Titel: | Ueber das Puddeln des Eisens; von C. W. Siemens in London. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LX., S. 203 |
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LX.
Ueber das Puddeln des Eisens; von C. W. Siemens in
London.
Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Norwich. — Aus
dem Engineer, August
1868, S. 157.
Siemens, über das Puddeln des Eisens.
Ungeachtet der in der neueren Zeit erfolgten Einführung des Gußstahles für bauliche
Zwecke, bildet die Stabeisen- und Puddelstahlfabrication mittelst des
Puddelprocesses einen der wichtigsten Industriezweige Englands, dessen
Jahresproduction auf mehr als 1½ Millionen Tonnen im Werthe von ungefähr 9
Millionen Pfd. Sterling sich beläuft.
Trotz seiner bedeutenden nationalen Wichtigkeit und der mit ihm verknüpften
interessanten chemischen Probleme ist der Puddelproceß von Seiten der Wissenschaft
bisher weniger berücksichtigt worden als andere eisenhüttenmännische Processe von
neuerem Ursprünge und untergeordneter Wichtigkeit, wahrscheinlich in Folge der
irrthümlichen Meinung, daß ein durch die Zeit geweihtes, so zu sagen ehrwürdiges
Verfahren für weitere Verbesserungen nur wenig Spielraum darbietet.
Die über diesen Gegenstand vorhandene spärliche wissenschaftliche Literatur finden
wir im II. Bande von „Percy's Metallurgie“ angeführt. Besonders Crace Calvert und Richard Johnson in
Manchester haben bekanntlich durch eine Reihe von Analysen des Inhaltes eines
Puddelofens in den verschiedenen Stadien des Puddelprocesses werthvolle Aufschlüsse
geliefert.
Aus diesen Analysen erhellt, daß das geschmolzene Metall im Anfang mit einem
gleichfalls geschmolzenen Antheile des als Schutzdecke für die eingesetzte
Roheisencharge dienenden Oxydes oder der Schlacke innig gemengt ist; daß sich zuerst
das Silicium aus dem Eisen abscheidet; daß der Kohlenstoff erst beim
„Steigen“ oder in der Periode des
„Kochens“ aus dem Eisen abgeschieden wird, und daß Schwefel
und Phosphor zuletzt, während das Metall in die Gare geräth, entfernt werden.
Diese Resultate wurden durch die Untersuchungen von Price
und Nicholson, sowie von Lan,
bestätigt. Percy zieht aus diesen Ergebnissen mehrere
wichtige allgemeine Schlüsse, welche nur einiger weiteren chemischen Untersuchungen
bedürfen, um über den Puddelproceß vollständige Aufklärung zu geben und die
gegenwärtige mangelhafte Ausführung desselben verbessern zu können, welche mit
bedeutendem Metallverlust, großem Aufwand von Brennmaterial und Handarbeit, und
einer unvollständigen Beseitigung der beiden so schädlichen Bestandtheile des
Eisens, des Schwefels und des Phosphors, verbunden ist. Indem durch das Umrühren und
Werfen ein inniges mechanisches Gemenge von flüssigem Eisen und Schlacke entsteht,
wird das im Eisen enthaltene Silicium in innige Berührung mit Metalloxyd gebracht
und da dasselbe später in Form von Kieselsäure mit Eisenoxyd verbunden auftritt, so
folgt daraus, daß es sein Aequivalent an Eisen aus der Schlacke zu Metall reducirt
haben muß.
Nehmen wir die flüssige Schlacke als aus Fe3O4
(der schmelzbaren Verbindung von Oxyd und Oxydul) bestehend und die Kieselsäure als
Si O3 an, so
können wir schließen, daß für je vier Atome Silicium, welche sich aus dem Metalle
ausscheiden, neun Atome metallisches Eisen frei werden, und setzen wir das
Atomgewicht des Eisens = 28 und das der Kieselsäure = 22,5, so ergibt sich, daß für
je 4 × 22,5 = 90 Gran aus dem Metalle austretender Kieselsäure 9 × 28
= 252 Gran Eisen aus der Schlacke reducirt werden. Das Verschwinden des
Kohlenstoffes aus dem Metalle ist von heftigem Aufkochen begleitet und das
Erscheinen von Kohlenoxyd, welches in unzähligen Blasen zu der Oberfläche des Bades
aufsteigt, macht sich auch durch die Verbrennung desselben mit der ihm
eigenthümlichen blauen Flamme bemerklich.
Man glaubt (in England) gewöhnlich, daß der auf den Kohlenstoff des Metalles wirkende
Sauerstoff unmittelbar aus der Flamme herrühre und daß diese deßhalb überschüssigen
Sauerstoff enthalten müsse; aber gerade die äußeren Erscheinungen des Processes
beweisen, daß die Verbindung zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff nicht an der
Oberfläche, sondern
durch die ganze Masse der flüssigen Schlacke hindurch vor sich geht, wobei sich aus
letzterer metallisches Eisen abscheidet.
Es ist dagegen die Meinung verfochten worden, daß, wenn auch die Reaction unter der
Oberfläche stattfindet, der Sauerstoff dennoch von der Flamme herrühren könne, indem
diese das Eisen an der Oberfläche oxydire und in Folge des Umrührens der ganzen
Masse an den Kohlenstoff am Boden übertragen werde.
Durch meine neueren Erfahrungen beim Gußstahlschmelzen auf einer von der freien
Flamme bestrichenen Ofensohle, bin ich jedoch in Stand gesetzt diese Ansicht zu
widerlegen, indem ich unabänderlich beobachtete, daß die Oxydation des ungeschützten
flüssigen Metalles so lange stattfindet, als es Kohlenstoff, wenn auch nur in
geringer Menge, enthält. Auf diese Beobachtung mich stützend, bin ich überzeugt, daß
die oxydirende Wirkung der Flamme im Puddelofen erst beginnt, nachdem sich das
Stabeisen bereits gebildet hat. Da das Kohlenoxyd=CO und
die Schlacke=Fe3O4 ist, so folgt, daß für je vier Atome
Kohlenstoff drei Atome metallisches Eisen frei werden; das Atomgewicht von C=6 und von Fe=28
angenommen, ergibt sich, daß dem Bade auf je 6 × 4 = 24 Gran Kohlenstoff 28
× 3 = 84 Gran Eisen zugeführt werden.
Nehmen wir an, daß gewöhnliches Roheisen ungefähr 3 Proc. Kohlenstoff und eine
gleiche Menge Silicium enthält, so folgt aus dem Vorhergehenden, daß das Bad durch
Beseitigung dieses Siliciums um 252/90 × 3 = 8,4 Procent, und durch
Beseitigung der angegebenen Kohlenstoffmenge um 84/24 × 3 = 10,5 Procent, im
Ganzen also um (8,4 + 10,5) - 6 = 12,9 Procent an metallischem Eisen zunimmt, daß
also eine Charge von 420 Centn. Roheisen ein Ausbringen von 474 Pfd. Stabeisen geben
müßte, während das wirkliche Ausbringen im Allgemeinen 370 Pfd., also 12 Proc.
weniger als die eingesetzte Charge beträgt, entsprechend einer Differenz zwischen
dem theoretischen und dem wirklichen Ausbringen von 104 Pfd. bei jeder Charge. Um
das theoretische Ausbringen wirklich zu erzielen, muß man eine genügende Menge von
Schlacke oder „Material zum Füttern“ anwenden, deren Betrag man
leicht berechnen kann mittelst der Formel Fe3O4,
deren Atomgewicht=(3 × 28) + (4 × 8)=116, während das der drei Atome
Eisen allein = 3 × 28 = 84 ist; es ergibt sich nämlich, daß 116/84 ×
54 = 74 Pfd. Schlacke erforderlich sind, um die 54 Pfd. reducirtes Eisen zu
erzeugen.
Indessen muß eine genügende Menge von flüssiger Schlacke in dem Bade zurückbleiben,
um mit dem aus dem Eisen abgeschiedenen Silicium ein dreibasisches Silicat bilden zu
können, also ungefähr 50 Pfd.; im Ganzen müssen folglich 166 Pfd. Fütterungsmaterial
bei jeder Charge zugesetzt werden, ein Verhältniß welches sehr gewöhnlich
überschritten wird.
Wir haben uns nun noch mit dem Phosphor und Schwefel zu beschäftigen. Englisches Roheisen enthält von
jedem dieser Nebenbestandtheile durchschnittlich 0,2 bis 0,6 Proc.; dieselben können
die im Vorstehenden erörterten quantitativen Resultate kaum beeinflussen, während
sie für die Qualität des erzeugten Productes von sehr großer Bedeutung sind.
Nach Percy's Annahme werden diese beiden Substanzen durch
einen. Saigerproceß ausgeschieden. Ich fasse dieß in der Weise auf, daß die
Krystalle von metallischem Eisen, welche sobald das Metall zur Gare kommt, durch die
ganze kochende Masse hindurch entstehen, fremdartige Substanzen in derselben Weise
ausschließen, wie das auf Seewasser gebildete Eis das Salz ausschließt und beim
Aufthanen süßes Wasser liefert. Nach dieser Ansicht würde Roheisen von geringer
Qualität in der That ein fast chemisch reines Stabeisen liefern, welchem durch
mechanische Beimengung aus der umgebenden Schlacke oder dem halbreducirten Metalle
wieder fremdartige Substanzen zugeführt werden. Es läßt sich zuversichtlich
annehmen, daß die Menge der auf diese Weise aufgenommenen Verunreinigungen
hauptsächlich von der Temperatur abhängt, welche eine hohe seyn sollte, damit die
Schlacke und die noch nicht reducirten Metalltheile einen genügenden Grad von
Flüssigkeit erlangen und sich möglichst vollständig abscheiden können.
Die kürzlich von A. Willis in meinem Laboratorium zu
Birmingham ausgeführte Analyse eines schlechten englischen Roheisens vor und nach
dem Puddeln gab folgendes Resultat:
Roheisen
Gepuddeltes Stabeisen.
Eisen
96,079
99,276
Schwefel
0,008
0,017
Phosphor
1,096
0,237
Silicium
1,097
0,047
––––––––
––––––––
100,000
100,000
Geleitet durch diese chemischen Betrachtungen und durch vieljährige praktische
Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand kam ich zu dem Schlusse, daß der Puddelproceß
in seiner jetzigen Ausführung ein außerordentlich rohes Verfahren ist, welches viel
Eisen und viel Brennmaterial kostet, für die Arbeiter äußerst anstrengend ist und ein von
seinen verunreinigenden Beimengungen nur sehr unvollkommen befreites Product gibt.
Daß aber schon mit Hülfe der uns zu Gebote stehenden Mittel viel bessere Resultate
erzielt werden können, beweist der achtzehn Monate lang durchgeführte Betrieb eines
nach meiner Angabe angelegten Puddelofens auf den Bolton
Steel and Ironworks in Lancashire.
Dieser Ofen besteht aus einem Puddelraum von einer der allgemein gebräuchlichen sehr
ähnlichen Form, welcher indessen mittelst eines Regenerativ-Gasofens erhitzt
wird.
Die Vortheile dieses Ofens beim Puddeln bestehen darin, daß die Hitze in demselben in
beinahe unbeschränktem Grade gesteigert, und daß die Flamme ohne Veränderung der
jeweiligen Temperatur nach Belieben in eine oxydirende, eine neutrale oder eine
reducirende verwandelt werden kann; ferner daß sich die Entstehung von Luftzügen und
Stichflammen vermeiden läßt, und daß das gasförmige Brennmaterial von den, bei einem
gewöhnlichen Ofen von dem Roste in den Puddelraum gelangenden Kiestheilen und
anderen nachtheiligen Verunreinigungen frei ist. In letzterer Beziehung bietet der
neue Puddelofen dieselben Vortheile dar, wie das Puddeln mit Holzkohle.
Die nachstehende Tabelle enthält die mit diesem Ofen erhaltenen Betriebsresultate im
Vergleich mit dem gleichzeitig in einem gewöhnlichen Puddelofen bei Verarbeitung
desselben Roheisens erzielten Ergebnisse.
Tabelle Nr. I. — Regenerativ-Gaspuddelofen.
Textabbildung Bd. 190, S. 207
Datum.; Nummer der Hitze.; Zeit des
Einsetzens der Charge.; Erste Luppe aus dem Ofen.; Gewicht der eingesetzten
Charge.; Gewicht des ausgebrachten Eisens
Erste Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 207
27. Mai 1867.; 1; 5 Uhr 25 Min.; 6
Uhr 32 Min.; 410 Pfd.; 392 Pfd.; 27. Mai 1867.; 2; 6 Uhr 45 Min.; 7 Uhr 50 Min.;
433 Pfd.; 396 Pfd.; 27. Mai 1867.; 3; 8 Uhr 8 Min.; 9 Uhr 9 Min.; 430 Pfd.; 410
Pfd.; 27 Mai 1867.; 4; 9 Uhr 15 Min.; 10 Uhr 7 Min.; 425 Pfd.; 426 Pfd.; 27 Mai
1867.; 5; 10 Uhr 20 Min.; 11 Uhr 22 Min.; 426 Pfd.; 430 Pfd.; 27. Mai 1867.; 6;
11 Uhr 40 Min.; 12 Uhr 46 Min.; 412 Pfd.; 412 Pfd.
Zweite Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 207
27. Mai 1867.; 1; 1 Uhr 48 Min.; 2
Uhr 47 Min. 428 Pfd.; 410 Pfd.; 27. Mai 1867.; 2; 2 Uhr 50 Min.; 3 Uhr 47 Min.;
420 Pfd.; 414 Pfd.; 27. Mai 1867.; 3; 3 Uhr 56 Min.; 4 Uhr 53 Min.; 426 Pfd.;
418 Pfd.; 27 Mai 1867; 4; 5 Uhr 0 Min.; 6 Uhr 3 Min.; 432 Pfd.; 417 Pfd.; 27 Mai
1867.; 5; 6 Uhr 5 Min.; 7 Uhr 12 Min.; 425 Pfd.; 407 Pfd.; 27. Mai 1867.; 6; 7
Uhr 20 Min.; 8 Uhr 15 Min.; 420 Pfd.; 422 Pfd.
Textabbildung Bd. 190, S. 208
Datum.; Nummer der Hitze.; Zeit des
Einsetzens der Charge.; Erste Luppe aus dem Ofen.; Gewicht der eingesetzten
Charge.; Gewicht des ausgebrachten Eisens.
Dritte Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 208
27. Mai 1867. 1; 9 Uhr 10 Min.; 10
Uhr 15 Min.; 423 Pfd.; 414 Pfd.; 27. Mai 1867. 2; 10 Uhr 25 Min.; 11 Uhr 30
Min.; 422 Pfd.; 412 Pfd.; 27. Mai 1867.; 3; 11 Uhr 35 Min.; 12 Uhr 40 Min.; 420
Pfd.; 420 Pfd.; 27. Mai 1867.; 4; 12 Uhr 45 Min.; 2 Uhr 0 Min.; 430 Pfd.; 410
Pfd.; 27. Mai 1867.; 5; 2 Uhr 10 Min.; 3 Uhr 10 Min.; 424 Pfd.; 411 Pfd.; 27.
Mai 1867.; 6; 3 Uhr 16 Min.; 4 Uhr 20 Min.; 420 Pfd.; 400 Pfd.
Erste Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 208
28. Mai 1867.; 1; 5 Uhr 38 Min.; 6
Uhr 45 Min.; 423 Pfd.; 402 Pfd.; 28. Mai 1867.; 2; 6 Uhr 50 Min.; 8 Uhr 0 Min.;
422 Pfd.; 400 Pfd.; 28. Mai 1867.; 3; 8 Uhr 6 Min.; 9 Uhr 8 Min.; 430 Pfd.; 390
Pfd.; 28. Mai 1867.; 4; 9 Uhr 15 Min.; 10 Uhr 25 Min.; 426 Pfd.; 407 Pfd.; 28.
Mai 1867.; 5; 10 Uhr 35 Min.; 11 Uhr 45 Min.; 426 Pfd.; 420 Pfd.; 28. Mai 1867.;
6; 11 Uhr 55 Min.; 1 Uhr 8 Min.; 430 Pfd.; 416 Pfds.
Zweite Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 208
28. Mai 1867.; 1; 2 Uhr 0 Min.; Uhr
Min.; 422 Pfd.; 422 Pfd.; 28. Mai 1867.; 2; 3 Uhr 6 Min.; 4 Uhr 0 Min.; 424
Pfd.; 415 Pfd.; 28. Mai 1867.; 3; 4 Uhr 5 Min.; 5 Uhr 18 Min.; 423 Pfd.; 424
Pfd.; 28. Mai 1867.; 4; 5 Uhr 23 Min.; 6 Uhr 27 Min.; 423 Pfd.; 415 Pfd.; 28.
Mai 1867.; 5; 6 Uhr 33 Min.; 7 Uhr 46 Min.; 427 Pfd.; 420 Pfd.; 28. Mai 1867.;
6; 7 Uhr 49 Min.; 8 Uhr 50 Min.; 420 Pfd.; 406 Pfd.
Dritte Schicht.
Textabbildung Bd. 190, S. 208
28. Mai 1867.; 1; 10 Uhr 0 Min.; 11
Uhr.; 20 Min.; 420 Pfd.; 424 Pfd.; 28. Mai 1867.; 2; 11 Uhr 25 Min.; 11 Uhr 33
Min.; 420 Pfd.; 410 Pfd.; 28. Mai 1867.; 3; 12 Uhr 40 Min.; 1 Uhr 45 Min.; 423
Pfd.; 412 Pfd.; 28. Mai 1867.; 4; 1 Uhr 50 Min.; 2 Uhr 58 Min.; 425 Pfd.; 420
Pfd.; 28. Mai 1867.; 5; 3 Uhr 13 Min.; 4 Uhr 20 Min.; 430 Pfd.; 418 Pfd.; 28.
Mai 1867.; 6; 4 Uhr 30 Min.; 4 Uhr 35 Min.; 422 Pfd.; 426 Pfd.
Durchschnittliche Größe der Charge 428 Pfd.; durchschnittlicher Ertrag 413 Pfd.,
entsprechend 20 Ctr. 2 Qr. 2 Pfd. Roheisen per Tonne
Puddelstäbe.
Tabelle Nr. II. — Gewöhnlicher Puddelofen.
Textabbildung Bd. 190, S. 209
Datum.; Zeit des Einsetzens der
Charge.; Gewicht der eingesetzten Charge.; Gewicht der ausgebrachten
Puddelstäbe.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17.
Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai
1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai
1867.; 17. Mai 1867.; 17. Mai 1867.; Wurde nicht für jede einzelne Charge
bestimmt; in je zwölf Stunden wurden sechs Hitzen gemacht.; Im Mittel 484 Pfd.;
424 Pfd.; 425 Pfd.; 405 Pfd.; 430 Pfd.; 430 Pfd.; 438 Pfd.; 416 Pfd.; 410 Pfd.;
432 Pfd.; 426Pfd.; 420 Pfd.; 422 Pfd.; 422 Pfd.; 425 Pfd.; 430 Pfd.; 450 Pfd.;
410 Pfd.
Mittleres Gewicht der Charge 484 Pfd., mittleres Ausbringen 426 Pfd., entsprechend 22
Ctr. 2 Qr. 20 Pfd. Roheisen per Tonne Puddelstäbe.
Man ersieht hieraus, daß die in dem gewöhnlichen Ofen eingesetzten Roheisenchargen je
484 Pfd. wogen und daß das durchschnittliche Ausbringen 426 Pfd. betrug,
entsprechend einem Verluste von 12 Proc., wogegen der Gasofen mit durchschnittlich
428 Pfd. schweren Chargen beschickt wurde und ein Ausbringen von 413 Pfd., also mit
einem Verluste von 3,5 Proc. gab. Ferner ist die Thatsache sehr beachtenswerth, daß
der Gasofen achtzehn Hitzen in drei Schichten binnen vierundzwanzig Stunden gab, was
bei dem gewöhnlichen Ofen die Grenze der Production war.
Die Qualität des im Gasofen erzeugten Eisens erwies sich als entschieden besser, als
das in dem gewöhnlichen Puddelofen gewonnene Metall.
Auch der Brennmaterialverbrauch fiel zu Gunsten des Gasofens aus, konnte aber nicht
genau festgestellt werden, weil die angewandten Generatoren gleichzeitig einige
Schweißöfen zu heizen hatten. Der Verbrauch an Fütterungsmaterial war indessen beim
Gasofen größer und das höhere Ausbringen im letzteren wurde von den Betriebsbeamten
natürlicher Weise dieser Ursache zugeschrieben, obgleich ich hinsichtlich dieses
Gegenstandes anderer Ansicht blieb.
Als ich fand, daß die Gasöfen nicht mit Wasserkühlung in ihren Feuerbrücken versehen worden
waren, wurde dieselbe nachträglich eingerichtet; die Oefen wurden dann im November
vorigen Jahres wieder in Betrieb gesetzt, welcher seit dieser Zeit ununterbrochen
fortdauert. Durch die Wasserkühlung der Feuerbrücken verminderte sich der Verbrauch
an Fütterungsmaterial auf das gewöhnliche Maaß, indem die Menge des zu diesem Zwecke
consumirten Rotheisensteines im Durchschnitt 93,3 Pfd. per Charge betrug (außer dem üblichen Quantum
„Bulldog“), während das mittlere Ausbringen per Charge von 475,3 Pfd. grauem Roheisen auf 476,4 Pfd.
Puddelstäbe sich belief, wie aus den nachstehenden, während einer Campagne gemachten
Beobachtungen hervorgeht:
Roheisenchargen.
Ausbringen an
Puddelstäben.
470 Pfd.
470 Pfd.
480 Pfd.
482 Pfd.
486 Pfd.
460 Pfd.
468 Pfd.
470 Pfd.
470 Pfd.
500 Pfd.
478 Pfd.
476 Pfd.
–––––––––
–––––––––
Im Durchschnitt
475,3 Pfd.
476,4 Pfd.
Dieß entspricht also einem durchschnittlichen Mehrausbringen von voll 12 Proc.,
gegenüber dem bei Anwendung gewöhnlicher Puddelöfen erzielten Ausbringen, während
die Qualität der Producte des Gasofens eine vorzüglichere ist.Es wurde Holmes-Roheisen, welches 0,08 Proc. Schwefel, 1,9 Silicium,
1,16 Phosphor und 96,79 Eisen enthält, zu diesen Versuchen
verwendet.
Es ist ferner bemerkenswerth, daß diese Resultate regelmäßig von den gewöhnlichen
Puddelarbeitern der Hütte erzielt werden und daß seit November 1867 am Gaspuddelofen
keinerlei Reparaturen nothwendig waren, da das Ofengewölbe noch immer in
vortrefflichem Zustande ist.
Hinsichtlich der Wasserkühlung der Feuerbrücken war es mir
wünschenswerth, die Wärmemenge zu bestimmen, auf deren Kosten die Ersparniß an
Material zum Füttern und die Erleichterung der Arbeit erreicht wurde. Demnach
übernahm Hr. W. Hackney die Messung der die Brücken
durchfließenden Wassermenge; er fand, daß dieselbe per
Minute 25 Pfd., um 40° Fahr. erhitzt, beträgt. Dieß entspricht 60 000
Wärme-Einheiten per Stunde, oder einem Consum von
nicht mehr als 8 bis 10 Pfd. festen Brennmateriales per
Hitze — ein Verlust, der gegen die Vortheile einer Wasserkühlung, wo dieselbe
anwendbar ist, nicht in Betracht kommen kann.
Da die Arbeit des Puddlers und seines Gehülfen durch diesen Ofen bedeutend abgekürzt
und erleichtert wird, so empfehle ich auf das Angelegentlichste die Einführung von
drei achtstündigen Arbeitsschichten per Tag von
vierundzwanzig Stunden, so daß jede Schicht die übliche Anzahl von Hitzen
repräsentirt; bei dieser Anordnung gewinnt sowohl der Arbeitgeber, als der Arbeiter
selbst sehr wesentlich.
Die Arbeit des Puddlers kann noch mehr erleichtert werden durch Einführung der mechanischen Krücke, welche auf dem Continente bereits
eine ziemlich ausgedehnte Anwendung findet.
Bei solcher Betriebsweise vermag ein Regenerativ-Gaspuddelofen von
gewöhnlichen Dimensionen jährlich ungefähr 940 Tonnen Stabeisen besserer Qualität,
bei Verbrauch eines gleichen Roheisenquantums und dem gewöhnlichen Consume an
Material zum Füttern des Ofens, zu erzeugen.
Schließlich will ich noch anführen, daß bereits eine beträchtliche Anzahl dieser
Puddelöfen im Auslande errichtet worden ist, und daß dieselben auch auf den Werken
der HHrn. Kitson zu Leeds, sowie von mehreren anderen
unternehmenden Fabrikanten in Britannien eingeführt worden sind.