Titel: | Ueber die Eigenschaft des Sauerstoffes, glühende Körper wieder zu entflammen; von Robinet. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XVI., S. 31 |
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XVI.
Ueber die Eigenschaft des Sauerstoffes, glühende
Körper wieder zu entflammen; von Robinet.
Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 1344; Juni
1868.
Robinet, über die Entflammung glühender Körper durch
Sauerstoff.
Bei Versuchen, welche kürzlich mit einer durch comprimirten Sauerstoff im Brennen
erhaltenen unterseeischen Lampe abgeführt wurden, erinnerte ich mich an
Untersuchungen, welche ich im Jahre 1866 unternommen hatte, um zu bestimmen, in
welchen Verhältnissen Sauerstoff dem Stickstoff beigemischt seyn muß, um ein
angebrannt gewesenes Streichhölzchen, welches an einer oder mehreren Stellen noch
glüht, wieder zu entflammen.
Diese Untersuchungen wurden unter folgenden Umständen angestellt. Zu Neubourg im
Orne-Departement existirt ein Brunnen, aus dessen Wasser sich bedeutende Mengen
eines Gases entwickeln, welches Jacquelain als ein
Gemisch von Stickstoff und Sauerstoff erkannte; der Gehalt an letzterem schwankt
nach diesem Chemiker zwischen 25 und 63 Proc.
Nachdem mir Hr. Lemercier eine Quantität Wasser aus diesem
Brunnen übersendet hatte, unterwarf ich die Luft, die sich aus demselben bei
längerem Kochen ausschied, der Analyse und fand in derselben bei zwei Versuchen:
I.
II.
Stickstoff
79,66
80,26
Sauerstoff
20,34
19,74
–––––––
–––––––
100,00
100,00.
Offenbar hatte das Wasser in Folge seines Transportes nicht dasselbe Gasgemisch in
Lösung zurückgehalten, welches sich aus ihm an der Quelle entwickelt. Denn in dieser
Luft entflammten sich glühende Körper keineswegs, wie dieß hinsichtlich des von Jacquelain analysirten Gases der Fall ist.
Ich veranlaßte demnach Hrn. Lemercier, ein bestimmtes
Volum des von selbst aus dem Wasser des Neubourger Brunnens sich entwickelnden
Gasgemisches unmittelbar an der Quelle aufzufangen und mir zu übersenden. In dieser
Luft entflammte sich eine ausgelöschte, im Dochte noch glühende Kerze oder ein
dergleichen Streichhölzchen sehr gut.
Darauf suchte ich zu bestimmen, wie viel Sauerstoff dem Stickstoff beigemischt seyn
muß, damit die in Rede stehende Erscheinung eintreten kann. Zu diesem Zwecke
bereitete ich verschiedene Gemische von Sauerstoff und Stickstoff in bestimmten
Verhältnissen.
In einem derartigen Gemische, welches 34 Proc. Sauerstoff enthält, entflammen sich
glühende Körper nicht. Bei einem Sauerstoffgehalte von 37 Proc. ist dieß zuweilen,
bei 42 Proc. häufig der Fall; bei Gegenwart von 47 Proc. Sauerstoff endlich tritt
die Erscheinung immer ein. Demnach scheint dazu eine Sauerstoffmenge von mindestens 40 Proc. erforderlich zu seyn.
Um die Resultate dieser Versuche außer jeden Zweifel zu stellen, bat ich meinen
Collegen Buignet um Wiederholung derselben. Die von ihm
erzielten Ergebnisse weichen von den meinigen nicht merklich ab.