Titel: | Ueber die Darstellung des metallischen Urans; von Peligot. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXXIII., S. 305 |
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LXXXIII.
Ueber die Darstellung des metallischen Urans; von
Peligot.
Aus den Comptes rendus t. LXVII p. 507; August
1868.
Peligot, über Darstellung des metallischen Urans.
Eine der unerwartetsten Eigenschaften des Urans ist sein hohes specifisches
Gewicht.
Bei meinen ersten Arbeiten hatte ich das metallische Uran nur in Pulverform erhalten;
später gelang es mir, dasselbe in Form von kleinen, bei hoher Temperatur
geschmolzenen Kügelchen darzustellen. In diesem Zustande ist es weiß, etwas
streckbar, obgleich beinahe so hart wie Stahl. Mittelst der Feile lassen sich Späne
davon abtrennen, welche an der Luft mit lebhaftem Glanze verbrennen. Bei
gewöhnlicher Temperatur nimmt das Metall nach einiger Zeit eine Bronzefarbe,
zuweilen die Farbe von blau angelaufenem Stahl an.
Auf der Pariser Welt-Ausstellung von 1867 bemerkte man unter den von Menier eingesendeten chemischen Producten eine Anzahl von
seltenen Metallen, welche in der Fabrik des Genannten zu Saint-Denis von
Achille Valenciennes mit großer Sorgfalt dargestellt
worden waren, darunter eine ziemlich bedeutende Menge von geschmolzenem Uran. Das
von jenem Chemiker zur Darstellung dieses Metalles angewendete Verfahren weicht von
dem von mir angegebenen nur wenig ab; nach der mir darüber von A. Valenciennes selbst gemachten Mittheilung ist es das
nachstehende:
Man bringt ein Gemenge von 75 Grm. Uranchlorür, 150 Grm. ausgetrocknetem Chlorkalium
und 50 Grm. in kleine Stücke zerschnittenem Natrium in einen Schmelztiegel von
Bayeux-Porzellan und bedeckt dieses Gemenge mit einer Schicht von
Chlorkalium. Den in dieser Weise beschickten Porzellantiegel stellt man in einen
Graphittiegel und füllt den zwischen den Wandungen beider Tiegel bleibenden Raum mit
ganz trockenem Holzkohlenpulver aus. Hierauf erhitzt man die Tiegel in einem mit
Holzkohlen gefeuerten Windofen. Die Reaction geht bei Rothglühhitze regelmäßig von
statten. Man gibt alsdann möglichst schnell eine verstärkte Hitze, damit das Metall
schmilzt, ohne daß sich das Flußmittel verflüchtigt. In der auf diesem Wege
erhaltenen schwarzen, sehr dichten Schlacke findet man Uranproducte, welche man
durch Auswaschen daraus absondert.
Bei dem beschriebenen Verfahren muß man einerseits jede Einwirkung von feuchter Luft
auf das Sorgfältigste vermeiden, indem durch dieselbe das Uranchlorür zersetzt und in Oxyd, welches
nicht durch Natrium reducirbar ist, umgewandelt wird; andererseits muß das Metall
während seines Erkaltens vor jeder Berührung mit atmosphärischer Luft geschützt
werden.
Da mir Menier einen Theil des von ihm ausgestellten Urans
überließ, so benutzte ich diese Gelegenheit um das spec. Gewicht dieses Metalles
nochmals zu bestimmen. An der i. J. 1856 von mir dargestellten Probe hatte ich
dasselbe = 18,40 gefunden; die Dichtigkeit des von Valenciennes dargestellten Urans ergab sich zu 18,33.
Demnach gehört das Uran zu den schwersten Metallen. Während es sich hinsichtlich
mehrerer seiner Eigenschaften den Erdmetallen nähert, weicht es von diesen bedeutend
durch sein hohes specifisches Gewicht ab, welches dem der Edelmetalle, des Goldes,
Platins etc. nahe steht.