Titel: | Ueber die Befestigung der Rohre in Oberfläche-Condensatoren. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XCI., S. 362 |
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XCI.
Ueber die Befestigung der Rohre in
Oberfläche-Condensatoren.
Aus Engineering Mai 1868, S.
484.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber Befestigung der Rohre in
Oberfläche-Condensatoren.
Die dichte Verbindung der dünnen Messingrohre mit den Rohrwänden ist für
Oberfläche-Condensatoren eine sehr wichtige Sache, denn jeder Condensator
enthält eine große Anzahl solcher Rohre und deren solide, billige Befestigung wird
daher auf Preis und Leistungsfähigkeit des Condensators von großem Einfluß seyn. Es
haben sich bis jetzt fünf Systeme solcher Verbindungen dauernden Eingang in der
Praxis verschafft; sie sind in den Figuren 19–23 abgebildet
und ein Vergleich derselben unter einander wird ihre Vortheile und Mängel zeigen.
Zur Beurtheilung der Zweckmäßigkeit dieser Rohrverbindungen hat man zu ermitteln, in
wie fern sie folgenden sieben Bedingungen entsprechen:
1) das verwendete Verdichtungsmaterial darf die Rohre und
Rohrplatten nicht angreifen;
2) die Construction muß einfach und billig seyn, und zwar nicht
allein in der ersten Herstellung, sondern auch bei der Unterhaltung;
3) die Rohre müssen dicht und fest in den Rohrplatten gehalten
seyn und doch der Ausdehnung und Zusammenziehung durch die entstehenden
Temperaturdifferenzen nachgeben können;
4) die Verbindung muß dicht halten, möge der Ueberdruck auf der
inneren oder äußeren Seite der Rohrplatten stattfinden;
5) das Verdichtungsmaterial soll überall leicht zu beschaffen
seyn;
6) die Construction muß gestatten die Rohre möglichst nahe
neben einander zu legen;
7) sie muß gestatten, daß jedes Rohr unabhängig von den anderen
herausgenommen und wieder eingesetzt werden kann; auch soll diese Manipulation mit
Leichtigkeit geschehen und möglichst kurze Zeit beanspruchen.
Die Anordnung nach Figur 19 ist die von Hall. Man fräst die
Löcher in der Rohrplatte von der äußeren Seite ⅛ Zoll weiter im Durchmesser
auf etwa ½ bis ⅝ Zoll Tiefe und schneidet dann in diese Erweiterung
Gewinde. In die 1/16 Zoll weite Rinne um das Messingrohr legt man Hanfzöpfe oder
Schnüre und schraubt sie mit einem an der äußeren Seite mit Gewinde versehenen
Messingring dicht nieder. Die Messingringe sind aus einem gezogenen Rohre
hergestellt, dessen innerer Durchmesser so weit ist, daß die
Condensator-Rohre eben hindurchgehen; jenes Rohr wird der ganzen Länge nach
außen mit Schrauben gewinde versehen und dann werden kurze Ringe abgeschnitten.
Jeder Ring hat an seinem Ende vier über's Kreuz gebohrte Löcher, um ihn bei dem
Einschrauben und Losdrehen fassen zu können.
Bei einer Prüfung dieser Methode die Rohre zu befestigen, findet man sogleich, daß
sie allen oben angegebenen Bedingungen vollständig entspricht und deßhalb zu
empfehlen ist.
Figur 20 zeigt
die Röhrenbefestigung nach Spencer. Hierbei sind die
Löcher um jedes Rohr von außen her ⅛bis 3/16 Zoll weiter auf ½ Zoll
Tiefe gefräst. Der hierdurch entstehende Raum wird durch zwei fest eingetriebene
Gummiringe ausgefüllt.
Der Hauptnachtheil dieser Anordnung liegt darin, daß die Gummiringe in Verbindung mit
warmem Seewasser die Messingrohre und Platten angreifen und es sind viele Fälle
vorgekommen, wo die Rohrenden unter dieser Einwirkung vollständig zerstört wurden.
Die Rinnen zum Einlegen der Gummiringe müssen weiter seyn als nach der Construction
von Hall; daher rücken die Rohre weiter auseinander, der
ganze Condensator wird bei gleicher Anzahl von Rohren schwerer und größer. Die
Reparaturkosten sind durch die Zerstörung der Rohrenden auch bedeutender. Ueberdieß
ist es bei dieser Anordnung nicht einerlei, von welcher Seite der Druck kommt, denn
die Gummiringe widerstehen demselben von der inneren Seite nicht, auch werden sie
durch die zerstörende Wirkung des Dampfes bald untauglich. Die Ringe müssen auch genau nach Maaß gemacht
seyn, sind also nicht überall leicht zu beschaffen, wodurch Schiffe bei langen
Seereisen in die Verlegenheit kommen können sich mit einem dem Zwecke nicht
entsprechenden anderen Material behelfen zu müssen. Endlich ist das Wegnehmen der
Rohre durch die starke Adhäsion der Gummiringe an die Rohre und Platten sehr
erschwert. In den übrigen Punkten entspricht die Verbindung nach Spencer den oben gestellten Anforderungen.
Fig. 21 ist
das patentirte System von Sewell, wobei eine große
Gummiplatte von einer zweiten Rohrplatte dicht gegen die Rohre gepreßt wird. Die
Rohrenden stehen etwa ½ Zoll vor; die Gummiplatte hat eine gleiche Anzahl
Löcher wie die Rohrplatte, doch sind sie enger, so daß sie die Rohrenden gleich
Stulpen fest umschließen. Die Deckplatte von etwa ¾ Zoll Dicke hat eine
gleiche Anzahl Löcher; dieselben sind auf der den Rohren zugewendeten Seite so weit
ausgefräst, daß sie bei dem Eindringen der Rohrenden einen starken Druck gegen den
Umfang des Gummiringes ausüben.
Auch diese Einrichtung hat gleich der vorhergehenden den Nachtheil, daß das Gummi die
Messingrohre zerstört. Sie wird durch die doppelten Rohrplatten vertheuert, weil
dieselben einen bedeutenderen Materialaufwand und wegen der erforderlichen genau
übereinstimmenden Bohrung der beiden Platten mehr Arbeit erheischen. Die Rohre
können sich in einem gewissen Spielraum ausdehnen, aber sie sind zwischen den
Gummiflächen nicht fest genug gehalten. Einen Ueberdruck von der inneren Seite
ertragen sie nicht, sondern lecken in diesem Falle sogleich. Die Gummiplatten sind
nicht allerwärts zu haben, da sie genau hergerichtet seyn müssen. Das einzelne Rohr
ist nicht herauszunehmen, denn zum Entfernen eines solchen muß man die Deckel und
Gummiplatten losmachen.
Von den an eine gute Verbindung oben gestellten Anforderungen ist also nur diejenige
erfüllt, daß man die Rohre möglichst nahe neben einander legen könne.
In Fig. 22 ist
die Verbindung nach Allen's Patent gezeichnet; ein
gepreßter Ring von trocknem Holz ist in den ringförmigen Raum zwischen Rohr und
Rohrplatte eingetrieben, dehnt sich aus und stellt die dichte Verbindung her.
Im Allgemeinen ist diese Anordnung eine gute, doch zeigt das Holz gleichfalls
zerstörenden Einfluß auf das Messing der Rohre und Rohrplatten. Letztere werden
etwas dicker als bei der Verbindung nach Hall, erfordern
also mehr Material; auch müssen die Holzringe sehr genau hergestellt und mit einer
besonderen Maschine comprimirt werden. Die anderen oben gestellten Bedingungen sind
entsprechend erfüllt.
Die Verbindung nach Figur 23 ist die von Howden. Die Rohrlöcher in
den Platten sind von der äußeren Seite her bis zu einer Tiefe von ½ Zoll um
⅛ Zoll im Durchmesser weiter gefräst; der hierdurch entstehende 1/16 Zoll
weite Raum zwischen Rohr und Rohrplatte ist durch eine geflochtene Schnur dicht
ausgefüllt, indem die einzelnen Windungen fest aufeinander gedrückt werden.
Diese Anordnung erfüllt alle Bedingungen einer guten Verbindung; sie ist besonders
leicht, billig und rasch herzustellen und hat sich bei mehrfachen Proben vollständig
bewährt.