Titel: | Ueber P. Flamm's Condensationsapparat für Sublimationsproducte; vom Ingenieur Ach. Gouvyeux. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. L., S. 223 |
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L.
Ueber P. Flamm's Condensationsapparat für
Sublimationsproducte; vom Ingenieur Ach. Gouvyeux.
Aus den Annales du Génie civil, April 1868, S.
246.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Flamm's Condensationsapparat für Sublimationsproducte.
Dieser Apparat gründet sich auf das Princip, daß Kälte erzeugt wird, wenn man im
Vacuum den heißen Strömen fortwährend große befeuchtete Flächen darbietet. Dieser
Zweck wird mittelst folgender einfacher Anordnung erreicht.
Der Cylinder A, Fig. 23, besteht aus
einer Reihe von siebartig durchlöcherten Blechscheiben oder von runden Scheiben aus
Drahtgewebe, welche in geringen Zwischenräumen von einander in ihrer Mitte auf einer
horizontal gelagerten Welle B befestigt sind, und dreht
sich in dem cylindrischen Gehäuse C um sich selbst;
letzteres ist in seinem unteren Theile so weit mit Wasser gefüllt, daß die Scheiben
des Cylinders fast bis zur Hälfte hineintauchen.
Der Zufluß des in einem höher liegenden Reservoir D
enthaltenen Wassers wird durch ein Ventil geregelt, welches mit einem in das Gefäß
C tauchenden Schwimmer in Verbindung steht. Der
Ueberschuß des zufließenden Wassers wird durch ein Ausflußrohr E mit constantem Niveau in ein unter dem Gehäuse C stehendes Gefäß F
abgeleitet.
In die obere Hälfte des cylindrischen Gehäuses C mündet
ein Rohr G, welches die in dem Apparate zu
condensirenden Gase und
Dämpfe zuleitet, und sich in zwei Arme verzweigt; der eine derselben, H, steht mit dem Apparate in Verbindung, in welchem sich
die zu verdichtenden Dämpfe entwickeln; der andere Arm, J, ist mittelst eines Diaphragmas verschlossen und durch ihn wird die zur
Oxydirung der zu verarbeitenden Gase erforderliche atmosphärische Luft oder der dazu
nöthige Sauerstoff zugeleitet. An der dem Rohre G
gegenüberliegenden Seite befinden sich zwei Röhren K,
K′ (von denen in der Abbildung nur die eine
sichtbar ist), welche in den Saugventilator L münden;
dieser führt die Condensationsproducte in eine Sammelkammer, welche für die Luft,
nicht aber für die durch die Condensirung in feste Form gebrachten Oxyde
durchdringbar ist. Am Boden des cylindrischen Gefäßes C
ist ein zweiter geneigter Boden M mit Abflußrohr M′ angebracht, welcher zum Ansammeln, bezüglich
Ablassen der sich bildenden Niederschläge dient.
Dieß sind die wesentlichsten Bestandtheile des Flamm'schen
Condensators. Soll derselbe zur Zinkweißfabrication
benutzt werden, so muß das Metall oder das Erz in luftdichten, aus feuerfestem Thone
angefertigten Retorten behandelt werden, damit die Vermischung des atmosphärischen
Sauerstoffes mit den Metalldämpfen im Apparate selbst erfolgt.
Angenommen, man wolle binnen 24 Stunden 100 Kilogr. Zink in weißes Oxyd umwandeln, so
muß der Ventilator 24,79 Kilogr. Sauerstoff, oder 107, 2 Kil. kalte Luft,
entsprechend einem Volum von 300 Kubikmet. (gleich 720 Kubikmet. auf 300° C.
erhitzte Luft), also per Secunde 0, 065 Kubikmet. gleich
4,2 Kilogr. in den Apparat einsaugen.
Nehmen wir die spec. Wärme zu 0,237 für jeden Grad an, so muß die Absorption per Secunde 0,3 Wärmeeinheiten entsprechen; wenn nun zur
Verdampfung von 1 Kil. Wasser voll 0° C. 640 W. E. erforderlich sind, so
erhalten wir 0,0046 Kil.; bieten wir jedem Gramm Wasser eine feuchte Fläche von 1
Quadratmet. dar, so müssen wir den heißen Dämpfen 4,60 Quadratmet. Fläche per Secunde darbieten.
Mittelst dieser Daten läßt sich die für eine gegebene Gewichtsmenge zu oxydirenden
Zinkes erforderliche Größe des Apparates leicht berechnen.
Die Oeffnung der Maschen des Drahtgewebes muß wenigstens 10 Millim. betragen und eine
zu rasche Bewegung des aus denselben gebildeten Cylinders würde dem Durchgange der
heißen Dämpfe einen zu großen Widerstand darbieten.
Dieser Apparat, welchem bei der vorjährigen Welt-Ausstellung zu Paris eine
ehrenvolle Erwähnung zu Theil wurde, ist seitdem in einer italienischen und einer
spanischen Fabrik eingeführt worden.
Eine nützliche Anwendung dieses Apparates dürfte darin bestehen, daß man die
schädlichen Dämpfe ungesunder Industriezweige durch den Condensator treibt, bevor
man sie durch die Esse abziehen läßt.