Titel: | Ueber Horn- und Holzfärberei, nach Stubenrauch. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXVII., S. 239 |
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LXVII.
Ueber Horn- und Holzfärberei, nach
Stubenrauch.
Stubenrauch, über Horn- und Holzfärberei.
Im Fürther Gewerbeverein hielt Färbermeister Stubenrauch
Vorträge über das Färben von Horn und Holz, aus denen wir nachstehend nach der Fürther
Gewerbezeitung, 1868 S. 55 u. f. das Wesentlichste
mittheilen.
I. Hornfärberei.
Helle Farben lassen sich auf Horn direct nur schwierig herstellen, weil meist die
Oberfläche des Hornes einen für helle Farben zu trüben Untergrund bildet und weil
deßhalb die Farben nie so lebhaft wie auf weißem Zeug, Papier etc. erscheinen. Aus
diesem Grunde ist es nothwendig, zuerst eine weiße Oberfläche auf dem Horne zu
erzeugen. Um Horn weiß zu färben, wird dasselbe vorher
auf gewöhnliche Weise mit Mennige braun gebeizt und nachher in reine arsenik-
und eisenfreie Salzsäure gebracht; dadurch wird das durch Einwirkung der Mennige auf
Horn entstandene Schwefelblei in Chlorblei übergeführt, welches im Horn zurückbleibt
und seiner Oberfläche eine milchweiße Farbe gibt. Um mit diesem Verfahren sicher zu
arbeiten, muß man vorher genau ermitteln, wie lange das Horn in der ersten Beize
liegen bleiben darf, damit es nicht brüchig erscheint oder die Oberfläche staubig
aussieht, was der Reinheit der Farbe schadet. Man nimmt am besten 3 Thle. Mennige, 5
Thle. Aetzkalk, mit Kalilauge angerührt, so daß die Mischung dünnflüssig erscheint,
und beizt darin circa 15 bis 25 Minuten; dazwischen
nimmt man die Hornobjecte eines nach dem anderen heraus und reibt sie mit einem
wollenen Lappen leicht ab; doch darf man sie nie ganz trocken an der Luft werden
lassen, weil dadurch die Fläche rauh wird. Das hierauf anzuwendende Säurebad besteht
aus 1 Thl. Salzsäure und 5 Thln. destillirtem Wasser. Zeigt sich in demselben die
erwünschte weiße Farbe, so nimmt man die Objecte aus dem Bade, und bringt sie in ein
Gefäß, welches mit Weizenkleie gefüllt ist, wo man sie unter gelindem Reiben so
ziemlich abtrocknet. Beizt man etwas helles, durchsichtiges Horn nach dem
angegebenen Verfahren, wobei man das Säurebad noch mehr verdünnt, so bekommt das
Horn einen sehr schönen Perlmutterglanz, wenn man es nach dem Trocknen mit einem
feinen leinenen Lappen polirt. — Gelb färbt man
das auf obige Art weißgemachte Horn, indem man es in ein schwach lauwarmes Bad von
chromsaurem Kali (1. Loth chromsaures Kali und 1 Maaß destillirtes Wasser) bringt,
worin man das Gelb bei
längerem oder kürzerem Verweilen, je nach Belieben, von Schwefelgelb bis zu Hochgelb
bringen kann. — Auf das obige weiße Horn lassen sich auch alle Anilinfarben
mit Leichtigkeit auftragen und kann man damit alle Farbentöne von Hochroth zu
Carmoisin, Violett bis Blau und Grün herstellen. Man verwendet dabei lauter in
Weingeist lösliche Anilinfarben, wozu beifolgende Tabelle das Mischungsverhältniß
von Farbstoff und Weingeist und zugleich die Benennung der dazu gehörigen
Anilinfarbe angibt. Der Weingeist soll immer 90 Proc. stark seyn.
Farbe.
Benennung.
Gew.-Thle.
Gew.-Thle.
Anilin roth,
hochroth
Coralline,
1
Farbstoff
20
Weingeist
Anilin roth,
Amaranth,
Rosëin,
1
Farbstoff
25
Weingeist
Anilin roth,
carmoisin,
Fuchsine,
1
Farbstoff
25
Weingeist
Anilin violett,
röthlich,
Victoria,
1
Farbstoff
25
Weingeist
Anilin violett,
bläulich,
Parme oder Violettbläulich,
1
Farbstoff
30
Weingeist
Anilin blau,
röthlich,
Bleu de Lyon,
1
Farbstoff
30
Weingeist
Anilin blau,
rein,
Bleu de lumière,
1
Farbstoff
40
Weingeist
Anilin blau,
grünlich,
Lichtblau,
1
Farbstoff
40
Weingeist
Anilin grün,
in Teigform,
1
Farbstoff
10
Weingeist
Die in diesem Verhältnisse gelöste Anilinfarbe wird einfach durch Löschpapier in ein
Glas filtrirt und gut verschlossen zum Gebrauch aufgehoben. Außer Roth und Grün
müssen alle Anilinfarben, die schon länger gestanden haben, vor dem Gebrauche etwas
erwärmt werden. — Um Roth mit Anilin in allen 3
Abstufungen als Coralline (hochroth), Amaranth und
Carmoisin zu färben, bringt man weißgebleichtes Horn einfach in ein Bad von
destillirtem oder bloß weichem Wasser mit so viel Anilinroth, daß nach
1½stündiger Behandlung die gewünschte Farbe erscheint. Alle Anilinfarben,
außer Roth, vertragen sich gut mit Säuren und sauren Salzen, und werden dadurch mehr
bläulich und lebhafter; bei Roth ist dieß nicht der Fall; es wird durch Säuren wohl
auch etwas bläulicher, verliert aber an Glanz, dagegen gewinnt es dadurch an
Lebhaftigkeit, daß man ein wenig kräftiger, als man beabsichtigt, färbt und dann
durch ein leichtes Seifenbad rasch wäscht und trocknet. — Violett. Diese Farbe macht man ebenso wie Roth, aber mit
einem kleinen Zusatz von Zinnsalz, ehe man das Horn aus dem Farbenbade nimmt.
Zinnsalz hat auf Anilinviolett die Wirkung, daß es dasselbe je nach dem verwendeten
Mengenverhältnisse mehr oder weniger bläulich macht. — Blau. Das weiße Horn wird zuerst 2 Stunden lang mit einer lauwarmen
Auflösung von 1 Loth Chlorzinn, 4 Loth Alaun und ½ Loth Weinsteinsäure in 4
Maaß Wasser behandelt, dann wird es in einem frischen Bad mit dem nöthigen Blau und auch etwas
Zinnsalz, wie Violett, ausgefärbt. Will man ein dunkles Grün erzeugen, so nimmt man
statt des weißen Hornes das mittelst chromsaurem Kali gefärbte gelbe in dasselbe
Bad. — Grün. Man nimmt dazu ein Bad mit Anilingrün
und etwas Kochsalz, und behandelt die Objecte eine Stunde lang damit. Auch mit
Pikrinsäure und Indigocarmin erzeugt man ein sehr schönes Grün. Es wird zuerst die
Pikrinsäure angebrüht, ebenso der Indigocarmin, nachher das Bad nach gewünschter
Nüance bestellt, und das weiße Horn, nachdem es zuvor 6 Stunden in einem Alaunbad (1
Maaß Wasser auf 8 Loth eisenfreien Alaun) gelegen hat, in circa einer Stunde ausgefärbt. — Grau
wird am besten und in jeder beliebigen Nüance mit Cochenille-Ammoniak
gemacht. Dieses löst man in kochendem Wasser auf, gibt davon in ein lauwarmes Bad
nach Bedarf und färbt damit. Nach dem Herausnehmen wird das Horn etwas angetrocknet
und in einem Bad von salpetersaurem Eisenoxyd nach Belieben nuancirt. Je stärker das
augewendete Eisenbad ist, desto gelblicher, je schwächer, desto bläulicher wird die
graue Farbe. — Braun erzeugt man am einfachsten,
indem man das auf bereits angegebene Weise chromgelb gefärbte Horn in lauwarmes
Rothholzbad legt; auch gibt ein starkes Catechubad ein schönes Braun, wenn man das
Horn über Nacht darin liegen läßt, des anderen Tages herausnimmt, trocknet und mit
warmer Seifenlösung eine halbe Stunde lang wäscht. — Schwarz. Schon das natürliche schwarze Horn reicht für viele Fälle aus.
Ein noch tieferes Schwarz als jenes erhält man aber, wenn man das Horn in
salpetersaurem Quecksilberoxydul eine Stunde lang anbeizt, dann über Nacht in einen
Galläpfelabsud legt, und anderen Tages zu je 1 Maaß desselben 2 Loth Eisenvitriol
setzt. Nach diesem Verfahren kann man auch Knochen schwarz färben.
II. Holzfärberei.
Die Färbung von Holz kann in den meisten Fällen auch in ziemlich lebhaften Nüancen
ohne irgend welche Vorbereitung ausgeführt werden, da in der Regel die anzuwendenden
Beizen eine bleichende Wirkung auf das Holz ausüben. Doch ist es immerhin in manchen
Fällen in Folge der Beschaffenheit des zu färbenden Holzes zweckmäßig, dasselbe von
den natürlichen, in ihm haftenden Farbstoffen durch Bleichen zu befreien. Es
geschieht dieß dadurch, daß man das Holz mit einer vorher geklärten Auflösung von 1
Pfd. Chlorkalk und ⅛ Pfd. krystallisirter Soda in 6 Maaß Wasser möglichst gut
imprägnirt, am besten eine halbe Stunde darin liegen läßt, wenn dieß der später
folgenden Bearbeitung des Holzes nicht nachtheilig erscheint. Nach dem Bleichen legt man
es, um die anhängenden Reste von Chlor zu entfernen, in eine Auflösung von
schwefliger Säure und wäscht es hernach in reinem Wasser ab; die trotz des
Auswaschens etwa doch noch anhaftende schweflige Säure schadet weder dem Holze, noch
den aufzutragenden Farben.
Roth. Man legt das Holz zuerst in eine Lösung von 2 Loth Marseiller Seife in 1 Maaß
Wasser, oder streicht es damit an und trägt nun Anilinroth in so verdünntem Zustande
auf, daß der gewünschte Farbenton zum Vorschein kommt. Es vertragen sich überhaupt
alle Anilinfarben sehr gut mit dem Holze. — Violett. Man behandelt das Holz mit einem Bade, das man aus ¼ Pfd.
Baumöl, ¼ Pfd. calcinirter Soda und 1½ Maaß kochendem Wasser bereitet,
und färbt es sodann mit Anilinroth, welchem man eine entsprechende Quantität
Zinnsalz zusetzt. — Blau wird ebenso wie Violett,
aber unter Anwendung von Anilinblau hergestellt. — Grün. Man beizt das Holz zuerst mit einer Lösung von essigsaurer Thonerde,
die eine Stärke von 1° Baumé zeigt. Diese Beize bereitet man, indem man 1
Gewichtstheil Bleizucker und 4 Theile eisenfreien Alaun, jeden für sich, in Wasser
löst, die Lösungen vermischt und 1/32 Theil krystallisirter Soda zusetzt; man läßt
über Nacht klären und gießt von dem unlöslichen Bodensatze (schwefelsaurem Bleioxyd)
die in Lösung befindliche essigsaure Thonerde ab, welche man durch Wasserzusatz bis
auf 1° Baumé verdünnt. Das gebeizte Holz wird alsdann mit einer Abkochung von
persischen Kreuzbeeren und Indigocarmin grün gefärbt, und zwar hängt von dem
Mengenverhältniß beider die Nüance des Grün ab. Statt der Kreuzbeeren kann man auch
Quercitron anwenden. Das mit oben angegebener Beize versehene Holz läßt sich mit
Indigocarmin allein sehr schön blau färben. — Gelb färbt man das Holz mit Quercitron oder Curcuma nach
vorausgegangenem Beizen mit essigsaurer Thonerde.
Außer mit Anilinfarben erzeugt man auch mit Cochenille auf Holz ein sehr schönes Hochroth. Man kocht 4 Loth feingemahlene Cochenille 3
Stunden lang mit einer Maaß Wasser und streicht mit dieser Lösung das Holz an. Nach
dem Trocknen gibt man noch einen Anstrich mit verdünntem Chlorzinn, dem man etwas
Weinsteinsäure zusetzt (2 Loth Chlorzinn und 1 Loth Weinsteinsäure auf ein Maaß
Wasser). Kocht man bei diesem Verfahren die Cochenille nicht mit Wasser, sondern mit
Quercitronbrühe ab (2 Loth Quercitron auf 1 Maaß Wasser), so kann man unter
gleichzeitiger Anwendung von Chlorzinn die Nüance von Gelb durch alle Töne des
Orange bis Hochscharlach bringen. — Braun in
verschiedenen Nuancen erzeugt man auf Holz durch Vorbeizen mit chromsaurem Kali und nachheriges
Auftragen von Gelb-, Blau- oder Rothholzabkochung. — Um Grau zu erzeugen, kocht man 1 Pfd. Orseille in 4 Maaß
Wasser ¼ Stunde lang; das Holz wird zuerst mit dieser Lösung, hernach aber
vor dem Trocknen mit einem Bade von salpetersaurem
Eisenoxyd von 1° Baumé behandelt. Ein Ueberschuß von Eisen macht eine
gelbliche Nüance; im anderen Falle entsteht eine blaugraue, die man mit etwas
Potasche ganz in's Blaue überführen kann. — Schwarz. Man kocht ½ Pfd. Blauholz in 2 Maaß Wasser, setzt dazu 2
Loth Kupfervitriol und läßt in dieser Lösung das Holz womöglich 24 Stunden lang
liegen. Nach dem Herausnehmen läßt man es längere Zeit an der Luft trocknen und legt
es alsdann 12 Stunden lang in ein Bad von salpetersaurem Eisenoxyd von 4#x00B0;
Baumé. Sollte ein schönes Schwarz nun noch nicht aufgetreten seyn, so braucht man
das Holz nur einige Stunden mit Blauholzlösung zu behandeln, um seinen Zweck zu
erreichen.