Titel: | Ueber die Herstellung von Eisenniederschlägen auf galvanischem Wege; von H. Jacobi. |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. CXX., S. 480 |
Download: | XML |
CXX.
Ueber die Herstellung von Eisenniederschlägen auf
galvanischem Wege; von H.
Jacobi.
Vorgetragen in der Sitzung der
St. Petersburger Akademie der Wissenschaften vom 5. März
1868. — Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai
1868, S. 286.
Jacobi, über die Eisengalvanoplastik.
Hiermit lege ich der Akademie mehrere Proben von galvanischem Eisen vor, welche vom
Bergingenieur Eugen Klein im galvanoplastischen
Laboratorium der Expedition zur Anfertigung der Staatspapiere dargestellt worden
sind. Diese Proben bestehen in Platten, Medaillen und Medaillons, und hauptsächlich
in einer mit Lettern gesetzten und dann in Eisen stereotypirten Columne, endlich in
dem Cliché einer, zur
Vervielfältigung durch die Buchdruckerpresse bestimmten, sehr zarten Guillochirung.
Dieser neue Fortschritt in der Galvanoplastik wurde erst nach vielen Schwierigkeiten
gemacht; denn seit den ersten, im Jahre 1846 angestellten, einigermaßen
erfolgreichen Versuchen zur Reduction des Eisens auf galvanischem Wege sind über
zwanzig Jahre verflossen, bevor die Lösung der Ausgabe wirklich gelang. Gleichwohl
ist die Wichtigkeit dieses Fortschrittes unbestreitbar. Sobald die Industrie sich
seiner bemächtigt haben wird, werden ganz unerwartete Verwendungsweisen desselben
auftauchen. Jetzt ist bereits die Verwendbarkeit des auf galvanischem Wege gefällten
Eisens in der Typographie und die Möglichkeit Reproductionen gestochener
Kupferplatten in hartem Eisen darzustellen, außer Zweifel gestellt. Schon die
Clichés in galvanisch niedergeschlagenem Kupfer hatten der Buchdruckerkunst höchst
bedeutende Dienste geleistet. Man kann wohl behaupten, daß es ohne diese Clichés
unmöglich gewesen wäre, jene zahlreichen, in Hunderttausenden von Exemplaren
abgezogenen und in allen Erdtheilen verbreiteten illustrirten Publicationen
erscheinen zu lassen, welche auch den über nur bescheidene Mittel verfügenden
Volksclassen zugänglich sind und die zur Entwickelung der Intelligenz und zur
Verbreitung nützlicher Kenntnisse so viel beigetragen haben. Ohne die von der
Galvanoplastik dargebotenen Hülfsmittel wäre es auch nicht möglich gewesen, das alte
System der Baarzahlung des Briefporto's aufzugeben und durch Einführung von
Postmarken zu ersetzen, deren Verbrauch mit jedem Tage wächst und jährlich in
manchen Ländern bereits auf Milliarden sich beläuft. In Zukunft wird die Herausgabe
illustrirter Druckwerke jeder Art, durch Einführung von eisernen Clichés an Stelle
der aus Kupfer hergestellten, in noch weit höherem Grade erleichtert werden, und
namentlich die Anfertigung von Werthpapieren, deren Dessins mit der größten Sorgfalt
und Feinheit ausgeführt werden, um sie gegen Verfälschung möglichst zu schützen;
gerade auf diesem Felde, auf dem die Kunst des Typographen mit den größten
Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wird die Eisengalvanoplastik die größten Dienste
leisten können. Denn die auf galvanischem Wege aus Eisen hergestellten Clichés sind
fast unzerstörbar; sie halten nicht nur eine fast unbegrenzte Anzahl von Abzügen
aus, sondern in Folge ihrer größeren Härte widerstehen sie auch gleichzeitig weit
besser jenen unvermeidlichen Unfällen, welche die Drucker zur Verzweiflung bringen,
indem letzteren nicht selten ihre schönsten Clichés unbrauchbar werden, wenn
dieselben durch ein im Papiere vorhandenes Sandkorn oder irgend ein Knötchen
beschädigt wurden. Die Nachtheile derartiger unangenehmer Zufälle machen sich nicht
allein in den durch die nothwendige Erneuerung der Clichés verursachten Kosten, sondern noch mehr in
den dadurch herbeigeführten Unterbrechungen von oft sehr drängenden Arbeiten
fühlbar.
Uebrigens wird die Verwendung galvanischer Eisenniederschläge nicht auf die im
Vorstehenden berührten Zwecke beschränkt bleiben. Die von mir vorgelegten Proben
berechtigen zu der Hoffnung, daß auch die schönen Künste, insoweit dieselben jetzt
zur Ornamentirung und Verschönerung unserer Industrieproducte beansprucht werden,
nicht unterlassen dürften diese Eisenniederschläge zur Verwerthung zu bringen, da
dieselben bei ihrer Dauerhaftigkeit und ihrer schönen Farbe der verschiedenartigsten
Benutzungen fähig sind.
In einem an mich gerichteten (am Schlusse dieses Aufsatzes mitgetheilten) Briefe
beschreibt der Bergingenieur Klein das Verfahren,
mittelst dessen er zu diesen schönen Resultaten gelangt ist, in eingehender Weise.
Die besten Eisenniederschläge, welche ich bis dahin gesehen hatte, waren die von Feuquières zu der vorjährigen Welt-Ausstellung in
Paris eingesendeten Proben; ein flüchtiger Anblick genügte aber, um die Ueberzeugung
zu gewinnen, daß dieselben den von Klein dargestellten
weit nachstehen. Auch will Feuquières hinsichtlich des
von ihm angewendeten Verfahrens Näheres nicht mittheilen, sondern spricht von
demselben nur mit der größten Zurückhaltung. In einem vor Kurzem veröffentlichten
Artikel über die Eisengalvanoplastik gibt Prof. Varrentrapp in Braunschweig sein Verfahren und die Darstellungsweise der
von ihm benutzten Bäder anPolytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 152; zweites Januarheft
1868., allein dieselben weichen von denen unseres Ingenieurs
mehrfach ab und die Arbeiten des letzteren können um so mehr als selbstständige
betrachtet werden, als sie in rationeller und wissenschaftlicher Weise entworfen und
ausgeführt wurden. Insbesondere muß ich erwähnen, daß Klein zur Erhöhung der Löslichkeit der Eisenanode mit vollkommenem Erfolge
eine Combination anwendete, welche der von mir im Jahre 1846 zur elektrochemischen
Zersetzung silberhaltiger Bäder benutzten analog ist.Bulletin de la classe physico-mathématique de
l'Académie de St. Petersbourg, t. V p. 216, §.
59.
Die gute Beschaffenheit der Eisenniederschläge wird nämlich hauptsächlich durch eine
größtmögliche Löslichkeit der Anode bedingt; da nun eine Vergrößerung der Oberfläche
der letzteren die angestrebte Wirkung nicht hat, so kam Klein auf den Gedanken, diese Eisenanode mit einer anderen, aus Kupfer
bestehenden Anode zu verbinden. Ich probirte diese Combination, indem ich das Kupfer
durch Retortenkohle ersetzte, wodurch ich ein kräftigeres partielles Element erhielt.
Die Wirkungen dieser Combination lassen sich in folgender Weise erklären: das mit
dem Eisen im Bade selbst verbundene negative Metall spielt eine doppelte Rolle; dem
Eisen gegenüber functionirt es als Kathode, als Anode dagegen functionirt es durch
seine Verbindung mit dem Kupferpole oder dem positiven Pole der Batterie, welche den
Hauptstrom liefert. Folglich entwickeln sich an der Oberfläche dieser Elektrode
gleichzeitig Wasserstoff und Sauerstoff, welche sich im Entstehungszustande in den
der Zusammensetzung des Wassers entsprechenden Verhältnissen verbinden. Der
überschüssige Wasserstoff entbindet sich frei oder erzeugt eine Polarisation der
Elektrode; ist der Sauerstoff in Ueberschuß vorhanden und besteht die Elektrode aus
einer nicht oxydirbaren Substanz, wie Retortenkohle, so tritt ebenfalls
Gasentwickelung und eine schwache Polarisation ein; ist dagegen die Elektrode
oxydirbar, wie z. B. das Kupfer, so wird sie oxydirt und aufgelöst. Als ich nämlich
ein Galvanometer in den Strom einschaltete, bemerkte ich, daß die Abweichung der
Magnetnadel, wenn der Strom sehr schwach war, allmählich geringer, dann aber,
nachdem die Stärke des Stromes bis zu einem gewissen Grade zugenommen hatte,
vollkommen constant wurde; als dann die Stromstärke diesen Grad überschritt, wurde
die Nadelabweichung wiederum inconstant. Demnach läßt sich der Strom mittelst des
Galvanometers leicht so reguliren, daß sich an der Kathode weder Sauerstoff noch
Wasserstoff entwickelt.
Schreiben des Bergingenieurs Klein an Hrn.
Jacobi.
„Bei Gelegenheit meines Aufenthaltes in Paris im Sommer des vorigen Jahres
hatten Sie die Güte, meine Aufmerksamkeit auf die im Ansstellungspalaste
befindlichen galvanischen Eisenniederschläge des Hrn. Feuquières zu lenken. Sie zeigten mir auch mehrere Proben, welche Sie von
diesem Herrn erhalten hatten, sowie eine bereits im Jahre 1846 von Hrn. Liet dargestellte und durch Hrn. Welter der Société d'Encouragement zu Paris
vorgelegte, auf galvanischem Wege erzeugte Eisenplatte. Obwohl Feuquières über sein Verfahren nichts veröffentlicht hat, ermuthigten Sie
mich dennoch, die Herstellung solcher Eisenplatten zu versuchen.
Bekanntlich waren sämmtliche, von Zeit zu Zeit und von verschiedenen Seiten
unternommenen Versuche zur Herstellung galvanischer Eisenniederschläge von einer
gewissen Festigkeit und von beliebiger Dicke bisher mißlungen. Indessen schienen mir
die erwähnte, im Jahre 1846 angefertigte Platte, sowie Feuquière's neue Erzeugnisse die Möglichkeit zu beweisen, dieses Metall
den Zwecken der Galvanoplastik dienstbar zu machen und, Ihrer Unterstützung mit Rath und That sicher,
bezweifelte ich nicht, daß es mir gelingen werde, nicht nur dieselben Resultate zu
erzielen, sondern auch die Schwierigkeiten und Hindernisse zu besiegen, welche, der
allgemeinen Annahme nach, mit den Verfahrungsarten zur Eisenreduction auf
galvanischem Wege verknüpft sind.
Das mit diesem neuen Fortschritte der Galvanoplastik verbundene wissenschaftliche
Interesse und die namentlich für das Gebiet der Kupferstecherkunst und der
Typographie höchst nützliche Verwendbarkeit der galvanischen Eisenniederschläge
veranlaßten mich, eigene Versuche im October vorigen Jahres, bald nach meiner
Rückkehr nach St. Petersburg zu beginnen.
Die Proben, welche ich Ihnen heute vorzulegen mich beehre, bestehen 1) in einer
Eisenplatte von 150 Quadratcentim. Fläche und 2 Millimet. Stärke; 2) in mehreren
Medaillen; 3) in einem aus 34 Kameen zusammengesetzten Medaillon von 13 Centimet.
Durchmesser; 4) in einer mit Lettern gesetzten und dann in Eisen stereotypirten
Columne von 84 Quadratcentim. Fläche, und 5) in dem Abklatsche einer guillochirten
Zeichnung mit äußerst zarten Linien, letztere beide für die Buchdruckerpresse
bestimmt. Ich füge mehrere Abdrücke dieser Clichés in verschiedenen Farben bei.
Aus diesen Proben von galvanisch niedergeschlagenem Eisen werden Sie auch die seit
dem Beginne meiner Versuche allmählich gemachten Fortschritte ersehen. Sie werden
bemerken, daß die erste von mir dargestellte Platte und die ersten Medaillen auf
ihrer Rückseite Poren und tiefe Höhlungen zeigen, welche zum Theil sogar durch die
ganze Metallstärke hindurchgehen. Diese Höhlungen sind übrigens auch und zwar in
großer Anzahl bei den Feuquières'schen Niederschlägen
vorhanden. Bei meinen neueren Erzeugnissen sind diese Hohlräume, welche
wahrscheinlich von Gasblasen herrühren, verschwunden; die Rückseite dieser
Gegenstände gibt den unter den günstigsten Verhältnissen dargestellten
Kupferniederschlägen gar nichts nach.
Den Ausgangspunkt für diese Versuche bildete das bekannte Verfahren zum
galvanoplastischen Verstahlen der gestochenen Kupferplatten, welches in einem mit
einer sehr geringen Menge Glycerin versetzten Bade von
Eisenchlorür-Chlorammonium vollkommen gelingt. Indessen haben Alle, welche
sich mit diesem Verstahlen praktisch beschäftigten, die Bemerkung gemacht, daß die
Oberfläche der sehr dünnen und glänzenden Eisenschicht, sobald sie derselben eine
größere Stärke zu geben versuchten, rissig wird und daß sich alsdann der
Niederschlag von der Kathode in außerordentlich spröden Schüppchen abblättert. Ich
sah mich daher
veranlaßt, andere analoge Bäder zu probiren. Dieselben bestanden entweder aus schwefelsaurem Eisenoxydul und schwefelsaurem Ammoniak,
oder aus dem ersteren Salze und Chlorammonium (Salmiak).
Zunächst stellte ich drei Bäder von einer der Formel
FeO, SO3 + AmO,
SO3 + 6HO
entsprechenden Zusammensetzung dar, welche nur hinsichtlich
der bei ihrer Bereitung befolgten Methode sich von einander unterscheiden. Das erste
derselben bestand aus einer concentrirten Lösung des erwähnten krystallisirten
Doppelsalzes
FeO, SO3 + AmO,
SO3 + 6HO;
das zweite aus einem Gemische der concentrirten Lösungen
beider Salze im Verhältnisse ihrer Aequivalente; das dritte Bad endlich, welches
sich von den beiden anderen in vortheilhafter Weise auszeichnet, bereitete ich auf
die Art, daß ich eine Lösung von Eisenvitriol durch kohlensaures Ammoniak fällte und
den Niederschlag mit Vermeidung jedes Säureüberschusses in Schwefelsäure löste.
Zur Bereitung der der zweiten Kategorie angehörenden Bäder mischte ich Lösungen von
Chlorammonium und schwefelsaurem Eisenoxydul in äquivalenten Verhältnissen, oder ich
löste in einer Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul so viel Chlorammonium, als
dieselbe bei der Temperatur von etwa 15° Réaumur aufzunehmen vermochte.
Alle diese Bäder waren sehr concentrirt und möglichst
neutral.
Als Anode benutzte ich Eisenblechplatten, deren Oberfläche beinahe achtmal so groß
war als die der Kupferkathode. Bei Anwendung eines Daniell'schen Elementes zur Zersetzung hatten sich nach Verlauf von vier
und zwanzig Stunden auf sämmtlichen Kathoden Niederschläge gebildet, welche voller
Runzeln und Rissen waren und bei dem leisesten Versuche, sie loszulösen, in tausend
Stückchen zerbrachen.
Da es häufig vorkommt, daß Lösungen von schwefelsaurem Kupferoxyd bei fortgesetztem
Gebrauche besser werden, so hoffte ich, daß Eisenlösungen in dieser Hinsicht ein
analoges Verhalten zeigen würden und setzte zu diesem Zwecke die Versuche mehrere
Tage lang fort, erhielt jedoch keine besseren Resultate. Als ich dann, Ihren Rath
befolgend anstatt eines Daniell'schen Elementes für jeden
der fünf Zersetzungsapparate, vier weit schwächere Meidinger'sche Elemente anwendete und dieselben als Reihe mit den fünf
Zersetzungsapparaten verband, erhielt ich eine weit geringere
Wasserstoffgasentwickelung an den Kathoden und bessere Resultate. Obschon nämlich
das Ansehen der Niederschläge noch viel zu wünschen übrig ließ und namentlich die in
den Salmiakbädern entstandenen Eisenabsätze in Folge ihrer bedeutenden Porosität
beinahe einem Schwämme glichen, so zeigten doch die mittelst der drei anderen,
schwefelsaures Ammoniak enthaltenden Bäder dargestellten Niederschläge keine Risse,
sondern bildeten glänzende, spitz zulaufende Streifen, welche die Kupferkathode
nicht vollständig bedeckten. Bei früheren Versuchen hatte ich die Entstehung
derartiger Niederschläge beobachtet, wenn ich Bäder anwendete, welche zufällig
überschüssige Säure enthielten. Als ich nun meine Bäder genauer untersuchte, fand
ich, daß dieselben eine entschiedener saure Reaction zeigten als vorher; ich schrieb
diese Säuerung der Bäder dem Umstände zu, daß die Menge des an der Kathode
niedergeschlagenen Eisens größer war, als die an der Anode aufgelöste. Es war
demnach erforderlich, eine größere Löslichkeit der Anode zu erzielen, und da dieser
Zweck durch eine noch weiter getriebene Vergrößerung ihrer Oberfläche nicht erreicht
werden konnte, so kam ich auf den Gedanken, eine Kupferplatte in das Bad zu bringen
und dieselbe mit der Eisenanode zu verbinden.
Mittelst dieses Verfahrens erhielt ich sehr überraschende Resultate; nicht allein
wurden die Bäder der ersten Kategorie nach Verlauf einiger Stunden wieder neutral,
sondern auch die Niederschläge fielen viel gleichförmiger aus. Die Farbe der
letzteren war matt grau; sie adhärirten der Kathode vollkommen, ohne sich an irgend
einer Stelle aufzublasen oder rissig zu werden. Während der ersten vierundzwanzig
Stunden blieb ihre Oberfläche ganz glatt, dann aber begann an mehreren Stellen die
Bildung jener kleinen charakteristischen Vertiefungen, welche gewissermaßen den bei
galvanischen Kupferniederschlägen oft auftretenden warzenförmigen Blasen
entsprechen. Allerdings gehen diese Hohlräume nur selten durch die ganze Dicke des
Niederschlages hindurch. Ihre Entstehung ist sehr merkwürdig und kann nur einer zu
reichlichen Gasentwickelung an der Oberfläche der Kathode zugeschrieben werden.
Wahrscheinlich hängen sich die Blasen an den betreffenden Stellen so fest an, daß
sie dort die Entstehung des Niederschlages verhindern. Wenn nämlich die Stärke des
Stromes zu groß wird, treten diese unangenehmen Erscheinungen am häufigsten auf;
schwächt man die Stromstärke in der Weise ab, daß nur eine kaum wahrnehmbare
Gasentwickelung stattfindet (zu welchem Zwecke ich den Concentrationsgrad des Bades
verminderte oder den Widerstand der festen Theile des Stromkreises abschwächte), so
hört die Bildung dieser Vertiefungen auf. Sie werden sich davon sofort überzeugen,
wenn Sie die erst kürzlich dargestellten Niederschläge auf ihrer Rückseite mit der
Loupe untersuchen. Ich bemerke noch, daß die Bäder der zweiten Classe ebenfalls sehr gute Resultate
geben, wenn man als Anode die Combination Kupfer-Eisen anwendet.
Ich habe diese Einzelheiten so eingehend erörtert, weil es meiner Ansicht nach in
derartigen Fällen ebenso nützlich ist mißlungene Versuche als günstige Erfolge
kennen zu lernen. Rücksichtlich der Eisenniederschläge erlaube ich mir noch einige
Bemerkungen. Es kommt mir merkwürdig vor, daß die Bildung der ersten Schicht dieser
Niederschläge mehr oder weniger starke Ströme oder mehr oder minder concentrirte
Bäder erfordert, je nachdem diese Niederschläge auf Kathoden aus Kupfer, aus Blei,
aus Schriftmetall oder selbst auf Kathoden aus graphitisirter Gutta-percha
abgelagert werden sollen. In allen Fällen ist zur Bildung eines regelmäßigen
Eisenniederschlages eine vollkommen reine Oberfläche der Kathode erforderlich. Bei
Anwendung von graphitisirter Gutta-percha bildet sich der Niederschlag sehr
langsam und erlangt bisweilen nicht die erforderliche Regelmäßigkeit; ich ziehe es
daher vor, solche Formen Zunächst auf galvanischem Wege ganz schwach zu verkupfern,
sie dann in fließendem Wasser auszuspülen und sofort in das Eisenbad zu bringen.
Diese dünne Kupferschicht läßt sich mittelst einer weichen Bürste und englischer
Erde (Tripel) leicht entfernen.
In dem Zustande wie das galvanisch niedergeschlagene Eisen aus dem Bade kommt, ist es
hart wie gehärteter Stahl und sehr spröde. Bei Dunkelrothtemperatur ausgeglüht, wird
es viel weicher, und bei Kirschrothtemperatur ausgeglüht wird es streckbar und läßt
sich dann so leicht graviren wie weicher Stahl. Wenn die galvanischen Niederschläge
unter günstigen Verhältnissen sich gebildet haben und wenn sie gleichmäßig und mit
Beobachtung der erforderlichen Vorsichtsmaßregeln ausgeglüht wurden, so entstehen
weder Blasen, noch ziehen oder krümmen sie sich. Es findet dann auch kein Schwinden
bei ihnen Statt, sondern im Gegentheile eine, wenn auch fast ganz unmerkliche
Ausdehnung; bei der Nothwendigkeit, vollkommen identische Clichés darzustellen, ist
es von großer Wichtigkeit daß ihre Dimensionen durch das Ausglühen nicht merklich
verändert werden. Uebrigens behalte ich mir die Bestimmung des specifischen
Gewichtes dieses Eisens vor und nach dem Ausglühen für später vor.
Ich werde mir erlauben. Sie von Allem Neuen, was mir im Laufe meiner späteren
Arbeiten über die Galvanoplastik des Eisens aufstößt, in Kenntniß zu erhalten und
verharre etc.“
St. Petersburg, den 4. März 1868.
gez. Eugen
Klein.