Titel: | Ueber Darstellung des Anilinschwarz für den Zeugdruck; von Dr. Anton Spirk. |
Autor: | Anton Spirk |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LIX., S. 255 |
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LIX.
Ueber Darstellung des Anilinschwarz für den
Zeugdruck; von Dr. Anton
Spirk.
Spirk, über Darstellung des Anilinschwarz für den
Zeugdruck.
Die Entdeckung des Anilinschwarz verdankt man bekanntlich dem englischen Chemiker Lightfoot. Es unterscheidet sich von den anderen
Anilinfarben dadurch, daß es keine für sich bestehende Farbe ist, sondern erst auf
dem Gewebe entwickelt wird. Dieses Schwarz hat im Zeugdruck auf Baumwolle-
und Leinengewebe, sowie in der Färberei, eine gänzliche Umwälzung hervorgerufen,
weil es durch die Haltbarkeit und Intensität seiner Farbe alle bisher bekannt
gewesenen schwarzen Farben übertrifft und dabei seine Darstellungsweise eine
verhältnißmäßig einfache ist.
Um Anilinschwarz auf Baumwolle- oder Leinenstoff zu erzeugen, muß man die
Faser mit einem Anilinsalze und oxydirenden Substanzen in Verbindung bringen. Nach
dem Aufdrucken eines solchen Gemisches existirt die Farbe noch nicht, sie entwickelt
sich erst unter dem oxydirenden Einflusse der beigegebenen Salze; die entwickelte
Farbe erscheint tief dunkelgrün und wird erst durch Behandlung in einem warmen
Wasserbade, welches 2 Proc. Soda oder ein Gemisch von 2 Proc. Soda und 1 Proc.
doppelt-chromsaurem Kali aufgelöst enthält, kohlschwarz.
Die im Folgenden mitgetheilten Vorschriften haben sich in der Praxis bewährt.
Anilinschwarz, vorzügliche
Handdruckfarbe.
In 1 Liter noch heißen Stärkekleisters werden
30
Gramme Grünspan,
30
Gramme chlorsaures Kali und
15
Gramme Salmiak
gelöst; nach dem Erkalten dieses Gemisches werden 75 Gramme
salzsaures oder salpetersaures Anilin zugesetzt. Ist die Lösung erfolgt, so schlägt
man die Farbe vor dem Gebrauch durch ein Sieb. Die aufgedruckte Farbe entwickelt
sich unter den oben angegebenen Bedingungen binnen 8–12 Stunden und wird
durch Behandlung in einem alkalischen Bade und nachfolgendes Waschen schwarz. Für
den Walzendruck ist diese Farbe wegen ihres großen Kupfergehaltes nicht
geeignet.
Folgende Mischungen eignen sich für den Walzendruck bei
weitem besser.
Anilinschwarz nach Lauth's Angabe.
9 Liter Stärkekleister (150 Gramme Stärke per Liter Wasser),
3 Liter Traganthschleim (75 Gramme Traganth per Liter Wasser),
9 Liter Surrogatwasser (375 Gramme licht gebrannte
Stärke),
900 Gramme chlorsaures Kali und
750 Gramme Schwefelkupfer in Teigform
werden mit einander gekocht. Nach dem Erkalten fügt man dieser Mischung noch 2400
Gramme salzsaures Anilin und 750 Gramme Salmiak hinzu, und rührt die Druckfarbe bis
zur erfolgten Lösung dieser Salze gut um.
Ich habe gefunden, daß schon bei längerem Stehen dieser Farbe durch die oxydirende
Einwirkung des chlorsauren Kalis das Schwefelkupfer in derselben sich zu
schwefelsaurem Kupfer oxydirt, wornach sie die Abstreichmesser und Walzen angreift,
so daß häufig ein unreines Druckfabricat erzielt wird. Aus diesem Grunde empfehle
ich meinen Fachcollegen die Farbe nach folgender Art zu bereiten:
1
Liter Stärkekleister,
1
Liter Traganthschleim und
1
Liter Surrogatwasser
werden mit einander gekocht und in der noch heißen
Verdickungsmasse 90 Gramme chlorsaures Kali nebst 75 Grammen Salmiak aufgelöst. Ist
das Gemisch vollständig erkaltet, so löst man darin noch 240 Gramme salzsaures
Anilin auf, und setzt erst vor der unmittelbaren Anwendung dieser Farbe die
erforderlichen 75 Gramme Schwefelkupfer hinzu. Die so dargestellte Farbe hält sich
längere Zeit als die nach Lauth's Angabe bereitete, weil
das chlorsaure Kali auf das der kalten Farbe zugesetzte Schwefelkupfer nicht so
oxydirend einwirken kann, wie es bei der warmen Mischung der Fall ist.
Von weiteren Darstellungsweisen des Anilinschwarz sind noch die nachstehenden
hervorzuheben.
Anilinschwarz mittelst oxalsauren
Anilins.
4 Liter Stärkekleister, 2 Liter Traganthschleim, 2 Liter Surrogatwasser, 240 Gramme
chlorsaures Kali und 480 Gramme Chlorcalcium werden gut verkocht; nach erfolgter
Abkühlung fügt man diesem Gemisch 640 Gramme oxalsaures Anilin nebst 80 Grammen
Salmiak zu. Auch bei dieser Farbe ist es angezeigt, die 240 Gramme Schwefelkupfer
derselben erst vor dem unmittelbaren Gebrauche zum Drucke einzuverleiben.
Anilinschwarz mittelst weinsteinsauren
Anilins.
9000
Gramme Weizenstärke,
9000
Gramme licht gebrannte Stärke,
48
Liter Wasser,
8000
Gramme Anilinöl,
5000
Gramme chlorsaures Kali und
5000
Gramme Salmiak
werden gut mit einander gekocht. Nach vollständigem Erkalten
setzt man dieser Mischung 5000 Gramme Schwefelkupfer hinzu, und erst vor der
unmittelbaren Anwendung zum Drucke wird per Liter des
Gemisches die Lösung von 139 Grammen Weinsteinsäure in ⅛ Liter Wasser
beigefügt.
Anilinschwarz für schwere
Bodenmuster.
Bei einem schweren Bodenmuster, wo sich die Farbe leicht in die Gravirung der Walze
einlegt, leistet folgendes Schwarz sehr gute Dienste:
Schwarzansatz:
6
Liter Wasser,
1000
Gramme Anilinöl,
625
Gramme chlorsaures Kali und
625
Salmiak
werden 15 Minuten lang gekocht. Ist die Flüssigkeit fast
erkaltet, so fügt man ihr unter tüchtigem Umrühren eine Lösung von 1000 Grm.
Weinsteinsäure in 1 Liter Wasser bei, und schreitet dann zum Filtriren
derselben.
Zur Darstellung der Druckfarbe verdickt man 1 Liter der filtrirten Lösung durch
Kochen mit 135 Grammen Weizenstärke und 135 Grm. licht gebrannter Stärke; erst vor
der Anwendung zum Drucken werden dann die 60 Gramme Schwefelkupfer gut
eingerührt.
Anilinschwarz mit wolframsaurem Chromoxyd
anstatt Schwefelkupfer.
Das neueste und im Großen auch schon Anwendung findende Anilinschwarz, in dessen
Zusammensetzung das Schwefelkupfer durch wolframsaures ChromoxydDurch doppelte Zersetzung mit salzsaurem Chromoxyd und wolframsaurem Ammoniak
dargestellt. ersetzt ist, bereitet man folgendermaßen:
2
Liter Wasser,
270
Gramme Weizenstärke und
375
Gramme wolframsaures Chromoxyd in Teigform
werden gut verkocht; dem noch lauwarmen Gemisch fügt man 60
Grm. chlorsaures Kalt, 30 Gramme Salmiak und 210 Grm. salzsaures Anilin hinzu.
Dieses Anilinschwarz und das vorhergehende für schwere Bodenmuster eignen sich ganz
vorzüglich sowohl zum Handdruck als auch zum Maschinendruck, weil sie weder das
Gewebe noch die Abstreichmesser und Walzen im mindesten angreifen, überdieß sich
leicht entwickeln und nach erfolgter Entwickelung ohne allen Anstand sich wie andere
Dampffarben dämpfen lassen, ohne an ihrer Intensität einzubüßen.
Behandlung der bedruckten Gewebe. — Die mit
Anilinschwarz (welches nach irgend einer Vorschrift dargestellt wurde) bedruckten
Gewebe werden in einem auf beiläufig 20–24° R. erwärmten Local
aufgehängt; die Entwickelung der Farbe erfolgt in 24–48 Stunden; ist dieselbe
eingetreten, so nimmt man die Gewebe durch ein alkalisches Bad bei 60° R.;
hierauf reinigt man sie und schließlich gibt man ihnen eine Passage in einem auf
60–70° R. erwärmten Seifenbade. Sollte der Grund nicht vollständig
weiß erscheinen, so werden die Gewebe noch einer Behandlung mit einer sehr
verdünnten Chlorkalklösung unterzogen.
Darstellung des Schwefelkupfers. — Das zur
Erzeugung des Anilinschwarz nöthige Schwefelkupfer bereitet man sich, indem man in 4
Liter caustischer Natronlauge voll 38° Baumé 2 Pfd. Schwefelblumen in der
Wärme auflöst. Ist die Lösung erfolgt, so setzt man der Flüssigkeit bei einer
Temperatur von 50° R. die Lösung von 4800 Grammen Kupfervitriol in 80 Litern
Wasser zu und erwärmt auf 60° R.; hierauf wird filtrirt und der Niederschlag
gut ausgewaschen, welchen man in Teigform verwendet.