Titel: | Apparat zum Zählen der Spindelumläufe für Spinn- und Zwirnmaschinen; von Friedrich Jordan, Spinnereidirector in Augsburg. |
Autor: | Friedrich Jordan |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XXVIII., S. 86 |
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XXVIII.
Apparat zum Zählen der Spindelumläufe für
Spinn- und Zwirnmaschinen; von Friedrich Jordan, Spinnereidirector in Augsburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jordan's Apparat zum Zählen der Spindelumläufe bei
Spinnmaschinen.
Jeder Spinnereitechniker weiß, daß er die von ihm berechnete Anzahl von
Spindelumläufen in Wirklichkeit nie erhält; der Verlust ist einmal ein größerer und
dieß gewöhnlich bei trockener Witterung, das anderemal bei feuchter Witterung, wo
Riemen und Spindelsaiten etc. anziehen, ein weit geringerer. Ein leicht zu
handhabender und zuverlässiger Apparat, mit welchem man das wirkliche Resultat stets
messen kann, muß daher sehr erwünscht seyn.
In den Figuren
14–20 ist ein Apparat für diesen Zweck in natürlicher Größe dargestellt,
welchen ich im Jahre 1861 construirt und seitdem stets angewandt habe. Dieser
Apparat gewährt den besonderen Vortheil, daß bei Prüfung der
Mulejenny-Spindel dieselbe vollständig frei bleibt und ihre Geschwindigkeit
nicht durch das Gewicht desselben beeinträchtigt wird.
Fig. 14 und
15 zeigen
den einfachen Apparat zum Zählen der Spindelumläufe bei Mulemaschinen und
Selfactors. Er besteht aus einer Grundplatte a mit
Handgriff (Fig.
15), auf welche bei b (Fig. 14) ein Hebel c geschraubt ist, der auf seiner Schraube beweglich ist.
Auf diesem Hebel sind vermittelst einer Zapfenschraube zwei Räder befestigt, von
denen das vordere mit Scala versehene 100, das hintere 101 Zähne hat; letzteres hat
eine Nabenbüchse, auf welcher der Zeiger befestigt ist.
Beim Gebrauche des Apparates suche man sich zwei Spindeln aus, welche nicht von der gleichen
Seite getrieben werden; auf diejenige zur Rechten stecke man eine endlose Schraube
(Schnecke), d oder e (Fig. 17), je
nach der Spindelstärke, fest auf und schraube den Apparat mit der Spindelklemme f, wie in Fig. 16 ersichtlich, an
die Nachbarspindel zur Linken; man stelle nun die beiden Räder für den Zeiger auf
die Zahl 100 der Scala und auf den Arretirstift h ein,
welcher letztere hierbei ebenfalls als Zeiger dient. Hierauf drehe man den Apparat
in die Schnecke, in welche die Räder durch die Feder g
(Fig. 15)
gelinde eingedrückt werden.
Angenommen, der Wagen stehe an der Cylinderbank und es soll die
Spindelgeschwindigkeit bei den einzelnen Bewegungen der Maschine gezählt werden.
Hierzu halte man den Apparat mit der linken Hand in der Schnecke fest, lasse die
Maschine anlaufen und gehe mit dem Wagen heraus; sobald dieser ausstellt, rücke man
den Apparat mit einer kurzen Bewegung aus der Schnecke; die Räder fallen durch den
Federdruck in den Stift h (Fig. 14) und sind sofort
arretirt. Hierauf lese man die Spindelumläufe ab: steht z. B. der Zeiger auf 15 und
der Stift auf 40, so setzt man letztere Zahl hinter die erstere und erhält 1540
Umläufe während dem Auszüge. — Nun stelle man die Zeiger wieder auf 100 und
lasse den Wagen einfahren, rücke beim Einstellen desselben den Apparat wieder in die
Schnecke und gehe mit dem Wagen wieder heraus; sobald das Zwirnen beendigt ist und
das Zurückwinden eintritt, wird der Apparat aus der Schnecke gedreht und wenn man
jetzt z. B. am Zeiger 19 und am Stift 25 abliest, so ergibt dieß 1925–1540 =
385 Drehungen als Nachzwirnen.
Will man die Drehung für den vollen Auszug allein haben, so lasse man 6–10
Züge hintereinander erfolgen; man kann hierbei die Drehung beim Zurückwinden, sowie
die zum Aufwinden genau beobachten und dann in Abzug bringen.
Ebenso läßt sich die Spindelgeschwindigkeit für die Minute messen. Hierbei muß der
Wagen draußen stehen; man stellt den Apparat wie vorher ein, nimmt die Uhr in die
rechte Hand, drückt den Apparat in die Schnecke sobald der Secundenzeiger auf der
Uhr einspringt und kann dann die Maschine mehrere Minuten laufen lassen; wenn der
Uhrzeiger auf die bestimmte Zeit einspringt, rückt man den Apparat wie vorher aus,
liest die Spindelumläufe ab und dividirt das Resultat mit der Anzahl der Minuten,
welche man die Maschine laufen ließ.
Für verschiedene Spindeltheilungen sind in der Grundplatte des Apparates die
Gewindlöcher 1, 2, 3, 4 und 5 (Fig. 15) angebracht,
wodurch man nach jeder beliebigen Theilung mit der Spindelklemme fahren kann; kleine Differenzen
sind durch den Schlitz in dieser Klemme auszugleichen.
Um die Spindelumläufe der Flyers (Vorspinnmaschinen) zu zählen, wird die
Spindelklemme f (Fig. 16) weggeschraubt
und der Apparat an seinen zweiten Theil angeschraubt, wie in Fig. 18 und 19 ersichtlich
ist. Hierbei wird auf die Zeigerspitze das Bremsklötzchen i eingestellt und der Hebel mit dem linken Zeigefinger zurückgezogen, so
daß die Räder an i festgehalten werden; man steckt dann
die Büchse k mit der Oeffnung l (Fig.
20) auf die Spindel, so daß der Stift m in den
Flügelschlitz zu sitzen kommt, und läßt die Maschine laufen; sobald dieselbe die
gehörige Geschwindigkeit erlangt hat, läßt man den Hebel nach der gewählten
Minutenzahl der Uhr los; nun faßt man die Hülse K mit
der rechten Hand am oberen Ende, hebt dieselbe, wenn die Beobachtungszeit abgelaufen
ist, einfach von der Spindel und liest die Spindelumläufe ab.
Zur Beobachtung von Drosselspindeln läßt sich der Stift m
(Fig. 20)
herausschrauben und die Büchse mit dem Schlitz n über
die Flügelarme aufstecken, wornach man die Zählung wie bei den Flyers vornehmen
kann.