Titel: | Ueber einige Beizmittel, welche außer Thonerde und Eisen für die Krapp-Tafelfarben anwendbar sind, ferner über ein mit Chromoxyd darzustellendes Granatbraun; von Horaz Köchlin. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LXXXV., S. 312 |
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LXXXV.
Ueber einige Beizmittel, welche außer Thonerde
und Eisen für die Krapp-Tafelfarben anwendbar sind, ferner über ein mit Chromoxyd
darzustellendes Granatbraun; von Horaz
Köchlin.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
t. XXXVIII p. 664; Juli 1868.
Köchlin, über neue Beizmittel für Krapp-Tafelfarben und ein
Chromoxyd darzustellendes Granatbraun.
Bekanntlich müssen die als Beizen anwendbaren Metalloxyde gewisse Eigenschaften
besitzen, nämlich: 1) in festem Zustande seyn; 2) ihr Lösungsmittel unter der Faser
nicht nachtheiligen Umständen verlieren können und dann unauflöslich seyn; 3) muß
die Oxydationsstufe ein Sesquioxydul seyn oder in dieses übergehen können. Diese für
die Färberei bestätigten Bedingungen gelten auch für die Krapp-Tafelfarben
(Applicationsfarben).
Hiernach war es nicht wahrscheinlich, daß außer Thonerde, Eisen und Zinn, welche
bisher als Beizen benutzt wurden, eine größere Anzahl anderer Metalloxyde sich zu
diesem Zwecke eignen werde.
Die Metalloxyde, mit welchen ich Versuche anstellte, wurden sämmtlich als essigsaure
Salze angewandt; nach zweistündigem Dämpfen in Berührung mit dem Krappfarbstoff und
nach einem kochenden Seifenbad lieferten sie auf Baumwollzeug folgende
Resultate:
Silber
Rosenroth.
Antimon
Gelbliches Rosenroth.
Wismuth
Helles Rosenroth.
Baryt
Matte Farbe.
Kalk
Helles Rosenroth.
Cadmium
Deßgl.
Kupfer
Deßgl.
Chrom
Granatbraun.
Kobalt
Helles Rosenroth.
Zinn
Roth.
Beryllerde
Roth.
Magnesia.
Helles Rosenroth.
Quecksilber
Deßgl.
Mangan
Deßgl.
Molybdän
Deßgl.Coagulirt das Gummi.
Gold
Deßgl.
Platin
Grauviolett.
Palladium
Olivennüance des Oxyds.
Blei
Röthlichgelb.
Wolframsaures Natron
Deßgl.
Uran
Grau.
Zink
Rosenroth.
Nur das Chrom und Uran bieten Interesse dar, indem ersteres ein Granatbraun liefern
kann und letzteres ein der Behandlung der Krappartikel widerstehendes Grau. Die
anderen Oxyde hinterlassen auf dem Gewebe nur blasse, matte Nüancen, welche dem
kochenden Seifenbad nicht zu widerstehen vermögen.
Granatbraun mit Chromoxyd (Cr2
O3). — Das
Granatbraun, welches ich mit den Chromoxydsalzen (vorzugsweise dem essigsauren
Chromoxyd) darstelle, ist lebhafter als das gewöhnliche, mit Eisen- und
Thonerdebeize durch Färben (mit Krapp) erhaltene Granatbraun, und es unterscheidet
sich von den anderen Krapp-Tafelfarben durch folgenden Umstand: Beim Roth und
Violett hat man bekanntlich nach dem Zusetzen der Essigsäure hauptsächlich das
Verhältniß des Beizmittels zu beachten; setzt man von demselben zu wenig zu, so
erhält man blasse Farben, also Verlust; zu viel gibt eine Verbindung welche sich vom
Gewebe ablöst oder auf demselben marmorirte Farben zeigt. Bei dem essigsauren
Chromoxyd entscheidet dieser Umstand das Gelingen nicht; mit einem starken
Verhältniß dieses Salzes fällt das Braun dunkel aus, und mit einem ungenügenden
Verhältniß ist es bloß röther. Man kann diese Farbe auch nach Belieben in Schwarz
oder Roth nüanciren, indem man ihr essigsaures Eisen oder essigsaure Thonerde zusetzt.
Wird das Chromoxyd in starkem Verhältniß auf Gewebe fixirt, so liefert es auch durch
Färben Flohbraun, wenn man genug Farbstoff anwendet, und leichter mit dem
Krappextract als mit dem Krapp oder Garancin.
Die Krappextracte welche viel Purpurin enthalten, geben ein lebhafteres Flohbraun als
die Extracte für Violett, in denen das Alizarin vorwaltet.
Diese Farbe gestattet den Artikel Braun und Orange (Puce et
maïs) rasch auszuführen, indem man für Orange das mit Eiweiß fixirte
Chromorange benutzt, oder ein Bleisalz welches man nach dem Dämpfen in chromsaures
Salz umwandelt.
Man erhält einen granatbraunen Lack, wenn man Krappextract mit essigsaurem Chromoxyd
kochen läßt. Diesen Lack kann man mit Eiweiß fixiren.
Das Chromoxyd fixirt den Farbstoff der Gelbbeeren, des Waues und der Quercitronrinde
besser als die Thonerde oder das Zinn. Dem Gelb, welches man mit
Gelbbeeren-Extract und essigsaurem Chromoxyd erhält, fehlt anfangs die
Lebhaftigkeit, aber ein Zusatz von Zinnchlorür ertheilt ihm dieselbe, wobei überdieß
das Gelb in Orange übergeht, ohne daß der Chromoxyd-Lack an Echtheit
einbüßt.
Gemische in verschiedenen Verhältnissen von dem mit Chromoxyd erzeugten Braun und
Gelb liefern Reihen von Modefarben, Holzfarben etc.
Zur Darstellung von Violett mit Krappextract bedient man sich allgemein des
holzsauren Eisens; ich wende mit Vortheil das Eisencyanidkalium (rothe
Blutlaugensalz) an, welches leicht Violett gibt und auch ein Schwarz dessen Preis
nicht zu hoch ist, weil man bei demselben das Krappextract theilweise durch
Blauholzextract ersetzen kaun.