Titel: | Ueber einen verbesserten Holländer und eine neue Form der Papiermaschine von Miller und Herbert in Edinburgh; mitgetheilt von Otto Krieg. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XXVI., S. 103 |
Download: | XML |
XXVI.
Ueber einen verbesserten Holländer und eine neue
Form der Papiermaschine von Miller und Herbert in Edinburgh; mitgetheilt von Otto Krieg.
Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1868, Bd. XII S. 199.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Miller und Herbert's Holländer und Papiermaschine.
Der „Holländer“ ist die wichtigste Arbeitsmaschine bei der
Papierfabrication, und von seiner Construction hängt zum Theil sowohl das Quantum
als auch in gewissem Grade die Qualität des gefertigten Papieres ab. Mit Recht hat
man daher dieser Maschine eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet und sie
fortdauernd zu verbessern gesucht. Eine solche verbesserte Form des Holländers
zeigen Fig. 1
bis 4; es ist
dieß die Construction und zugleich das Patent der Maschinenfabrikanten Miller und Herbert in
Edinburgh, welche mir die Zeichnung mit großer Bereitwilligkeit für den Zweck der
Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.
Ursprünglich baute man das Holländergefäß aus Holz; doch da dieses gar zu sehr dem
Verfaulen ausgesetzt ist, so ließen sich einzelne Fabrikanten ihre Holländer aus
Sandstein herstellen. Als das beste Material zu diesem Zwecke ist aber jetzt längst
das Gußeisen erkannt worden; zunächst stellte man nur die äußeren Gefäßwände aus
Gußeisen dar, welche aus einzelnen Stücken zusammengeschraubt wurden, ließ dagegen
den Boden mit dem Kropf und der Zwischenwand aus Holz bestehen und hatte nach einer
Reihe von Jahren immer nur diese letzteren Theile zu erneuern nothwendig. In neuester Zeit jedoch
stellt man den ganzen Holländertrog in allen seinen Theilen aus einem einzigen
Gußstücke dar, und dieß ist natürlich das Allerzweckmäßigste und Einfachste. So auch
der Miller und Herbert'sche
Holländer; doch zeichnet sich derselbe dabei noch durch seine besondere Größe
aus.
Im Allgemeinen ist man von der früher üblichen kleinen Form der Holländer, zu 100
Pfd. Papierstoff Inhalt, ganz zurückgekommen und baut dieselben jetzt meist zu 150
bis 200 Pfd. Inhalt. Der Holländer nun, dessen Zeichnung uns vorliegt, ist 13 Fuß
(3,96 Met.) englisch lang, 6½ Fuß (1,89 Met.) breit und circa 2 Fuß (0,61 Met.) tief; er faßt somit 250 bis 300
Pfd. Stoff; die Walze hat einen Durchmesser von 4 Fuß (1,22 Met.). Eine sehr
empfehlenswerthe Eigenschaft dieses Holländergefäßes, welche übrigens auch die von
James Bertram und Sohn in
Edinburgh gebauten an sich haben, ist unter Anderem noch die, daß der Rand oder Bord
des Holländers nicht, wie bei den alten Constructionen, in einer Horizontalen liegt,
sondern, entsprechend dem Ansteigen des Bodens im Kropfe, in einer gewissen
Spirallinie ansteigt. Die Bordhöhe des Holländers vor der Walze ist nämlich 23 Zoll
(585 Millimet.) und hinter der Walze 28 Zoll (710 Millimet.) Dieß hat den großen
Vortheil, daß das Gefäß viel schwieriger überlaufen kann und, wenn im Gange, immer
an allen Stellen gleich voll erscheint, da ja der langsam rotirende Stoff hinter der
Walze, wo er von derselben über den Kropf heraufgeschleudert wird, immer 4 bis 5
Zoll (110 bis 125 Millimeter) höher steht als vor der Walze. Gießt man in einen
Holländer von der gewöhnlichen Form die Bleichflüssigkeit oder den Harzleim und den
Alaun, so läuft er leicht hinter der Walze über, während vor derselben noch eine
Handbreit Bord übrig ist. Diesen Uebelstand vermeidet der beschriebene Holländer
sehr geschickt, indem eben der Bord dem Niveau des langsam rotirenden dicken Stoffes
sich an jedem Punkte anpaßt.
Doch dieß nur nebenbei. Der patentirte Theil des Miller
und Herbert'schen Holländers bezieht sich auf die Art und
Weise wie die Walze und das Grundwerk einander genähert werden. Bekanntlich müssen
bei fortschreitender Arbeit beide genannte Theile allmählich einander immer näher
gebracht werden, entsprechend den immer kürzer werdenden Fasern. Zu diesem Zwecke
ist die Walze gewöhnlich so eingerichtet, daß man sie beliebig mittelst einer
Schraube und eines Hebels während des Ganges heben und senken kann. Früher geschah
dieses Heben nur sehr unvollkommen von einer Seite, wodurch der Abstand zwischen den
Grundwerk- und Walzenmessern sich nicht gleichförmig änderte, sondern auf der
Seite, wo gehoben
wurde, immer größer war als an der anderen Seite. Jetzt hat man bessere
Vorrichtungen, mit welchen die Walze parallel mit ihrer Achse, also an beiden Enden
ganz gleichmäßig, sich heben und senken läßt, was schon eine sehr bedeutende
Verbesserung ist. Der uns vorliegende Holländer hat nun die Eigenthümlichkeit, daß
die Walze ein für alle Mal in ihren Lagern unverändert fest liegt, dagegen das
Grundwerk beweglich ist, welches sonst immer fest liegt.
Wie aus der Zeichnung leicht zu ersehen ist, wird dieß durch eine keilförmige
Unterlage bewirkt, welche durch eine Schraube unter dem an seiner Bodenfläche
ebenfalls keilförmig gestalteten Grundwerkskasten nach vor- oder rückwärts
gezogen werden kann, und damit ist ein mit der Achse der Walze paralleles Heben oder
Senken des Grundwerkes erreicht. Diese Einrichtung empfiehlt sich entschieden durch
ihre Einfachheit, und es ist dadurch möglich, den Holländer erheblich billiger
herzustellen.
Sehr originell ist die Form der nach Batt's Patent von Miller und Herbert gebauten
Papiermaschinen
Fig. 5. Eine
solche Maschine nimmt verhältnißmäßig außerordentlich wenig Raum ein, da sie
eigentlich in 2 Etagen arbeitet, indem der Trockenapparat nicht, wie bisher üblich,
hinter, sondern über dem Naßapparat sich befindet. Der erste Theil der Maschine:
Stoffbütte, Sandfang, Knotenmaschine, Metalltuch etc., hat nichts Abweichendes von
der gewöhnlichen Construction. Nun nimmt aber der Naßfilz bei A das Papier durch Berühren direct von dem Metallsiebe ab und führt es
nach dem einen großen Trockencylinder von 9 Fuß (2,74
Met.) Durchmesser, an welchen es am tiefsten Punkte bei B von einer Preßwalze mittelst Hebelwerk angedrückt wird; es bleibt nun
von selbst an dem heißen Cylinder kleben und verläßt denselben erst im trockenen
Zustande bei D, um bei E als
fertiges Papier aufgerollt oder bald in Bogen geschnitten zu werden. Auf dem
höchsten Punkte C des Cylinders ist noch eine Preßwalze
angebracht, welche dem Papier mehr Glätte verleiht.
Das Filztuch läuft, nachdem es das Papier von dem Siebe nach dem Trockencylinder
geführt und dort abgegeben hat, nach der Filzwaschmaschine F und kehrt von da im gewaschenen Zustande wieder nach dem Siebe zurück.
Man hat zwar auf diese Weise einen sehr langen Filz nothwendig, ist aber der
zeitraubenden Arbeit des Wechselns des Filzes ganz überhoben, da derselbe unter
diesen Umständen immer rein bleibt, und man ihn erst zu erneuern hat, wenn er
überhaupt nicht mehr zu gebrauchen ist. Nach Versicherung der Erbauer soll das auf
dieser Maschine gefertigte Papier niemals reißen, was sich wohl denken läßt, da es
im ersten Zustand sich nirgends selbst zu tragen hat, wie das dagegen bei der gewöhnlichen
Construction der Fall ist. Aus diesem Grunde soll die Maschine tagelang ohne
Unterbrechung arbeiten können und Stoffe von der geringsten Haltbarkeit zu
verarbeiten zulassen. Man wird gewiß mit Vortheil ganz dünne Papiere vorzugsweise
auf dieser Maschine arbeiten können, die auf den gewöhnlichen Papiermaschinen durch
Reißen viel Ausschuß verursachen; auch glaube ich, daß sich ordinäres Stroh-
und Holzpapier nach diesem Principe leicht werden anfertigen lassen. Ich selbst habe
noch keine Maschine dieser Art arbeiten gesehen, wohl aber Papier in den Händen
gehabt (ordinäres Seiden- und dünnes Affichenpapier), welches auf einer
solchen Maschine gearbeitet war und nichts zu wünschen übrig ließ. Der Preis einer
solchen Maschine beträgt 900 Pfd. Sterl.