Arbeiter sämmtliche Operationen in folgender Weise:
Zunächst werden die zu vergoldenden Stücke geglüht, um sie von allen ihnen
möglicherweise anhängenden Fetttheilchen zu befreien, und die Poren der Oberfläche
zu öffnen, indem bei dieser Operation nicht allein ein Theil des Kupfers, sondern
auch ein bedeutender Theil des in allen Bronzen enthaltenen Zinkes oxydirt wird.
Nach dem Erkalten werden die Stücke in verdünnte Schwefelsäure getaucht, welche das
durch das Glühen gebildete Kupfer- und Zinkoxyd aufnimmt; dann werden sie in
concentrirte Salpetersäure gebracht und dadurch von noch anhängendem Oxydul befreit.
Die so abgebeizten Gegenstände enthalten an ihrer Oberfläche fast gar kein Zink
mehr, ein durchaus nothwendiges Erforderniß, damit das Quecksilber nicht
zurückgehalten wird und leicht verdampfen kann. Hierauf schreitet man zur Vergoldung
selbst.
Um ein Stück zu vergolden, mit anderen Worten um das Goldamalgam auf die Oberfläche
dieses Stückes aufzutragen und auf derselben auszubreiten, bedient man sich der
bekannten Kratzbürste, eines aus nicht ausgeglühtem
Messingdrahte angefertigten Pinsels. Vorher muß man aber die Oberfläche des zu
vergoldenden Gegenstandes mit einer dünnen Quecksilberschicht überziehen (aviviren), damit sich das Amalgam gut auftragen läßt und
am Stücke haftet. Zu diesem Zwecke bereitet man eine wässerige Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul (auf 1 Liter Wasser 1
Grm. Quecksilber in 2½ Grm. Salpetersäure gelöst), befeuchtet die Kratzbürste
mit dieser Flüssigkeit (dem Quickwasser) und reibt damit einen Theil der zu
vergoldenden Fläche; dieselbe nimmt in Folge der Fällung des Quecksilbers und der
Bildung einer geringen Menge Kupferoxyd sofort eine schiefergraue Farbe an. Hierauf
imprägnirt man die Kratzbürste mit etwas Amalgam und reibt damit den vorher mit
Quecksilber bedeckten Theil der Fläche möglichst regelmäßig ein. Hierbei ist die
ganze Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Geschicklichkeit des Arbeiters erforderlich, denn
das Gelingen hängt nicht mehr von den chemischen Wirkungen, sondern ausschließlich
von der Uebung und der Gewandtheit des Operirenden ab.
Die Arbeit wird auf einem Tische vorgenommen, dessen Platte eine mit Rändern und zum
Abflusse des Wassers in der Mitte mit einem Loche versehene Steintafel bildet. Das
Goldamalgam kommt auf eine Steinplatte zu liegen, von welcher der Arbeiter es mit
der Kratzbürste aufnimmt, nachdem er es mit den Fingern etwas auseinander gedrückt
hat. Quer über diese Platte wird ein Bretchen, und auf dieses der zu vergoldende
Gegenstand gelegt, damit die hervorspringenden Theile der Bronze sich nicht in Folge
der Reibung an einem harten Körper abnutzen können.
Ist das Stück mit Amalgam überzogen, so spült man es mit reinem Wasser ab und trägt
es in den Ofen ein, um das Quecksilber zu verdampfen. Das Gold bleibt dann auf dem
Metalle in einer Schicht befestigt zurück, welche möglichst regelmäßig seyn muß.
Wenn man aber den
Gegenstand ausschließlich zu dem Zwecke erhitzen wollte, um das Quecksilber zu
verdampfen, so würde das Gold die Bronzefläche nach Art eines Schleiers bedecken, so
daß nicht vergoldete Zwischenräume zurückbleiben würden. Man muß daher den
Gegenstand beim Erhitzen mit der Kratzbürste behandeln, um das durch die höhere
Temperatur in bedeutendem Grade erweichte Amalgam gehörig auszubreiten. Kurz, man
verfährt ganz so, wie die Verzinner beim Verzinnen von kupfernen oder eisernen
Gegenständen.
Auch zu dieser Arbeit bedarf es einer großen Geschicklichkeit. Es ist von
Wichtigkeit, zum Bürsten des Stückes den Augenblick zu wählen, wo dasselbe den dazu
geeignetsten Temperaturgrad erreicht hat. Der Arbeiter erkennt diesen Moment daran,
daß, wenn er die erhitzte Bronze mit einer feuchten Kratzbürste berührt, ein
schwaches Zischen sich hören läßt. Die Temperatur muß demnach in diesem Augenblicke
etwas höher seyn als die des kochenden Wassers; bei diesem Wärmegrade geräth das
bisher graulichweiße Amalgam in's Schmelzen, nimmt einen sehr lebhaften Glanz an und
muß nun gebürstet werden. Der Arbeiter nimmt hierzu den Gegenstand in die mit einem
sehr dicken Handschuh bekleidete linke Hand, und bürstet denselben, indem er ihn
über eine neben dem Ofen angebrachte Platte hält. Dabei muß er Sorge tragen, die
Bürste nach allen Richtungen hin zu führen, auch darf er keine Vertiefung mit
derselben unberührt lassen; ferner muß er den Augenblick berücksichtigen, wo der
Gegenstand, weil er nicht mehr heiß genug ist, wieder in den Ofen gebracht werden
muß; er nimmt ihn dann von Neuem heraus, bürstet ihn wiederum und wiederholt dieses
Verfahren fünf- bis sechsmal. Hierauf ist das Quecksilber vollständig
verdampft und nur das Gold in Form einer blaßgelb gefärbten Haut auf der Bronze
zurückgeblieben.
Masselotte hebt hervor, daß die Behandlung im Ofen das
gefährlichste Stadium der Quecksilbervergoldung ist; denn zwei Monate fortwährender
Beschäftigung damit sind wirklich hinreichend, die Quecksilberkrankheit
hervorzurufen. Zur Verminderung der Gefahr suchte man zunächst einen besseren und
vollständigeren Zug bei den Oefen hervorzurufen und dann wurde die Einrichtung
getroffen, daß jeder Arbeiter in bestimmter Reihenfolge die Arbeit vor dem Ofen
verrichten mußte, und zwar nur einmal monatlich. Bei der Auftragarbeit oder der
„Arbeit am Steine“ (travail à la
pierre) ist die Gefahr weit geringer; es sind mindestens zwei Jahre
erforderlich, damit dieselben Störungen im körperlichen Zustande eintreten, wie sie
durch zweimonatliche Arbeit am Ofen hervorgerufen werden. Nach Masselotte's Versicherung wirkt bei der
„Arbeit am Stein“ nur das salpetersaure Quecksilbersalz
schädlich, wogegen das Amalgam in Folge seines unlöslichen Zustandes auf die
Arbeiter fast gar keinen nachtheiligen Einfluß ausübt.
Zeigt das Stück nach dem Herausnehmen aus dem Ofen ein trübes Aussehen (das sogen,
buis), so wird die Arbeit in folgender Weise
fortgesetzt.
Ist eine Retouche nicht erforderlich (was jedoch fast stets der Fall, weil man den
Gegenstand, wenn er vollkommen ausfallen soll, zuweilen noch zwei oder dreimal auf
den Vergoldestein zurückbringen muß, um ihn zu retouchiren), so erhitzt man das
Stück ziemlich stark, damit es eine entschiedener gelbe Farbe annimmt und die etwa
noch vorhandene, den Farbeton abblassende geringe Menge Quecksilber verdampft, mit
anderen Worten, man „läßt treiben.“ Seine Farbe wird dann bald
ockergelb und nun ist nur noch Gold auf der Bronzefläche vorhanden.
Die dann folgende Reihe von Arbeiten ist bezüglich der Wirkungen auf die Gesundheit
unschädlich. Zunächst kommt die Behandlung mit der Kratzbürste, durch welche das
Stück von seinem matten, trüben Farbetone befreit wird und Glanz und Feuer erhält.
Bei dieser Operation befeuchtet man die Bürste mit einem Aufgüsse von Althäawurzel
und reibt damit die vergoldeten Flächen, wodurch dieselben ein zwischen dem Matten
und dem Polirten die Mitte haltendes Ansehen bekommen. Das Reiben wird in einer,
Wasser und Althäawurzel enthaltenden Wanne vorgenommen; die Stücke liegen auf in
diesem Gefäße angebrachten Querstegen.
Hierauf muß man nun zwei, je nach dem zu erzielenden Resultate verschiedene Wege
einschlagen.
Zur Erzeugung bloß der glänzenden orangegelben Vergoldung
(Farbe des Muschelgoldes) erhitzt man das Stück, um ihm
„Nachwuchs“ (revenu) zu geben
und seiner Fläche ein gleichmäßigeres Gelb zu ertheilen; dann kommt das
„Auffieden,“ oder „Färben“ (mise en couleur)wodurch es einen höheren Farbeton
erhält.
Die „Farbe“ besteht aus gepulvertem Röthel und verschiedenen
sauren Salzen. Ihr Zweck ist, die Goldschicht zu affiniren und dieselbe von
verschiedenen fremden Oxyden, welche sich bei den vorangehenden Manipulationen
gebildet haben, zu befreien. Man reibt die Bestandtheile mit Wasser zu einem etwas
dicklichen Brei an, trägt denselben mittelst eines Pinsels auf, erhitzt die Bronze
auf etwa 130° C., löscht sie in kaltem Wasser ab und taucht sie dann in
Wasser, welches mit Salpetersäure schwach angesäuert worden; darauf wäscht man das
Stück in lauwarmem
Wasser ab, trocknet es und polirt alsdann die Theile, welche ein polirtes Ansehen
erhalten sollen.
Zur Darstellung von matter Vergoldung unterwirft man das
Stück noch folgenden Operationen:
Die Theile, welche matt werden sollen, isolirt man von denen, die später polirt
werden, besonders aber von denen, die dem Blicke entzogen bleiben sollen, und
deßhalb auch nicht vergoldet wurden. Zu diesem Zwecke überzieht man sie mit der
sogen. Reserve, einem aus Spanischweiß mit Wasser
angerührten Brei.
Die auf diese Weise vorbereiteten Stücke werden mit Eisendraht an gleichfalls eiserne
Stangen (sogen. Kloben, mandrins) befestigt und sind nun
zum Einhängen in den Ofen fertig.
Dieser Ofen hat folgende Einrichtung. Der Fußboden, auf welchem er steht, ist an
einer Seite mit Platten oder Fliesen von emaillirter Fayence belegt, welche zur
Aufnahme der weggespritzten Theile der (unten angegebenen) Salzmischung dienen; in
der Mitte steht der nach Art eines Küchenherdes eingerichtete Ofen; auf demselben
steht ein eiserner Dreifuß, der zum Tragen der zum Mattiren dienenden Pfanne
bestimmt ist; letztere ist in eine zweite, gußeiserne Pfanne mit Ofenkitt, der den
Zwischenraum ausfüllt, eingesetzt.
In der Mitte ist die Sohle mit einer sehr starken Gußeisenplatte versehen, welche den
Herd bildet. Auf allen vier Seiten derselben sind niedrige Mauern aus Ziegelsteinen
aufgeführt, welche mit dem Boden des Ofens verbunden sind; das Ganze ist mit starkem
Blech bedeckt. An der Seite des Ofens, welche der für die Aufnahme der Pfanne
bestimmten gegenüber liegt, kann man einen Kessel anbringen, in welchem man mittelst
einer besonderen kleinen Feuerung kochendes Wasser bereitet. An derselben Seite des
Ofens, jedoch außerhalb desselben, wird ein großer, ovaler Zuber von 700 bis 800
Liter Inhalt aufgestellt und mit Wasser gefüllt erhalten, dessen Dauben an ihrem
oberen Theile mit Leinwand besetzt werden, welche alle verspritzten Theile
einsaugt.
Das Mattirpulver ist ein Gemenge von verschiedenen
feingepulverten Salzen und besteht hauptsächlich aus Kalisalpeter, Kalialaun,
gereinigtem Kochsalz und Glasgalle. Diese Composition affinirt die Oberfläche der
Goldschicht in sehr kräftiger Weise. Sie muß auf dem vergoldeten Stücke zum
Schmelzen erhitzt werden; im Augenblicke ihres Schmelzens entsteht der
sammetähnliche Schimmer des matten Goldes.
Wir erwähnten früher, daß das angewendete Gold 15 Tausendtheile Silber enthält. Durch
das Mattirpulver werden die in der Masse des Goldes gleichförmig vertheilten
Silbertheilchen beseitigt und in Folge davon erhält das vergoldete Stück das matte Ansehen. Um
dieser Operation den gehörigen Widerstand leisten zu können, muß die Goldschicht
eine sehr gleichmäßige Dicke haben; ist sie nicht hinlänglich stark, so würde das
Mattirpulver das Kupfer angreifen und dann würden sich die zu schwachen Partien der
Goldschicht abblättern oder abschuppen.
Das Mattirpulver wird, wie schon bemerkt, bei höherer Temperatur angewendet, bei
welcher die Salze, aus denen es besteht, in ihrem Krystallisationswasser schmelzen.
Dieß geschieht in einer einfachen Pfanne von emaillirter Fayence. Die anzuwendende
Temperatur darf den Schmelzpunkt des Bleies nicht übersteigen; bei zu starker Hitze
würde das Mattirpulver sich zersetzen, indem dann die Salze gegenseitig auf einander
einwirken. Auch muß diese Temperatur sehr gleichmäßig unterhalten werden, um eine
innige Vermischung der Salze und nicht ihre Zersetzung zu bewirken. Das geschmolzene
Mattirpulver muß die Consistenz eines dünnen Breies zeigen.
Nachdem der Ofen sammt Zubehör in der angegebenen Weise aufgestellt, das Feuer
angezündet, der Mattirpfanne die passende Temperatur gegeben, und die zu mattirenden
Stücke an den Kloben befestigt worden, schreitet man zur Operation des Mattirens
selbst, deren gehörige Ausführung nicht allein gute Augen, kaltes Blut, körperliche
Kraft und Geduld, sondern auch die Fertigkeit und Gewandtheit erfordert, welche nur
eine lange praktische Beschäftigung mit der Vergoldungskunst verschafft.
Die Gegenstände werden in der Weise in den Ofen eingetragen, daß das Ende des
Klobens, welches der Vergolder in der Hand hält, außerhalb des Ofens bleibt und
nicht heiß wird. Die Gegenstände kommen nicht auf die Kohlen zu liegen, sondern
werden in der Luft gehalten, so daß ihre sämmtlichen Theile von der strahlenden
Wärme des Ofens gleichförmig getroffen werden. Hat man mit Stücken zu thun, welche
an verschiedenen Stellen eine verschiedene Dicke besitzen, so muß man die
Vorsichtsmaßregel beobachten, sie der Einwirkung des Feuers in der Weise
auszusetzen, daß die Wärme sich in ihnen recht gleichmäßig verbreitet und nicht ein
Theil eine höhere Temperatur annimmt als ein anderer.
Nachdem man das Stück die erforderlich lange Zeit auf dem Feuer gelassen, erhält es
seinen „Nachwuchs“ (revenu), indem
seine grünliche Färbung in ein schönes Goldgelb übergeht. Erhitzt man den Gegenstand
zu stark, so wird der Ton bräunlich und verblaßt darauf wieder — ein
Anzeichen, daß das Mattirpulver verbrannt ist; das Stück erscheint dann fahlgelb,
geflcket, gersteift oder marmorirt. Bei zu schwachem Erhitzen dagegen fällt das Matt
klar, halbglänzend und vollständig gestreift oder jaspirt aus. Bei den zwischen diesen beiden Extremen
liegenden Temperaturgraden gehen die Gegenstände durch sämmtliche Töne. Das Auge des
Vergolders muß die genügende Uebung haben, um dem „Nachwachsen“
zu dem geeignetsten Zeitpunkte Einhalt zu thun.
Sobald der „Nachwuchs“ eingetreten ist, läßt man das Stück etwas
abkühlen und trägt mit Berücksichtigung der Metallstärken auf die schwächsten Theile
sofort das Mattirpulver auf, denn das Stück erkaltet rasch.
Auch hier ist einer Schwierigkeit Rechnung zu tragen, nämlich der Unterhaltung einer
geeigneten Temperatur, was sich nur durch die Praxis erlernen läßt; denn ist das
Mattirpulver auf das Stück aufgetragen, so hat es das Bestreben letzteres
abzukühlen, weil es selbst eine niedrigere Temperatur hat. Ist dieses Stück zu heiß,
so schmilzt das Mattirpulver zum zweiten Male, frißt die Vergoldung an, löst sich
theilweise los und das Resultat fällt unregelmäßig aus. Ist dagegen das Stück zu
kalt, so erhärtet das Mattirpulver auf demselben, bleibt ohne Wirkung und löst sich
von selbst los. Bei dem geeigneten Temperaturgrade, auf dessen Erfassung es ankommt,
„schreit“ (zischt) das
Mattirpulver, indem es in Fluß geräth, auf dem Metalle; nach einem kaum bemerkbaren
Aufkochen erstarrt es. Dann breitet man den Teig mittelst eines Pinsels aus starker
Seide möglichst gleichmäßig auf dem Metalle aus und bringt den Gegenstand wieder in
den Ofen.
In Folge der Einwirkung der Wärme erweicht das Mattirpulver; die chemische Wirkung
beginnt; die Salze reagiren auf einander und der Salpeter läßt Blasen von
Stickstoffoxyd entweichen, was man an der röthlichen Färbung erkennt, welche das
Mattirpulver annimmt.
Die aufgetragene Schicht Mattirpulver darf nicht sogleich wieder in Fluß gerathen,
man darf deßhalb die Hitze nicht zu lange auf das Stück einwirken lassen. Sobald der
richtige Zeitpunkt eingetreten ist, trägt man eine zweite Schicht des Pulvers auf
und erhitzt neuerdings. Bei manchen Stücken muß dieses Verfahren drei- bis
viermal wiederholt werden.
Während des Erhitzens werden die Kloben ununterbrochen in der Hand umgedreht, so daß
alle Seiten des Gegenstandes der Einwirkung der Wärme ausgesetzt werden. Sobald das
Pulver wiederum in Fluß geräth, wird das Stück gelb und man sagt alsdann:
„das Mattirpulver fließt,“ und die Substanz fließt auch
wirklich wie zerlassene Butter, indem sie das Stück einhüllt, so daß das gelbe Gold
hindurchschimmert. Sobald dieser Punkt eingetreten ist, zieht man das Stück rasch
zurück und wirft es in den oben erwähnten, mit Wasser gefüllten Zuber. Die Salzmasse
löst sich darin von
dem Stücke mehr oder weniger vollständig los. Man braucht dann nur das Stück noch
abzuwaschen und zu trocknen.
Pyro-elektrische
Vergoldung. — Das im Vorstehenden beschriebene alte Verfahren
liefert die dauerhafteste und schönste Vergoldung. Die auf elektrochemischem Wege
stark vergoldeten, mit einer ebenso dicken Goldschicht wie bei der
Quecksilbervergoldung überzogenen Stücke würden, ohne Schaden zu leiden, die
Einwirkung des Mattirpulvers und des Feuers ebenso gut ertragen können; allein diese
Operation würde zu keinem Resultate führen, denn das Stück würde in fast ganz
demselben Zustande bleiben wie vorher, und zur Erzeugung von Matt müßte ihm der
Quecksilbervergolder eine leichte Schicht Amalgam geben. In diesem Falle aber würde
die auszuführende Arbeit beinahe ebenso langwierig seyn wie bei der
Quecksilbervergoldung. Der Molecularzustand des Niederschlages ist also zur
Erzeugung von Matt von großer Wichtigkeit. Andererseits ist die
Quecksilbervergoldung bei sehr zarten Stücken, welche in Folge der Einwirkung des
Quecksilbers und des Feuers zerbrechen oder verderben würden, nicht anwendbar.
Diese Betrachtungen brachten Masselotte im Jahre 1850 auf
den Gedanken, die Stücke zunächst in einem, nur eine Goldlösung enthaltenden Bade
galvanisch zu vergolden; sie dann mit einer zweiten, aus Goldamalgam bestehenden
Schicht zu überziehen und zwar in einem Bade, welches Cyangold nebst Cyanquecksilber
enthält. Dieses Bad muß in den, dem zu erzielenden Farbentone entsprechenden
Verhältnissen zusammengesetzt werden. Die Anode besteht bloß aus einer
Goldblechplatte, folglich kann das Bad nicht constant bleiben; deßhalb muß man von
Zeit zu Zeit etwas Quecksilbersalz zusetzen und der elektrische Strom muß mit
Aufmerksamkeit regulirt werden. Ist der Niederschlag dick genug, so wird er mit
einem besonderen Salzgemenge überzogen; man hält den Gegenstand über ein
hellbrennendes Feuer und löscht ihn, nachdem er eine genügend hohe Temperatur
angenommen hat und der Salzteig calcinirt worden ist, in angesäuertem Wasser ab. Die
Färbung des Goldes stimmt dann beinahe vollständig mit der eines mit Quecksilber
vergoldeten Stückes vor dem Mattiren überein. Das Mattiren selbst wird nun ganz auf
dieselbe Weise wie bei dein älteren Verfahren ausgeführt und es lassen sich die
vollkommensten Resultate erzielen, ohne daß die Arbeiter irgendwie den schädlichen
Einflüssen von gefährlichen Dämpfen ausgesetzt wären. Beim Erhitzen der
niedergeschlagenen Amalgamschicht erfolgt eine Reinigung der Oberfläche ohne
Verflüchtigung von Quecksilber.
Die zahlreichen, für Pariser Bronzefabrikanten von Masselotte vergoldeten Gegenstände haben ihren Werth durch ihre Dauer
erwiesen; sie haben der
Abnutzung und dem Einflüsse schwefelwasserstoffhaltiger Dämpfe etc. widerstanden und
eine mehrfach wiederholte Behandlung mit dem Mattirpulver vollständig ausgehalten.
Siebzehnjährige Erfahrungen haben die Unschädlichkeit des Verfahrens für die
Gesundheit der Arbeiter, sowie die Vollkommenheit und die Dauerhaftigkeit der
mittelst desselben erzielten Resultate zweifellos erwiesen.