Titel: Tiede's Compensations-Pendel; beschrieben von E. Leblanc.
Fundstelle: Band 190, Jahrgang 1868, Nr. XCVII., S. 369
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XCVII. Tiede's Compensations-Pendel; beschrieben von E. Leblanc. Aus der Revue chronométrique, t. XIV p. 241; Juli 1868. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Tiede's Pendel-Compensation. Auf die vorjährige Welt-Ausstellung zu Paris hatte Tiede zwei Compensations-Pendel geliefert, welche in unserer Quelle von dem Präsidenten der Classe 60 in nachstehender Weise beschrieben werden: Erstes Pendel (Fig. 7). — Die Pendelstange A aus Stahl ist mittelst eines Hakens (crochet) suspendirt; dieselbe ist von einer Zinkröhre T umgeben, welche an ihrem unteren Ende in Abständen von ½ Centimeter mit kleinen Oeffnungen o, o′, o″ versehen ist. Durch eine dieser Oeffnungen kann ein Stift gesteckt werden, welcher dann durch eine entsprechende Oeffnung der Pendelstange geht, und man wählt hierfür jene der Oeffnungen o, o′..., bei welcher das Pendel gerade compensirt wird, da auf diese Weise je nach Bedürfniß das Zinkrohr verlängert oder verkürzt werden kann. Auf das obere Ende des Zinkrohres ist das Querstück B gelegt, von welchem auf beiden Seiten die (Stahl-?) Stäbe b, b′ vertical abwärts gehen und an ihrem unteren Ende mittelst des Querstückes D unter sich verbunden sind; durch das Querstück C, an welchem die Pendelstange A befestigt ist, gehen dieselben frei, ohne an jenem befestigt zu seyn. Mit dem unteren Querstücke D ist nun in angedeuteter Weise die Pendellinse P so verbunden, daß mittelst der durch das Querstück D gehenden Centralschraube dieselbe noch regulirt werden kann. Man sieht also, daß die Querstücke B und D mit den beiden Stäben b und b′ eine Art Rost bilden, welcher auf der Zinkröhre ruht und mit der Linse gehoben wird, wenn eine Verlängerung der Pendelstange, hingegen gesenkt wird, wenn eine Verkürzung des Pendelsystemes eintritt. Der Durchmesser der Pendelstange beträgt 4 Millimeter, jener des Zinkrohres 10 bis 12 Millimeter. Bei seinem Pendel nimmt Tiede die für die Compensation ausreichende Länge der Zinkröhre zu 63 Centimeter an. Die Rechnung hat (vermuthlich für ein Secundenpendel) hierfür 58 bis 55 Centimeter ergeben, je nachdem der Ausdehnungscoefficient des Zinkes für 1° C. zu 0,000029416 oder 0,000031083 angenommen wird. Zweites Pendel (Fig. 8). — An der Pendelstange A hängt der Rost (vermuthlich mit Verticalstäben aus Stahl), dessen oberes Querstück B und das untere E ist, und auf letzterem ruht ein starker Zinkstab, auf welchen sich der zweite Rost stützt, dessen oberes Querstück C und dessen unteres F ist, und deren verticale Verbindungsstäbe (wie wir gleichfalls vermuthen müssen) aus Stahl sind. An dem unteren Querstück F dieses äußeren Rostes ist wieder, wie bei dem vorigen Systeme, mittelst der Centralschraube e die Pendellinse G angehängt. Das Querstück D dient den sämmtlichen verticalen Stäben bloß zur Führung. Hinzugefügt muß werden, daß die Stäbe des äußeren Rostes noch unterhalb des Querstückes F verlängert sind und in die Linse durch zwei Löcher eindringen, und zwar so, daß sie das Reguliren der Pendellinse G nicht hindern. Nachschrift. Einer früheren Mittheilung (Revue chronométrique, Mai 1868, S. 223) entnehmen wir, daß bei den beiden Uhren, welche Tiede auf die vorjährige Welt-Ausstellung geliefert hatte, die Pendel in einem Glascylinder hermetisch eingeschlossen waren, um sie gegen die atmosphärischen Aenderungen zu schützen; mittelst einer Pumpe konnte man im Inneren beständig den normalen Druck herstellen, und überhaupt den Gang auf den normalen Druck und die Normaltemperatur mittelst ausreichender Veobachtungen reduciren. Die Beobachtungen zeigen, daß die Aenderungen des Luftdruckes den täglichen Gang des Pendels am meisten beeinflussen, vorausgesetzt daß die Compensation wegen der Temperatur hergestellt ist.

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