Titel: | Eine Modification und Verbesserung der Meidinger'schen Elemente; von Dr. Pincus. |
Fundstelle: | Band 190, Jahrgang 1868, Nr. C., S. 377 |
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C.
Eine Modification und Verbesserung der Meidinger'schen Elemente; von Dr. Pincus.
Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
Telegraphen-Vereines, 1867 S. 218.
Pincus, Verbesserung der Meidinger'schen Elemente
Pincus.
Die Meidinger'schen Elemente, welche wegen ihrer
constanten, lange anhaltenden Wirkung und wegen ihrer sonstigen Eigenschaften mit
Recht die allgemeinste Anwendung finden, haben gleichwohl mehrere in ihrer
Construction begründete Fehler, deren Beseitigung durch entsprechende Abänderung mir
vollkommen gelungen ist, wobei der ganze Apparat noch außerdem einfacher und
ökonomischer sich darstellt, als er bisher schon war.
Zu den Fehlern zähle ich folgende:
Die Stellung der Metalle, eines Zink- und Kupfercylinders übereinander ist
elektromotorisch aus bekannten Gründen nicht die vortheilhafteste; die Entfernung
der wirkenden Flächen von einander hat bei dieser Anordnung ein Minimum und ein
Maximum, das von fast Null dis zur doppelten Höhe der einzelnen Cylinder geht.
Hierdurch wird nicht bloß ganz unnöthigerweise der Widerstand in dem Elemente selbst
vermehrt und die elektrische Erregung ungleich vertheilt, sondern es wird auch, was
das Uebelste ist, Gelegenheit zu localen Strömen gegeben, wodurch die Hauptwirkung
geschwächt und außerdem Material vergeudet wird. Dieß geht folgendermaßen zu.
Wenn das kleinere, den Kupfercylinder enthaltende Glasgefäß sich mit Kupfervitriol
gesättigt hat, so kommt die Kupferlösung dem unteren Theile des darüber stehenden
Zinkcylinders so nahe, daß leichte Erschütterungen, Strömungen in der Flüssigkeit
— durch Temperatur-Differenzen hervorgebracht — das positive
Metall mit der Kupferlösung unvermeidlich in Berührung bringen. Es schlägt sich
Kupfer auf dem Zinke nieder, wie man das bei jeder Meidinger'schen Batterie ausnahmslos nur zu deutlich sehen kann, und es
ist wegen der Form des Zinkes nicht einmal Gelegenheit gegeben, daß das schädliche
Metall leicht abfällt. Oder, was mitunter auch vorkommt, die Concentration der
Flüssigkeit in dem kleinen Gefäße ist eine ungleiche, der untere Theil des
Kupfercylinders taucht in eine concentrirtere Kupfervitriollösung, während der obere
von einer nur Spuren von Kupfersalz oder auch gar keines enthaltenden
Bittersalzlösung umspült ist. Dadurch entsteht ein localer Strom in dem
Kupfercylinder selbst, der untere Theil ist elektronegativ, der obere
elektropositiv, wie dieß bei geschlossener Kette die galvanoplastische Ablagerung
vorzugsweise am unteren Rande (?), bei geöffneter Kette die Anfressung des oberen
Theiles beweist.
Die Oberflächen der wirkenden Metalle sind bei den Meidinger'schen Elementen ihrem Flächeninhalte nach ungleich, und durch
das nahe Anliegen an die Wände der Glasgefäße kommt nur eine Fläche zur
Wirksamkeit.
Allen diesen Uebelständen wird einfach und vollkommen dadurch vorgebeugt, daß man
kreisrunde Metallplatten, die horizontal über einander liegen, statt des Cylinders
anwendet. Die Anordnung ist folgende:
Eine Kupferscheibe, die in der Mitte eine etwa ½ Zoll im Durchmesser fassende
Oeffnung hat, ruht wie ein Tisch auf drei aus umgebogenen Kupferblechzipfeln
bestehenden Füßen in einem runden Glasgefäße so, daß etwa ½ Zoll Zwischenraum
zwischen dem Boden des Gefäßes und der Kupferplatte bleibt. Vier Zoll über der
Kupferplatte und parallel mit derselben ist eine gleich große ¼ Zoll dicke
Zinkscheibe an zwei bis drei aus dem Gefäße hervorragende angegossene Zinkzapfen an
den Rändern des Glasgefäßes angehängt. Einer dieser Zapfen hat eine Klemmschraube
oder einen einfachen Leitungsdraht; durch einen Einschnitt an dem Rande der
Zinkplatte tritt der mit Gutta-percha überzogene Leitungsdraht von der
Kupferplatte hervor.
Auf der Mitte der Zinkscheibe ruht ein oben offener Glascylinder, dessen enger Hals
durch die Oeffnungen im Zink und Kupfer hindurchgehend und in einer Spitze mit
ziemlich feiner Oeffnung zulaufend fast bis auf den Boden des Glasgefäßes reicht.
Ein solches Glas läßt sich sehr leicht aus einem abgesprengten Arzneiglase mit Kork
und Glasrohr improvisiren.
Die Füllung geschieht ganz wie bisher mit Bittersalzlösung in das große und Kupfervitriolstücken
in das kleinere obere Glasgefäß. Daß die Bittersalzlösung 1–2 Zoll die
Zinkplatte überragen muß, versteht sich von selbst.
Der Raum unter der Kupferplatte sättigt sich nun bald mit Kupfersalz und die
Kupfersalzlösung steigt, je nach der Concentration der Bittersalzlösung,
½–1 Zoll über die Platte empor, eine genau begrenzte, scharfe
Scheidungslinie mit der darüberstehenden farblosen Flüssigkeit bildend. Bei ruhigem
Stande des Gefäßes ändert sich das tief dunkelblaue Niveau kaum merklich, und es ist
ohne sehr starke Erschütterung und ohne sehr bedeutende Temperaturdifferenzen kaum
möglich, daß das elektropositive Metall mit der Kupferlösung in Berührung komme.
Alle weiteren Vortheile dieser Construction, d. h. der Lagerung von Metallplatten
übereinander, ergeben sich von selbst. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern,
daß so combinirte Elemente mit Platten von 4 Zoll Durchmesser sich viel dauerhafter,
ökonomischer und wirksamer erwiesen haben, als gewöhnliche Meidinger'sche mit einer viel größeren Zinkoberfläche. Schon der Umstand,
daß man die ganze Combination in allen ihren Theilen, sowohl den festen als den
flüssigen, übersehen kann, würde ich als einen Vorzug betrachten, auch wenn dieses
Element sonst keine Vorzüge hätte, und ich bin überzeugt, daß wer einmal diese
Construction gewählt hat, nicht mehr zu der ursprünglichen Form zurückkehrt. Statt
der unteren Kupferplatte läßt sich vielleicht mit noch größerem und besserem Erfolge
ein spiralförmig zusammengewundener, 30–36 Zoll langer und einen halben Zoll
breiter Kupferstreifen anwenden. Auch läßt sich das obere Glasgefäß für das
Kupfersalz ganz entbehren, indem man durch die Oeffnung im Zink von Zeit zu Zeit
Kupfervitriolkrystalle auf die untere Platte direct einwirft.